Zitat von halbnull im Beitrag RE: 2. 11. Erfthalle Kerpen-Türnich Ausstellung und Börse
Hallo allerseits,
nachträglich zu dieser Veranstaltung einige Bilder der wunderbaren Modulanlage der MGK Kerpen.
Ich lasse sie einfach unkommentiert, sie sprechen für sich.
Modelleisenbahn-Gemeinschaft Kerpen/Erft
Schöne Grüße
Michael
Hallo Michael,
hallo zusammen,
mein Vater arbeitete von 1945 bis in die 1970er Jahre hinein in den Werkstätten der Roddergrube AG. in
Kerpen Türnich, dem übernächsten Nachbarort von Brüggen, etwa 100 Meter vom Veranstaltungsort,
Erfthalle Türnich, entfernt.
Von diesen Werkshallen, die am Bahnhof Türnich gelegen waren, ist eine Halle auf Deinem ersten Foto unten
links zu sehen. Darin arbeitete bis 1955 noch mein Großvater im Materialmagazin und mein Vater
betreute als junger Mann dort in einem kleinen Raum an der Ecke des Gebäudes, hinter den Bäumen
zu sehen, die Sanitäterstation.
Nachdem mein Vater als erster Soldat im Ort im Alter von 21 Jahren im Juni 1945 von der Ostfront
zurückkehrte, nahm mein Großvater ihn, nachdem er ihn erst vier Wochen aufgepäppelt hatte,
zu diesen Werkstätten mit, damit er Arbeit bekam.
Sein Lehrbetrieb am Bahnhof Köln-Ehrenfeld, wo er bis 1942 Kunstschlosser und Kunstschmied
gelernt hatte, existierte nicht mehr.
Als kleiner Grundschüler lief ich von der Schule kommend, die früher direkt neben der Erfthalle stand,
rechts neben dem Türnicher Bahnhof vorbei, über den Trampelpfad der über die Gleise führte, zu
der Werkstatt meines Vaters.
Dort wurden die grauen Großraumgüterwagen, die an die braunen Märklinwagen 4624 erinnern, repariert.
Diese Wagen wurden im Tagebau zum Transport von Rohkohle zur Brikettfabrik eingesetzt und waren mit
der Aufschrift "Rheinische Braunkohlenwerke" und "Roddergrube AG." beschriftet.
Diese Werkstatt war für mich als kleiner Junge immer sehr interessant. Dort gab es viel zu sehen,
eine große Schmiede, schwere Bohr- und Fräßmaschinen und Schweißapparaturen mit großen Gaßflaschen.
Man durfte als kleiner Junge zwar nicht überall hingehen, aber wenn man fragte, wurde man mitgenommen.
Das war ein wahres Eldorado an Eindrücken.
Heute steht alles seit Jahrzehnten leer, nur zwei Werkstattgebäude stehen noch. Der Bahnhof mit Strecke
wurde 1966 stillgelegt, er wurde abgerissen und heute ist dort ein großes Wohngebiet.
Es erinnert heute nichts mehr an die alte Bahnstrecke.
Die Brikettfabrik Hubertus war von meinem Elternhaus in Kerpen-Balkhausen durch ihre 3 riesigen Schlote gut zu sehen.
2 Brüder meiner Großmutter haben vor mehr als 100 Jahren dort gearbeitet.
Ich bin als Schuljunge in der ersten Hälfte der 1960er Jahre Samstags mit dem hölzernen Handwagen meiner Großeltern
und der Deputatkarte meines Vaters dort hingefahren und habe mich in die Reihe der anderen wartenden Leute, die ebenfalls
mit ihren Bollerwagen anstanden, eingereit.
Wenn man dann mit der Reihe im Fabrikhof angekommen war, fuhr man mit dem Handwagen an die Brikettschütte heran
und es wurde vollgeladen. Danach ging man in das Büro, dass am Eingang des Fabrikhofes war, dort wurde dann ein Stück
mit der Schere aus der Deputatkarte herausgeschnitten und man war fertig. Jetzt mußte man nur noch den schweren
Handwagen, der bis zum Rand mit Brikett gefüllt war, gut über die Hubertus- und Heerstraße nach Hause fahren.
Wie sich die Zeit geändert hat!
Die Sprengung der 3 großen Schlote von Hubertus habe ich damals live miterlebt.
Gruß
Hans-Gerd