Anlagen nach Vorbild von Dr. Walter Strauss

#1 von Loklichtbildner , 24.05.2024 19:29

Hallo,

Johannes wies ja heute darauf hin, dass das Buch "Meine Märklin Modellbahn" von Ing. Dr. Walter Strauss aus dem jahr 1949 wieder mal neu aufgelegt wurde. Ich hatte es mir bereits vor Jahren aufgrund einer Empfehlung hier aus dem Forum besorgt und es gehört für mich zu einem der interessantesten Modellbahnbücher und steht für mich in einer Reihe so kultiger Bücher wie "Die Vogelsberger Westbahn oder die Miba-Reihe über Rolf Ertmer und seine Anlagen.

Ich hatte damals nur meine kleine, ursprünglich auf Rollen über den Esszimmertische zu schiebende Anlage mit einem zweigleisigen Oval und ärgerte mich immer, keine richtige Paradestrecke für längere Züge zu haben. Das Buch von Walter Strauss animierte mich schließlich auch eine temporäre Strecke durchs Wohnzimmer an meine inzwischen fest in der ehemaligen Essecke stehenden Anlagenplatte anzuschließen. Das große Wohnzimmerregal steht an einer Außenwand der Wetterseite und deshalb in einigen Abstand zur Wand. Ich schraubte fast unsichtbar einige Vierkantrohre unter die Regalböden, in die dann Trassenbretter eingesteckt werden können um diese Regalwand ausgehend von der Anlagenplatte einmal zu umrunden. Die Strecke endet dann in einem etwas höher gelegenen Kopfbahnhof in einer Fensterbank eines nicht genutzten Fensters hinter der Anlage. Aus dem zunächst einfachen Abzweig von der Platte wurde später ein Gleisdreieck, wo man auch mal ganze Zuggarnuturen drehen kann.




Die Trasse hinter dem Regal wurde fest installiert, der vordere gesteckte Teil war eigentlich nur über die Wintermonate gedacht und sollte über den Sommer abgebaut werden. Durch Temperaturunterschiede und die Holzbauweise arbeitete aber die ganze Konstruktion vor allem im Bereich der Balkontür und des Gleisdreiecks, was öfters zu Entgleisungen, vor allem bei längeren geschobenen Wendezügen oder bei für den Kopfbahnhof zu langen Zügen, die deshalb zurückgeschoben werden, führte, so dass es dann doch immer mehr fest verschraubt wurde und jetzt schon einige Jahre nicht mehr abgebaut wurde. Es stört ja sonst niemanden. Der Ausschnitt für den Fernseher wird durch mit Aluprofilen verbundene Märklin Blechbrücken überbrückt, auf der dann an lauschigen Fernsehabenden schon mal die eine oder andere Zuggarnitur steht.




Auch die hinter die Regalwand führende Kurve besteht aus zusammengeschraubten Blechbrückenteilen.


Zum Rothaus Tannenzäpfle oder Fürstenberg Pilsener aus meiner alten Schwarzwälder Heimat steht dann an Fernsehabenden auch mal ein längerer Bierwagenzug auf der Rampe zur Brücke. Um auch direkt vom Fernsehsessel aus Züge fahren lassen zu können, habe ich mir dann die Iris-Infrarotfernsteuerung von Uhlembrock zugelegt. Diese hat sich aber leider nicht bewährt, da sie trotz gutem Sichtkontakt zum Sender nicht immer reagiert und vor allem der intern aus der 16V-Zuleitung generierte Umschaltimpuls für die alten FRU´s einfach zu gering ist. Das dabei vorkommende Davonrasen der Züge sollte außerhalb der Anlagenplatte unbedingt vermieden werden um Abstürze zu vermeiden.





Da das alte Buch von Walter Strauss auch heute immer noch Anklang zu finden scheint, würde mich interessieren, ob es auch noch andere Erbauer von temprären Anlagenerweiterungen gibt und wie diese umgesetzt wurden. Ich bin gespannt!

