das Thema "Gleise" ist ein Dauerbrenner. Ich habe auf verschiedenen Bildern im Forum galvanisierte, vermutlich vernickelte Gleise aus Blech gesehen. Wer macht so etwas und was "darf" es kosten? Lohnt sich das Ganze im Vergleich zu Neukäufen (Lionel, MTH, Atlas, Merkur ...)?
Hallo Götz, ich habe mein altes Märklin Spur 0 Gleismaterial in einer Galvanik neu vernickeln lassen, das geht auch bei Weichen (Weichenantieb natürlich vorher demontieren). Die Isolierung für den Mittelleiter muss nicht entfernt werden, die Gleise können also so bleiben wie sie sind.
So sieht das dann aus:
Bei Märklinmaterial lohnt es sich allemal. Der Preis richtet sich stark nach der Menge, die du in einem Auftrag bearbeiten lässt.
Es funktioniert also auch ohne Demontage? Ich mache mir seit Monaten deswegen einen Kopf, insbesondere wo ich neues authentisches Isoliermaterial her bekomme.
In welchem Zustand waren deine Gleise vor dem vernickeln? Musstest Du Vorarbeiten leisten? Oder einfach nur abgeben, bezahlen, abholen? Herzliche Grüße
Hallo messingcolera, vor dem Galvanisieren die Gleise mit einer harten Bürste gründlich reinigen, damit alter Staub und Schmutz entfernt wird. Farb- und Klebereste ebenfalls vollständig entfernen. Alle weiteren Arbeiten, wie z.B. Entfetten und Bedrahten wird von der Galvanik durchgeführt, wobei mann noch angeben sollte, dass der Mittelleiter zusätzlich bedrahtet werden muss, da er ja isoliert vom restlichen Gleiskörper ist.
Ich baue z.Zt. eine grössere Märklin Spur O Anlage, wobei ich ausser den Weichen auch fremdes Gleismaterial verwende. Bei ca. 35 m Gleisen ist mir das vernickeln lassen doch ein wenig zu teuer. Um ein gleichmäßiges Farbbild der Schienen auf der Anlage zu erreichen lackiere ich sie einfach.
Ich säubere die Schienen und überprüfe sie, anschließend lackiere ich sie mit:
Belton Spezial Zink - Alu - Spray, silbergrau. 400ml Dose, Artikel Nr. 323507 , Preis ca. 7.00 Euro
Nach dem lackieren werden die Schienenlaufflächen mit einem Schleifschwamm von der Farbe befreit. Der farbliche Gesamteindruck der Schienen auf der Anlage ist für mich besser als als die alten korodierten Gleise. Einfach mal ausprobieren !
ich interessiere mich für die Vorteile des Galvanisierens (Vernickelns) der alten Gleise und habe daher schonmal ein paar Überlegungen angestellt:
1) Sicherlich kann man sich vortrefflich darüber streiten, ob das hellmetallische Aussehen der galvanisierten Gleise nun besser oder schlechter ist als das dunklere und korrodiertere der Originalgleise.
2) Ein schlagendes Argument für das Galvanisieren: Nie wieder Rost!
3) Der Verfasser dieses Threads - Goetz - hatte an anderer Stelle einmal geäußert, dass er der Kontaktprobleme alter Märklin-Gleise überdrüssig sei. Ich nehme einmal an, dass er damit den Kontakt der Gleise untereinander meinte. Nach meiner Erfahrung ist das aber nicht zwingend der Fall. Voraussetzung ist natürlich, dass die alten Gleise - sofern nötig - an Laufflächen und Stiften gründlich entrostet wurden. Darüber hinaus müssen natürlich die Stifte der Gleise schön fest sitzen und auch nur gegen Widerstand ins nächste Gleis zu schieben sein. Das ist natürlich nur noch bei wenigen der alten Gleise der Fall. Aber etwas 'Nachhilfe' mit einer Zange hat dieses Problem bei mir noch in jedem Falle gelöst, so dass ich diese Art von Kontaktproblemen überhaupt nicht kenne. Insofern hätte das Galvanisieren also keine Vorteile.
