Ich habe hier eine Karl Bub Lok mit mittelprächtig verschmutztem Uhrwerk. Das Problem an der Sache ist, dass die Antriebseinheit im Prinzip komplett intakt ist. Die Räder sind ohne Zerfallserscheinungen, auch die Farbe ist noch sehr gut, ich würde sie deshalb nur sehr ungern abnehmen. Bei den aufgepressten Rädern bei KB geht das nie ganz spurlos. Jetzt stellt sich mir die Frage, wie reinigen ohne die rote Farbe anzugreifen. Normalerweise bin ich da ein Freund der Mechanikervariante: Schüssel - Putzpetroleum - Pinsel Ich habe allerdings Sorge, dass das der alten Farbe nicht gefällt. Vielleicht stand hier jemand schon mal vor einem ähnlichen Problem und hat einen Rat für mich.
Hallo Daniel, falls die Räder nur aufgepresst sind und auch nicht lose sind, dann würde ich vom "runterrupfen" abraten. Bei den besseren Werken kann man die Räder ohne Schaden demontieren. Ansonsten hatte ich mit Petroleum bisher kein Problem den Schmodder zu lösen. Würde es nur nicht unnötig lange einweichen. Spiritus geht garnicht! Haare und was sich sonst so alles reinwurschtelt: gute spitze Pinzette Ansonsten ist die kleine Zahnbürste in ihrem zweiten Leben immer brauchbar.
Falls die aufgepressten Räder sich gelöst haben: abmachen, alles reinigen und dann Loctite. Ich nehme den Reiniger SF 7063, zur Not Bremsenreiniger (hat bei mir bisher kein Lack angegriffen) und sauberen Baumwollfetzen (zweites Leben meiner T-Shirts). Klebstoff nehme ich den 648 high strength, auch ohne Aktivator reagiert der schnell!
Der kostenlose Rat der Uhrmachers ist ja schön und gut, geht aber nur bei den besseren Uhrwerken. Bei den billigen Einfach-Uhrwerken geht das aber oft kaum. Viele haben verlaschte Platinen aus Blech, wo beim öffnen die Laschen abbrechen können. Manche Hersteller haben auch nur aufgesteckte Räder bei denen die Achse am Ende breit gepresst ist. Diese lassen sich nur bei Neuanfertigung der ganzen Achse zerlegen.
Meistens wasche ich ein Uhrwerk mit Waschbenzin aus, danach wird das Werk mit WD40 eingesprüht und dieses dann mit Druckluft ausgeblasen. Bei den Blech-Platinen ist WD40 sehr hilfreich, es verhindert weiteres rosten.
ich dachte halt, nachdem Daniel HIER und HIER schon solche Arbeiten abgeliefert hat, wird er wohl in der Lage sein, die Räder Rückstandsfrei zu demontieen oder ggf aus einem STück Stahldraht eine neue Achse zu machen und die Enden zu verpressen.
Er hat ja schon oft bewiesen, daß ihm gerade diese einfachen Uhrwerke alle Mühen wert sind. Warum sollte das diesmal anders sein?
"Das Land steckt in einer Krise, Johnny!" "Wir latschen von einer Krise in die nächste..."
Danke für die Ratschläge, die streuen ja doch erheblich. Mir ging es nur um die Räder, bei Karl Bub gibt es in der Beziehung keine Klassenunterschiede, da ist jedes Rad aufgepresst. Das Werk bleibt zu, dass mache ich nicht ohne Not auf, putzen kann man auch so. Es wäre mir auch neu, dass es geschraubte Platinenhälften bei den Werken gibt. Bei Bub keinesfalls, ich habe noch eine Märklin R920 und ein einzelnes Werk einer R8xx oder R9xx (keine Ahnung), auch dort sind -wie üblich- die Hälften vernietet. Naja OK, die 920´er hat Räder, welche mit Muttern gesichert sind. Das Abnehmen der Räder geht, ich habe mir eine ausrangierte Fisch- oder Meeresfrüchtegabel besorgt und zurecht gedengelt, damit hat man eine gewisse Kontrolle beim Abhebeln, gerne mache ich es trotzdem nicht. Beim Thema quetschen muss ich immer noch passen, der Sparfuchs in mir konnte sich bis heute nicht dazu durchringen, eine Kniehebelzange zu kaufen... Ich hatte allerdings bei KB damit auch noch nichts zu tun. Bei den Vernietungen innerhalb des Werkes hat der Hersteller sowieso eigene Produktionstechniken genutzt, da muss man improvisieren. Im CIFOM-ET in Le Locle gibts dafür Hausverbot, aber damit kann ich leben...
