Heute gibt es einen kleinen Exkurs in die amerikanische Eisenbahngeschichte der etwas jüngeren Vergangenheit. Die kurze Geschichte des "Auto-Train".
In den 60er Jahren beauftragte die US-Regierung eine Studie, ob im Autoland USA ein Autoreisezug nach europäischem Vorbild profitabel betrieben werden könnte. Der Bericht war positiv ausgefallen, was einen Mitarbeiter der US Transportbehörde, Eugene K. Garfield, dazu veranlasste, seine Ersparnisse zu investieren und die "Auto-Train Corporaton" zu gründen. Der Start des ersten Auto-Trains war dann im Jahre 1971. Dieser Zeitpunkt war gut gewählt, fiel er doch in die Zeit des kollabierenden Eisenbahnpersonenverkehrs in den USA. Amtrak übernahm diesen zwar, aber in einem bescheidenen Ausmaß.
Unser Mr. Garfield kaufte für günstiges Geld das beste Material, was er auf dem Markt bekommen konnte. Für sein Projekt mußte jeder Wagen (außer den Speise und Schlafwagen) ein "Dome-Car" sein, ein Aussichtswagen mit Glaskuppel. Diese wurden von der Union Pacific, Western Pacific, der Santa Fe und anderen Bahnen übernommen und aufgearbeitet. Die Autotransporter kamen aus Kanada von der Canadian National und wurden mit Schnellfahrdrehgestellen von ausgemusterten Expressgutwagen ausgestattet. Diese Wagen waren doppelstöckige, geschlossene Wagen von 23m Länge mit Stirntüren.
Die Route des Zuges war auch wohlüberlegt, sie führte von Lorton, VA (vor den Toren Washingtons) bis nach Sanford, FL (20ML vor Orlando). Der Nutzer des Auto-Trains sparte sich die Fahrt über die notorisch überlastete Interstate I-95. An beiden Endpunkten wurde ein entsprechendes Terminal errichtet.
Hier eine zeitgenössische Werbeanzeige aus dem Trains Magazine, Ausgabe Dezember 1974
Der Zug war unmittelbar nach seiner Einführung ein großer Erfolg, bis Mitte 1974 wurden 225 000 Autos und 650 000 Passagiere gezählt.
Die Lokomotiven der Auto-Train Corporation waren neu gelieferte GE U-36 B, vierachsige diesellelektrische Loks mit einer Leistung von 3600PS, die inb der Bauart den Loks der Seaboard Coast Line entsprachen. Das hatte einen guten Grund. In verkehrsschwachen Zeiten wurden diese Loks von der SCL für den Güterverkehr angemietet. Bei Ausfall einer Auto-Train Lok stellte die Seaboard Ersatz. Die Lokführer des Autotrain stellte ebenfalls die SCL. Die Züge hatten schon nach kurzer Zeit gigantische Ausmaße und bestanden aus 20 -22 Autotransportern und bis zu 20 Personenwagen, was für eine Doppeltraktion der U-36 bereits grenzlastig war, zumal mit vergleichsweise hohen Geschwindigkeiten gefahren wurde. Oftmals mußten die Züge geteilt (ein Teil Autotransporter, der andere Personenzug) im Blockabstand gefahren werden.
Bleiben wir mal im Jahr 1974 und kommen wir zum Modell. Das wurde nämlich in diesem Jahr vorgestellt, von Bachmann in Philadelphia. Bachmann baute zu jener Zeit noch richtig gute Modelle, die Loks hatten 4-achs Antrieb und standen den zeitgenössischen Roco-Loks (AHM, Atlas, Model Power) in nichts nach. Die GE U-36B war in den Ausstattungsdetails den SCL-Maschinen nachempfunden und entsprach somit den Loks der "Auto-Train Corp.". Es gab leider nur zwei verschiedene Wagen, den Super-Dome (exAT&SF) und den CN Autotransporter. Auch von anderen Herstellern waren keine weiteren Wagen erhältlich. Nur die Lok kam auch noch von Athearn, allerdings war das eine GE U-33B und die typische SCL-Ausstattung mit den Scheinwerfern an der Frontnase fehlte.
Vor kurzem war mein Geburtstag, ich hab mir den Auto-Train gegönnt. Hier die Lok. Die Drehgestelle sind lila, was dem Vorbild entspricht.
Dann der kanadische Autotransporter. Das Modell ist hervorragend nachgebildet, nur die Drehgestelle sind noch die normale Güterwagenbauart. Kurioserweise gab es das Modell nur in dieser Version von Bachmann, nie in der CN-Variante.
Der exSanta Fe "Superdome", ein sechsachsiger Aussichtswagen mit Vollkanzel. Das war damals der Star. Im Untergeschoß befand sich in jedem Wagen eine "Coffee Lounge".
Hier noch ein kleines Detailbild.
Wie ging die Geschichte weiter? 1974 wurde eine zweite Linie eröffnet, von Louisville, KY nach Sanford, FL. Auf dieser Linie waren die Gleise durch die sehr angespannte, finanzielle Situation der Louisville & Nashville RR. in einem extrem schlechten Zustand, was im Laufe der Zeit zu einigen Entgleisungen führte und leider auch zuletzt zum Verschwinden der Auto-Train Corp. im Jahre 1981. Weiter Linien waren geplant, Chicago-Denver oder auch nach Mexiko, diese konnten aber nicht mehr verwirklicht werden.
Heute wird der Auto-Train von Amtrak betrieben und ist der profitabelste Zug in den USA.
Hier noch zwei Links in englischer Sprache:
http://www.themetrains.com/auto-train-main.htm
http://en.wikipedia.org/wiki/Auto_Train
Schönen Gruß,
Martin