in den nächsten Wochen schreibe ich über die Restaurierung eines schönen Stromlinienzugs von LIONEL aus den 30'er Jahren. Es handelt sich um den M-10000 der Union Pacific "City of Portland". Das Original wurde im Februar 1934 in Dienst gestellt. LIONEL brachte im gleichen Jahr das eindrucksvolle Modell in Spurweite Null auf den Markt. Der Radstand des Modells war so lang, dass LIONEL gleichzeitig das "072" Gleis einführte. Gegenüber dem Standardradius hat es einen größeren Durchmesser von 72 inch.
Seit ein paar Jahren steht so ein Streamliner schon in meinem Regal und wartet auf eine Restaurierung.
Auf einer Börse konnte ich vor ein paar Wochen günstig einen End- und Mittelwagen im Originalkarton kaufen.
Die Farbabplatzer am Endwagen sehen mit Blitzlicht schlimmer aus als sie sind. Der Blitz offenbart aber auch die rissigen Räder. Ersatz werde ich demnächst in den USA besorgen. Die Kartons sind auch noch sehr gut erhalten.
Neulich brachte dann der DHL-Mann die ersten beiden Pakete aus den USA.
Ordentliche Verpackung! Das Motorteil und das Drehgestell haben den langen Weg schadlos überstanden.
Detail des Antriebdrehgestells. Bodengruppe, Front und Heckteil sind aus Guss - somit ist der komplette Zug sauschwer!
In dem kleineren Karton war ein Vestibule (Drehgestell). Eins fehlt noch... es ist unterwegs... warten, warten, warten...
Obwohl die Einzelteile aus verschiedenen Einkaufsquellen stammen - Farbe und Spielspuren passen sehr gut zueinander.
Die imposante Front.
Ein wohlgeformtes Heck.
Vorgeschmack auf die Zukunft...
Eigentlich wird es ja eine Doppel- bzw. Parallelrestaurierung. Was ist zu tun? Beide Motoren säubern und zum Laufen bringen. Mehrere Räder wg. Gusspest austauschen. Reinigen und Polieren der Wagenkästen. Evtl. leichtes Austupfen von Lackschäden. Alles mit wenig Aufwand machbar. Es wird aber wohl einige Wochen dauern. Jede Ersatzteilbestellung in den USA braucht etwa 3-4 Wochen bis sie bei mir ankommt. Über die Restaurierungsfortschritte werde ich berichten. Wenn die beiden Streamliner dann fahrbereit sind, werde ich sie beim Wittener Stammtisch vorführen.
heute habe ich mir etwas Zeit genommen und den ersten Motor gecheckt.
Diese seitliche Schraube muss gelöst werden um den Motor auszubauen. Er ist mit einem Kugelkopf gelagert.
So sieht es "unter dem Kleid" aus. Man sieht die Kugelpfanne und den Kopf. In der Vergangenheit wurden schon mal neue Kabel verlötet.
Der Motor sieht sauber und gepflegt aus.
Es handelt sich um den Streamliner "752 E". Das bedeutet, er hat die Fernschaltung mittels Schaltwalze aber keine Whistleunit (Zugpfeife).
Die Stromschleifer sind etwas durchgeschliffen. Sie sollten bei Gelegenheit aufgelötet werden. Kurioser Schreibfehler "Guage" statt "Gauge".
Ein erster Werkbanktest zeigt, dass der Motor nicht nur gepflegt aussieht, sondern auch problemlos läuft. Auch die Schaltvorrichtung funktioniert einwandfrei.
Die Restaurierungsarbeiten reduzieren sich. Den Motor werde ich so belassen. Das gesamte Motorteil werde ich nur säubern und etwas aufpolieren. Fortsetzung folgt...
in den klassischen US Eisenbahnzeiten hatten die meisten Großbahnhöfe, Endbahnhöfe Wendeschleifen, Kehrschleifen (oder wenigstens Gleisdreiecke). Nicht nur solche unidirektionale Triebwagenzüge, sondern auch die normalen Personenzüge müßten immer komplett in Fahrtrichtung gestellt werden. Denke mal nur an die für US typischen Aussichtswagen (Observation cars) am Ende der Personenzüge. Aber ich vermute daß das Service von anderen Wagentypen auch mit einer festen Wagenreihung konzipiert wurde.
um mal Frank Zappa zu zitieren: "Don’t You Ever Wash That Thing?" Ich hab's getan und das Ergebnis ist recht ordentlich geworden. Der ganze Dreck ist runter und eine anschließende Politur hat noch leichte Kratzer beseitigt. Nächste Woche werde ich dann die beiden Wagen ebenso aufbereiten. Leider sind die Union Pacific Stempel an einigen Stellen abgegriffen. Es gibt in den USA Schiebebilder als Ersatz. Mir gefällt ein Ersatz durch Schiebebilder nicht, daher werde ich die abgegriffene Stempelung so belassen. Auch die Lackabplatzer und Spielspuren werde ich belassen. Wenn der Streamliner wieder auf dem Gleis steht und sich im bespielten Originalzustand befindet, habe ich persönlich mehr Freude daran als wenn ich jetzt mit Schiebebildern und Lackarbeiten Veränderungen vornehme. Wenn am Ende eine Zustandsbeschreibung von 2- / 3+ steht bin ich zufrieden. Immerhin hat der Zug schon mehr als 80 Jahre hinter sich, da sind ein paar Spielspuren akzeptabel.
