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Trix Express Rivarossi Wabash: Instandsetzung Kugellager

#1 von Wagensammler6172 , 15.11.2018 16:00

Hallo,

Ich habe vor kurzem durch Zufall eine zweiteilige Trix Express US-Diesellok aus Rivarossi-Produktion quasi geschenkt erhalten. Da der Allgemeinzustand abgesehen von ein paar Kunststoffteilen, die man wohl als Ersatzteil bekommt, ansehnlich ist und der Motor super läuft, möchte ich die Lok Instand setzten und in meine Sammlung aufnehmen. Sie ist ein imposante Erscheinung, da nehme ich den "Kontrast" zu meiner kleine Trix-Express Nostalgieanlage mal hin.

Es gibt jedoch ein Problem: Die Kraftübertragung funktionierte nicht, eine Achse ließ sich sogar so fast ohne Wiederstand von Hand drehen. Also musste ich das Drehgestell öffnen. Die Ursache war schnell klar. Im Lager waren kaum Kugeln, die Schnecke hatte daher reichlich Seitenspiel. Überall verteilt im Fett, an Rädern und Zahnrädern fanden sich schließlich 20 Kugeln.



Meine Recherchen bisher:

- Es müssten ein paar mehr sein, da unten etwa 6 und oben etwa 18 Kugeln hingehören...könnte das hinkommen?
- Es gibt die Kugeln als Reproteile. Gibt es da verschiedene Beschaffungsmöglichkeiten? Auch für weitere Ersatzteile für die Lok?

Unklar ist mir noch folgendes:

- Ich habe in meinem Ersatzteillager eine identische Schnecke gefunden. Bei einer hat das obere Teil ohne Gewinde etwas Spiel zur Schnecke (kann ein kleines Stück nach links und rechts gedreht werden), bei der anderen geht das nicht. Welche Schnecke ist in Ordnung und welche nicht?



- Oben gehören die Kugeln zwischen Schnecke und Getriebedeckel, das ist soweit klar. Aber wo gehören sie unten hin? In die "Schale" auf dem Bild oder in die Nischen, die im Inneren des "Schneckenteils" zu finden sind?



Über jegliche Hilfe und Hinweise freue ich mich sehr, da diese spezielle Technik hier neu für mich ist.

Beste Grüße,
Heiner


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zuletzt bearbeitet 17.11.2018 | Top

RE: Trix Express Rivarossi Warbash: Instandsetzung Kugellager

#2 von Georg , 16.11.2018 01:26

Heiner,

vorweg an alle, die das hier lesen:
Nicht ohne Not den Deckel unten vom Drehgestell abbauen, wenn dazu keine Notwendigkeit besteht.
Auch nicht den Motor auseinanderbauen!
Pure Neugier muß man unter Umständen teuer bezahlen.


Gereinigt hat du ja schon.

Die neueren Motore aus der "Nach-Trix-Zeit" haben keine Kugellager, sondern Sinterbronzelager. Die älteren Modelle haben Motore mit zwei Kugellagern und im Drehgestell zwei weitere Kugellager jeweils oberhalb und unterhalb der Schnecke.

Beim Zerlegen daher ein Tuch darunter legen, damit die Kugeln nicht davon rollen können.

Nimmt die nicht "wackelnde" Schnecke. Die Schnecke selbst ist im beweglichen Drehgestell gelagert und "wackelt" etwas auf dem Vierkant der Motorwelle.

Beim Zusammenbau nimmt man die Kugeln am besten mit einer Pinzette auf und legt sie damit in die Lagerschale ein, die man mit dem sowieso benötigten Schmierfett reichlich einstreicht. Dann bleiben die Kugeln in der Lagerschale "kleben" und können nicht mehr davon rollen.

Wie schon erwähnt, hat der gesamte Antrieb vier Lager: eins auf der Drehgestellseite, was der Schienenseite zugewandt ist. Dann noch eins im Drehgestell der Motorseite zugewandt. Davon zeigt du in deinem Bild die Lagerschale im Drehgestell. Da hinein gehören 18 Kugeln, die abr nur da hinein passen, wenn man sie am äußerten Rand anordnet.

Zwei weitere Kugellager befinden sich innerhalb des Motor. Die mußt du auch überprüfen. Denn die Motorlager werden inzwischen ganz trocken sein. Dann können die Kugeln schon mal Flugrost angesetzt haben und beim Drehen des Motors von Hand entsteht ein mahlendes Geräusch. Wenn der Motor sich noch drehen läßt: Den Motor muß man nicht unbedingt auseinader nehmen: In vielen Fällen genügt das Einfüllen von Schmierfett/-öl durch das Loch in der Stellschraube bzw. in die Lagerlücken auf der "Vierkanntseite". Ist er allerdings festgefressen, muß man sich auch den Motor vornehmen. Es gibt Fälle, wo das Lager auf der Bürstenseite heiß gelaufen ist: das heiße Lager hat sich dann in den Kunststoff hinein gefressen.

Wenn dir eine oder mehrer Kugeln fehlen, entsteht eine "Kugel- Lücke" in der Lagerschale. Das darf nicht sein. Die Kugeln sollen sich selbst in der Bahn halten, da kein Kugelkäfig wie bei richtigen Kugellagern vorhanden ist. Tut man eien Kugel mehr hinein, beginnen sie sich gegenseitig zu behindern.

Da die Kugeln magnetisch sind, kann man versuchen, verlorene Kugeln mit einem Magneten wieder zu finden. Benötigst du neue Kugeln, sollten alle Kugeln eines Lagers getauscht werden, da alte und neue Kugeln im Durchmesser geringfügig abweichen können.