4) Bleibt noch der elektrische Kontakt vom Gleis zur Lok. Hier besteht nach meiner Erfahrung das größte Problem überhaupt. Bei mir als 'Teppichbahner' sammelt sich innerhalb recht kurzer Zeit eine kleine schwarze Schmierschicht an den Löffelschleifern. Ich nehme an, dass das eine Mischung aus feinem (Teppich-) Staub und Abrieb ist. Dies führt dann nach einer gewissen Zeit zu einer nahezu perfekten Isolation zwischen dem Löffel und dem Gleis. Die Lok bleibt also irgendwann liegen. Zunächst reicht eine Reinigung der Löffelschleifer. Später ist dann aber irgendwann 'Schienenputzen' angesagt. - Die interessante Frage in diesem Zusammenhang: Verursachen die galvanisierten Gleise dieses Problem weniger stark? Nach meinen Erfahrungen mit Modellgleisen (vernickelter Messingstrang) würde ich die Frage eher verneinen. Aber vielleicht habt Ihr ja andere Erfahrungen! - Loks amerikanischer Herkunft haben schon seit der Vorkriegszeit (meistens? immer?) Rollenstromabnehmer. Die laufen bei mir auch dann noch bestens, wenn Märklin-Loks schon lange liegen geblieben sind. Ich werte auch dies als ein Indiz, dass es sich eher um ein Problem der Art der Stromabnahme handelt (Löffel versus Rolle) als um ein Problem des Gleismaterials. Jedoch benutzt Goetz nach eigener Aussage hauptsächlich amerikanisches Standardgleismaterial von Lionel. Hat dieses evtl. wegen eines anderen (Mittelleiter-) Gleisprofils auch bessere Eigenschaften bei Loks mit Löffelschleifern? (Das hätte dann natürlich nichts mit der Vernickelung zu tun.)
Viele Grüße
Thomas
P.S.: Sorry Eddy. Ich hatte Deinen Artikel noch nicht gelesen, als ich meinen absendete. Ich habe daher meinen letzten Satz unter Punkt 1) wieder rausgenommen, da er nun als Affront gegen Dich gewertet werden könnte. (Aus Gründen der korrekten Dokumentation: Der Satz lautete: ' Ich denke daher, dass wir diesen Punkt sogleich vergessen sollten.')
ich möchte zwar nicht als ständiger Bedenkenträger auftreten, aber ich habe keine gute Erfahrungen mit neu vernickelten Gleisen gemacht.
1. Man nimmt letztlich alte Gleise, die vielleicht verbogen oder rostig sind. Gute Gleise wird man nicht nehmen. Durch die Behandlung mit Säure werden aber ALLE Roststellen um das mehrfache vertieft und die Oberfläche sieht hinterher zwar meist glänzend, aber nicht besser aus.
2. Die Stifte werden, da sie exponiert herausstehen, mit heutigen Galvanikbädern um mehrere Zehntel mm verdickt. Gleichzeitig wird das Loch der Schiene ebenso verengt. Man hat dann Probleme, die Gleise zusammen zu stecken.
3. Die Säure hält sich unwiderbringlich in den Schienen innen und in den Isolierscheiben. Zudem wird die Stelle um die Isolierscheiben NIE richtig galvanisiert. Im ersten Moment scheint das gut auszusehen, nach einiger Zeit beginnt dort der Rost zu blühen. Außerdem sitzt der Rost dann in den Schienen, dort wo der Stift Kontakt haben soll. Ich habe schon recht viele neu vernickelte oder neu verzinkte Märklingleise gesehen, die ALLE nach ca. 10 Jahren nur noch scheußlich aussehen. In Spur 1 habe ich mehrere Kisten davon liegen, wer welche will soll sich melden. Von der Neubehandlung von Weichen rate ich dringendst ab, falls sie noch irgendwie optisch machbar sind. Dort gibt es so viele Ecken und Kanten, dass es eine wahre Freude für die Säure ist. Zudem leiden die Weichlotstellen, die die besseren Weichen waren gelötet.
