immer wieder taucht die Frage auf, wann genau der Verkauf der Spur 00-Bahnen begann. Ich möchte daher alle Spezialisten um Mithilfe bitten.
Die Antworten sollten bitte mit Quellen (Literatur, Zeitzeugenberichte) belegt sein:
1.) Was genau wurde auf den Leiziger Messen (Frühjahr und Herbst) 1935 von Märklin und TRIX vorgestellt (Exponate, Marktreife etc.)?
2.) Wann kamen die 00-Bahnen von Märklin und TRIX EXPRESS in den Handel?
3.) Wie haben sich die Verkaufszahlen der beiden 00-Bahnen von Märklin und TRIX EXPRESS in den Jahren 1935 bis 1940 (bzw. noch weiter) entwickelt (gemessen an typischen Produkten wie Startpackungen oder Lokomotiven)?
4.) Wann wurde die Produktion der beiden 00-Bahnen von Märklin und TRIX EXPRESS kriegsbedingt eingestellt (1940, 1941 oder noch später) ?
5.) Wann konnte die Produktion der beiden 00-Bahnen von Märklin und TRIX EXPRESS nach dem zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen werden?
eine interessante Quelle zu Frage 5.) kann ich selber beisteuern: TRIX VSN hat mit Anschreiben vom Januar 1941 zwei Dokumente an die "Geschäftsfreunde" versandt:
1.) eine "Ladenpreisliste der im Jahre 1941 voraussichtlichen lieferbaren Artikel" mit einem bereits deutlich reduziertem Programm (bei den Lokomotiven gab es nur noch die 20/52 und die 20/56), beim Zubehör überraschen einige in den bisherigen TRIX-Katalogen unbekannte Bestellnummern (20/304, 200/305, 20/308, 20/312 bis 20/316), die auf den Vertrieb von Kibri-Blechzubehör hindeuten.
2.) ein Hinweis zum Reparaturdienst: "Der durch die derzeitige Lage bedingte Facharbeitermangel macht es uns unmöglich, unsere Reparaturabteilung aufrecht zu erhalten. Wir müssen dieselbe daher bis auf weiteres schließen. Aus diesem Grunde bitten wir Sie. von Einsendungen reparaturbedürftiger Artikel Abstand zu nehmen. Sobald es uns die Umstände erlauben, diese Maßnahme rückgängig zu machen, werden wir Sie sofort verständigen." Es folgt der seinerzeit übliche Gruß, den ich hier nicht wiedergebe.
Hallo Dieter, im Band 4 der Buchreihe Schuco Bing und Co. finden sich einige Angaben mit Belegen: - die erste Bahn im halben 0- Maßstab gab es 1923 vom Trix- Vorgänger Bing, zunächst als Uhrwerkbahn, ab 1925 mit Schwachstrom betrieben. Diese Bahn hatte Stephan Bing für den englischen Fachhändler Bassett-Lowke entwickelt. Das Programm war einfach gehalten und wurde nicht erweitert. Stephan Bing ist 1927 aus der Firma Gbr. Bing ausgeschieden und hat 1928 die Firma "Vereinigte Spielwarenfabriken Andreas Förtner und Johann Haffner´s Nachfolger" gekauft. Bing hatte Siegfried Kahn mit aus der alten Bing- Fabrik gebracht. Der entwickelte den bekannten Metallbaukasten unter dem Namen Trix im Jahr 1931. In dem Buch ist auch beschrieben, unter welchen patentrechtlichen Umständen es zu dieser Namensgebung kam. Das Deckblatt der Patentschrift von 1934 ist abgedruckt.
- 1932 gingen die Bingwerke in Konkurs. Stephan Bing hatte bei seinem Austritt 1927 sich verpflichtet, keine Eisenbahnen zu bauen. Als er nun keine der vereinbarten Zahlungen mehr erhielt, sah er sich nicht mehr an seine Verpflichtung gebunden. Mit Siegfried Kahn und einigen Ingenieuren der Bing Werke wurde ab 1932 eine Bahn unter dem Namen Trix Express, mit einer Spurweite von 16 mm und im Maßstab 1:90 entwickelt.
