Hallo, werte Kollegen,
"angefixt" durch diverse Beiträge im Forum über die Inox-TEE- Wagen und den passenden Loks diverser Hersteller
einerseits und schöner Erinnerungen an die herrlichen Originalwagen in irgend einem deutschen Hauptbahnhof
in meiner Jugendzeit, wollte ich mir auch einmal so etwas schönes gönnen. Meine Wahl fiel auf die Marke GéGé,
denn ich wollte schon immer mal dieses Fabrikat näher kennenlernen.
Zufällig wurde vor ein paar Wochen ein kurzer Zug "Etoille du Nord" im französischen Ebay per Sofortkauf ange -
boten, und ich griff zu. Nach wenigen Tagen bereits traf das Paket ein, und ich war schon direkt von den Modellen sehr
angetan, obwohl mir doch sehr befremdliche, extrem hohe Spurkränze entgegenstrahlten! - Volle 1,6 mm hoch !! Also,
erst mal Alles ab ins private "AW" zur Bearbeitung auf der Drehmaschine! ( Bis auf die mittleren Radsätze der 3-achsigen
Lok-Drehgestelle- doch dazu später mehr !). Zunächst mal Fotos : (Ich hoffe, es klappt alles - bei Picr.de wurde ja
vieles geändert - warum auch immer). Also denn:
Ich hoffe, bei Picr ist das Bild nicht umgekippt! - Im Unterschied zur Jouef-Lok sind die "A-Säulen" an den Ecken nicht ge-
riffelt, sondern glatt. Die erhabenen Verzierungen und Eigentümerkennzeichnung innerhalb der roten Frontmaske sind mit
Gold und Silber sehr schön ausgelegt. An der Pufferbohle fehlen, wie auch an entsprechenden Lima- und Jouef-Loks, leider
sämtliche Zurüstteile! Bild 2):
Die lange Reihe der Lüftungsschlitze ist durchbrochen und recht schön geraten. Ebenfalls sehr schön sind die golden gefärb-
ten Schlder mit Baureihenbezeichnung und Eigentümerkürzel.- Weniger schön sind die nur lieblos hinterlegten Fenster - aber
dafür gibt es Abhilfe !! Bild 3):
Auf der Bodenwanne ist noch der Lok-Typ und der Hersteller vermerkt, sowie "Made in France", und das war es mit Beschriftung
Bild 4.):
Der Dachgarten ist etwas "mager" geraten, etwa so, wie bei der Lima-Lok. ( Die Jouef-lok hat ein paar braune Steckteile mehr).
Bild 5):
Die Lok hat 3 Stromabnehmer mit kürzerem Schleifstück, und einen mit längerem, doppeltem Schleifstück, ( vermutlich derjenige
für das deutsche Fahrstromnetz). Dieser ist sehr schön geraten und kann mit den Röwa-Stromabnehmern von ET420 und
dem TEE-Speisewagen optisch und funktional mithalten. Die Federspannung läßt die Dinger ( anders als bei der Jouef-Lok), nicht
in Ruhestellung zurückschnappen, sondern hält ihn stets "unter Draht". Das voll bewegliche Schleifstück würde wohl immer sauber
anliegen. Die Befestigung der Stromabnehmer auf dem Dach ist allerdings recht "speziell", siehe Bild 6):
Direkt vor dem Rohrfuß des kleineren Exemplars ist ein heller, quer verlaufender Draht zu sehen - dieser U-förmig und rechtwinklig
geformte Draht ist durch 2 Löcher in Sockelplatte und Dachhaut gesteckt und im Gehäuse-Inneren einfach verzwirlt , Wahn-
sinnslösung ! Nun schauen wir mal ins Innere der Lok, Bild 7):
Der Motor, ( ein 3-poliger "Rastefix"- Motor ), treibt über Siliconschlauch-Kupplungen 2 Transmissionswellen an ( !! ). Die Silicon -
Kupplungshülsen sind neu, die originalen, schwarzen Gummikupplungen verloren im Laufe der Jahrzehnte ihre Mitnahmekraft.
Die langen Wellen sind jeweils in einem Bock aus gleitfähigem Kunststoff gelagert. Vor und hinter jedem Bock sitzt ein Flachriemen
und treibt jeweils eine der inneren und äußeren Achstrommeln an.- Diese Silicon-Treibriemen sind ebenfalls neu, die originalen
aus dunkelbraunem Kautschuk waren spröde und zerbröselt. ( War im Ebay-Angebot auch so beschrieben, daß die Riemen fehlen!).
