Hallo,

als Sammler von Brauereiwaggons habe ich eine Frage zu Bierwaggons aus den USA. Es gibt die tinplate-Bierwaggons für den amerikanischen Markt von Märklin in Spur 0 und 1, beispielsweise Anhheuser-Busch für "Budweiser" und "Malt-Nutrine", für Schlitz und Pabst, und so etwas auch von BING. Von Kraus-Fandor gab es Schlitz und Pabst und indirekt für Schaefer New York Waggons der "The New York - New Haven and Hartford Railroad", denn die Kühlwaggons dieser Gesellschaft benutzten sie für ihren Biertransport, weil sie Anteilseigner waren.

Wie aber sieht es mit tinplate-Bierwaggons der amerikanischen Eisenbahnhersteller aus ? Gibt es solche aus der Zeit von vor 1950 ? Nachgemachte aus Plastik gibt es etliche. Ich suche aber Informationen zu richtigen Blechwaggons.

Und: Gab es überhaupt solche Bierwaggons in den USA mit Bierwerbung vor 1913 und nach 1933 ? Ich kenne nur zwei Fotos solcher Waggons von Anheuser-Busch.

Schönen Gruß
Udo

Udo
-schwierige Zeit dafür.
Prohibition.
Schöne Grüße aus Hessen
Botho

Hallo, Botho,

deshalb habe ich geschrieben: vor 1913 und nach 1933. Dazwischen waren die USA trocken (es wurde in dieser Zeit allerdings mehr Schnaps gesoffen wie vorher). Da gab es auch keine Brauereiwaggons mit Bierwerbung. Und Märklin hat in dieser Zeit auf den Wagen von Anheuser-Busch den Zusatz "King of Bottled Beer" geschwärzt, weil die Waggons ja als Kühlwaggons weiter unterwegs waren und der Namen der Transportfirma weiter benutzt werden durfte.

Schönen Gruß
Udo

Okay, Udo -mein Fehler.
Ich habe gelesen 1913 bis 1933...doof.
Botho

Hallo Udo,
eine interessante Frage.
Nach Durchsicht diverser Greenberg Kataloge. Weder Ives und American Flyer noch Hafner und Dorfan hatten Bierwagen im Angebot.

mit bestem Gruß
Arne

Hallo, Arne,

iwie hatte ich mit so einem Ergebnis gerechnet. Ich hatte auch noch nie einen solchen Wagen von amerikanischen Herstellern gesehen. Vllt hatten deshalb Märklin, BING und Kraus-Fandor einen Erfolg mit diesen Waggons für Budweiser, Pabst und Schlitz.

Jetzt bleibt nur noch die Frage offen: Gab es in den USA überhaupt tatsächlich Kühlwaggons mit Brauereiwerbung, wenn man mal von Anheuser-Busch absieht ? Es gab ja massig riesige Brauereien, die ihr Bier exportierten. Natürlich in Kühlwaggons. Hat man wegen der aufkommenden Abstinenzbewegung schon im vorvorigen Jahrhundert auf Bierwerbung auf den Waggons verzichtet ? Ansonsten gab es jederzeit, außer von 1913 bis 1933, umfangreiche Werbung für das Bier, in Zeitungen, Magazinen, auf den Bierflaschenetiketten und den Bierglasuntersetzern, ganz prachtvolle auf den Biertabletts usw.

Wie schon geschrieben, ich hab erst zwei Fotos von Kühlwaggons von Anheuser-Busch gesehen, sonst einfach nichts.