- Zur Frühjahrsmesse wurde ein Katalog an Händler ausgegeben. Er enthielt eine Preisliste über 2 DIN A5- Seiten (beides in dem Buch abgebildet) Darin gab es unter anderem: eine Zugpackung mit Güterzug (10/1), eine mit FD- Zug (10/2), die Lok 10/51, Schienen, Weichen, Trafo, Fahrregler, Güterwagen, 2-achsige Personenwagen, 4-achsige Personenwagen, Signale, den Bahnhof Trixstadt, Lokschuppen, Güterschuppen, kleine Ausstattungsteile. Alles war ab der Messe lieferbar, wie eine abgebildete Händlerinformation besagt.
- Im laufe des Jahres 1941 (näheres habe ich nicht gefunden) mußte die Produktion auf Kriegsgüter umgestellt werden. Die Produktionsstätten und die Verwaltung in Nürnberg würden zerstört. Viele Produktionsanlagen waren vorher nach Spalt geschafft worden. 1938 hatte Ernst Voelk im Zuge der sogenannten "Arisierung" die Firma übernommen. Bing, Oppenheimer, Kahn... waren nach England geflüchtet. Im Februar 1949 kam es vor dem War Compensation Court in München zum Interessenausgleich zwischen den alten Eigentümern, bzw. deren Erben und Ernst Voelk. Siegfried Kahn, Insam und andere traten wieder in die Firma ein. Die TTR- Gruppe hatte an der GmbH einen Anteil von 51 %, Ernst Voelk einen von 49 %. Nach dem Krieg hat man zunächst aus Materialbeständen einfache Gebrauchsgüter gefertigt. Aber schon 1946 wurde mit der Erneuerung der zerstörten Zeichnungen begonnen. Dabei wurden schon Verbesserungen eingearbeitet. So hat man den Rollwiderstand der Wagen reduziert, indem der Durchmesser der Lagerzapfen reduziert wurde. Zur Währungsreform 1948 konnte die Modellbahnproduktion wieder aufgenommen werden. Die ersten Lieferungen von Ersatzteilen im Jahr 1948 erfolgten mit Hilfe von Distler (nach Angaben von E. Esmeijer), 1949 gab es den ersten Katalog mit den Vorkriegsmodellen. 1950 kamen die ersten Neuentwicklungen.
- Märklin ist erst zur Leipziger Herbstmesse mit seiner H0- Bahn auf den Markt gekommen. Nähere Infos und Belege habe ich hierzu nicht.
diesen Beitrag möchte ich gerne noch mal aufrollen.
Weiß jemand, was genau in den TRIX-Werken ab 1941 nach dem Ende der Spielwaren-Produktion hergestellt wurde?
Es gibt hierzu einen recht allgemeinen Hinweis im Buch von Zschaler (thermoelektrische Geräte für die Wehrmacht). Vieleicht hat jemand noch genauere Informationen?
Hallo Dieter, die erste Spur 00 Bahn war wie bereits geschrieben die Bing 00 Tischbahn. Aber schon ab November 1922 wurden 2 verschiedene Sets über den Handel verkauft. Herr Zschaler irrt mit seinem Termin 1923. Dieser Meinung ist auch Jeff Carpenter. Ab 1923 gab es dann 5 weitere Sets. Ich habe einen Originalkatalog aus dieser Zeit als Beleg. Kriegsproduktion: Hier gibt es widersprüchliche Aussagen. Manche Sammler sagen, es habe nie einen totalen Stop bei Märklin gegeben und auch bei Trix war erst nach dem Bombenabgriff komplett Stillstand. Die Produktionszahlen dürften aber sehr gering gewesen sein. Es soll Augenzeugen gegeben haben, die während der Kriegsjahre die laufende Produktion in kleinen Mengen gesehen haben. Wegen Trix und der Bombardierung frage mal Franz Nowack. Keiner weis mehr darüber als er.
