heute ist mir ein neuer "Gral" zugelaufen, eine GR mit 70er Schaltung:
Nach dem Auspacken erst mal per Hand probiert, ob das Triebwerk gängig ist - es kreischte fürchterlich. Also habe ich erst mal die gängigen Stellen geölt. Danach war es schon viel besser, aber immer noch nicht gut, also Triebwerk ausgebaut, Kommutator gesäubert, Ankerlager gefettet - und siehe da, sie läuft wunderbar.
Nachdem das Triebwerk solo vor mir stand, war ich sehr überrascht, dass die Selen-Gleichrichter offenbar noch original vorhanden und geschaltet sind - jedenfalls habe ich keine neuen Dioden gefunden. Auch ist die Verkabelung wohl komplett original. Vermutlich bin ich nach 80 Jahren der erste, der die Lok nach dem Zusammenbau im Werk geöffnet hat.
Aber nun die Gretchenfrage: Wie lange geht es mit den Selen-Zellen noch gut? Mir widerstrebt es, etwas funktionierendes Originales stillzulegen. Andererseits sehe ich mich dann ständig mit dem Spruch "gleich riecht er" konfrontiert. Was würdet ihr mir raten? Es ist meine erste Lok mit originaler 70er Schaltung, daher fehlen mir Erfahrungswerte.
Man kann einfach zwei Dioden neben die Scheiben legen Wenn man nicht will, muß man nicht mal löten.
Das nimmt die Gefahr, daß bei einer Entgleisung die Selenzellen abrauchen, man sichert sie somit für die Nachwelt. Die Selenscheiben gehen schneller kaputt, als man sich das vorstellt. Außerdem können sie sozusagen schrittweise kaputtgehen. Das bedeutet, die Schaltung funktioniert zwar noch, aber die Lok zieht Strom wie ein Backofen.
Der Einsatz von Dioden reduziert die Stromaufnahme grundsätzlich deutlich, die Loks werden dadurch meist schneller und besser regelbar.
Gruß Felix
"Das Land steckt in einer Krise, Johnny!" "Wir latschen von einer Krise in die nächste..."
Stefan, ich würde mir an Deiner Stelle keine großen Sorgen wegen der Selen-Gleichrichter machen. Meine HR 70 hat schon ganze Fahrtage bei Ausstellungen überstanden, vor einem Darstaed Rheingoldzug mit 5 Wagen. Die Darstaeds sind Wagen aus Messing mit Inneneinrichtung, also nicht gerade leicht. Und sie haben die Original-Radsätze, keine kugelgelagerten. Allerdings mache ich ab und zu die Achslager sauber und öle sorgfältig. Natürlich bleibt es Dir überlassen, Dioden einzusetzen. Das ist eine einfache und sehr zuverlässige Lösung, mit der Du immer auf der sicheren Seite bist. Gute Fahrt mit Deiner GR 70 wünscht Karl
Was ich mit meinem Post nur ausdrücken wollte: Es KANN gutgehen... aber wenn hin, dann hin. Ein für alle mal. Wenn eine Diode abraucht, baust Du für 12 Cent eine neue ein.
Du hattest nur durchblicken lassen, daß Du so stolz auf den kompletten Originalzustand bist (zu Recht!) und da gehören die Zellen eben dazu.
Gruß,
Felix
"Das Land steckt in einer Krise, Johnny!" "Wir latschen von einer Krise in die nächste..."
Hallo Leute, auch wenn Felix es schon geschrieben hat: Die Selen-Scheiben werden mit der Zeit und im Betrieb "immer schlechter". Sie altern! Die Scheiben richten dann zwar immer noch den Strom gleich, aber das irgendwann nur noch widerwillig, sprich: die Loks schleichen dann nur noch saft- und kraftlos über die Gleise. Und da riechen sie noch lange nicht!
Es ist immer wieder schön, was meine Kunden für Augen machen, wenn ihre 70er Loks plötzlich, nach dem Einbau von Dioden, um Jahrzehnte verjüngt über die Gleise rauschen.....
Abgesehen davon, daß z.B. Kurzschlüsse, wie sie z.B. beim Überfahren von Weichen mal vorkommen, den Dioden nichts ausmachen, den Selen-Scheiben aber definitiv!
Alle meine 70er Loks sind mit Dioden ausgerüstet, die Selen-Scheiben dürfen sich in einer Sortierbox, fein beschriftet, ausruhen.