Ich habe mir vorhin in der Mittagspause überlegt, mir ein ausrangiertes Rad zu schnappen und mal zu schauen, was die Farbe alles wegstecken kann. Motto, lieber vorher gewussst als hinterher gewundert. Harry, bei Bremsenreiniger muss man wirklich aufpassen, bleib bei der Marke, die Du dafür nutzt. Ich nutze teilweise (beruflich) Sorten, die darf man nicht mal auf verzinkten Bauteilen verwenden.
Also, wenn Du das Werk wirklich gründlich (zusammengebaut) reinigen und vor allem entfetten willst, dafür nutzt der Uhrmacher eine spezielle Reinigungslösung, die allerdings ziemlich teuer ist, der Liter kostet etwa 60 Euro.
Es ist im Grunde genommen eine Mischung aus destilliertem Wasser, Ammoniak, Schmierseife und Spiritus. Stinkt wie die Sau, funktioniert aber einwandfrei. Und tut dem Lack nichts.
Falls Interesse besteht, ich müsste das ungefähre Mischungsverhältnis noch irgendwo haben. Gerne per PN
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Klingt nach Wugaform, das Gebräu. Das hat mir mein Vater (Uhrmacher) angeboten, oder ein etwas sympathischer riechendes Reinigungskonzentrat von Boley. Allerdings jeweils ohne Garantie, das die Farbe das Bad übersteht. Wobei er auch der Meinung ist, das für den "Kram" Petroleum reicht...? Aus Meinen Job kenne ich noch Clean-split, aber das ist ein Hochleistungsentfetter für den Masch-bau Bereich.
Grüsse, Daniel
P.S. Wenn Dich die Nennung der Markennamen stört, sag es, dann nehme ich sie heraus.
Nee, alles gut. Wenn ich gewusst hätte, daß Dein Vater auch Uhrmacher ist, hätte ich das Kind ja gleich beim Namen nennen können. Frag ihn mal, ob er Elma 9:1 in der Werkstatt hat, das ist das Zeug was ich vorher beschrieben habe. Damit reinige ich meine Großuhrwerke. (Allerdings immer zerlegt).
Das Zeug mit Wasser anmischen, in ein Senfeimerchen mit Deckel und dann 20 Minuten schütteln. Besser geht es ohne Zerlegen und lackschonend nicht.
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@ Arne: WD40 soll nichts anderes sein als "white spirit and fish oil", was das white spirit bedeutet? Wikipedia nennt es Testbenzin oder Terpentinersatz. Interessante ist, dass man dies in fast jedem französischen Supermarkt für kleines Geld bekommt. Habe mir gerade eine Flasche mitgenommen.
Bremsenreiniger nehme ich nur um die Klebflächen zu reinigen. Ich mag das Zeug nicht besonders, da wohl auch Toluol drin ist.
Elma red und Suprol muss ich mir noch kaufen. Angeblich geht nichts über Wuga, das gab es schon früher und ist immer noch erste Wahl, "aber für Dein Spielzeug ist Elma bestimmt gut" - durfte ich mir sagen lassen...man hat es nicht leicht als KB-Besitzer. Bonflair wäre im Übrigen die andere Lösung, dass habe ich beim hastigen lesen mit Boley verwechselt.
White Spirit kenne ich als, mehr oder weniger, mittlerweile Synonym für Pinselreiniger im Englischsprachigen Raum. Urspünglich ging das, glaube ich, in Richtung Testbenzin bzw. Feuerzeug- und Waschbenzin. Mittlerweile gibt es auch Verdünnung und Terpentin(ersatz) unter dem Label. Funny Fact am Rande: Es gibt oder gab auch Schnaps oder Korn oder Brand (ich kenne mich bei solchen Sachen nicht aus) in der Aufmachung, angeblich im ironischen Kontext, weil´s so ähnlich schmeckt. Also Vorsicht im Supermarkt, nicht verwechseln.