Spiritusloks scheinen im Trend zu liegen! Jedenfalls hat Rolf ja an dieser Stelle vor noch nicht ganz langer Zeit schon zwei Exemplare vorgestellt, die sicher bald wieder unter Dampf stehen werden. Nun hat es mich auch erwischt.
Ich möchte Euch gerne eine Lokomotive vorstellen, die mir wahnsinnig gut gefällt.
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Was ich sagen kann: Am dem Führerhaus ist die Nummer 4000 angeschrieben. Es handelt sich jedoch um eine frühe R 4000, da die Lokomotive über eine Steuerung zur Vor- und Rückwärtsfahrt verfügt. Eine Abbildung einer ähnlichen Lokomotive in dieser Version mit Rädern mit kleinem Speichenabstand habe ich erstmals im Hauptkatalog L9 (1909) gefunden. Die darin gezeigte Lokomotive unterscheidet sich jedoch in einigen Details von meinem Exemplar und hat einen lackierten Kessel. In Auktionskatalogen habe ich zwar Lokomotiven gefunden, die meinem Exemplar ähneln. Jedoch scheint es kaum zwei gleiche Lokomotiven zu geben - es muss diese Lok in vielen verschiedenen Versionen gegeben haben, die sich nur in kleinen Details unterscheiden.
So ist es mir leider noch nicht gelungen, meine Lok exakt zeitlich einzuordnen. Hier wäre mir mit ein paar Hinweisen sehr geholfen! Auch, weil der passende Tender noch nicht endgültig bestimmt ist. Anhand der mir vorliegenden Bilder von Spielzeugauktionen bin ich zum Ergebnis gekommen, dass ein zweiachsiger Tender mit drei vertikalen geprägten Nietreihen und Fixkupplung (alte Bauform) für diese Lok passend sein müsste. Da die Lok handbemalt ist, müsste wohl auch der passende Tender bemalt und nicht lithografiert sein.
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Wie bei mir üblich habe ich mich bei der Lok darauf beschränkt, den Staub der vergangenen Jahre zu entfernen - ihre Betriebsspuren, die sie wie eine echte Dampflok aussehen lassen, darf sie behalten. Natürlich stelle ich mir schon vorsichtig die Frage, ob die Lok auch fahren soll. Das Fahrwerk ist leichtgängig und der Kessel sieht für mich nicht so aus, als sei der Lok bei laufendem Betrieb schon einmal das Wasser ausgegangen. Allerdings fällt mir auf, dass Kalk ein Thema ist - das Ventil der Pfeife lässt sich beim besten Willen nicht betätigen.
Ob und wie eine Inbetriebnahme ermöglicht werden kann, müssen wir hier wohl einmal besprechen.
Auch interessiert mich, ob Lok und Brenner stimmig sind, oder ob hier schon einmal jemand Hand angelegt hat.
Aktuell freue ich mich riesig über eine für mich nicht ganz alltägliche Lok, stehe aber in manchen Punkten auch noch ein wenig ratlos da. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!
Hallo Christian, man kann die Loks mit Druckluft prüfen, das ist ungefährlich. Falls sich das Ventil herausdrehen läßt, in warmen Wasser den Kalk lösen. MfG. Mikka
herzlichen Glückwunsch zu der frühen Lok mit kleinem Führerstand. Der Kessel Deines Exemplars ist nicht etwa unlackiert gewesen. Da die Lok in der Vergangenheit offenbar sehr oft befeuert wurde, hat sich jedoch bei Deinem Exemplar der Lack irgendwann vollständig abgelöst. Den gezeigten Brenner mit dem langen Kupferrohr zur Luftzufuhr habe ich bislang noch nie gesehen. Stattdessen hatte sonst immer die Verschlussschraube (bei Dir Messung und geschlossen) eine Bohrung zur Luftzufuhr. Da sowohl Kupfer als auch Messing bei Dir noch fast unkorrodiert sind, könnte das evtl. eine nachträgliche Änderung sein. - Vielleicht konnte durch die vermutliche Änderung der Luftzufuhr (wärmere Luft aus der Kesselnähe) die Effizienz des Brenners sogar gesteigert werden.
