Hallo, zusammen, ich habe bisher die Steuerung der frühen Lima-Dampfloks (klick) immer für einen schlechten Scherz gehalten. Aber nachdem ich das hier und das da gesehen habe, stellt sich mir die Sache etwas anders da.
Weiß jemand etwas über diese Steuerung? Ich kann leider kein italienisch... Danke und Gruß, demyan
Hi, stimmt, ich habe immer nur nach "GR 625" gesucht und wurde immer wieder auf die Rivarossi-Modelle verwiesen. "FS" macht da offensichtlich mehr Sinn. Dass es die Rivarossi-Gedenkseite auch auf Englisch gibt, ist mir offensichtlich zusätzlich entgangen... Jetzt ist mir auch klar, warum bei der frühen Pseudo-BR 80 von Lima die "Außenzylinder" so weit oben hängen - es sind gar keine! Danke für deine Antwort, Gruß demyan
Leider kenne ich mich mit Dampfloks gar nicht aus (bei den SBB endete das Dampflokzeitalter halt schon sehr früh und die Dampfloks wurden in der Schweiz zudem schon ab den 1920er Jahren zunehmend von den E-Loks verdrängt), daher mal eine Frage: Könnte mir jemand anhand eines Bildes zeigen, was mit der Steuerung gemeint ist? Wie gesagt, ich habe keine Ahnung und verstehe daher leider auch diesen Beitrag nicht....
Hi, bin jetzt auch kein Experte, aber was mich an den frühen Modellen von Lima immer irritiert hat, war, dass diese offenbar keine Treibstange besaßen, die die Kraft aus dem Zylinder auf die Kuppelstande überträgt, sondern nur ein Steuergestänge aufwiesen, das (soweit ich das verstehe) v.a. für die automatische Umschaltung des Treibgestänges und die Fahrtrichtung verantwortlich ist, indem es über einen komplizierten Mechanismus einen Schieber im Zylinder verstellt. Wenn du die alten Lima-Modelle bspw. mit den neuen, etwa der BR 39, vergleichst, wirst du den Unterschied sofort sehen: Das neue Gestänge weist sowohl "Treibstange" (keine Ahnung, wie das sonst heißt) als auch Steuerung auf. Was ich bisher nicht wusste, ist, dass es mit der Caprotti-Steuerung in Italien offensichtlich ein System gab, bei dem die Zylinder innen, also zwischen den Rahmenteilen liegen, weshalb diese Treibstange eben nicht zu sehen sind, während die wartungsintensiven Teile der Steuerung außen liegen, die dann auch im Modell dargestellt sind. Insofern ist die frühe Lima-Steuerung durchaus plausibel, wenn auch die Caprotti-Steuerung an einer DB Br 80 natürlich keinen Sinn macht, da diese ja keine Innenzylinder hat. Vielleicht kann das ja jemand, der sich auskennt, etwas besser ausdrücken... - Könnte natürlich auch sein, dass ich völlig auf dem Holzweg bin und die frühe Lima-Steuerung einfach nur total sinnlos ist... Gruß, demyan
ich fange mal mit der Frage von Django an, was an der Dampflok denn die Steuerung ist.
Die von Thomas Newcomen erfundene Dampfmaschine wurde zunächst nur zum Herauspumpen des Wasser aus Bergwerken benutzt. Bei diesen Dampfmaschinen gab es nur eine Hin- und Herbewegung und noch keine Drehbewegung irgendeines Rades.
Da es noch keine Steuerung gab, wurde der Dampf noch mit der Hand auf die eine Seite des Dampfzylinder geleitet. Bei der geringen Geschwindigkeit von 6 bis 10 Hüben der Dampfmaschine in der Minute mußte ein Mann ebensooft ein Ventil öffnen und schließen. Nach dem Arbeitshub wurde kaltes Wasser in den Zylinder eingelassen, der den Dampf kondensieren ließ und den Kolben in die andere Richtung lenkte. Eine sehr unwirtschaftliche Methode, mußte danach der Zylinder doch erst wieder erhitzt werden.
James Watt hat dann die Dampfmaschine weiter entwickelt. Und dann wurden auch Steuerungen erfunden. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Lokomotivsteuerungen konstruiert, die zwar alle ihre Vorteile hatten, aber andererseits ihre Nachteile hatten.
Bei Modellokomotive (von Live-Steam-Modellen abgesehen) ist eine Dampf-Steuerung nicht notwendig. Sie sollte aber so richtig wie möglich nachgebildet werden.