4. Der Nickel, welcher aufgebraucht wird, ist wesentlich härter als das Grundmaterial. Er platzt wesentlich leichter, wenn man nachbiegen muß und auch (ich habe es aber nicht gemessen) scheint die Haftreibung nicht so zu sein wie mit alten Gleisen.
5. Die Optik der glanzvernickelten Schienen gab es nie. Jeder Sammler sieht: naja, da hat jemand schnell ein Ergebnis gebraucht.
Von Silberbronze lackierten Gleisen halte ich auch nicht viel. Man sieht sich halb satt an diesen Gleisen.
Für mich kommen diese nachbehandelten Gleise nie in Frage. Und sie haben auch keinen Wert mehr auf dem Markt. Letztlich gibt es genug gut erhaltene Gleise auf dem Markt. Oder man kauft sich gleich neue bei Thul und bekommt dazu auch die begehrten Progressgleise oder man kauft bei Becker Replika Modellgleise. Langfristig ist man damit glücklicher, meine ich.
So, nun habt ihr was zu diskutieren. Aber reißt mir nicht die Rübe runter, wer fragt, soll eine Antwort bekommen.
Zitat von t.horstmann Bei mir als 'Teppichbahner' sammelt sich innerhalb recht kurzer Zeit eine kleine schwarze Schmierschicht an den Löffelschleifern. Ich nehme an, dass das eine Mischung aus feinem (Teppich-) Staub und Abrieb ist. Dies führt dann nach einer gewissen Zeit zu einer nahezu perfekten Isolation zwischen dem Löffel und dem Gleis. Die Lok bleibt also irgendwann liegen. Zunächst reicht eine Reinigung der Löffelschleifer. Später ist dann aber irgendwann 'Schienenputzen' angesagt.
Hallo Thomas,
von den Schleifern kenne ich das nicht, aber von Rädern. Mit der Zeit sammelt sich eine Schicht schwarzer Dreck um die Räder, sie beginnen zu humpeln. Dort versammeln sich die Haare der Liebsten, egal ob Frau oder Katze/Hund, gepaart mit den Ergebnissen der "Bitte Ölen"-Hinweise usw.
Meist kann man daran erkennen, dass Modelle tatsächlich auf Gleisen standen und nicht in Vitrinen.
Aber ehrlich: ist es nicht auch das, worum es uns Blechbahnern geht?? Metall...Öl....Kraft...Technik...
oh weh! Ich nahm noch an, dass die galvanisierten Gleise nie wieder Rost ansetzten. Nun belehrst Du uns eines Besseren: durch Säurerückstände an kritischen Stellen im Gegenteil viel schlimmer! Dann hat das Galvanisieren am Ende gar keine Vorteile sondern bei Erhöhung der Kosten nur Nachteile!
das wäre sicherlich außerordentlich interessant! Ich hatte nämlich eben bereits eine Gegenüberlegung angestellt. Nämlich: Hat da der Galvanikbetrieb vielleicht bei Dir sehr schlampig gearbeitet? Denn: Wo eine Säure verwendet wurde, müsste eigentlich im Nachgang eine Lauge eingesetzt werden, um die Säure wieder zu neutralisieren ... Aber das ergibt zusammen ein Salz. Und das Salz ... (keine Ahnung, was dann passiert)
Grundsätzlich halte ich auch nicht so viel von der Chemie. So habe ich ein wunderschönes Loch in meinem Teppich (ist nicht schade drum, weil billige Auslegeware). Aber dieses Loch wurde eindeutig von einer Weiche verursacht. Die Weiche ist zwar nicht galvanisiert. Aber ich nehme stark an, dass da mal ein Vorbesitzer einen Rostumwandler verwendet hat!