Schönen Gruß
Udo

Hallo Udo,
das kann ich bestätigen. Ich hatte vor kurzem auch nach Vorbildfotos für meine Eigenbauten gesucht, aber ausser den erwähnten Anheuser Busch Wagen hatte ich auch nichts gefunden. Das kuriose dabei ist der Malt Nutrine Wagen, welchen Märklin auch gebaut hat. Dieser hat eine Hecktüre, was ich noch nie bei einem Eisenbahnwagen gesehen hatte.
Das es kaum Vorbilder gibt liegt meiner Meinung nach an der größe von Brauereien, Anheuser Busch war schon damals ein Gigant und vertrieb seine Produkte dadurch wohl überregional. Hier in Deutschland war es wohl ähnlich, kaum eine Brauerei war groß genug um damals ausserhalb einer begrenzten Region zu verkaufen. Ich habe vor ein paar Jahren mal eine Recherche gemacht wegen einer antiken Bierflasche hier aus Hagen. Dabei hatte ich dann im Stadtarchiv erfahren, das Hagen in den 20er Jahren 11 Brauereien hatte, in fast jedem Stadtteil eine.

mit bestem Gruß
Arne

Hallo, Arne,

das mit der Hecktüre kann ich dir auch nicht erklären. Es könnte aber sein, dass sie zum Beladen mit Malzbier diente. Rückwärts an die Rampe gefahren, Hecktüre auf, und das Malzbier wurde reingekarrt.

Dieses Getränk Malt Nutrine war aber kein Bier, so wie hier in Deutschland es in den 50-er Jahren untersagt wurde, den Namen "Malzbier" zu verwenden. Da musste jetzt "Malztrunk" stehen. Der Grund ist darin zu sehen, dass dieser "Malztrunk" nicht gebraut wird. Er ist auch ohne Alkohol. So muss man das auch in den USA sehen. Ab etwa 1913 (die verschiedenen Staaten hatten unterschiedliche Jahre für die Prohibition) durfte kein Bier mehr hergestellt werden, aber eben "Malt Nutrine". Die Brauereien mussten ja ihre Arbeiter weiter beschäftigen. Da wurde alles mögliche hergestellt, eben dieses "Malt Nutrine" als auch Limonaden, Speiseeis, Hundefutter usw.

Es gibt ja inzwischen interessante amerikanische Box cars mit Brauereiwerbung, und die Werbungen stammen alle so aus der Zeit nach 1933, also, als es wieder Bier gab. Aber diese Brauerei-Box cars sind ja neu und aus Plastik, zumindest der Aufbau.

Zu Hagen: Es gab ohne Dahl und Hohenlimburg in Hagen insgesamt 19 Brauereien, allerdings viele mit wechselnden Namen. In den 20-er Jahren gab es dort aber nur noch 6 Brauereien. Da irrt das Stadtarchiv. Das waren Bavaria Delstern, Bettermann, Dönnhoff, Bürgerl. Brauhaus Lenzmann, Andreas, Germania Suer. Alle anderen hatten vor 1920 zugemacht. Welche Flasche hattest du ?

Schönen Gruß
Udo

Hallo Udo,
von Hagener Brauereien habe ich sogar zwei Flaschen, wo der Name noch im Glas mit eingegossen ist. Die eine ist von Brauerei Bettermann in der Hagener Innenstadt, bei dieser wuste ich immer wo die war, da die Ruine noch zu meiner Kindheit stand.
Die andere ist von der Brauerei Franz Kramer, welche in Hagen Eilpe gewesen sein soll.

mit bestem Gruß
Arne

Hallo, Arne,

die Brauerei Franz Kramer in der Louisenstr. 6 gab als Gründungsdatum 1890 an. Allerdings wird sie auch 1884 schon erwähnt. 1905 wurde sie umbenannt in Brauerei Franz Kramer, Inh. Ernst Kramer. Die Brauerei stellte ihren Braubetrieb durch Tod im ersten Weltkrieg ein, wurde aber noch bis 1920 als "ruhender Betrieb" geführt.

Bettermann an der Iserlohner Str. 39 wurde bis 1896 genannt "Brauerei Unterberg". Der Braubetrieb wurde 1971 eingestellt; die Kundschaft ging an die Dortmunder Actienbrauerei.

Schönen Gruß
Udo

Hallo, Udo,
da sieht man es wieder: Du bist auch ein excellenter Brauerei-Experte!
Gruß
Wolfgang

Hallo,

zu den in den USA verwendeten Transportwaggons von Bier habe ich diese Seite gefunden:

http://www.slahs.org/schlitz/reefers.htm

Ganz interessant. Es gab also etliche Brauereien, die vor 1913 Bierwaggons mit eigener Werbung hatten.

