Hallo zusammen,
es gibt mal wieder einen kleinen, aber dennoch interessanten Umbaubericht. Um ein wenig Abwechslung zu Innenbeleuchtung und rückmeldefähigen Achsen zu bekommen, schob ich mal noch ein kleines Projekt dazwischen.
Genauer gesagt handelt es sich um einen sehr alten Fleischmann Schienenbus Nr. 4400, oder VT 798. Dieses Modell gibt es schon seit gut 50 Jahren und es wurden Herstellerseitig eigentlich nur kleine Veränderungen im Laufe der Jahre gemacht, bis er igrendwann um 2000 aus dem Programm genommen wurde. Dieses Modell hier hab ich aber seit meinem 6.ten Lebensjahr, also 39 Jahre ist das gute Stück schon in meinem Besitz.
Was habe ich vor ? Nun, da ich keine Analogbahn mehr habe, ich aber das gute Stück nochmal Fahren sehen möchte, dachte ich mir moderne Technik, alte Hütte.
Hier mal das gute Stück, noch werksmäßig. Optisch noch in Schuß, technisch leider nicht mehr so tolle Fahreigenschaften.
Milchglasfenster, Lampenringe nicht lackiert, eben, wie ds damals so war. Trotzdem finde ich, ist es ein wunderschönes Modell vor allem wenn man bedenkt wie alt es schon ist.
Leider gibt es dazu einige Hürden zu meistern.
1. Der Motor ist nicht Potentialfrei. Ein neues Lagerschild gibt es kaum und wenn dann um die 25 Euro aufwärts.
2. Die viel zu breiten Radsätze. Werksmäßig gibt es keine anderen, zudem hat Fleischmann inzwischen nicht mal mehr Ersatzteile dafür.
Einen Radsatz einer anderen Lok geht hier auch nicht, aufgrund des Antriebszahnrad, welches direkt hinterm Rad angegossen ist.
Zuerst kümmere ich mich um den Motor, den wenn der nicht läuft, macht alles andere keinen Sinn. In meiner Vorratskiste habe ich noch mehrere Lagerschilder von ausgeschlachteten Modellen. Eines davon wird nun als Ersatzteilspender benutzt.
Links im Bild, das Original Lagerschild aus dem Schienenbus. Oben das bereits ausgeschlachtetes Teil aus der Bastelkiste und rechts das bereits modifizierte und zum Einbau bereite neue Lagerschild.
Von einem alten Lagerschild brauchen wir den Kohlehalter, sowie ein Teil des Plastikteils, welcher zur Isolierung benötigt wird. Die Hülse kann man mit einer Rundzange vorsichtig herausziehen. Mit einem Watenfreien Seitenschneider trennt man das benötigte Weichplastikteil heraus.
Von der Seite gesehen, muß das linke Loch auf 5mm aufgebohrt und verputzt werden. Da ursprüngliche Büchse stellte hier den Massekontakt her, was für jeden Dekoder tödlich enden könnte! Das wollen wir aber nun ja nicht mehr! Das herausgeschnittene Plastikteil wird hier eingesetzt und mit Industriesekundenkleber gesichert. Dannach wird die Hülse eingepresst. Eine Standbohrmaschine leistet hier gute Hilfe, um die Hülse mitsamt einer Lotfahne für den Motoranschluß auch gerade einpressen zu können. Das ist wichtig, damit sich die Kohle später nicht unregelmäßig abfährt.
Von der Vorderseite sieht das nun so aus. Man könnte meinen es sei ein normales Motorschild, nur beim genauen Betrachten sieht man den Schnitt im hellen Plastik. Hülsen und Ankerlager werden nun gründlich gereinigt. Dannach ist das Motorschild einbaufertig.
Ein Grund warum dieser Motor nicht lief, war eine fehlende Glimmerscheibe. Das Teil geht leider sehr schnell verloren. Macht aber nichts denn man kann es sich sehr leicht selbst herstellen. Ein Stück Klarsicht von einer Heki Verpackung dient als Teilespender. Aus dem Klarsicht schnipsel ich mir eine kleine Ecke heraus und stanze ein 1,5mm Loch. Dannach wirds mit einer Schere rund geschnitten, ähnlich einer Unterlegscheibe. Ohne diese Scheibe gibt es Kurzschlüsse.
Diese Glimmerscheibe wird dann auf die Ankerwelle gesteckt und der Motor kann nach gründlicher Reinigung zusammen gebaut werden. Fürs Bild hab ich die Scheibe einfach nur mal ohne Reinigung aufgesteckt. Hier sieht man schön welche Ablagerungen ein Motor nach Jahren haben kann. Nach gründlicher Reinigung der gesamten Bauteile, erfolgt der Zusammenbau .... das kennt Ihr ja, wie das geht.
