Noch einen Hinweis: Damals schrieb man tatsächlich "Jaxt" und nicht wie heutzutage "Jagst".
Noch einen Hinweis: Damals schrieb man tatsächlich "Jaxt" und nicht wie heutzutage "Jagst".
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Hallo,
Neues aus alten Zeitungen zu Blecheisenbahnen:
Der Nürnberger Fabrikant Eichner stellte Blechspielwaren her, die auf vielen Ausstellungen vertreten waren. Er wird oft bezüglich Auszeichnungen usw. genannt, hier aber gibt es etwas Interessantes:
Der Fortschritt auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens 19.12.1865
Versammlung des hiesigen Gewerbevereins
Herr Fabrikant Eichner legte einen neuen Gaslöthkolben vor. Derselbe wird durch eine Gasflamme erwärmt, in welche durch einen Gasometer athmosphärische Luft getrieben wird. Der Kolben steht mit zwei Kautschukröhren mit dem Gas= und Luftleiter in Verbindung. Man verbrennt in der Stunde für circa 1/2 kr. Gas und wird gar kein Brennmaterial, wie bei den Holzkohlen, unnöthig verbrannt. Herr Eichner ist gerne bereit, jedem sich dafür Interessierenden weitere Auskunft zu ertheilen. Die Anschaffungskosten für Kolben und Gasometer sind nicht unbedeutend, aber trotzdem werden damit, außer der größeren Reinlichkeit, bedeutende Ersparungen erzielt und ist derselbe nicht dringend genug zur Einführung zu empfehlen.
Im Vorübergehen erwähnte derselbe noch die billigen Pariser Blechspielwaaren. Die Pariser können deshalb diese Waaren so billig liefern, weil ihnen das Blech fast nichts kostet. All diese Spielwaaren werden aus gebrauchten Blech=Sardinenbüchsen ec. hergestellt, von denen das Zinn abgezogen mit 17 kr. per Pfd. verkauft wird, das Blech kommt per Ctr. auf 5 fl., während hier derselbe 28 - 30 fl. zu stehen kommt.
Fränkischer Kurier 22.02.1867
Aecht franz. Anilin-Lassurlacke in Grün, Blau, Violett, Orange, Braun, zweierlei Roth u. Gelb empfiehlt den verehrlichen Herren Blechspielwaaren-Fabrikanten ec. ec. unter solider und billiger Bedienung zu gefälliger Abnahme
O. Felsenstein,
Maxplatz 223. [Nürnberg]
Hier etwas zu Johann Andreas Issmayer:
Fränkischer Kurier 21.07.1870
Geschäfts-Empfehlung.
Einem geehrten hiesigen, sowie auswärtigen Handelsstande zeige ergebenst an, daß ich mein Geschäft vom Geyersberg S Nr. 286 in mein neu gebautes Haus Praterstraße L Nr. 63b verlegt habe.
Gestützt auf Sachkenntniß und mehrjährige reiche Erfahrung, sowie im Besitze aller zum erfolgreichen Betriebe nöthigen Einrichtungen, setzen mich in den Stand, jeder Concurrenz, durch solide und preiswerthe Arbeiten, die Spitze bieten zu können.
Das mir bisher in so reichem Maße geschenkte Vertrauen bitte mir auch ferner zu bewahren und zeichne hochachtungsvoll
Nürnberg, den 18. Juli 1870.
J.A. Issmayer.
Schönen Gruß
Udo
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Hallo Udo,
Johann Andreas Issmayer war zu diesem Zeitpunkt schon ein etablierter Spielzeug-Hersteller, denn er hatte bereits 9 Jahre zuvor von seinem Vater den Betrieb übernommen.
Er gilt als einer der Pioniere auf dem Gebiet der Spielzeug-Fertigung. Seine Anzeige wirkt sehr überzeugend und demonstriert starkes Selbstbewusstsein. Seine Erzeugnisse hat er u.a.
an die Firma Bing geliefert, wie aus den frühen Bing-Katalogen unschwer zu erkennen ist.
Das mit dem Gaslötkolben ist ebenfalls sehr interessant. In der einschlägigen Literatur wurde u.a. darauf hingewiesen, dass die frühen (um 1900) Lötarbeiten mit Lötkolben verrichtet
werden mussten, die mit Holzkohle betrieben wurden. Jetzt hast Du ermittelt, dass der technische Fortschritt beim Löten bereits auf 1865 datiert werden kann.
Bin gespannt, was Du noch alles ermittelst.
