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The "Auto-Train", Geschichte und Modell [Bachmann]

#1 von martin67 , 23.05.2013 22:25

Heute gibt es einen kleinen Exkurs in die amerikanische Eisenbahngeschichte der etwas jüngeren Vergangenheit. Die kurze Geschichte des "Auto-Train".

In den 60er Jahren beauftragte die US-Regierung eine Studie, ob im Autoland USA ein Autoreisezug nach europäischem Vorbild profitabel betrieben werden könnte. Der Bericht war positiv ausgefallen, was einen Mitarbeiter der US Transportbehörde, Eugene K. Garfield, dazu veranlasste, seine Ersparnisse zu investieren und die "Auto-Train Corporaton" zu gründen. Der Start des ersten Auto-Trains war dann im Jahre 1971. Dieser Zeitpunkt war gut gewählt, fiel er doch in die Zeit des kollabierenden Eisenbahnpersonenverkehrs in den USA. Amtrak übernahm diesen zwar, aber in einem bescheidenen Ausmaß.

Unser Mr. Garfield kaufte für günstiges Geld das beste Material, was er auf dem Markt bekommen konnte. Für sein Projekt mußte jeder Wagen (außer den Speise und Schlafwagen) ein "Dome-Car" sein, ein Aussichtswagen mit Glaskuppel. Diese wurden von der Union Pacific, Western Pacific, der Santa Fe und anderen Bahnen übernommen und aufgearbeitet. Die Autotransporter kamen aus Kanada von der Canadian National und wurden mit Schnellfahrdrehgestellen von ausgemusterten Expressgutwagen ausgestattet. Diese Wagen waren doppelstöckige, geschlossene Wagen von 23m Länge mit Stirntüren.

Die Route des Zuges war auch wohlüberlegt, sie führte von Lorton, VA (vor den Toren Washingtons) bis nach Sanford, FL (20ML vor Orlando). Der Nutzer des Auto-Trains sparte sich die Fahrt über die notorisch überlastete Interstate I-95. An beiden Endpunkten wurde ein entsprechendes Terminal errichtet.

Hier eine zeitgenössische Werbeanzeige aus dem Trains Magazine, Ausgabe Dezember 1974



Der Zug war unmittelbar nach seiner Einführung ein großer Erfolg, bis Mitte 1974 wurden 225 000 Autos und 650 000 Passagiere gezählt.

Die Lokomotiven der Auto-Train Corporation waren neu gelieferte GE U-36 B, vierachsige diesellelektrische Loks mit einer Leistung von 3600PS, die inb der Bauart den Loks der Seaboard Coast Line entsprachen. Das hatte einen guten Grund. In verkehrsschwachen Zeiten wurden diese Loks von der SCL für den Güterverkehr angemietet. Bei Ausfall einer Auto-Train Lok stellte die Seaboard Ersatz. Die Lokführer des Autotrain stellte ebenfalls die SCL. Die Züge hatten schon nach kurzer Zeit gigantische Ausmaße und bestanden aus 20 -22 Autotransportern und bis zu 20 Personenwagen, was für eine Doppeltraktion der U-36 bereits grenzlastig war, zumal mit vergleichsweise hohen Geschwindigkeiten gefahren wurde. Oftmals mußten die Züge geteilt (ein Teil Autotransporter, der andere Personenzug) im Blockabstand gefahren werden.

Bleiben wir mal im Jahr 1974 und kommen wir zum Modell. Das wurde nämlich in diesem Jahr vorgestellt, von Bachmann in Philadelphia. Bachmann baute zu jener Zeit noch richtig gute Modelle, die Loks hatten 4-achs Antrieb und standen den zeitgenössischen Roco-Loks (AHM, Atlas, Model Power) in nichts nach. Die GE U-36B war in den Ausstattungsdetails den SCL-Maschinen nachempfunden und entsprach somit den Loks der "Auto-Train Corp.". Es gab leider nur zwei verschiedene Wagen, den Super-Dome (exAT&SF) und den CN Autotransporter. Auch von anderen Herstellern waren keine weiteren Wagen erhältlich. Nur die Lok kam auch noch von Athearn, allerdings war das eine GE U-33B und die typische SCL-Ausstattung mit den Scheinwerfern an der Frontnase fehlte.



Vor kurzem war mein Geburtstag, ich hab mir den Auto-Train gegönnt. Hier die Lok. Die Drehgestelle sind lila, was dem Vorbild entspricht.



Dann der kanadische Autotransporter. Das Modell ist hervorragend nachgebildet, nur die Drehgestelle sind noch die normale Güterwagenbauart. Kurioserweise gab es das Modell nur in dieser Version von Bachmann, nie in der CN-Variante.



Der exSanta Fe "Superdome", ein sechsachsiger Aussichtswagen mit Vollkanzel. Das war damals der Star. Im Untergeschoß befand sich in jedem Wagen eine "Coffee Lounge".



Hier noch ein kleines Detailbild.