in den Ecken und in den Papierisolierungen bleibt alles erhalten: Säure, Neutralisierung und Elektrolytbad, denn das Papier löst sich an und wirkt wie ein Schwamm, der nicht ausgedrückt werden kann. Mit der Zeit reagiert das dann auf die lustigste Weise. Übrigens auch an den Stellen, wo die Schienen auf die Schwellen genietet/gebördelt sind. Hier kommt noch dazu, dass das noch unedlere Material Zinn (vom Zinn auf den Eisenblechen) ja auch noch da ist, weil es ja nicht richtig angelöst werden kann durch die Verpressung. All das ergibt mit der Raumluft früher oder später Rost. Und zwar deutlich anderen, frischen, aktiven, als den Oberflächenrost, andere nennen es liebevoll Patina, den ein altes, bald 100jähriges Gleis nun mal haben dürfen sollte. Wer natürlich einen Berg unverbogener, aber richtig rostiger Gleise bekommt und sich die Mühe macht, die Mittelleiter zu lösen, der kann das machen.
zu Antwort 6 hätte ich mal eine Bemerkung hinsichtlich der Kontaktprobleme am Löffelschleifer: bei mir resultieren die Kontaktprobleme hauptsächlich aus der Masseverbindung von den Rädern zu den Gleisen! Der Mittelschleifer reibt sich frei; die Räder rollen aber nur ab und sammeln Dreck; hängt ein Wagen oder Zug an der Lok dann funkts manchmal an der Kupplung. Werden die Räder ( Zinkdruckguß einer RS) wieder geputzt, gehts wieder eine Zeit lang. Es grüßt Blechotto
erst mal vielen Dank für die sehr interessante Diskussion. Euer Engagement ist ja irre! Nur frage ich mich nun, was ich mit meinem großen Karton alter Schienen machen soll. Wegwerfen? Unsinn! Verkaufen? Nee, lieber nich (Sentimentalität + Geiz + Unsicherheit)! Also aufbereiten. Meine Gedanken dazu waren folgende: Fürs Galvanisieren sprach aus meiner Sicht der Korrosionsschutz, die Hoffnung auf das Lösen all meiner Kontaktprobleme (bei der Eisenbahn, versteht sich!), die Sauberkeit und die Optik, schöne Gleise (wenn auch die Originale dunkler waren). Nun habt Ihr mir ja auch die unübersehbaren Nachteile geschildert (u.a. Spaltkorrosion).
Welche Alternativen gibt es? Galvanisch im Leitungswasserbad mit unedlerem Metall? Brutalvariante Spülmschine (wenn man mal alleine zu Hause ist)? Auch dort wird ein Salz eingesetzt, und was das in den beschriebenen Spalten anrichtet, kann ich nicht beurteilen. Vermutlich gibt's auch dort wieder jede Menge Rost.
Beim mechanischen Reinigen (einschließlich Metallputzmittel) habe ich immer das Bedenken, dass die Zinnschicht ratz-fatz weg ist und außerdem bleibt ja der Rest (Schienenflanken, Schwellen) dreckig. Ganz ehrlich, auch wenn es als faul gelten sollte: Irgendwann will ich ja auch noch bauen und fahren und nicht die meiste Zeit mit Lappen und Bürste verbringen.
Ich freue mich auf einen weiterhin anregenden Gedankenaustausch!
Spülmaschine, wenn Frau nicht da ist, habe ich auch schon versucht. Staub geht ab, aber Reste des Zinns durch das Salz auch und neuer Rost kommt. Das Beste war immer noch der Kärcher, der löste lose Teile, alten Dreck und Staub und man wollte die Dachbodenfunde wieder anfassen, auch ohne Handschuhe. Ja und dann bleibt eigentlich nur der Einsatz von Stahlwolle oder rotierende Bürsten.
Klar kannst Du auch die Mittelleiter demontieren und den Rest galvanisieren oder lackieren lassen, wenn alles schlimm ist. Mit montiertem Mittelleiter würde ich aber abraten, siehe weiter oben. Es gibt Anbieter, die Schienenklammern und neue Isolierstücke haben, spätestens Thul dürfte das wissen, er baut ja neue. Dann kommst Du preislich aber auch in Bereiche guter gebrauchter Gleise mit schöner Patina.