Dann habe ich noch gefunden Bierwaggons einer Brauerei Fauerbach aus Madison, die ich bisher nicht kannte

http://images.wisconsinhistory.org/70000...402001350-l.jpg

und überhaupt in diesem Zusammenhang Bilder vom Ende der Prohibition am 5.12.1933:

http://1aled.fotomaps.ru/prohibition-1933.php

Und wenn man so sucht, findet man einen vermeintlichen Biertransport, aber es waren Salzfässer, auf einer Pferdeeisenbahn, gebaut ab 1807, von Budweis nach Linz mit Schienen aus Holz, mit Blechstreifen verstärkt. (Artikel ganz am Ende der Seite)

http://www.google.de/imgres?imgurl=http%...CFZMwiAodY0YIwg

Schönen Gruß
Udo

Hallo Udo,
danke für die links. Damit ist der Beweis erbracht, das die Bierwagen von Märklin und Bing reale Vorbilder hatten.

mit bestem Gruß
Arne

Arne,
das ist eigentlich immer so gewesen:
Die Exportmodelle von Märklin oder Bing, gerade bei Carette, oder den anderen Nürnbergern, lagen immer ziemlich nahe am Vorbild.
Nur die in Deutschland verkauften "Modelle" waren vereinfacht, geschrumpft.
Bei Kraus-Fandor gibts ein deutliches Beispiel: Der Bierwagen hat für 0 und I den gleichen Wagenkasten!
Es ging um den Preis -es war Kinderspielzeug! Erwachsene Männer -um Gottes Willen- durften ja nicht spielen, es ging um ihre Reputation im wilhelminischen Deutschland.
In England war das zu dieser Zeit ganz anders! Da war die Beschäftigung mit der Modellbahn tatsächlich eine Sportart -und Modellbahnsport war auch eine offizielle Bezeichnung!
Ich habe darüber mit Beispielen mehrfach in meinen Büchern berichtet.
Schönes Wochenende wünscht
Botho

Botho,
das ist mir klar, ich habe natürlich auch mehrere deiner Bücher. Das beste Beispiel für die Modellbahnbegeisterung in Großbritannien sind allerding das Monatshefte von "The Model Railway News". Ich habe den kompletten Jahrgang 1926, in diesem sind viele Anlagenbilder, welche selbst nach heutigen Maßstäben perfekt sind. Man sieht in den Heften auch keine Kinder, nur erwachsene Männer. Auch sind darin Information zu Vereinen und auch Modellbahnfahrtagen und Ausstellungen.

mit bestem Gruß
Arne

Hallo,

interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die amerikanischen Modellbahnhersteller den deutschen Eisenbahnherstellern den Markt für Bierwaggons restlos überlassen haben. Die hatten wohl Bedenken wegen Proteste der Abstinenzbewegung und dachten, sollen die Deutschen doch "auf die Schnauze fallen". Das Gegenteil war aber der Fall - es wurden amerikanische Bierwaggons in Mengen verkauft.

Noch etwas: Bei der Recherche zu Originalen von amerikanischen Bierwaggons habe ich ein Foto eines Anheuser-Busch-Wagens entdeckt, der tatsächlich keine Klapptüren, sondern Schiebetüren hatte. Das bedeutet, dass es sich hier nicht um einen Kühlwaggon handelte, sondern um einen Transportwaggon der Brauerei. Kühlwaggons müssen wegen der Abdichtung immer Klapptüren haben.

Schönen Gruß
Udo

Arne,
diese Hefte sind -wirklich- nahezu von unbezahlbarem Wert!
Fundgruben, über deren Inhalt man nur staunen kann -und wenn man dann noch an die Jahreszahl denkt...
Schöne Wochenendgrüße
Botho

Grüss Euch
Interessantes Thema. Leider hab ich nur einen beer reever in STD Gauge. Es ist nicht grad einfach solche Wagen in STD Gauge zu finden.
Milch Kühlwagen hab ich noch ,aber keine weiteren Bier Wagen.
Gruß
Hans