Hallo, ich habe hier ein seltsames Güterwägelchen in Billigversion, ohne Puffer. Es ist lithografiert, graue Bretter mit schwarzen Bändern, unten auf der Bordwand steht die Zahl 4123. Darüber, auf der einen Seite gerade noch zu erkennen, steht "LNWR", das ist aber durch einen grauen Farbbalken übermalt. Auf der anderen Wagenseite ist der Farbauftrag dicker, dort erkennt man nichts. Es sieht so aus, als ob eine Schablone verwendet wurde. Deshalb glaube ich, daß die Übermalung nicht von einem späteren Eigentümer, sondern bereits ab Werk gemacht wurde. Ist das ein Wagen, der nicht mehr in den Export nach England ging und der in Deutschland mit der Aufschrift LNWR nicht zu verkaufen gewesen wäre? Das mit dem Re-Import habe ich nur aus Spaß dazugeschrieben. Ich glaube nicht, daß nicht verkaufte Wagen aus England ins Werk zurückkamen und dann eingedeutscht wurden. Gruß Karl
Karl - einen solchen Wagen hatte ich mal in der Hand und ein Engländer erzählte mir seine Geschichte: LNWR ging zum 1. Januar 1923 in LMS auf und die noch auf Lager befindlichen LNWR-Wagen wurden werkseits oder beim Importeur "neutralsiert". Und das nicht nur bei Bing -auch bei Märklin. Sagte er. Schöne Zeit mit angenehmen Temperaturen wünscht Botho
Stimmt, Botho, daran hab ich gar nicht gedacht. Wie Du schreibst, wurde in Großbritannien 1923 das Sammelsurium der kleinen Eisenbahngesellschaften bereinigt und im wesentlichen zu den "Big Four", der LMS, Southern, LNER und Great Western zusammengefaßt. Somit war das Spielzeug mit der Aufschrift "LNWR" nicht mehr zeitgemäß. Mir scheint, die Briten haben schon früh bei den großen Spuren auf Vorbildtreue geachtet. Gruß aus dem heißen Südschwarzwald, ein paar Tage müssen wir wohl noch die Hitze aushalten, zum Wochenende soll es kühler werden, Karl
Oh ja, Karl, das habe ich oft in meinen Büchern beschrieben: Der Modellbahn-"Sport" (wirklich so genannt!) in England/GB erforderte schon sehr früh echte Modelle. Und die deutschen Hersteller haben alle wirkliche Modelle auf die Insel geliefert -denk mal an Carette! Aber auch Bing, Märklin usw. In Deutschland war das Spiel mit der Eisenbahn für einen echten Mann (besser: Herr!) undenkbar -er hätte seine bürgerliche Reputation verloren. Ein Mann spielt bestenfalls Militär! Also war hier bei uns kaum Bedarf an echten Modellfahrzeugen, die zudem auch teuerer waren. Verkauft wurden für Kinder eben mickrige Fahrzeuge -wie wir sie kennen. Und doch gabs auch für Papa was -die Echtdampfloks waren eigentlich nie Kinderspielzeug, weil doch recht gefährlich. Und eine Schutzbehauptung hat man auch mitgeliefert: Lehrspielzeug! Schöne Grüße aus Hessen Botho