Einleitung und Hinweise zu den unterschiedlichsten Lacken
Moin moin
Hier mal ein Link für alle Farbkleckser
Link-Autor-Hans
Auszug :
Hans schrieb:
Die Geschichte der Kunstharz-Lacke ist eine Geschichte voller Missverständnisse...
Es ist schon ein Elend mit den Farbbezeichnungen und durch die ewig unkritische Rückübersetzung aus dem englischen Sprachgebrauch wird es noch schlimmer.
Ein kurzer, grober Abriss der Farbgeschichte....
Ölfarbe sind in Öl gebundene Pigmente. Als Öl wird meist Leinöl verwendet. Als ideales Lösemittel gilt Terpentin (Naturprodukt). Heutzutage nimmt man als synthetischen Ersatzstoff auch gerne Testbenzine ( Terpentinersatz, Shellsol etc.).
Die Konsistenz der Ölfarbe kann unterschiedlich sein und war sie früher auch. Heutzutage und in Hobby- und Malerkreisen kennt man nur noch die 'Künstlerölfarbe' in der Tube.
Ölfarbe trocknet durch das Verdunsten des Lösemittels und härtet durch Oxidation des Bindemittels. Sie bleibt elastisch, wird aber nach Jahren spröde.
Lack
Lack besteht aus Pigment, gebunden in Harz, gelöst in Terpentin / Terpentinersatz. Das Harz war bis in 1920er Jahre wirklich natürliches Harz. Bei uns verbreitet waren viel die Kopallacke, Kopal ist eine Art einer Vorstufe zum Bernstein ( der auch als Bindemittel verwendet wurde). Lack ist hochglänzend, spröde. Er trocknet und härtet durch Verdunstung des Lösemittels. Es gibt vielerlei Mischformen, auch mit Ölen.
Dieser Lack heisst auf englisch 'Enamel', eigentlich Email, eigentlich Email-Lack, weil er so schön glänzt. Hat mit den 'Modellbauer'-Enamels eigentlich nix zu tun.
Kunstharzlacke
entstanden nach dem Ersten Weltkrieg erstmals so richtig. Versuche gab's schon vorher. So richtig zum Einsatz bei uns kamen sie im 2.Weltkrieg und danach.
Noch heute gängig ist
Alkydharzlack . Der Klassiker schlechthin. Nahezu alle Baumarkt-Lacke sind Alkýdharzlacke, aber halt auch unsere Revell - , Humbrol- , oder Testorsfarben. Gelöst wird mit synthetischen Stoffen, idealerweise Testbenzin ( heutzutage gerne aroma-tenfrei) also Terpentinersatz, Shellsol, aber auch 'Universalverdünnung'. Durch ent-sprechende Einstellung der Farbe und entsprechende Zusatzstoffe gibt es unterschiedliche Konsistenzen und Verpackungsformen. Die unkritische Übernahme des Begriffs 'Enamels' aus dem angelsächsischen Modellbauerländern verwirrt und trifft die Sache nicht.
Acrylharzlacke
Acrylharze sind neben den Alkydharzlacken das am weitest verbreitete Bindematerial. Acrylharz löst sich in allen möglichen Lösemittel, in Testbenzin, in 'Universalverdünnung (weil oft Toluol-haltig), in Alkohol.
In der Modellbauerszene werden diese Farben oft grundsätzlich als mit Wasserlöslich bezeichnet, was sie aber nicht sind. Man kann sie allenfalls verdünnen, aber nie lösen. Und auch nur dann, wenn das Lösemittel mit Wasser verdünnbar ist. Auch hier ist die unkritische Übernahme des englischen Begriffs 'Acrylics' eher verwirrend. Im Modellbauergebrauch gibts Acrylfarben, die eher Alkoholorientiert sind ( Tamiya, Gunze), aber auch welche, die eher wasserorientiert sind ( Lifecolor, Vallejo, Humbrol). 'Künstleracryl' sind anders abgestimmt und eher pastös.
2K-Lacke
sind logischerweise auch Kunstharzlacke, auch auf Epoxid-Basis. Sie härten nur bei Zugabe eines Härters. Wenn man so will, sind es pigmentierte 2-Komponenten-Leime.
Nitro-Zellulose-Lacke
gibts schon ewig, DuPont hat das Zeug schon um 1900 herum erfunden, auf dem Markt hat sich das Zeug ab der 30ern entwickelt. Nitro-Zellulose ist eigentlich Schiessbaumwolle ( BUMM!), vermischt man es mit weiteren Zellstoffen, kann man daraus (nichtexplosives) filmbildendes Material gewinnen. Gibt gute glänzende Farben, müssen mit agressiven Lösemitteln verdünnt werden. Stinkt und macht krank....
Mischen und Übereinander-Pinseln
In jedem Modellbauforum der Dauerbrenner. Alte Malerregeln wie 'Fett auf Mager' helfen da nicht. Generell gilt: Es ist nicht das Bindemittel, das die Probleme macht, sondern das Lösemittel ( und ggf. die Hilfsstoffe). Wenn eine Farbe ausgehärtet ( nicht nur trocken!!) ist, läßt sie sich im Grundsatz mit jeder anderen überstreichen - nur das Lösemittel entscheidet, ob es die ausgehärtete Grundfarbe anlöst oder nicht.
Alkydharzfarben ( 'Enamels') werden durch Testbenzin und Alkohol im ausgehärteten Zustand nicht wirklich angelöst => Sie lassen sich mit Alkyd- und Acryl überstreichen
Acrylfarben reagieren unterschiedlich: Manche sind empfindlich gegenüber Testbenzin, manche gegen Alkohol. Tamiya bleibt auf ewig alkollöslich. Hier hilft nur ausprobieren. Regel: Spritzen geht fast immer, beim Pinseln Vorsicht!
Oft wird ein Unterkriechen der Farbschicht durch die niedrigstviskosen Lösemittel ( soll heissen: Extrem flüssig und kriechfreudig) , das ein grossflächiges Aufblühen und Abplatzen der Grundfarbe zur Folge hat, mit 'Anlösen' verwechselt. Hier hat sich aber der Grundlack nicht sauber mit der Oberfläche verbunden und der Verdünner ( z.B. bei Washings) läuft einfach drunter und sprengt die Lackschicht. Also, immer gut entfetten und sauber arbeiten.
Mischbar sind im Prinzip alle Farben, die das selbe Lösemittel verwenden. Öl mit Alkyd und auch mit Acryl, wenn dieses z.B. in Toluol gelöst wurde. Letzteres hat keine praktische Bedeutung, gibt’s auf dem Markt praktisch kaum. Ölfarbe mit Revell und Humbrol mischen macht aber zum Beispiel null Probleme.
Das sind jetzt aber nur grobe Abrisse. In Wahrheit ist das ganze noch komplizierter, von irgendwelchen Zuschlagsstoffen wie Trocknungsverzögerer und Oxidationsbeschleuniger ist ja gar nicht die Rede. Aber das hat für den Modellbaueralltag relativ wenig Bedeutung.
Grüßle Horst