Ich habe ich keine Erfahrung mit neu verzinnen. Das dürfte auch gehen, ich habe schon Anbieter gefunden. Aber versucht habe ich es nicht.
Vielleicht nimmst Du ja Deine alten Gleise auch nur für den Schattenbahnhof. Oder für die Tonne, so leid es auch tut.
Nun möchte ich auch mal meine Vorgehensweise bei alten Gleisen darlegen. Es sind zwar keine Dreileiter sondern Zweileiter der Firma Bub Spur-S, aber diese sehen oft nicht besser aus. Also ich haue die ins heiße Wasser mit ordentlich Spüli und lasse sie erst mal einweichen, danach werden sie mit einer Bürste ordentlich geschruppt. Dabei geht schon ordentlich was an Dreck und auch ein bisschen Rost ab, danach wieder für eine ganze Weile ins klare Wasser(ordentlich spülen) bis das Wasser klar bleibt. Jetzt kommt finde ich das Wichtigste, bei mir landen jetzt die Schienen auf die Heizung die voll aufgedreht wird da trockenes Eisen nicht rostet. Nachdem der Trocknungsvorgang beendet ist schleife ich die Schienen (nur an der Lauffläche) mit ganz feinem Naßschleifpapier und sehr sehr sehr wenig Wasser (damit sie nicht wieder nass werden) ab, dann gleich mit einem Küchentuch von der Rolle abwischen und nun nehme ich von den Installateuren ein trockenes Reinigungsvlies womit man aber schon vorher gearbeitet haben sollte damit es schön weich ist(am besten ein VA Topf vorher mit reinigen unter Wasser) dann sind die Laufflächen wie poliert. Gut sie sehen dadurch immer noch nicht neu aus was mich persönlich nicht stört aber geben den Strom wieder gut an die Räder ab. Genauso behandel ich auch Kreuzungen und sogar Weichen wichtig ist nur die Trocknung danach.
auch ich habe mal in einem Sommerhalbjahr eine ganze Menge Freizeit in das Entrosten meiner Märklin-Gleise investiert, bevor ich mit dem Aufbauen und Fahren 'loslegen' konnte. (Im Sommerhalbjahr bleibt der Dreck vor der Tür!) Da waren z.T. heftig verrostete Stücke dabei. Wichtig ist eigentlich nur, dass die Gleise noch in einem gut unverbogenen Zustand sind, da sich ansonsten der Aufwand nicht lohnt.
Die erste Maßnahme ist tatsächlich die Beseitung von groben Verunreinigungen und Ablagerungen. Den beiden Methoden Hochdruckreiniger bzw. Wasser/Spüli/Bürste könnte ich noch einen Dampfstrahler hinzufügen. Bei allen 3 Möglichkeiten ist dann eine zügige anschließende Trocknung wichtig, damit bislang rostfreie Bereiche nicht womöglich durch eine zu lange Trocknungsphase auch noch Rost ansetzen. Im Sommer reicht bei schönem Wetter bereits die gute alte Sonne selbst. Bei schlechterem Wetter tut's auch der Backofen mit leicht vorstehender Klappe und einer Temperatur von 75°C. (Bitte nicht bei elektromagn. Weichen wegen des alten Kupferlackdrahtes der Spule.) Bei kaltem Wetter kann man natürlich auch - wie von Guido beschrieben - die Heizung aufdrehen.
Das nachfolgende Vorgehen ist dann ganz stark vom Rostzustand abhängig. In wirklich derben Fällen ist es durch den Rost auch schon zum Fraß von Lakunen in die Oberfläche gekommen. In diesen Fällen hilft wirklich nur - wie von Ypsilon beschrieben - die rotierende Drahtbürste (Schutzbrille!). Es verbleibt dann eine zwar rostbefreite aber reichlich verkraterte Oberfläche, weil ja die vom Rost gefressenen Lakunen nun richtig schön freigelegt wurden. Daher ist nun Sandpapier mit abgestuft immer feinerer Körnung zu verwenden, was die Unebenheiten beseitigt. Keine Angst - das Blech der Gleise ist ganz schön dick. Das schleift man nicht durch!
