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Mä-Pfeife: Großer Aufwand für kleinen Ton

#1 von Flugente , 18.01.2016 16:19

Hallo,

zuerst meine Frage an Leute, die die Märklin Pfeifeinrichtung auch mal in Betrieb haben oder hatten:
Wie zuverlässig hat sie ein- und ausgeschaltet ?

Das Pfeifengehäuse eines "Zulaufs" war von Zinkpest zerfressen. Da hat mir Herr Nowack ein neues Gehäuse gegossen und der Zusammenbau führte zunächst nur zu sporadischen Funktionen.
Im Folgenden möchte ich meine Sicht der Mechanik darstellen und am Schluß eine hilfreiche Feder vorstellen.

Zur Einführung 2 Bilder über die Tonerzeugung:




Bild a: Luftansaugfenster, Turbinenschaufel





Bild b: Luftaustritt über Lippe

Zunächst 3 Bilder über die Ruhestellung des Schrittschalters. Die Schutzhaube über dem Federkontakt ist zur besseren Darstellung abgenommen.



Bild 1: Der Motor soll angeblich von der H0 - Serie 700/800 sein, die Bürsten haben das H0 - Format.l



Bild 2 Der Schrittschalter stellt in dieser Position (Ruhestellung) den Massekontakt her (Stellung "ein"



Bild 3: Schrittschalter in Ruhestellung "aus"

Schaltvorgang:

Die folgenden Bilder zeigen die Vorgänge, wenn der Wagen über die Schaltschiene fährt,
der Magnet also anzieht und danach wieder freilässt.



Bild 4: In korrekter (!) Ruhestellung liegt der obere Bügel der Schaltgabel voll in der Kerbe, das "Zahnrad" ist soweit verdreht, daß der untere kleine Hilfsbügel so unter dem Zacken liegt, daß er beim Anziehen des Magneten diesen hochschiebt.



Bild 5 : Im angezogenen Zustand hat der kleine Bügel dafür gesorgt, daß ca 85 ° der Drehung getan sind. Jetzt fehlen aber noch ca 5° ! Man sieht, daß der obere Bügel ziemlich hoch steht, und das muß er wohl, denn jetzt kommt der kritische Teil: Er muß mit der vollen Wucht seines Fliegengewichtes die letzten 5 Grad schaffen, und das auch noch gegen die Reibung mit der Schaltfeder. Die erste Lehre hier: Verbiegen der Schaltfeder ist tötlich ! Druck zu stark: kein Weiterdrehen der Schaltstange, Druck zu klein: schlechter Kontakt (Funkenkorrosion ). Deshalb ist da auch ein Schutzblech drüber.



Bild 6 zeigt nochmal die korrekte Position, nachdem der obere Bügel runtergefallen ist und die letzten 5° geschafft hat (was er aus verschiedenen Gründer nicht immer tut)



Bild 7 zeigt, wenn er es nicht geschafft hat, ist der nächste Schritt, das Abschalten, nicht möglich und sie pfeift und pfeift und pfeift..................



Bild 8 zeigt, selbst wenn er es geschafft hat und jetzt der kleine Hilfsbügel nicht bis an den Anschlag zurückgefallen ist, es zu Fehlverhalten kommen kann. Wegen des geringen Gewichtes muß also auch das Gelenk des kleinen Hilfshebels absolut freigängig sein !!!


Soweit die Theorie, was jetzt in der Praxis hilft ist folgendes:
a) Die unvermeidlichen Vibrationen der "Turbine" lösen Verklemmung, Haftreibung etc.
b) Der Einbau von Schienenstößen (Spalt) zwischen den Schaltschienen ergibt zusätzliches Losruckeln (Das Stoßgeräusch passt doch auch gut zum Pfeifen............?????)
Übrigens das Einschalten funktioniert meistens gut, aber Ausschalten fiel oft aus !

Versuch für eine Problemlösung
Die folgenden Bilder zeigen eine kleine Hilfsfeder, die den oberen Bügel leicht nach unten anstößt.
Eigenbau aus 0,5 Federstahl von Con........




Bild 9 Anbau der Feder



Bild 10 Die Feder drückt den Bügel nicht voll runter, sondern gibt nur einen Anstoß.
Der Magnet ist (auch wegen der oft niedrigen Fahrspannung) sehr schwach, macht also das erste Stück des Anziehens wie original, die Feder kommt erst unter Spannung wenn die magnetische Kraft größer geworden ist.