Zitat von t.horstmann im Beitrag #4Hallo Christian, Vielleicht konnte durch die vermutliche Änderung der Luftzufuhr (wärmere Luft aus der Kesselnähe) die Effizienz des Brenners sogar gesteigert werden.
Viele Grüße
Thomas
Das Ding geht wahrscheinlich ab, wie die Lok in "Zurück in die Zukunft 3" mit Doc Browns Superzündies.
"Das Land steckt in einer Krise, Johnny!" "Wir latschen von einer Krise in die nächste..."
vielen Dank für Deine Ausführungen zum Brenner, die ich sehr spannend finde! Ich werde das zum Anlass nehmen, die Unterseite des Kessels mal genau zu betrachten. Es interessiert mich, an welcher Stelle des Kupferrohr dort endet.
Zitat von t.horstmann im Beitrag #4Der Kessel Deines Exemplars ist nicht etwa unlackiert gewesen. Da die Lok in der Vergangenheit offenbar sehr oft befeuert wurde, hat sich jedoch bei Deinem Exemplar der Lack irgendwann vollständig abgelöst.
Unlackiert ist vielleicht auch der falsche Begriff - der Kessel ist wohl eher mit einer Art transparentem Decklack überzogen gewesen, jedenfalls sieht das unter UV-Licht so aus. Ich denke dagegen nicht, dass der Kessel bei dieser Lok mal farbig lackiert gewesen ist. Auch bei meinen Nachforschungen im Internet habe ich bei keiner Lok Hinweise auf Farbreste am Kessel gefunden. Diese Machart mit "blankem" Kessel und einem solchen aufgesetzten Emblem auf der Rauchkammertür finden wir ja bei relativ vielen Spiritusloks aus dem Märklin-Programm.
Eine R 4000 mit farbig lackiertem Kessel und geprägter Rauchkammertür (da kann man den Unterschied gut erkennen) wurde einmal hier gezeigt.
die R 4000 wird im Nachtragskatalog 1908 vorgestellt und bleibt bis 1916 in den Preislisten nachweisbar.
Die "lackierten" Kessel werden im Nachtragskatalog 1908 und im Hauptkatalog 1909 ausdrücklich erwähnt. Ein Öler ist nicht aufgeführt. Da in den späteren Preislisten bis 1916 bei dieser Maschine stets der Hauptkatalog 1909 als Katalogreferenz genannt wird, muss das Erscheinen des unlackierten Kessels nach 1909 anders eingegrenzt werden.
Bei den Neuheiten 1910 hat keine Dampfmaschine mehr einen lackierten Kessel. 1910 wird die Bildmarke mit dem Wappen in Deutschland eingetragen. Erst 1911 erscheint mit der 4023 W wieder eine (Echtdampf-) Dampflokomotive. Wenn schon das neue Spitzenmodell in Spur III keinen lackierten Kessel mehr hat, sondern einen "Blaublechmantel", dann werden auch die einfacheren Modelle um diese Zeit herum nach und nach "stahlblau patinierte" Kessel bekommen haben.
vielen Dank für Deine Herleitung, die mich wieder einmal beeindruckt. Das bringt mich ein ganzes Stück weiter!
Inzwischen habe ich mir den Kessel der Lok näher betrachtet. Die Einfüllschraube mit Sicherheitsventil ließ sich leicht entfernen. Da die darunterliegende Öffnung relativ groß ist, war ein Blick mit dem Endoskop in den Kessel möglich. Der Kessel ist verkalkt, aber da habe ich selbst bei jüngeren Wilesco Dampfmaschinen schon deutlich schlimmeres gesehen!