Wie ging die Geschichte weiter? 1974 wurde eine zweite Linie eröffnet, von Louisville, KY nach Sanford, FL. Auf dieser Linie waren die Gleise durch die sehr angespannte, finanzielle Situation der Louisville & Nashville RR. in einem extrem schlechten Zustand, was im Laufe der Zeit zu einigen Entgleisungen führte und leider auch zuletzt zum Verschwinden der Auto-Train Corp. im Jahre 1981. Weiter Linien waren geplant, Chicago-Denver oder auch nach Mexiko, diese konnten aber nicht mehr verwirklicht werden.

Heute wird der Auto-Train von Amtrak betrieben und ist der profitabelste Zug in den USA.

Hier noch zwei Links in englischer Sprache:

http://www.themetrains.com/auto-train-main.htm

http://en.wikipedia.org/wiki/Auto_Train

Schönen Gruß,

Martin


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RE: The "Auto-Train", Geschichte und Modell [Bachmann]

#2 von JensB , 24.05.2013 07:01

Hi Martin,
vielen Dank für deine nette Hintergrundgeschichte zu diesen wirklich interessanten Modellen.


Viele Grüße
Jens
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RE: The "Auto-Train", Geschichte und Modell [Bachmann]

#3 von gs800 , 24.05.2013 07:05

Hallo Martin,

da hast du eine sehr interessante Story präsentiert. Ein wirklich schöner Zug.

Gruss
Rei/CH


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RE: The "Auto-Train", Geschichte und Modell [Bachmann]

#4 von *3029* , 24.05.2013 11:45

Hallo Martin,

sehr interessant, die Geschichte vom "Auto-Train",
danke für die Story.

Erstaunlich eigentlich dass es den Zug nicht von Lima gab,
die hatten doch ein Faible für aussergewöhliche Modelle.

Viele Grüsse

Hermann



 
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RE: The "Auto-Train", Geschichte und Modell [Bachmann]

#5 von martin67 , 24.05.2013 19:51

Hallo zusammen,

ja, eigentlich wäre Lima predestiniert für derartige Modelle. In diesem Fall nicht, das US-Sortiment führte ein Schattendasein im Limaprogramm. Bachmann hatte später die Lok noch in mehreren Lackierungvarianten im Angebot und auch der Aussichtswagen wurde in der ursprünglichen Santa Fe Variante und als Amtrak Wagen hergestellt. Zuletzt, d.h. bis heute, ist er in Zugpackungen mit Modellen der Alaska Railroad zu finden.

Es ist schade, daß sich kein anderer Hersteller mit Ergänzungswagen beteiligt hatte, Rivarossi/AHM hätte Mini-Domes, 10-6 Sleepers und Speisewagen der Union Pacific gehabt (Smooth Side), Con Cor (Liliput) hatte entsprechende Nirosta-Budd-Wagen der Santa Fe im Sortiment.

Zwei Dinge finde ich beeindruckend an den Zügen der Auto-Train Corp. Zum Ersten die beachtliche Zuglänge von fast einem Kilometer, zum Anderen die Tatsache, daß es sich hierbei um den wohl exklusivsten Zug handelte, der jemals in den USA auf Schienen zu sehen war. Nur das allerbeste Material wurde verwendet, jeder einzelne Wagen hatte eine Coffee-Lounge, der Service war innovativ und zuvorkommend.

Leider verursachten die Unfälle auf der L&N immense Kosten, die die noch junge Firma nicht verkraften konnte, was letztendlich zur Betriebseinstellung im Jahr 1981 führte.

Übrigens waren die Modelle von Bachmann offiziell nur bis 1978 im Katalog gelistet, die Lok etwas länger. In meinen Augen wächst die Attraktivität eines Modells mit der aufregenden Geschichte des Vorbilds. Und da steht der Auto-Train in der vordersten Reihe!

Bis dann,

Martin


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RE: The "Auto-Train", Geschichte und Modell [Bachmann]

#6 von plastiklok , 26.05.2013 00:20

Moin Martin,

ersteinmal herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag.

Immer wieder erstaunlich, was du da ausgräbst.

Hier der Zug in Bewegung, ab 00:35 geht es los.



Gruss Ralph


 
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RE: The "Auto-Train", Geschichte und Modell [Bachmann]

#7 von martin67 , 26.05.2013 22:54

Hallo Ralph,

vielen Dank für dieses Video und natürlich die (späten) Geburtstagsgrüße. Die Sachen auszugraben, das ist nicht schwer. Man muß wissen, daß es sie gibt und sie auch mit einer entsprechenden, intreressanten Geschichte verbinden. In diesem Fall hat mir geholfen, daß ich mich in den 90ern sehr intensiv mit amerikanischen Eisenbahnen (Vorbild und Modell) beschäftigt habe.

Zum Ausgraben gibt es noch viel, wie z.B. den Amtrak-Metroliner, den ich gerne für meine Triebwagensammlung haben würde, oder die fiktive E-Lok GE E60CF in Farben der Chessie System.

Bis dann,

Martin


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