Dieter, nach meiner Kenntniss konnte Trix schon zur Frühjahrmesse 1935 auch liefern. Das waren die beiden Sets in quadratischen Packungen (selten). Zum Weihnachtsgeschäft 1935 kam der neue 1935er Katalog heraus u.a. mit den länglichen Zugpackungen. Die beiden quadratischen gab es somit nur etwa ein halbes Jahr lang. Solche sind auch nach England verkauft worden (mit schwarzer und grüner Scheibenradlok, selten) und nach USA (mit schwarzer Scheibenradlok mit Kuhfänger, megaselten). Märklin war nicht vor der Herbstmesse 1935 in Spur 00 lieferfähig und zur Frühjahrsmesse 1935 wurde nur eine kleine Zahl Prototypen gezeigt. Auch vom Gleis nur Handmuster. Da es auch bei größter Anstrengung noch Monate dauerte, bis echte Serienmodelle zur Verfügung standen, ist Märklin somit ein halbes jahr nach Trix und ganze 13 Jahre nach Bing im Sektor Spur 00 lieferfähig gewesen. Nix mit Vorreiterrolle...zudem gab es noch eine ganze Menge weiterer Spur 00 Hersteller VOR 1935 (u.a. Distler, JEP Mignon Frankreich, Bub, Issmayer).
danke für Deine beiden Antworten. Ich nehme die Hinweise gerne auf. Zu den Themen:
1.) Bing 00 war bereits ab November 1922 auf dem Markt: OK, übernommen. Es war sicher sinnvoll, das Weihnachtsgeschäft 1922 mitzunehmen.
2.) Kriegsproduktion: ich recherchiere noch. Derzeitiger Erkenntnisstand ist, dass TRIX im Jahr 1941 auf Rüstungsproduktion umstellen musste. Anfang 1943 erfolgte die Verlagerung der Rüstungsproduktion nach Spalt bei Nürnberg.
3.) Kriegszerstörungen: Man muss hier differenzieren. TRIX hatte zunächst zwei Standorte: Nürnberg Schillerstr. (Verwaltung) und Nürnberg Koberger Str. (Produktion). Anfang 1943 wurde die Rüstungsproduktion nach Spalt verlagert. Durch die Bombenangriffe wurde der Standort Schillerstr. vollkommen zerstört, der Standort Koberger Str. hingegen nicht! Von Spalt sind auch keine Zerstörungen bekannt. Die Produktionseinrichtungen wurden 1943 zumindest teilweise nach Spalt gebracht. Im unzerstörten Gebäude Koberger Str. (lediglich kleinere Fassadenschäden) sollen die Produktionsräume zu Kriegsende fast ausgeräumt gewesen sein.
4.) TRIX EXPRESS Serienlieferung direkt nach der Frühjahrsmesse 1935: ist allgemeiner Konsens.
5.) Katalog 1935: es gab zwei Ausführungen bzw. die erste Aufführung wurde zum Herbst 1935 durch einen Aufkleber über den Zugpackungen aktualisiert. Bemerkenswert ist, dass die 20/52 (Scheibenrad-Elektrolok) bereits in der ersten Katalog-Version abdedruckt ist, tatsächlich konnte sie aber erst zum Herbst 1935 vorgestellt werden.
6.) Weitere Spur 00-Bahnen (Distler, JEP Mignon Frankreich, Bub, Issmayer): nach meinem Kenntnisstand gab es vor 1935 von den genannten Herstellern nur Spielzeugbahnen ähnlich wie Bing 00. Der Vertrieb dieser Bahnen erfolgte weitgehend als Sortimentsbahn (ein großer Karton, in dem alles drin war - zukaufen konnte man nicht oder es wurde kaum praktiziert). --> Falls es bereits vor 1935 00-Bahnen in einer Qualität gab, die der Qualität der TRIX EXPRESS Bahn ähnelte, wäre ich für Hinweise dankbar.