Bei der Pfeife lässt sich der Teil oberhalb des eigentlichen Ventils demontieren, so dass das Ventil mit einer feinen Kanüle erreichbar ist. Auch das ist eine gute Nachricht: So lassen sich das Sicherheitsventil und das Pfeifventil schonend von Kalk befreien.
Die Verschluss- Schraube des Brenners ist ersetzt worden und lässt nun bei nachlassendem Füllstand keine Luft mehr in den Tank nachziehen. Die originalen Verschlüsse haben für diesen Zweck kleine Löcher.
das Kupferrohr kann die fehlende Öffnung als Luftzufuhr wohl nicht ersetzen. Nach meinem Verständnis muss die Luft an der höchsten Stelle des Tanks nachziehen. Einen originalen Verschluss zu finden und in der Zwischenzeit ein kleines Loch in den Verschluss zu bohren, sollte allerdings kein Problem sein.
Beim Kupferrohr wird es schwieriger - das Rohr bekomme ich vielleicht noch entfernt, aber die Öffnung am Brenner wieder zu verschließen, wird nicht ganz einfach. Das blöde Rohr sticht auch noch sofort ins Auge, wenn man die Lok betrachtet.
Sicherheitsventil und Pfeife sind weitgehend kalkfrei und wieder gut beweglich. Die Lok hat ihren ersten Testlauf mit einem schwachen Airbrushkompressor bestanden und läuft nach meinem Eindruck gut.
schon jetzt kann man mit einer Sammlung technisch gut erhaltener 12er Uhrwerksgleise 1610 beginnen. Die dürfen für den Spiritusbetrieb auch dunkel angelaufen sein.
Im Betrieb wirkt die Maschine durch den Überstand immer so, als hätte sie nicht gemerkt, dass da jetzt eine Kurve kommt. Das sorgt bei Zuschauern für Nervenkitzel.
ich meine, einen passenden Tender für meine Lok gefunden zu haben, den ein freundliches Forenmitglied übrig hatte. Sollte dieser Tender nicht stimmig sein, möge man mich bitte korrigieren. An der Rückseite trägt er noch die frühe, offene Fixkupplung. Ein fehlendes Bodenblech mit Langloch für die Kupplung habe ich angefertigt. Es muss noch lackiert und am Tender befestigt werden. So wäre die Lok dann vollständig, bis sich ein besserer, komplett erhaltener Tender findet.
"Die Dampflokomotiven werden stets mit Tender geliefert, sofern nichts Gegenteiliges bestimmt wird."
Bei der R 4000 war es ein Tender 1801/0, also das Modell mit Kohleblech, Lok/Tender- Kupplung, bleigefüllten Speichenrädern aus Blech oder Eisenrädern und aufwändiger Bemalung.
vielen Dank für die sehr eindeutige Beschreibung des Tenders. Damit kann ich meine Suche weiter verfeinern. In der Zwischenzeit ist mein Interimstender nicht die schlechteste Übergangslösung.
der Vollständigkeit halber: Das fehlende Blech am Tender ist nun ergänzt. Ich habe versucht, es passend zum Tender ein wenig "alt" aussehen zu lassen. Optisch bin ich mit der Lok jetzt schon sehr viel zufriedener. Allerdings muss ich noch den Mut fassen, die Lötarbeiten am Brenner zu wagen.
am Ende des Blechrohres des Brenners ist nur eine runde Blechscheibe auf Stoß aufgelötet. Das sollte kein unlösbares Problem sein.
Viele Grüße,
Bodo
Es geht in kleinen Schritten weiter. Einen Schönheitspreis gewinnt meine Reparatur nicht, aber das Kupferrohr endlich raus und der Brenner ist wieder halbwegs im Originalzustand. Außerdem habe ich als Übergangslösung ein kleines Loch in die Verschluss-Schraube gebohrt. Vielleicht findet sich schon bald eine originale Verschluss-Schraube.