In leichteren Fällen reicht natürlich die von Ypsilon bzw. Guido beschriebene Stahlwolle oder das feine Nass-Schleifpapier von vornherein. Egal wie schlimm es vorher aussah: Man muss nur die Laufflächen bearbeiten und kann den Rest so lassen wie er ist. Bei künftig trockener Lagerung wird sich der ansonsten verbliebene Rost auch nicht weiter ausbreiten, weil ja keine Feuchtigkeit und keine Chemie im Spiel ist. Bei der Bundesbahn sehen die Gleise übrigens genauso aus: hochglänzende Laufflächen und rostiger übriger Anteil. Bei der Reichsbahn dürfte das kaum anders gewesen sein. Insofern - absolut naturalistisch!
Auch über mögliche Reste einer ehemaligen Verzinnung sollte man sich nicht zu viele Gedanken machen. Da, wo bereits Rost war, ist auch garantiert kein Zinn mehr vorhanden gewesen.
Weil ja Kontaktprobleme der Gleise untereinander beschreiben wurden (siehe einen Beitrag von Goetz an anderer Stelle), nun der vielleicht wichtigste Punkt: Die Stifte der Gleise müssen natürlich in toto genauso gut bearbeitet werden wie ansonsten nur die Laufflächen. Auch müssen sie gut fest im Gleis verankert sein und sich nur gegen einen satten Widerstand ins Nachbargleis schieben lassen. Ich hatte es ja schon zuvor beschrieben: Hier ist häufig 'Nachhilfe' mit einer Zange nötig. Obwohl es nicht möglich ist, den Innenhohlraum des Gleisprofils von Rost zu befreien, habe in dieser Hinsicht niemals ein Problem gehabt. Selbst eine Aufbaustrecke von mehreren Metern produziert nur einen Gesamtwiderstand von 0,1 Ohm. (Die 0,1 Ohm liegen dann aber auch schon im Bereich der Messgenauigkeit, sind also vernachlässigbar.)
Viele Grüße
Thomas
P.S.. Dieser Thread hat mir wirklich eine ganze Menge Einsicht gebracht. Hielt ich zunächst meine konventionelle Methode der Gleisaufarbeitung für total antiquiert, habe ich nun gelernt, dass die moderneren Maßnahmen nicht unbedingt besser sind, am langen Ende vielleicht sogar schlechter!
P.P.S.: Was für ein 'Glück', dass der Auftraggeber für einen Galvanobetrieb gar nicht sehen kann, was da mit seinen schönen Stücken in Wahrheit passiert!
Wichtiger Nachtrag: Ich muss mich wegen der oben genannten Widerstände korrigieren! Ich hatte die Messungen vor längerer Zeit mit einem analogen Zeigerinstrument durchgeführt und aus der Erinnerung leider falsch wiedergegeben. Es muss oben 1 Ohm statt der angegebenen 0,1 Ohm heißen! Die Auflösung des verwendeten Gerätes lag bei 1 Ohm und nicht bei 0,1 Ohm! Eine neuerliche Nachmessung hat mir den Fehler offenbart.
Hallo Zusammen, wenn ich auch als Echt-Dampfer und Uhrwerkler keine Kontaktprobleme habe, so finde ich die Diskussion doch recht interessant. Wenn ich mich noch an meine Korrosionsvorlesung erinnere, findet Korrosion bei vorhandenem Elektrolyt und Luftsauerstoff statt. Wenn nun die frisch galvanisierten Gleise mit Kriechöl behandelt werden (also besonders die Isolierpappe und die Spalten), dann sollte die Korrosion eigentlich verhindert werden?
Was ich schon festgestellt habe: meine rostigen Gleise werden mit der Zeit wieder gut, da das Dampföl den Rost unterwandert. Leider wirds dann mit dem elektrischen Kontakt nicht mehr so toll sein, das Öl ist richtig garstig!