Viele Grüße
Wolfgang
Hallo, Wolfgang,
ja, das mit den Berichten in den Zeitungen ist eine spannende, manchmal sogar eine richtig spannende Sache, weil da plötzlich Wissen auftaucht, das uns bisher unbekannt war. Es gibt natürlich weit mehr Hinweise auf Blechspielzeug-Hersteller, und oft auch von bisher fast oder überhaupt unbekannten Namen, und manchmal dürfte es so sein, dass das Vorgänger von späteren uns bekannten Herstellern waren. Das zu erfassen, bedarf es einer Diplomarbeit oder so etwas. Ich zeige hier nur das Interessanteste aus diesem Bereich.
Übrigens gibt es auch massig Hinweise auf Hersteller von Zinnfiguren, aber davon bringe ich mal später Beispiele. Dürfte für die Sammler auch interessant sein. Und bei dieser Gelegenheit frage ich mich, aus welchem Material die Figuren auf den Blechzügen von Markus Büchner 1836 waren. War das Zinn (oder Holz) und waren die dick oder dünn ? Wie hätte man damals so etwas machen können ? Auf dem Bild der in Schottland befindlichen Eisenbahn von Büchner sehen die Leute massiv aus.
Diese Nacht habe ich noch etwas zu Büchner und auch Ißmayer gefunden:
Allgemeines Intelligenz-Blatt der Stadt Nürnberg 21.04.1821
Vom Königl Baier. Kreis= und Stadtgericht Nürnberg
wird hierdurch bekannt gemacht, daß, nach Ablauf der, in dem, unter'm 31. Januar d. J. erlassenen Spezial=Liquidations=Edikt vorgeschriebenen Meldungsfrist von 45 Tagen, das zuvor den Zimmermeister Christoph Wilhelm und Anna Maria Mauerschen Eheleute zugehörige, nunmehr von dem Flaschnermeister Heinrich Markus Büchner erkaufte, in der Zirkelschmiedsgasse dahier gelegene, mit Lit. L. Nro. 1261, bezeichnete Haus betreffend, alle, welche sich mit einem Real=Anspruch binnen dieser Frist nicht gemeldet haben, heute durch förmliches Erkenntniß ausgeschlossen worden sind.
Nürnberg, den 8. April 1821.
Merz
Wagner
Noch etwas zu Ißmayer, dem Vater von Johann Andreas Issmayer, jetzt mit leichter Namensänderung (mit y) und mit dem Hinweis auf Musterblätter.
Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik 03.06.1868
Brunnenaufsätze
zu springendem Wasser, sowie auch Figuren und Kugeln auf dem Wasserstrahl tanzend, in verschiedenen Größen, empfiehlt zur gefälligen Abnahme. Zeichnungen und Preiskourante gratis.
J. M. Ißmayer, 8, Nr. 1685 Fischergasse in Nürnberg.
Schönen Gruß
Udo
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Hallo,
hier ist das Bild des Büchner-Zuges von 1836 als Musterblatt. Er ist in halber Größe abgebildet, er dürfte also etwa 60 bis 65 cm lang gewesen sein.
Der Aufzugsschlüssel ist über dem Tender abgebildet, steckt aber auch im Bereich des großen Rades der Lok.
Hier ist der Lokführer vorhanden, der beim Zug in Schottland abhanden gekommen ist. Andererseits hat der Zug in Schottland auf einem der Waggons einen sitzenden Schaffner, der wiederum auf dem Musterblatt nicht abgebildet ist. In Schottland gibt es noch einen weiteren Waggon wie hier der erste Wagen, aber ohne Dach.
Die Räder des Zuges dürften aus dem Fundus der Kutschenherstellung von Büchner stammen.
Interessant ist etwas am Ende des Tenders: Dort gibt es einen Hebel, der durch Bewegung die Lok vom Zug abkuppelt. Das Teil unter dem Tender kann ich nicht zuordnen. Auffallend ist, dass alle Wagen mit Puffern ausgerüstet sind.
Schönen Gruß
Udo
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Hallo,
der nachfolgende Beitrag hat zwar nichts mit der Spielzeug-Eisenbahn zu tun, ist aber im Hinblick auf den ADLER auch interessant (und im Frühjahr erfahre ich von einem zur Zeit verhinderten Sammler, ob es in Bezug auf die von Markus Büchner 1836 gebaute Spielzeug-Eisenbahn eine Vorgängerin gab).