Bild 11 Die Feder wird nur ca 3 mm gespannt, da könnte man noch variieren..........



Und wer bis hierher mit dem Lesen gekommen ist darf sich jetzt ein Bier holen.....................


Doch noch ein Kommentar:
Schon bei Märklins früheren mechanischen Lösungen, bei denen 1 Impuls 2 Schaltstellungen erzeugen muß (Weichen, Signale, 66er etc) hat Märklin die berühmte sensible Rückholfeder verwendet, warum wird hier nur mit der Schwerkraft gearbeitet ????????
Natürlich ist es heute digital noch viel viel leichter, aber Märklin steht sonst für Zuverlässigkeit. Hier halte ich Märklins Konstruktion mindestens für "echt schwach" .

Und nicht vergessen: Wie sind Eure Erfahrungen ?

MfG
Gert


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RE: Mä-Pfeife: Großer Aufwand für kleinen Ton

#2 von danclorix , 21.01.2016 07:36

Ich möchte mich herzlich für die ausführliche Beschreibung bedanken. Leider habe ich keine Pfeifeinrichtung, sonst hätte ich gerne meine Erfahrung geteilt. Vielleicht aber mal in der Zukunft...und dann bin ich froh, dass es eine Beschreibung wie diese hier gibt.

Viele Grüße


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RE: Mä-Pfeife: Großer Aufwand für kleinen Ton

#3 von Dampf-Geschoss-Jakob , 22.01.2016 21:02

Hallo Flugente
Super interessant ! Liebäugle auch schon eine Weile damit mir einen Pfeifwagen anzuschaffen ! Die Zinkpest hat mich immer davor abgehalten , alle die ich angeboten bekam waren betroffen und das war mir zu Heiß !
Habe jetzt mal drei Fragen ( bin neugierig geworden) erstens wer ist Herr Nowak , zweitens hat er den neuen das Teil nur für sie gegossen oder macht er das auch für andere und letztens was kostet der Spaß ???
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Vielen Dank und Grüße Dampf-Geschoss-Jakob


 
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RE: Mä-Pfeife: Großer Aufwand für kleinen Ton

#4 von Udo , 23.01.2016 12:31

Hallo,

interessante Darstellung, auch wenn ich keinen Pfeifwaggon habe. Die von Märklin nicht eingebaute Rückholfeder war nicht das Einzige, was diese Weltfirma nachlässig entwickelt hat.

# Jakob: Hier die Anschrift von Herrn Nowak:

Dipl.-Ing. Franz Nowack, Allinger Str. 24, 82223 Eichenau, Tel. u. Fax 08141-818537

Schönen Gruß
Udo


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RE: Mä-Pfeife: Großer Aufwand für kleinen Ton

#5 von Flugente , 23.01.2016 20:03

Hallo Jakob,

und hier seine emailadresse:

franz.nowack@t-online.de


Er gießt z. B auch das "Schaufelrad".

Grüße
Gert


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RE: Mä-Pfeife: Großer Aufwand für kleinen Ton

#6 von h.aika , 11.11.2021 14:45

Servus,

nun muss ich den alten Beitrag noch einmal aufwärmen. Bin gerade darüber eine Sirene zu restaurieren.
Leider fehlt da der Kontakt, der auf der Schraube rotiert. BZW den habe ich schon mal für eine andere gebraucht.
Lässt sich so was beschaffen oder muss ich das doch selbst herstellen?
Die anderen Teile die ich dafür brauche sind beim Herr Nowack bereits bestellt.

Viele Grüße
Tobi

1Kontakt Hebel.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


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RE: Mä-Pfeife: Großer Aufwand für kleinen Ton

#7 von h.aika , 15.11.2021 09:47

Servusla,

so, die Teile von Herrn Nowak sind da und passen super. Den gesuchten drehenden Kontakt hat er auch und den bekomme ich noch von ihm.
Anbei noch Bilder wie die zerlegte Pfeife in Teilen ausschaut. Das Gehäuse war durch den gewachsenen Deckel verformt. Das zurückbiegen hat aber super funktioniert. Die Pfeife funktioniert jetzt wieder. Ob das Schalten klappt, mal sehen. Der Elektromagnet funktioniert schon mal.


Viele Grüße
Tobi. Pfeife1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)pfeife2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)pfeife3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)pfeife4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


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