Übrigens: Gerne könnt ihr mir die Schienen abtreten bevor ihr sie in die Tonne klopft. Besonders Märklin 12er-Kreis und den großen 16er, auch besonders Uhrwerkgleise. Schreibt mir einfach eine PN.
nochmals vielen Dank für die anregende und inhaltsreiche Diskussion. Grundsätzlich erkenne ich hier zwei Vorgehensweisen:
Gleisaufbereitung OHNE Galvanisieren:
* Gründliches Reinigen auf Wasserbasis mit Spülmittel o.ä. mit einer Handbürste, ggf. bei Abwesenheit "kritischer Personen" in der Spülmaschine, dann aber ohne Reinigungstabletten, * Gründliches Trocknen in der Sonne oder/und im Backofen * Reinigen der Kontaktstifte mit (weicher) Drahtbürste * Abschleifen der Laufflächen mit Stahlwolle oder Putzmittel mit nachfolgendem erneuten Reinigen und Trocknen, * leichtes Zusammenkneifen der Schienenenden ohne Stifte
Gleisaufbereitung MIT Galvanisieren:
* Vorreinigen auf Wasserbasis mit Spülmittel * Galvanisieren lassen (Säurebad, basisches Bad, Elektrolytbad usw.) * Ölen der Isolationsstellen
Bleiben mir noch folgende Fragen:
* Wie reinige ich die offenen Blechenden der Gleise innen? * Aus welchem Material sollte der Draht bei der Drahtbürste sein (bzw. wie weich)? * Was passiert mit der Mischung aus Badresten, Rost und Öl bei galvanisierten Gleisen und hält das ca. 70 Jahre alte Isolierpapier das aus?
zur Reinigung der Gleise innen verwende ich eine kleine runde Schlüsselfeile und anschliessend etwas feines Schmirgelleinen um einen Schaschlikspieß gewickelt. Viele Kontaktprobleme sind auf lose, bzw angerostete Schienenstifte zurückzuführen. Um diesen Schwachpunkt auzuschalten, nehme ich metallisch saubere Stahlstifte die sich fest in das Hohlprofil einstecken lassen. Dann werden diese Stifte mit einem Gaslötkolben und Silberlot hartgelötet; Flußmittel nicht vergessen. Durch das anschliessende Galvanisieren wird das Anlaufen der Schienenoberfläche verdeckt. Der Nachteil ist , dass sich die Stifte nachträglich kaum noch ziehen lassen.
Übrigens: die in meiner ersten Antwort gezeigten Gleise wurden vor etwa 15 Jahren galvanisiert und sehen heute noch genauso frisch aus. Abgehende Galvanisierung ist ein Zeichen schlechter Bearbeitung, entweder bei der Vorbereitung oder bei der Galvanisierung. Ich habe festgestellt das es bei den Galvaniken große Qualitätsunterschiede bei der Bearbeitung gibt. Besonders wenn man meint, dass der Galvaniseur mal eben nebenbei die Schienen mit ins Bad hängen soll. Gute Qualität hat nun mal einen angemessenen Preis.
Zu Deinem Beitrag #18 würde mich interessieren, ob sich wirklich der Rostzustand des Gleises insgesamt verbessert (das spräche tatsächlich dafür, dass das Öl den Rost unterwandert). Oder werden eher nur die Laufflächen der Gleise besser? (Das spräche dann vielleicht eher für einen Verbesserung des Zustandes durch Nutzung - wie bei der 'echten' Bahn.)