Bei englischen Lokomotiven gibt es Loktypen, bei denen fast alles zwischen den Rädern versteckt ist. http://polishrail.files.wordpress.com/20...jpg?w=435&h=280 Bei dieser Lok sieht man gerade noch die Kuppelstange, welche die drei Treibachsen verbindet.
Nun kann man die Steuerung weiterhin zwischen den Rädern belassen, die Dampfzylinder nach außen (sichtbar) verlegen, so erhalten wir die Anordnung dieser Lok. Platzgründe spielen dabei auch eine Rolle. http://www.rivarossi-memory.it/ENGLISH_V..._Gr_200_Eng.htm Man sieht den Dampfzylinder, die Treibstange und die Kuppelstange. Bekannt dürfte die Piko BR 55 sein, bei der sich auch die Steuerung "unsichtbar" zwischen den Dampfzylindern und Rädern befindet.
Nun kann man auch genau umgekehrt machen. D. h. man verlegt die Dampfzylinder zwischen die Räder und verlegt dafür die Steuerung nach außen. Dann sieht das so aus wie bei dieser Lok. http://www.rivarossi-memory.it/ENGLISH_V..._Gr_623_Eng.htm Bis auf die Kuppelstangen gehören alle sichtbaren Stangen zu der Steuerung. Wir sehen keine Treibstange und keinen Dampfzylinder, da die sich zwischen den Rädern befinden.
Nun kann man sowohl die Dampfzylinder mit Treibstange und die Steuerung nach außen verlegen, weil sie dann am besten zugänglich sind. Dann habe wir das vollständige Bild: http://www.rivarossi-memory.it/ENGLISH_V..._Gr_741_Eng.htm Und so ist es bei den meisten Lokomotiven.
Nun wurde schon darauf hingewiesen, daß in Italien bei vielen Loktypen die Caprotti-Steuerung angewendet wurde. Arturo Caprotti wurde 1881 geboren und arbeite zunächst in der Motorenindustrie. Um 1915 entwickelte er die nach ihm benannte Steuerung, die Ähnlichkeit mit der Ventilsteuerung eines Viertaktmotors aufweist. Ich will das hier nicht zu kompliziert machen, nur soviel dazu. Statt eines hin- und hergehenden Schiebers dreht sich eine Welle, auf der Nocken angebracht sind. Diese drehenden Nocken lassen über Ventile den Dampf in die Zylinder. Vorteil dieser Steuerung, keine unausgewuchteten, hin- und hergehenden Massen, der Lokführer hat an Stelle eines großen Steuerungsrades, an dem er bei der Umstellung von Vorwärts- auf Rückwärtsfahrt lange herumdreht, nur einen vergleichsweise kleinen Hebel. Auch braucht die Caprotti-Steuerung keine Entwässerungsventile (werden benötigt beim Anfahren) und keine Druckausgleichsventile (werden benötigt beim Leerlauf). Problematisch erwies sich aber das Abdichten der Ventile, die genau wie bei einem Automotor eingeschliffen werden mußten. Die Ventile verzogen sich bei den hohen Temperaturen aber häufig (Undichtigkeiten) oder schlugen bei schlechter Einstellung geräuschvoll / verschleißträchtig auf den Ventilsitz auf.
Der Antriebe für die Caprotti-Steuerung erfolgt in der Regel durch ein Kegelradgetriebe, das von einer der Treibachsen angetrieben wird.
Man kann aber auch ein Gestänge für den Kegelradantrieb außen anbringen, wie bei dieser Lok: http://www.rivarossi-memory.it/ENGLISH_V..._Gr_625_Eng.htm Alles Andere befindet sich aber im Innern der Lok. Dann sieht außen nur den Kasten der Caprotti-Steuerung.
für die, denen die Funktionen der Dampflok nicht so bekannt sind: im Eisenbahn-Museum Bochum-Dahlhausen gibt es ein Demonstrationsmodell, das gut erklärt, wie über die Verstellung der Schwinge mittels Handrad auf dem Führerstand (im Bild links) und eine Schnecke/Zahnstange die Füllung der Zylinder über den Schieberkasten beeinflusst werden kann (die Steuerung wird "ausgelegt").
Die Auslegung der Steuerung ist genauso wichtig wie der Regler, also das Ventil für die eigentliche Dampfzuhr zum Antrieb. Ausserdem wird über die Schwinge der Voreilwinkel des Schiebers beeinflusst, damit die Dampflok auch Rückwärts fahren kann.
Gruss von Axel
Neue Interimsanlage Märklin, digital mit 6021; Vorbilder u.a. SNCB, CFL, SNCF - außerdem interessiert an Trix Express u. Schiebetrix 1:180