In der Zeitschrift "Der Wanderer" (wohl von Wien) vom 21. Oktober 1825 befindet sich nachfolgender Beitrag, den ich aus der Frakturschrift "übersetze":
Die Eisenbahn von Darlington nach Stockton.
Die Einwohner der Grafschaft Durham in England haben ein auffallendes Schauspiel genossen, das zugleich in seinen weiteren Erfolgen für den Wohlstand des Landes sehr wichtig werden dürfte. Die Eisenbahn von Darlington nach Stockton wurde nämlich mit der größten Feyerlichkeit eröffnet. Eine Menge Lastwägen, theils mit Steinkohle, Mehl u.s.w., theils mit Handwerksleuten und Neugierigen beladen, kamen von Pferden gezogen am Fuße der geneigten Ebene an, welche den ersten Theil der Bahn bildet.
Hier wurden die Pferde ausgespannt. Auf der Höhe dieser geneigten Fläche, deren Länge eine halbe Stunde [ca. 1,8 km] beträgt, waren als fester Punct zwey Dampfmaschinen angebracht, jede von dreyßig Pferdekraft, zum Hinaufziehen der Wägen. Zwölf Wägen, jeder von zwey Tonnen oder 40 Centnern mit Steinkohlen, und und ein dreyzehnter mit vielen Mehlsäcken, alle überdieß mit so vielen Menschen bedeckt, als sich nur immer darauf setzen konnten, erreichten den Gipfel der Bahn in acht Minuten. Nachdem sie dort angekommen waren, spannte man alle Wägen hinter einander, und ließ die bewegliche Dampfmaschine vorausgehen, welche sie abwärts ziehen sollte. An diesen Zug schlossen sich noch andere Wägen an und in deren Mitte der Wagen mit dem Commitee und den Actionärs der Unternehmung. Dieser Wagen, Experienee genannt, durch den in der Folge Reisende befördert werden sollen, ist eine Art von Landkutsche, worin die Reisenden sich auf zwey Seiten gegenüber sitzen. Achtzehn Personen haben darin Platz. Im Ganzen wurden durch diese bewegliche Dampfmaschine 34 Wägen gezogen, worunter ein Wagen mit Musikanten. Alle Wägen waren mit Menschen bedeckt, und mit Fahnen verziert, die verschiedene Aufschriften, unter anderen den Denkspruch der Gesellschaft: Periculum privatum, utilitas publica, hatten.
Auf ein gegebenes Zeichen setze sich dieser Zug von Wägen unter dem Jauchzen der Zuschauer in Bewegung, welche sich zu diesem merkwürdigen neuen Schauspiel zahlreich versammelt hatten. Der Zug fuhr zuerst nach Darlington, wo man Steinkohle in die Oefen, und Wasser in den Kessel brachte, und dann nach Stockton, mit einer mittleren Geschwindigkeit von 10 bis 12 englischen Meilen (4 bis 5 Stunden Wegs) [das sind etwa 15 bis 18 km] in der Zeitstunde. Reiter, welche auf den trefflichsten Pferden, dem Zuge zur Seite, über Hecken und Gräben folgten, vermochten ihm nicht gleich zu bleiben; die Ladung der durch die bewegliche Dampfmaschine gezogenen Wägen betrug ungefähr 80 Tonnen, und die Zahl der darauf sitzenden Personen wurde bey ihrer Ankunft in Stockton auf wenigstens 700 geschätzt. Da, wo die Senkung der Straße am Stärksten war, nahm die Schnelligkeit bis auf 15 oder 16 englische Meilen in der Stunde zu.
Die ganze Geschichte und vor allem die komplizierte Vorschichte wird hier bei Wikipedia hoch interessant beschrieben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stockton_a...lington_Railway
Lesenswert !
Schönen Gruß
Udo
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Hallo,
nun habe ich einige Bilder vom Büchner-Adler, die ich hier zeigen will. Zuerst einmal das Katalogblatt aus dem Germanischen Museum in Nürnberg.
Dieses in seiner Wirkung bisher unbekannte Teil unter dem Tender ist identifiziert: Es soll die Bremse darstellen, mit der dieser Zug abgebremst wurde. Mit Hilfe einer Kurbel konnten die Bremsklötze an allen vier Tender-Rädern wirksam eingreifen.
Hier jetzt Bilder vom Büchner-Zug von 1836. Zuerst einmal die Lok mit Mr. Wilson auf dem Führerstand.
Danach drei verschiedene Anhänger, darunter der schon 1807 von Joseph von Baader vorgeschlagene Plattformwagen für den Transport von Kutschen, Vorgänger der Autoreisezüge.
