Guten Abend,
nein, ich baue keine Loks (und habe auch noch nirgendwo behauptet, dies zu können), weil ich
einfach die Einsicht besitze, dass andere Leute das besser können als ich,
wahrscheinlich deshalb, weil sie es einmal gelernt haben.
Würde ich das nämlich versuchen, käme höchstens die Karikatur einer Lok dabei heraus,
die nicht meinen eigenen Ansprüchen an Perfektion genügen würde und es wäre anmassend
von mir, zu erwarten, dass andere Menschen sich dann mit meinem Murks begnügen sollen.
Es hat mit Wertschätzung zu tun. Schaut euch nur einmal die Grundplatte des
Fahrtrichtungsschalters an, die ist nicht einmal ordentlich geschnitten, das macht
schon gleich einen lieblosen Eindruck. Hier hat einer nicht einmal fünfe gerade sein lassen,
sondern alle Primzahlen auf einmal!
Warum die Zeit damals so war wie sie war, erklärt uns abschließend das Geschichtsbuch, aber
unabhängig davon konnte man auch damals sicherlich präzise arbeiten.
Ich habe auch schon viele Sachen in der Hand gehabt, die der Vorbesitzer "verbessern" wollte.
Früher gab es nämlich erstaunlich viele Leute, die wohl der Ansicht waren, dass die Herren Kahn,
Insam oder Kilian keine guten Lokomotiven bauen konnten. Da wurde gebohrt, geschraubt, geklebt
und mit viel Farbe gearbeitet. Das Ergebnis war meistens mäßig.
Natürlich gab es diese Leute, die in der Miba ausgeklügelte und wirklich gut durchdachte
Konstruktionspläne publiziert haben. Aber es gab eben auch solche Leser, die geglaubt haben, dass
es sich dabei um eine Art Laubsägearbeiten handle.
Wenn jemand etwas nicht perfekt macht, dann darf man dies auch sagen. Wenn ein Herzchirurg
in dieser Qualität arbeiten würde, fänden die Angehörigen des Patienten das auch nicht schön;
der Patient selbst könnte dann möglicherweise nichts mehr kritisieren.
Herzliche Grüße
Johannes