Sollte allerdings eine der Kugeln in das Innere des Motors geraten sein, läßt sich der Motor manchmal gar nicht mehr drehen, weil die Kugel am Magneten im Motor hängen bleibt und den Anker des Motors verklemmt. Dann muß der Motor ganz zerlegt werden. Auch da wieder dran denken, dass eine Reihe von Kugeln zum Vorschein kommen. Achtung: vor dem Zerlegen den Magneten makieren, sonst läuft der Motor bei Falscheinbau des Magneten nachher in die falsche Richtung.

Mit der ringförmigen Stellschraube rund um die Motorwelle auf der Büstenseite wird das Lagerspiel des Motors eingestellt. So wenig Spiel wie möglich, aber es darf nicht klemmen. Dann wird mit der Kontermutter (ital: contrado im verlinkten Bild) die Stellschraube fixiert.

Anzahl der Kugeln in den Kugellagern:
Im Drehgestell ist unten (schienenseitig) ein Lager mit 5 Kugeln, über der Schnecke ein Lager mit 18 Kugeln.
Im Motor selbst ist unten ein Lager mit 10 Kugeln und oben (bürstenseitig) ein Lager mit 5 Kugeln.

Die zwei Lager im Drehgestell halten die Schnecke in Position. Auch da ist eine Einstellschraube mit Kontermutter zum Einstellen des Spiels.
Angetrieben wird die Schnecke über den in deinem dritten Bild sichbaren "Vierkant".

Bilder über den Aufbau des Motors sagen mehr als viele Worte. Schau dir das mal hier an:

Diese Seite zeigt dir zunächst den Aufbau des neueren Motors, dann den Schnitt durch den alten Motor mit Kugellagern.
http://www.rivarossi-memory.it/tecnica/P...ari_Tecnici.htm

Diese Seite zeigt den zerlegten Motor mit "pallini" - mit Motor-Kugellagern
http://www.rivarossi-memory.it/tecnica/M...ni_e_Motori.htm
Da sieht man unten die beiden Lager im Drehgestell mit Angabe der richtigen Anzahl an Kugeln.

Der Motor wude im Laufe seiner Fertigung immer weiter "entfeinert",
Dies ist ein Bild von einer Lok mit einem neueren, entfeinertem Antrieb ohne Kugellager.
Das Bild soll nur zeigen, wie die Zahnräder im Drehgestll angeordnet sind.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:...Spur_H0_005.jpg

Die Stahlkugeln aller Lager haben einen Durchmesser von 1 Millimeter.
Fehlende Kugeln liefert Ton Jongen (trixexpress AT hetnet.nl). Er spricht deutsch.
Ton liefert hat noch viele Original- Teile. Vieles, was original nicht mehr lieferbar ist, fertigt er als Nachguß/Nachbau an.
Auf Anfrage bekommt man eine Liste der verfügbaren Teile.

Gutes Gelingen wünscht Georg


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RE: Trix Express Rivarossi Warbash: Instandsetzung Kugellager

#3 von Wagensammler6172 , 17.11.2018 20:37

Hallo,

Zunächst einmal vielen Dank für die umfangreiche "Nachtarbeit", Georg. Es ist immer wieder toll, wie man hier im Forum auf quasi alle, oft sehr ausgefallenen Fragen extrem hilfreiche Antworten bekommt. Dank der Ausführungen habe ich jetzt verstanden, was ich wie tun muss. Zumindest glaube ich das...

Leider komme ich erst jetzt dazu mich zu bedanken und zu antworten, da ich sowohl gestern als auch heute anderweitig meinem Modellbahnhobby "gefröhnt" habe. Gestern war ich auf der IMA in Köln und heute auf der traditionellen Modellbahnbörse eines lokalen Eisenbahnclubs in meiner Region. Beides war sehr schön. Ich habe tolle Anlagen gesehen, gute Tipps und Ideen gesammelt, einige nette Gespräche geführt und nicht zuletzt auch einige Schnäppchen gemacht. Diese zeige ich bei Gelegenheit mal im Neuzugänge-Threat. Natürlich sind die jetzt weiterer "Arbeitsvorrat" und beschleunigen dieses Projekt hier daher nicht unbedingt.

Der Motor in der "Wabash" läuft zum Glück sehr leise und gleichmäßig. Ich habe ihn sparsam abgeschmiert. Öffnen werde ich ihn daher erst mal ganz bestimmt nicht. Leider wurde die Lok aber vom Vorbesitzer wohl weiter betrieben, als die Kugeln schon nicht mehr alle an ihrem Platz im Lager waren. Ein Zahnrad von den beiden, die direkt in die Schnecke greifen, hat dabei sehr stark gelitten. Das zu große Spiel und das dadurch entstehende Durchdrehen hat die Zähne verbogen und teilweise abgehobelt. Da ich ja ohnehin Kugeln benötige (ich habe ja zu wenig und einige davon sehen auch nicht mehr gerade gut aus), kann ich ja Ton Jongen dann auch gleich nach dem Zahnrad und einigen weiteren Kleinteilen für die Lok fragen. Mal sehen, was ich bekommen kann. Ich finde, es ist ein nicht alltägliches Modell, in das man auch mal ein paar Euro investieren kann...und das mache ich auch gerne, schließlich ist der Einsatz von verschiedenen Hobbykollegen für die Ersatzteilversorgung im Trix-Express-Bereich außergewöhnlich und sehr unterstützenswürdig. Ich habe ja auch diverse andere Marken, und da ist das meistens sehr viel schwieriger mit den Ersatzteilen.

Beste Grüße,
Heiner


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