Und hier Bilder vom ganzen Zug.
Wie schon zuvor erwähnt (# 28), zeigten Rock & Graner auf der Industrie-Ausstellung 1839 in Stuttgart auch Eisenbahnen. Hier das Bild vom Adler, wie ihn Rock & Graner gebaut haben.
Der Nachfolger vom Adler von Rock & Graner war dieser uralte Zug mit schon etwas moderneren Zugwaggons, der auch von Rock & Graner stammt.
Genauere Bilder von allen drei Zügen (und noch einigen anderen Zügen aus dieser Zeit) bekomme ich im Frühsommer.
Noch etwas zu den Größen des 4,50 m langen Adler-Zuges von Juni 1836, den ich in Beitrag # 29 erwähnt hatte. Dieser auf Schienen laufende Zug entsprach in seiner Ausführung der "Natur getreue Darstellung der Nürnberg-Fürther Ludwigs=Eisenbahn mit den Abweichungen und Wendescheiben, von Figuren besetzten beweglichen Fahrwagen und der Lokomotiv=Maschine nebst Kohlenwagen mit vollständiger Erklärung vorzuzeigen die Ehre haben.
Da dieselbe von der wohll. Direktion der Ludwig=Eisenbahn genau besichtigt wurde und vollen Beifall erhielt, so zweifeln die Unterzeichneten nicht, daß ihre ebenso mühsame, als künstliche Arbeit gewiss die allgemeine Zufriedenheit erhalten wird."
Das bedeutet, dass der Zug als Modell so, wie er in Natura betrieben wurde, gebaut wurde, um ihn in Ausstellungen zu zeigen. Da der richtige Adler-Zug über neun Anhänger verfügte (3x für die 1. Klasse, 4x für die 2. Klasse und 2x für die 3. Klasse) dürfte dieses Modell, wie der obige Text schon aussagt, genau wie sein Vorgänger gebaut worden sein, so dass sich die Länge von 4,50 m erklärt. Das wären in etwa 41 cm pro Wagen.
Schönen Gruß
Udo
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Hallo Udo,
Wunderbare Bilder mit erstklassigen Raritäten. Vielen Dank! Nicht nur die beiden seltenen Adler-Züge sondern auch
das Zubehör von verschiedenen Herstellern sind eine Augenweide. Auch die Kutsche ist ein Gedicht!
Viele Grüße
Wolfgang
Also, unser Udo!
Als Archäologe ist er hier unersetzlich!
Was der ausgräbt...einfach toll!
Sagt
Botho
mit Dank nach Köln!
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Hallo,
zu # 43:
Eisenbahnen mit Antrieb der Linie Lutz - Engler & Lutz - Lutz - Märklin gehen noch ein paar Jahre weiter zurück:
David Pressland geht 1995 auf die Weltausstellungen ein und erwähnt auch die Londoner Ausstellung von 1862.
Jetzt kann belegt werden, dass Engler & Lutz dort 1862 folgende Eisenbahn- Spielzeuge zeigten:
Nr. 114 Dampfwagenzug Nr. 5 (nicht 6)
Nr. 220 Bahnhof mit Schwanenteich und laufender Eisenbahn
Nr. 221 Tunnel-Eisenbahnen mit laufender Eisenbahn
Demnach könnte das im Archiv der Firma Märklin noch vorhandene Sortimentsblatt von Engler & Lutz auch schon aus dem Jahre 1862 stammen. Bisher war das Jahr 1866 angenommen worden.
(vergl. Bodo Schenck, "Ludwig Lutz, Ellwagen", Vortrag am 11. Tinplate Forum 1997, S. 8)
Über 30 Jahre später sind aus den Nummern 220 und 221 die Märklin Nummern 1220 und 1221 geworden.
(vergl. Carlernst Baecker, Dieter Haas, Claude Jeanmaire, "Technisches Spielzeug im Wandel der Zeit, Märklin -Anfang bis Jahrhundertwende- " Band 1, Frankfurt am Main 1975, S. 132 u. 192
Zwischenzeitlich konnte der "Hauptkatalog von 1895" (S. 81) auf 1893 datiert, und der "Hauptkatalog 1900-1902" (S. 153) auf die Jahre 1897 bis 1903 aufgegliedert werden.)
Viele Grüße
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Hallo,
ich denke das passt auch hier rein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahn_...rlichen_Prinzen
Das angeblich älteste Foto einer Modellbahnanlage, 1859 erbaut.
Gruß,
Carsten
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