So, jetzt!
Wir wissen ja alle, dass dieses Forum nicht nur gut für die Bildung ist, sondern auch zumindest bei dem ständig dazulernenden Teil des Publikums zu Anschaffungen führt, die man sich kurz vorher noch nicht vorstellen konnte. So bei mir durch die Erwähnung der Wechselstrom-E44 in diesem thread, den Piko-Fahrtrichtungsumschalter fand ich doch äußerst interessant.
Folgendes Exemplar wurde bei mir angeschwemmt (präsentiert auf einem total abgeranzten Lima-Gleis, was anderes in Zweileiter hatte ich nicht da):
Der Motor und auch der Umschalter unterscheiden sich von dem, den Peter oben eingestellt hat:
Oben sieht man hinter der Unterlegscheibe die vermutlich abgeschmurgelte Feder rausgucken.
Noch ein Blick auf die Rückseite:
Leider funktionierte der Umschalter nicht, also mußte ich erstmal in die Funktionsweise einsteigen.
Der eigentliche Umschalter springt ins Auge. Das kupferfarbene Teil oben rechts schließt mal den einen Kontakt
und mal den anderen und verbindet dadurch die Feldwicklungen mit Masse.
Dabei ist der Niet, den man über dem Rad sieht, der Drehpunkt.
Auf der Rückseite sieht man, warum der Schalter in der jeweiligen Stellung bleibt. Der bewegliche Teil hat auf der Rückseite einen Stift, der in einer Kerbe eines Blechteils mit schwalbenschwanzförmiger Aussparung festsitzt.
Der oben sichtbare Stahldraht zieht den Schwalbenschwanz nach oben und damit ist der Schalter arretiert. Wenn man den Schwalbenschwanz gegen die Federkraft des Stahldrahts nach unten drückt, bewegt sich der Stift über die Trennung zur anderen Kerbe und wird da arretiert, sobald der Schwalbenschwanz wieder in die Ausgangslage zurückfedert.
Zwei Fragen bleiben: 1) warum bewegt sich der Schwalbenschwanz nach unten und 2) warum bewegt sich der bewegliche Teil des Schalters in die andere Lage?
Der Hebel, auf dem der Schwalbenschwanz sitzt, dreht sich um die Achse mit dem runden Kopf neben dem Feldmagnet, setzt sich nach unten fort und endet in unmittelbarer Nachbarschaft zum unteren Ende des Feldmagneten.
Das heißt, wenn die Spannung entsprechend hoch ist, also bei einem Überspannungimpuls (24V?), gewinnt das Magnetfeld des Feldmagneten gegen die Federkraft des Stahldrahts und die Arretierung wird gelöst.
Ein Blick von oben zeigt den beweglichen Teil des Schalters mit dem Stift, der von dem dünnen Blech mit der schwalbenschwanzförmigen Ausnehmung arretiert ist. An dem Bolzen, dessen Fortsetzung dieser Stift ist, sieht man rechts zwei Umdrehungen eines dickeren Drahts und links einen dünneren Draht. Dieser dünnere Draht ist eine Spiralfeder, die hier eingehängt ist. Der dicke Draht spielt unten noch eine Rolle.
Das untere Ende der Spiralfeder ist in einem U-förmigen Blech eingehängt, das drehbar befestigt ist. Der dicke Draht, den wir vorhin schon gesehen haben, kommt von oben, ist durch ein Loch in dem U-förmigen Blech geführt und endet in der Nähe des Zahnrads auf der Antriebsachse. Man erkennt an dem Zahnrad einen Mitnehmer, der den Draht je nach Bewegungsrichtung der Lok nach hinten oder vorne drückt. Falls der Draht nach vorne gedrückt wird, ergibt sich als nächstes folgendes Bild:
Durch den Druck des Drahtes und die Spannung der Spiralfeder schnappt die untere Aufhängung in die andere Lage. Dadurch ändert sich der Winkel der Feder und der Schalter wird bei Aufhebung der Arretierung in die andere Lage gezogen. Der Mechanismus wird sozusagen gespannt, wenn die Lok sich in eine neue Richtung bewegt, um beim nächten Überspannungsimpuls in die andere Schalterstellung zu schnappen.
In meinem Fall war der erwähnte Draht etwas verbogen und wurde in einer der beiden Stellungen nicht mehr von dem Mitnehmer erwischt. Ein bißchen Korrektur wirkte Wunder.
So, jetzt hoffe ich, dass Ihr Euch beim Lesen das Hirn nicht so verrenkt wie ich beim Schreiben.
Grüße
Axel