Hallo, ist das 1. Set mit der Kuhfängerlok wirklich so selten? Habe es heute zufällig neben den ebenfalls gezeigten Märklin 00 Packungen gefunden, hatte es bisher gar nicht besonders beachtet:
Der Cowcatcher wurde nach meinen Erkenntnissen nicht maschinell produziert (gestanzt), sondern von Hand gearbeitet. Deshalb sind die Aussparungen meist recht unregelmäßig.
Ein Indiz für eine echte Export-Packung ist ein Foreign- oder Germany- Stempel auf dem Lokgehäuse.
Hast Du denn Lust, mit dieser schönen Schachtel im nächsten März nach Berlin zu kommen?
Hallo Dieter, auf dem Aufkleber auf der Packung seitlich steht Trix Express - Schnellzug 10/2 und klein Germany. Einen Stempel auf der Lok habe ich nicht gefunden. Berlin ist für mich kein Problem, da bin ich zu Hause. Im Februar/März fährt meine Frau allerdings gerne nach Gastein zur Kur, da muss ich mit. Wenn das Treffen außerhalb dieser Zeit ist, bin ich gerne dabei. Notfalls stelle ich Dir die Packung zum Treffen zur Verfügung. Gib mir ggf. eine Nachricht über pn. Gruß, elaphos
die Nummer 10/2 sagt, dass es sich um eine Zugpackung für den deutschen Markt aus der ersten Lieferung Frühjahr / Sommer 1935 handelt. Bei den Wagen handelt es sich auch um die deutschen Versionen der 20/150er Serie.
Die Zugpackungen für England oder Amerika hatten andere Nummern (z.B. 11/2), außerdem Personenwagen in einer besonderen Litho-Variante (ähnlich dem SR-Design). Peter Berg zeigt in seinem Buch "TRIX EXPRESS - Die Vorkriegszeit" auf Seite 12 ein schönes Exemplar für den US-Markt.
Die Loks für Amerika haben üblicherweise einen Stempel "Germany" in einer grün-gelblichen Farbe: unten auf dem Fahrgestell, unter dem Tender oder seitlich am Lokgehäuse. Peter Berg zeigt in seinem Buch auf Seite 56 Beispiele hierfür.
Ich würde vermuten, dass da jemand eine Cowcatcher-Lok reingelegt hat oder den Cowcatcher später an die Lok geschraubt hat. Auch wenn dies vermutlich keine Export-Packung ist, ist es in jedem Fall ein sehr seltenes und schönes Exemplar.
Wenn ich die Lok und die Packung genauer sehen würde, könnte ich mehr dazu sagen. Vielleicht klappt dies ja sogar schon zur Postbahnhof-Ausstellung am Wochenende 30.10. bis 01.11.2009. Ansonsten vom 19. bis 21.03.2010 im Deutschen Technik-Museum oder zu einem anderen unserer Treffen (Termine siehe http://trixstadt.de/?page_id=31)
Ich habe gerade mal bei mir mal nachgesehen: ich habe eine lange Schachtel mit folgendem Seitenkleber: - Aufdruck "Passenger Train" - druntergeklebter (!) Nummer 19/5 (oder 19/6, nicht genau lesbar). - "Germany" war grundsätzlich auf jedem Kleber vorgedruckt
Diese Zugpackung konnte ich vor einigen Jahren in den USA ersteigern. Es waren neben dem 1935er Fahrregler und den Schienen drei Personenwagen enthalten, die Export-Version der 20/150er Serie mit 1935er Kupplung. Leider fehlte die passende Scheibenradlok 20/51 bzw. die Übergangs-20/51 mit Speichenrädern. Diese Startpackung würde ich auf Ende 1935 / Anfang 1936 datieren.
Hallo Dieter, habe heute den Vorbesitzer der Packung getroffen, von dem ich sie vor über 10 Jahren noch zu DM-Zeiten gekauft hatte. Er erzählte, dass die Packung original so Mitte der 30er, also wahrscheinlich 1935 - 1936, in Dresden gekauft worden sei. Gruß, elaphos
...fliege leider morgen früh für eine Woche nach Lissabon. Melde mich wieder, wenn ich zurück bin. Vielleicht schaffe ich es zum Treffen im November. Gruß, elaphos