Von Werk aus besaß der Schienenbus schon sehr früh Lichtwechsel. Realisiert mittels 2 Glühbirnen ( je Seite ) und Dioden. Die entfallen bei meinem Umbau, stattdessen kommen Led´s zum Einsatz. Hier bereits die zusammengelötete Variante meinerseits. Glühlampen nebst Halter werden ausgebaut, die Led´s eingesteckt und mit einem Tropfen Gelförmigen Sekundenkleber gesichert. Die Rückseite wird dann noch schwarz abgedunkelt. Hiervon hab ich keine Bilder gemacht. Die Led´s müssen nur noch entsprechend am Dekoder angelötet werden. In dem Fall kommt ein übriggebliebener Lenz Standard V2 zum Einsatz.
Leider hab ich es versäumt Bilder zu machen, als ich die Radsätze auf meiner Drehbank abdrehte. Die Radauflagefläche beträgt nun nur noch 1,7mm, statt 2,5mm. Bei Gelegenheit reiche ich da mal Bilder nach, wenn ich wieder sows mache. Sorry.
Nachdem die Technik wieder zusammengebaut und der Dekoder eingelötet, sowie eine Grundkonfiguration erstellt wurde, war die technische Seite nun fertig und ich konnte mich dem Aufbau widmen. Während ich mich darum kümmerte, ließ ich den Motor einlaufen und es wurde wie bei mir üblich das Fahrzeug im 15 Punkte Meßverfahren in WDP eingepflegt.
Zur Optik, klar ein Scale Modell wird es natürlich nicht, aber man kann mit einfachen Mitteln die Optik deutlich steigern.
Zuerst baute ich die Cellonscheiben ( Milchglasoptik ) aus, legte sie wieder auf die Klarsichtverpackung und übertrug die Umrisse mittels einer Nadel auf letzere. Dannach ausgeschnitten und am Fahrzeug nochmals fein angepaßt. Die neuen Scheiben wieder zur Seite gelegt, lackiert ich nun alle Fenstergummis in Mattschwarz. Durch die schwarze Farbe wirkt die Karosse auch nicht mehr so dick. Mit Chromsilber färbte ich die Lampenringe ein, und mit weiteren Farben hob ich noch einige andere Details hervor. Die im Innenraum hervorstehenden Kabel, Dekoder Schrauben etc. färbte ich komplett mattschwarz, so das sie später nicht mehr so auffallen. Die Scheibenwischer habe ich mit einem Teppichmesser vorsichtig ins Klarsichtmaterial ritzt.
Hier mal die unlackierten Scheibenrahmen links ( werksmäßig ) und rechts die nachbehandelten..
Hier mal Details
Fahrwerk und Aufbau dezent patiniert. Auspuff und Krümmeranlage des Büssing Unterflurmotors etwas angerostet.
Und hier mal frisch vom AW, Triebwagen vorraus
Die Technik ist komplett überholt und auf neustem Stand. Sogar die Kupplungen habe ich ausgetauscht und es befindet sich nun je Seite ein Normschacht mit Adapter für höhenjustierbare Kupplungen. Im Solobetrieb werden aber keine montiert, sondern nur bei Bedarf. Sieht auf jeden Fall besser aus, als gänzlich ohne.
Steuer- und Bremsschläuche hab ich in Glanzschwarz abgesetzt.
Lichtwechsel
Die Warmweißen Led´s machen sich richtig gut und brauchen weniger als die Hälfte. Schön zu erkennen die Chromfarbenen Lampenringe, die das Modell, wie auch die Scheibengummis deutlich aufwerten. Die Hörner hab ich mit mattschwarz für mehr Tiefenwirkung aufgepeppt
Steuerwagen vorraus
Ich bin mit dem Ergebnis auf jeden Fall zufrieden. Eventuell, bastele ich noch eine Inneneinrichtung und Innenbeleuchtung passend dazu.
Leider habe ich keine passenden Haftreifen mehr, so das die etwas verglasten harten alten gummis, noch ein bisschen herhalten müssen. Dies macht sich natürlich auch etwas im Fahrgeräusch bemerkbar. Aber ansonsten läuft er nach der Umbau wirklich sehr gut, besser auf jeden Fall als das Roco Modell. Mit unter macht sich hier meine ergänzte Allradstromabnahme ( 2 nagelneue Radsätze + 2 zusätzliche Schleifer im Steuerwagen und 1 zusätzlicher Schleifer und beide Radsätze abedreht und poliert im Motorwagen ) sehr gut. Der Lenz Dekoder kommt auch mit dem alten Fleischmann Motor recht gut zurecht.
Hier noch ein kleines Video