Leider ist ein Großteil der Obusbetriebe ja in den 60er Jahren eingestellt worden. Sprit war damals einfach (viel zu) billig, so daß die Umstellung auf Dieselbusse meist auch die wirtschaftlichste Lösung war.
Doch nun zeichnet sich angesichts hoher Spritpreise, den langsam aber sicher zur Neige gehenden fossilen Brennstoffen und nicht zuletzt wegen des fortschreitenden Klimawandels eine Trendwende zugunsten eine lange Zeit totgeglaubten Verkehrsmittels ab.
Wie der örtlichen Presse zu entnehmen war, plant die Stadt Erlangen zusammen mit den Nachbarkommunen offensichtlich die Einführung eines Obus-Betriebs.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: einerseits zögert sich die längst überfällige Einführung einer Straßenbahn in der Siemensstadt immer weiter hinaus, andererseits benutzt der größte Teil der Berufspendler in der Stadtregion Erlangen den eigenen Pkw für die Fahrt zur Arbeitsstelle, was das örtliche Straßennetz täglich dem Verkehrskollaps nahebringt. Zwar besteht ein umfangreiches Netz aus Buslinien, die bislang mit Diesel- und Erdgasbussen betrieben wurden, doch wird das Angebot nicht wie gewünscht angenommen.
Da die Obusse zügiger beschleunigen können und einen höheren Fahrkomfort bieten als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, erhofft man sich so einen deutlichen Fahrgastzuwachs.
Hinzu kommt auch die nicht zu unterschätzende Feinstaubbelastung, die beim umfangreichen Einsatz von Dieselbussen entsteht.
Für den Obus-Betrieb sollen die Erlanger Stadtwerke sämtliche Linien übernehmen, die bisher vom OVF (Omnibusverkehr Franken GmbH, das regionale Busunternehmen der DB) und der VAG (Verkehrs-Aktiengesellschaft, der Verkehrsbetrieb der Stadt Nürnberg) auf Erlanger Gebiet betrieben wurden.
Das bayerische Umweltministerium bestätigte unterdessen seine Pläne, gemeinsam mit dem Ministerium für Wirtschaft und Verkehr das Projekt als Pilotprojekt anzuerkennen und großzügig zu bezuschussen. Die genaue Höhe der Zuschüsse hat man zwar noch nicht verlauten lassen, aber sie sollen knapp 70 Prozent betragen. Laut eines Ministeriumssprechers erhoffe man sich eine Signalwirkung auf andere Städte im Freistaat.
Umgestellt werden sollen in einer ersten Phase zunächst folgende Linien:
Das Planfeststellungsverfahren soll noch in diesem Monat eingeleitet werden, bereits Mitte 2011 möchte man die erste Obus-Linie in Betrieb nehmen. Gefahren werden soll auf jeder Linie im 20-min-Takt. Außerdem ist geplant, eine Linie 298 einzurichten, die als Taktverstärker auf Teilabschnitten der Linien 201 und 209 fungiert und außerdem wichtige Siemens-Standorte anfahren soll, damit möchte man die Siemensianer zum Umsteigen auf den ÖPNV bewegen:
Bedenken gab es zunächst seitens der Denkmalschützer, die sich Verunstaltung historischer Erlanger Stadtviertel durch Oberleitung befürchteten. Auch die historischen Stadtkerne in Herzogenaurach und Neunkirchen am Brand bereiteten den Planern große Bauchschmerzen, doch hat man nun eine Lösung gefunden: dort sollen neuartige, kaum sichtbare Oberleitungen installiert werden.
Sollte sich das Konzept als erfolgreich erweisen, möchte man auch die Linien nach Höchsstadt/Aisch, Weisendorf und Büchenbach auf Obusse umstellen.