Da fällt mir ein, dass es bei mir noch eine weitere, aber wirklich nur temporäre Andockmöglichkeit an meine Anlage gibt und zwar zum Austausch ganzer Zuggarnituren mittels TrainSafe oder wie hier im Bild Wawiko-Plexiglasröhren:



Viele Grüße
Achim


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RE: Anlagen nach Vorbild von Dr. Walter Strauss

#2 von sulka , 24.05.2024 20:35

Hallo Achim,

gonsch dolle Show !!! Ich liebe solche Konzeptionen wie deine. "Die Bahntrasse paßt sich dem Gelände an." Auch wenn ich Dr Strauss und seine Publikation nicht kenne.
Dafür habe ich ab ca. 1970 die MiBa exzessiv studiert, bis dann das Heftformat größer wurde. Der Schrottpark meines AW spricht Bände von der damals gepflegten Superung an Modellen. Mein Wille war da, aber Mittel & Wissen waren knapp :-(
Hier kannst du meinen aktuellen Anlagenbau sehen: Aus den Katakomben - nur für gefestigte Charaktere ;-)
Das bewegt sich zwar alles in meinem Eisenbahnkabinett, aber auch dort brauche ich ein paar Möbel und damit sie nicht der Bahn im Weg stehen werden sie von der Bahn einfach mitbenutzt. Das größere Wohnzimmer wäre natürlich perfekt, aber dort überlasse ich das Regiment lieber meiner besten Gattin mit ihrem Staubsauger und diversen anderen MoBa-untauglichen Instrumenten ;-))
Aus der MiBa ist mir eine Anlage Erinnerung die mich sehr beeindruckt hat. Ganz im Stil der Zeit hatte ein schweizer Kollege das gesamte Raumvolumen mit Trassen aus Plexiglas aufgefüllt um auf M-Gleis seine Züge wohl dosiert beleuchtet fahren zu lassen.
Eine andere Anlage, ich weiß nicht ob in der MiBa, war auf einen Dachboden gebaut. Völlig offshore-mäßig ist die Trasse bis über Kopfhöhe an die Holzkunstruktion des Daches angebaut, schwindelerregend wenn ein CCS800 auf einem schmalen Trassenbrettchen 200cm über Normal Null über die Köpfe den Berg hoch kraxelt.

grüsse klaus


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RE: Anlagen nach Vorbild von Dr. Walter Strauss

#3 von sulka , 24.05.2024 20:59

Welch eine Perspektive, die Aufnahme mit der 03.10 ! Für das selektive Auge kommt das einer Bellingrodt Aufnahme nahe. Die doppelten Telegrafenmasten wirken toll. Ohnehin bin, ganz ähnlich zu deiner Bahnausgestaltung, kein Freund von großer Zubehörausstattung, ein paar bahntechnische Bauten und gut. Tip vom Theater § wenn der Hinkende ständig hinkt glaubt ihm das keiner, aber wenn er nur ab und zu hinkt dann wirkt es" ;-))

grüsse klaus


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RE: Anlagen nach Vorbild von Dr. Walter Strauss

#4 von Loklichtbildner , 24.05.2024 23:07

Hallo Klaus,

ich merke, wir haben einige Gemeinsamkeiten und ähnliche Ansichten! Mir ist es in manchen Dingen ähnlich ergangen. Ich hatte auch mal einen Hobbykeller, der mit der alten Märklinbahn und allerlei anderen Hobbysachen vollgestellt und dadurch für keines der Hobbys so richtig nutzbar war. Leider hat ein in der Sommerpause lange nicht bemerkter Rohrbruch das Märklinzeitalter dann aprupt beendet. Das Original in Normalspur und Feldbahn, Heizer- und Lokführerprüfung und die Fotografie haben mich dann etliche Jahre überwiegend in Beschlag genommen. Daneben habe ich einige Zeit beim Fremo mitgemacht um den Modellbahnbetrieb möglichst originalgetreu ins Modell umzusetzen. Meinen damals hohen Ansprüchen an Originalität und Detailgetreue konnte ich aber mangels Geduld und feinmotorischer Fähigkeiten nie so ganz gerecht werden.

