Grüß Gott, die 78.10 lag mir schon öfters am Herzen. Eigentlich sollte sie die bayrischen Lokomotiven weiter ablösen, aber daraus ist dann doch nicht so viel geworden... Im Münchner Nahverkehr waren Loks der Baureihen 78 (Prß T18) aktiv, die 77 (Pt3/6) war schon größtenteils ausgemustert. Schon 1955 rollte die letzte 77er aufs Abstellgleis. Man benötigte also etwas neues, sehr wirtschaftliches, praktisches und kostengünstiges. Da es die 78er in großen Stückzahlen gab, experimentierte man mit ihnen. Man griff aber auf die 38.10 (Prß P8) zurück, da diese im allgemeinen sehr ähnlich zur 78 war. Es sollte eine Lok entstehen, die, ähnlich wie die 71, triebwagenähnlich einsetzbar war, eine symmetrische Achsfolge für beidseitig gute Laufeigenschaften hatte und vergrößerte Vorräte. Als man die Lokomotiven umgebaut hatte, wurden sie auf etwas längeren "Vorortstrecken" von München eingesetzt, so zum Beispiel nach Buchloe und Mühldorf. Die Loks erwiesen sich aber als lauftechnisch ungeeignet, bei Rückwärtsfahrt wurde die Höchstgeschwindigkeit sogar auf 60km/h begrenzt. Außerdem wurde einige Wannentender frei, mit denen in Zukunft Loks der Br 38.10 (Prß P8) gekuppelt werden konnten, und mit geschlossenem Führerhaus sogar Wendezüge mit bis zu 85km/h ziehen konnten. Das Missgeschick mit der 78.10 passte überhaupt nicht zur Idee des schnellen Nahverkehrs, sodass die Lokomotiven ins Allgäu zur BD Augsburg abgegeben wurden. Die 78.10 kamen nach Lindau, wo sie auf der Bodenseegürtelbahn die 38.4 (P3/5H) ablöste. Nach nur 10 Jahren wurden beide 78.10 ausgemustert.
Vor wenigen Jahren erschien im Hause Märklin eine 78.10 als Clubmodell. Jahre davor bot bereits Günther einen Umbausatz für eine Liliput oder Märklin 38.10 zur 78.10 an. Im N-Sektor gab es einen Umbausatz von M+F. Die Märklinlok wäre ein wahrlicher Stilbruch und der Güntherbausatz ist recht schwierig zu bekommen. Also bastelte ich selbst was. Die Lok selbst ist ein Hamomodell. An dem Druckgußgehäuse wurde der hintere Dom entfernt, außerdem eine Glocke angebracht. Das Führerhaus wurde mit Pappe verschlossen und innen grau gestrichen. Im Bereich des Fahrwerks wurden zusätzliche Leitungen angebracht, welche bei Roco als TS-Fahrwerk der 57.10 verkauft werden und der Rahmen wurde rot lackiert. Als Tender dient ein alter zweiachsiger Kunststofftender einer Fleischmann 24, der ebenfalls farblich angepasst wurde. Technisch ist die Lok nichts besonderes. Der mehr oder weniger gut laufende Märklinscheibenkollektormotor wird von einem Appeldecoder angesteuert, das Führerhaus hat noch ein Licht bekommen. Ärgerlich war nur die Stromabnahme. Der Rahmen ist mit der Lokführerseite verbunden, die Heizerseite hat an der Lok keine Schleifer. So wurden an den zwei nichtbereiften Achsen Blechlaschen angebracht. Im Tender sind drei Elkos zu je 2200uF verbaut, da geht schon was... Aus dem ursprünglichen Tender der P8 wurde ein hier vorgestellter Wannentenderschneepflug.
Hier zieht die 78.10 einen Personenzug aus vierachsigen Umbauwagen von München nach Geltendorf (naja, die Allgäubahn ist in echt bisserl besser ausgebaut...) 20220411_161231.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Epoche: III Beheimatung: Ursprünglich ?, heute BD München, Bw München Hauptbahnhof Bauzeit: Hamomodell von 1987-1995 Antrieb: Scheibenkollektormotor in der Rauchkammer, antrieb auf alle Kuppelachsen Gehäuse: Druckguss (Tender von Fleischmann aus Kunststoff, Führerhausrückwand aus Pappe) Beleuchtung: Werkseitige Frontbeleuchtung + LED-Führerhauslicht nachgerüstet Schnittstelle: ohne
Ein herzliches Vergelt's Gott an alle für die Mitarbeit an diesem schönen Forum