Zuerst werden die Räder mit der Messingbürste gereinigt.
Danach wird vorsichtig poliert.
Der Wagen ist fertig.
Nach weiterer Reinigung und Politur ist dann der ganze Zug fertig.
Die Flagge gab es günstig auf einem Flohmarkt.
Probefahrt mit Licht.
Der Zug ist etwa 1,20 Meter lang und hat ein Gewicht von 3,5 Kilo. Die Aufarbeitung hat etwa 8 Stunden gedauert. Ich werde ihn zur Probefahrt beim nächsten Stammtisch in Witten mitbringen. Der zweite Zug wird wohl in der Aufarbeitung nicht so schnell fertig werden. Ich werde berichten...
weiter geht's mit dem zweiten Zug. Den Motor habe ich ausgebaut und erstmal überprüft.
Der Motor hat noch die originalen Textilkabel. Ein Rad ist lose.
Die Pertinaxplatte vom Umschalter ist einseitig gerissen und auf der anderen Seite fehlt sogar ein Stück. Die Schaltwalze ist stark verdreckt.
Ein Rad ist stark von der Gusspest zerfressen. Ersatz stammt aus meinem Fundus. Allerdings muss ich da mit der Drehbank ran um den Kranz etwas abzudrehen.
Auf der Teststrecke fährt der Motor nur in eine Richtung. Der Schaltmagnet zieht an, aber die Walze schaltet nicht um.
Auf der Drehbank wird der zu breite Kranz um etwa 1mm abgedreht. Zur Zentrierung habe ich das Rad mit einer Senkkopfschraube eingespannt. Im Gegensatz zu den originalen Rädern (Gussteile) sind die Repro-Räder Drehteile. Sie sind sehr genau gefertigt. Allerdings sind sie auch sehr scharfkantig. Daher habe ich allen Kanten mit der Schlichtfeile die Schärfe genommen.
Links das abgedrehte Rad - Mitte das defekte Rad - rechts intaktes Original. Das neue Rad wird mit Hammerschlägen auf die Achse getrieben. Sitzt bombenfest - exakter Rundlauf!
Durch die Bearbeitung war die Oberfläche metallisch-blank. Mit der Lötflamme habe ich die Oberfläche dunkelblau angelassen. Der Unterschied fällt nur bei genauem Hinsehen auf. Anschließend habe ich die Schaltwalze mit einem Glasfaserpinsel gesäubert. Jetzt läuft der Motor wieder in beide Richtungen und lässt sich problemlos ferngesteuert umschalten. Zum Schluss spendierte ich den beweglichen Teilen noch ein paar Tropfen Öl. Lionel empfiehlt Fett - ich weiß nicht so recht... Hat da jemand Erfahrung mit?
gestern war in Grefrath Spielertreffen. Auf dem Rückweg von Holland bin ich einen kleinen Umweg gefahren, um mit meinem M-10000 ein paar Proberunden auf der großen Anlage zu fahren. Allerdings hat mein Triebwagen nur ein paar Meter auf gerader Strecke geschafft. Sobald die ersten Kurven kamen, war es vorbei. Der 12'er Kreis von Märklin ist immer noch zu eng. Von Lionel ist ein Durchmesser von 72 inch vorgesehen. Das entspricht etwa 1,80m. Also werde ich mir wohl aus den USA ein paar Schienen organisieren und die Probefahrt irgendwann mal als Teppichbahning durchführen.
heute habe ich den zweiten Streamliner fertiggestellt. Es gab keine weiteren Probleme. Etwas Reinigung und sanfte Politur reichten aus. Spiel- und Altersspuren wurden belassen. Keine farblichen Ausbesserungen. Mir gefällt er!
Auch mein Wandregal sieht wieder komplett aus!
In den nächsten Wochen versuche ich mir in den USA noch die fehlenden Originalkartons zu ersteigern. Auch die Gleise mit dem 72'er Radius fehlen noch. Sollten die Sachen irgendwann mal bei mir komplett vorhanden sein, ergänze ich noch die Fotos. Jetzt ist mein Restaurierungsprojekt erst mal abgeschlossen. Es war weniger Arbeit als befürchtet und hat Spaß gemacht.