Neue, haltbarere Siliconriemen gibt es im Satz mit den Kuppl.-Hülsen im französischen Ebay zu kaufen !
Bild 8):
Hier sieht man die Riemen mit den besagten Achstrommeln. Außerdem sieht man die 2 rundlichen Befestigungsklötze, die an den
massiven Drehgestellwangen aus schwerem Metallguß angeformt sind. In diesen Klötzen sitzen die von oben eingedrehten Befesti-
gungsschrauben, mit denen die Wangen an dem aus Kunststoff bestehenden Drehgestellkörper verschraubt sind.
Das Ganze im Detail von oben, siehe Bild 9):
Die inneren Schrauben ( mit Senkkopf ) sind von oben nur dann sichtbar und erreichbar, wenn das betreffende Drehgestell
mit den Fingern geschwenkt und festgehalten wird. ( Die 2 Riemen pro Drehgestell haben eine ordentliche Rückstellkraft !).
Nun das 10. und letzte Bild für heute:
Hier sind die äußeren Befestigungsschrauben ( Zyl.-Kopf) zu sehen mit den darunter geklemmten Kabelschuhen für die Fahrstrom-
abnahme. Diese erfolgt über die Radscheiben, die Halbachsen mit Spitzenlagerung und die Drehgestellwangen aus massivem Guß.
( = Recht sichere Stromabnahme!).
Auch bei dieser Lok haben die mittleren der 3 Achsen , wie bei der Jouef-Lok, keinen direkten Schienenkontakt, aber hier ist es
nicht ganz so auffällig.- Die Achslagerbohrungen sind alle in gleicher Höhe, nur die mittleren Räder sind halt im Durchmesser um
1,0 mm kleiner !! - Die Spurweite ist dort 14,1 mm, bei den äußeren Achsen jeweils 14,3 mm. Die Spurkränze habe ich nur
bei den äußeren, echten Antriebsrädern auf genau 1,1 mm abgedreht, bei den mittleren die "Pizzaschneider" so gelassen, somit
haben alle Räder den gleichen Gesamt-Durchmesser, und damit fallen die am Laufkranz kleineren Räder nicht mehr so dolle auf.
Noch etwas zu den Achstrommeln: Diese haben einen Durchmesser von 8,8 mm, die langen Wellen sind an den relevanten Stellen
für die Riemen 3mm dick.- Das ergibt eine popelige Untersetzung von 2,933 !- Daß damit die Lok zu einer Rakete wird, dürfte je -
dem klar sein. Also - Vorsicht am Regler ! Sehr langsames Heranfahren an den Zug ist auch nicht möglich !- Auf Grund der
sehr sparsamen Untersetzung in Kombination mit einem 3-poligen "Rastefix"- Motor ( Trix-Express läßt grüßen.....), ist da erst mal
Ruckeln und Zuckeln angesagt. Im normalen Streckenbetrieb fährt die Lok aber schön geschmeidig, begleitet von einem deutlich
vernehmbaren, für solche Motoren halt typischen Brummen, das aber noch erträglich ist. Es gibt im franz. Ebay übrigens noch heu-
te Umbausätze mit 5-poligen Motoren, die ganz einfach gegen die alten getauscht werden können- dann herrscht Ruhe!
Die Zugkraft reicht schon jetzt für normale Züge aus.
Mein Fazit:
Ich mag diese Lok, weil sie von den 3 alten Fabrikaten die schönste Lokfront, die schönsten und technisch besten Stromabnehmer,
4-Achsantrieb und ein durchaus brauchbares Fahrverhalten hat ! ( Abgesehen mal von der extremen Langsamfahrt ). So, ich hoffe,
dieser lange Bericht war für Euch interessant genug - für heute reicht es erst mal. Es gibt übrigens auch noch detaillierte Fotos von
den Drehgestellen und dem Originalkarton.-Falls die auch jemand sehen möchte, bitte melden.
Über die zwei mitgekauften Wagen von GéGé ( andere Ausführung als bereits bekannt), berichte ich in Kürze in einem extra Fred.
Bis dahin, schöne Grüße
Wolfgang aus dem Sauerland