Und was die Originalität betrifft: die Scheiben können ja jederzeit wieder eingebaut werden. Und: mein 66 Jahre altes Auto hat auch inzwischen mal eine neue Batterie bekommen......
Man nehme ein Stück Blech, und schneide alles weg, was nicht nach Lokomotive aussieht.
...also selbst ein Regalsammler und nur gelegentlicher Fahrer, so einer wie ich also, und somit eher Fan der Originalität, muss die Ausführungen von Felix und Klaus ohne jeden Einwand unterschreiben! Mit den Dioden macht man nichts kaputt, es bleibt alles Original. Die Lok wird aber für einen reibungslosen Fahrbetrieb vorbereitet. Das sind die Selenscheiben nämlich nicht! Laut Auskunft des Herrn Artinger in den Siebzigern, Vorkriegs-Reparaturchef bei Märklin, wurde nämlich seinerzeit schon weniger gut geeignetes Material dafür verbaut. Die bessere Qualität blieb der Rüstung vorbehalten. Also: Warum erst warten bis sich die Gleichrichter-Scheiben mit den berühmt-berüchtigten "gleich riecht er" verabschieden? Das wäre zwar standesgemäß aber doch unnötig im Sinne der Erhaltung der Originalität. Schöne Grüße zum kommenden Wochenende! Botho
Felix - ich weiß es. Wir, Carlernst Baecker, Dieter Haas und ich haben einige Scheiben verheizt -bis dann einer Dioden anbrachte. Drum: Aus Erfahrung wird man klug. Schöne Grüße ins Schlappeseppel-Land Botho
Bei meiner E70/12920 haben wir es so gemacht, dass die orginal Selenscheiben noch drin sind. Allerdings sind sie außer Funktion und auch ohnhin komplett defekt. In der Lok sind 2 Dioden versteckt, sodass man diese nicht sieht. An den Selenscheiben sind die alten Kabel dran geblieben. Halt abgeschnitten und etwas so hingedrückt, dass die abgeschnittenen Enden nicht zu sehen sind. Optisch kein Unterschied zu vorher aber Lok läuft wie eine Eins.
erst einmal vielen Dank für die vielen Antworten. Ok, dann läuft es für mich auf eine Lösung hinaus, bei der die Scheiben drin bleiben, aber über moderne Dioden überbrückt werden. Dabei ergibt sich für mich allerdings eine neue Frage: Woran kann man die Durchlassrichtung der Selenzellen erkennen? Denn davon hängt ja ab, wie ich die Selenzellen überbrücken sollte. Allerdings habe ich auch noch nicht überprüft, ob die momentane Verdrahtung der "Tinplate-Norm" - Vorwärtsfahrt bei Plus an Mittelleiter - entspricht. Ggfl. müsste ich dass dann sowieso vertauschen.
Zitat von Eisenbahn-Manufaktur im Beitrag #8Hallo Leute, auch wenn Felix es schon geschrieben hat: Die Selen-Scheiben werden mit der Zeit und im Betrieb "immer schlechter". Sie altern! Die Scheiben richten dann zwar immer noch den Strom gleich, aber das irgendwann nur noch widerwillig, sprich: die Loks schleichen dann nur noch saft- und kraftlos über die Gleise. Und da riechen sie noch lange nicht!
Es ist immer wieder schön, was meine Kunden für Augen machen, wenn ihre 70er Loks plötzlich, nach dem Einbau von Dioden, um Jahrzehnte verjüngt über die Gleise rauschen
Selbst ohne Last schätze ich, dass die Lok 10-12 V Spannung braucht, um anzufahren. Jedenfalls musste ich meinen Trafo halb aufdrehen. Um es genau zu sagen, hätte ich ein anderes Fahrgerät nehmen müssen, dass mit Ampere- und Voltmeter ausgestattet ist. Das liegt aber nicht griffbereit in einer Kiste. Jedenfalls spricht auch das späte Anfahren für die Überbrückungs-Lösung.
Eine zweite Frage optischer Natur habe ich auch noch: Teile der Kohle sind aus dem Tenderblech irgendwann einmal herausgebrochen und fehlen, der Rest liegt nur lose auf dem Blech auf. Ich möchte die Kohlestücke wieder auf das Blech kleben und die fehlende Kohle durch neue Echt-Kohle ersetzen. Welchen Kleber könntet ihr empfehlen?