Hallo Goetz,
zu Deinem Beitrag #19: Zur Reinigung der offenen Blechenden der Gleise innen hat ja Joachim (Ferrovia) bereits sehr gute Tipps gegeben. Das ist wirklich sehr interessant. Ich war bisher davon ausgegangen, dass es keine wirklich gute Möglichkeit gäbe, da ranzukommen. Andererseits hatte ich ja bereits in meinem Beitrag #17 beschrieben, dass ich mit dem Rost in dem Innenhohlraum noch nie Probleme hatte. Voraussetzung ist natürlich, dass sich die Stifte einerseits nur gegen einen satten Widerstand in den Hohlraum des Nachbargleises schieben lassen ("leichtes Zusammenkneifen der Schienenenden ohne Stifte"). Andererseits ist es aber genauso wichtig, dass die Stifte fest in dem eigentlichen Gleis sitzen, worauf ja Joachim im vorangegangenen Beitrag auch schon hingewiesen hat. Wenn man die Stifte nun nicht ziehen will, bleibt an dieser Stelle der Rost sowohl im Innenhohlraum des Gleises als auch an dem Innenabschnitt des Stiftes. Ich selbst habe bisher die Stifte nicht gezogen sondern lieber wieder ordentlich im Gleis fixiert (nur Zange, keine Lötung). Wie bereits gesagt: Keine Probleme mit schlechtem elektrischen Kontakt! Ich persönlich ziehe Stifte nur an Gleisen, wo ich es aus Gründen der elektrischen Unterbrechung dauerhaft so haben möchte. Ich finde nämlich, dass allein der Vorgang des Stiftziehens das Gleis schädigt, denn ich bekomme einen repositionierten Stift nie wieder so gut hin, wie er mal war. Zum Bürstenmaterial: Messing, egal ob für die Handbürste oder die rotierende Bürste.
Hallo Thomas, also nach meinem Dafürhalten hat sich der Flugrost gelöst und es sieht eher nach einer matt-dunkler Zinnschicht aus.
Absolut richtig nur mit Messingbürsten ranzugehen! Hab für meine Proxon-Bohrmaschine kleine Messing-Schleifbürsten. Damit mache ich die Stellen vorher blank um besser weich(!) zu löten. Oft ist keine Zinnschicht mehr vorhanden, dann hilft etwas Flussmittel (leider ist das Säurehaltige besonders gut...). Habe ein einfaches Werkzeug mal gesehen, um die Stifte zu festigen (ich verwende hierzu auch ein klein wenig Loctite, da lockert sich nichts mehr) und die oft ausgeleierte Schienenenden wieder zu richten. Ist im Grunde eine simple Kombizange mit einer Bohrung im Durchmesser wie der Schienenprofilkopf. Habe hierzu eine alte Zange aus dem Fundus meines Großvaters genommen, die sich gut bohren lies. Trick ist die Zange so zu spannen, dass sie sich beim bohren nicht öffnet. War aber mit einem guten Maschinenschraubstock kein Problem.
#23 von
Dampfmaschinenjoe 1967
(
gelöscht
)
, 15.02.2011 09:39
Für mich als Livesteamer ist eine Galvanisierung nicht so wichtig, jedoch bei elektirschem Betrieb ist eine gute Kontaktfähigkeit unbedingt nowendig. Daher meine Fragen: Verbessert sich nach dem Galvanisieren auch die Leitfähigkeit der Gleise ? Gibt es von euch schon Erfahrungswerte? Das würde mich echt mal interessieren. Immer Hp1 Joe
Eine Zange wie sie Du beschrieben hast habe auch ich mir vor Jahren aus einer Billigzange vom Baumarkt angefertigt. Eine klitzekleine Investition aber äusserst wertvoll im Gebrauch. Sie ist mir beim Aufbauen von Blechgleisanlagen absolut unentbehrlich geworden.
die spezifische Leitfähigkeit von Nickel ist ca, 50% besser als die von Eisen. Da in der Praxis die Nickelschicht im Bereich von ca. 200 ... 800 my liegt, wirkt sich das auf die Leitfähigkeit des ges. Gleises nicht wesentlich aus. Nach meinen Messungen hat sich eine Verringeung des Widerstands (gilt nur für den Mittelleiter) auf 2 m Länge um ca. 0,3 Ohm ergeben. Diese Messung ist jedoch nicht ohne weiteres reproduzierbar.
Viel wichtigier ist der Übergangswiderstand (Kontaktsicherheit) Schiene-Rad. Die Konarktsicherheit wird durch die Galvanisierung (Oberflächenschutz gegen Korrosion) deutlich verbessert.