Nach etwa 30 Jahren habe ich dann die Reste der alten Märklinbahn wieder hervorgeholt, mit dem Hintergrund ein Anlage ähnlich der bekannten Lehranlagen zu bauen, ohne detaillierte Landschaftgestaltung aber mit Konzentration auf Betrieb und die wichtigsten bahntechnischen Anlagen und bahntypischen Zubehörteile. Dies regt m.E. auch die Phantasie viel mehr an, als eine Anlage mit schlecht gemachter Landschaft. So habe ich auch absichtlich einige Schienenstöße eingebaut und noch einzelne überlebende Blechgüterwagen mit in meiner Jugendzeit eingefeilten Flachstellen im Einsatz. Nachdem ich aber inzwischen in eine normale Mietwohnung umziehen musste, wurde dann halt nur meine jetztige kleine Retroanlage in der Essecke des Wohnzimmers daraus, um überhaupt mal Züge fahren lassen zu können. Am liebsten würde ich auch noch die Weichen und Signale rein mechanisch stellen, wie in meinem älteren Gartenbahn-Diorama in einer anderen Regalecke. Nach einer Augen-OP ist mir das aber in H0 momentan zu winzig und fummelig:



Von diesem Diorama gibt es übrigens auch eine kurze Stichstrecke auf die große Wohnzimmerfensterbank:


Mehr war aber leider nicht drin, um den Raum auch noch einigermaßen normal bewohnbar zu halten. Man bekommt ja auch mal Besuch, der nicht eisenbahnbegeistert ist.

Hätte ich einen eigenen Keller oder Dachboden sähe es bei wohl auch ähnlich aus wie beispielsweise bei diesem mir unbekannten Hobbykollegen hier: https://www.youtube.com/watch?v=IUXEyeK0AGA

Viele Grüße
Achim


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RE: Anlagen nach Vorbild von Dr. Walter Strauss

#5 von sulka , 24.05.2024 23:56

Hallo Achim,
der Junge von diesem Video ist ja ein echter Freak, auch optisch ;-)) An der Gartenschleife hat er sicher den halben Tag gearbeitet, die Sonne steht schon sehr tief. Erinnert mich an das Krokodil im Dachstuhl ;-)
Du hast ein ganz wichtiges Wort geschrieben: Phantasie "Die wahren Abenteuer sind im Kopf und sind sie nicht im Kopf dann sind sie nirgendwo" (André Heller). Phantasie und Freiheit, zwei Dinge die für mich immer ganz oben stehen. Meine Anlage macht Lärm, die Steuerungen der Dampfloks fliegen, die warmen Motoren und das Öl riecht. Das ist mir Inspiration, ich bin in der Eisenbahn. Ich bin die Eisenbahn, vom sulkanischen Präsidenten bis zum Lokputzer. Was man an der Kamera mit dem Focus und der Tiefenschärfe hervorheben kann kann auch das innere Auge. Die Art & Weise, der Sinn & Zweck wie sich die Züge bewegen, dazu den Kopf an die Anlagenplatte und die Augen etwas zu gekniffen. Das ist Stimulanz für die Phantasie, und sie braucht Freiheit.
Mit den Fremo Geschichten habe ich auch mal geliebäugelt. Wie du sagst, man sollte seine handwerklichen Fähigkeiten einschätzen können und es gehört auch ein gewisses Maß an Pendanterie oder besser Ordnung dazu. Die Zweileiter Sachen die ich für meinen Einstieg als "richtiger" Modellbahner angeschafft hatte blieben für nen Appel & das bekannte Ei beim An+Verkauf. Zuhause holte ich den Karton mit der Märklin H0 meiner Kindheit/Jugend aus dem Keller, steckte die Gleise auf dem Boden zusammen, steckte den Trafo in die Steckdose und die V200 drehte auf der Stelle ihre Runden mit den Blech D-Zugwagen, angeleuchtet von den dicken Augen der 23er ...

Schöne Sache,
grüsse klaus


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