hier ein paar Ausschnitte aus den damaligen "Print-Medien", vornehmlich MIBA. Beginnend mit 1963, dem Höhepunkt 65/66 und '67 war ja bekanntlich schon wieder Schluss. Trotzdem, was seinerzeit Egger auf die Beine gestellt hat, nicht nur im positiven Sinne. Man denke nur an die schöne Dampflok Nr. 2 (Katalog 102)! Anfangs (1964) ein wunderschönes Modell, quasi der Inbegriff einer Feldbahn-Dampflok, zum Schluss dann nur noch ein "vereinfachtes" Lökchen...vier verschiedene Versionen in drei Jahren Produktionszeit!
Egger-Bahn 102 in der Ur-Ausführung:
Schöne Grüße!
Mein Motto: Einfach, solide und wertig. Und das Recht auf Selbstreparatur!
in dem MIBA-Test steht versteckt, warum die Egger-Bahn wieder verschwand.
Die kleinen Lokomotiven wiegen nur um die 50 Gramm. Weil der Motor senkrecht im Führerhaus angeordnet ist, im Kessel nur Platz für ein kleines Gewicht ist, liegt der Großteil dieser 50 g auf der zweiten Treibachse. Die Stromabnahmebasis war bescheiden. In der ersten MIBA- Beschreibung steht der Hinweis, daß die Schienen aus Neusilber sind. Wegen der bescheidenen Zugkraft propagierte Egger später die mit "Magma-Kraft" ausgestatteten Lokomotiven. Zwischen den beiden Treibachsen der Lok (auch in dem Dampftriebwagen steckt ein Lokfahrgestell) wurden kleine Magnete angebracht, die knapp über den Schienen schweben. Damit würde die Zugkraft um 300 % steigert, wie Egger behauptete. Dazu mußte man aber von dem unmagnetischen Neusilber-Schienenprofil zu einer eisenhaltigen Schiene wechseln. Eisen hat aber einen schlechteren Stromübergang zum Rad und neigt bei Weniggebrauch zum Rostansatz. Zudem neigt das stromaufnehmende Rad wegen des schlechteren Stromüberganges zum Verzundern.
Das Verhängnis kam in Form der Zeitschrfit DM: Die von einem ehemaligen Spiegel-Redakteur 1961 in Leben gerufene >erste deutsche Zeitschrift mit Warentests< die bisher in Deutschland unbekannt waren, legte einen erfolgreichen Start hin. (Die heute bekannte Zeitschrift >test> erschien später,) Es wurden die verschiedensten Produkte von Experten vergleichend untersucht. Man unterhielt aber kein eigenes Testlabor, sondern verließ sich auf das Urteil der Experten, deren abschließende Bewertung von „sehr empfehlenswert“ bis „vom Kauf abzuraten“ reichen konnte. Auch der Ladenpreis , floss in den Testergebnissen ein. Die Vorgehensweise, negative Produktmerkmale in den Vordergrund zu stellen, sowie eine sehr deutliche Sprache trieben zwar die Auflage in die Höhe, führte aber auch zu einer Welle von Klagen betroffener Hersteller.
In einer Ausgabe der DM wurden die damals am Markt vertretenen Modellbahnen der Spurweite N wie Arnold, Minitrix und eben Egger untersucht. Bei dem vergleichenden Test dieser doch recht unterschiedlichen Modellbahnen kam die Egger-Bahn am schlechtesten weg. Nach Bekanntwerden des DM-Tests brach der Verkauf der Bahn ein und die Firma mußte aufgeben. Die Egger-Formen übernahm die französischen Firma Jouef, die seinerseits selbst eine Feldbahn auf Spur N - Gleisen anbot und so das Programm erweitern konnte. .
das Magazin "DM" berichtete zweimal über Modelleisenbahnen. Ich zitiere von modellbahnarchiv.de :
Ausgabe 24/1962 Elektrische Eisenbahnen; Seite 37-58 Ein Überblick über die damals erhältlichen Modelleisenbahnen, auch die Sortimentsbahnen. Das Urteil geht von empfehlenswert (Fleischmann, Märklin, Meccano Hornby) bis schlecht (Bub, HWN, Keim).
Ausgabe 50/1963 Elektrische Eisenbahnen; Seite 54-61 Untersuchung von zwölf Anfängerpackungen mit elektrischen Eisenbahnen. Fleischmann, Märklin, Trix, Rokal, Arnold sind (mehr oder weniger) empfehlenswert, Bub, HWN und Egger fallen durch.[/i]
Zitatende
Der Testbericht von 1962 ist im Katalogarchiv dieses Forums abrufbar. Den Testbericht von 1963 habe ich nur auszugsweise als OCR-Scan ohne Bilder von einer alten Rokal Sammlerseite. Der verstorbene Betreiber war Mitglied dieses Forums. Meines Wissens ist diese Seite derzeit nicht mehr online, man arbeitet aber wohl daran.
Egger ist sicher nicht wegen des DM Tests gescheitert sondern an mangelhafter Produktqualität, Liquiditätsproblemen und den absurden Vorstellungen der Constantin Film :
ich will Egger nicht in Schutz nehmen, aber dieses Statement aus dem Bericht sagt doch schon alles:
"Nicht empfehlenswert Egger-Bahn 501 (56 Mark): Eine neu auf den Markt gekommene, sehr modellgetreue, sorgfältig gefertigte Feldbahn. Zu kurze Lebensdauer. Für Kinderhände zu zierlich. Wenig ausbaufähig."
Der Bericht ist von 1963, da ist das Bähnle gerade erst erschienen (von wegen "nicht ausbaufähig"), und in "den Kinderhänden" möchte ich mal heutige Produkte sehen... Bei den Gutachtern wären vermutlich Porsche Carrera RS/ Renault Alpine A110 und Lotus Super Seven gnadenlos durchgefallen (Preis-Leistungsverhältnis, zu kleiner Kofferraum, nur Platz für zwei Personen, etc. ...) Man sollte halt nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und vielleicht auch die Zielgruppe nicht aus dem Auge verlieren... Außerdem bekommt ja Märklin und Trix auch "sein Fett weg"...
Schönen Abend!
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