Hallo zusammen,
da von mir die Fotos aus dem Link stammen, melde ich mich auch noch zu Wort. Obwohl, eigentlich ist ja dazu alles schon gesagt, was den Lichtwechsel anbelangt.
Ja, der Lichtstrom ist völlig unabhängig vom Motorenstrom, immerhin von Hand schaltbar. Wie bereits genannt wurde: der eine Hebel ist ein "EIN / AUS" Stromschalter der Motoren, der andere Hebel betätigt den Lichtschalter, gänzlich unabhängig vom Motoren-Strom. Wer will kann demzufolge vorwärts mit rückwärts-Licht fahren. Oder auch gar nicht fahren und das Licht bei still stehender Lok brennen lassen, das war bei der H0 Digital Einführung immer wieder zu vernehmen. Nun, dieses Krokodil konnte dies Analog schon rund 40 Jahre früher...
Dass Märklin nicht einmal an seinem Flaggschiff einen Lichtwechsel zustande brachte, geschweige der CH Norm entsprechend, das stört mich nicht! Wie denn? Wenn Märklin unbedingt gewollt hätte, und sich wirklich 100 % darum bemüht hätte, die Göppinger hätten bestimmt auch dies zustande gebracht. Aber man muss das Ganze nicht aus dem Jahre 2020 beurteilen, wo via Digital x Lichtvarianten incl. Notlicht schaltbar sind, sondern aus der damaligen Perspektive vor rund 85 Jahren. Damals flippten die (Modell) Eisenbahn Fans schon aus, wenn überhaupt irgend ein elektrisches Licht vorhanden war, die Ansprüche der Käufer waren deutlich beschiedener... Als Alternative gab es bei einfacheren Loks aufsteckbare imitierte Lampen und gemalte Lichter, oder überhaupt keine... Man muss den Zeitgeist berücksichtigen: 6 Jahre vorher hielt ein englischer Prestige Auto Hersteller am Genfer Autosalon in der obersten Preisklasse für erwähnenswert, dass die Gangschaltung bei sämtlichen Modellen nun bequem erreichbar, im Inneren neben dem Fahrersitz befinden würde! Noch lange wurde selbst in den 1920-er Jahren bei diesem Nobel Hersteller die Gangschaltung aus der Pionierzeit angewendet, welche sich ausserhalb der "Kabine" befand, obwohl die automobilen Mitbewerber schon längstens Zeit gemässere Platzierungen der Gangschaltung eine Selbstverständlichkeit waren.
Nach meiner Ansicht hätte es für einen Märklin Krokodil Lichtwechsel nur 2 Möglichkeiten mit vernünftigem Aufwand gegeben: Entweder über einen elektrisch unabhängigen mechanischen Schleppschalter, so ähnlich wie er in den besseren Märklin H0 Modelle der 1940-er Jahre vorhanden war, u.a. in der RE 800, DT 800 Triebwagen u.a. mehr. Oder aber über ein richtiges Relais mit 2 unabhängigen Kontakt-Paaren, im Stil wie es rund 30 Jahre später im 3070 SBB RAm TEE verbaut wurde. Dies hätte jedoch einen komplett neue Motoren-Konstruktion bedingt, eine welche wie nicht durch eine 66-er Unterbrechung, sondern wie in H0 via leichten Überstrom-Impuls anspricht. Ich finde es jetzt nicht so schlimm, wenn man einer klassischen Märklin 0 - I Lok (meist versehentlich) einen GANZ KURZEN Überstrom-Impuls verabreicht, aber trotzdem, selbst wenn Märklin sein CCS 66/12921 in der Form konstruiert hätte, es wäre in Opposition zum übrigen I-Programm gestanden. Ob es Spur CCS Modelle versuchsweise in der 70-er Schaltung gab? ist mir nicht bekannt! und selbst wenn, so zuverlässig war die Gleichrichter Technik für Spielzeuge noch nicht. So blieb es halt bei der Handschaltung betr. Licht.
Rate-Gedanken: Wie viel Umsatz brachten +/- 1940 die H0 Märklin HR 800 (BR-01) = CHF 48.- / SK 800 (BR-06) = CHF 55.- / HS 800 (BR E-18) = CHF 45.- / 2-achsige "E-18" RS 800 = 20.- (Quelle: Märklin 00 Katalog MP 1040 Schweiz) alleine diese 4 Loks dürften als in Massen gefertigte H0 Zinkdruckguss-Grossserien, für eine Mittelschicht an aufwärts, für Märklin viel lukrativer geworden sein, als ob jetzt da noch ein paar vereinzelte sehr vermögende Offiziere und Industrie-Direktoren eine teure Spur I Lok kaufen wollten oder nicht. Im Vergleich zu den 00 / H0 Modellen; dazu kostete das Spur 0 Krokodil CCS 66/12920 mit einem Motor: CHF 160.-, auch in 0 üblicher, wenn schon, mit 2 Motoren: CHF 195.- In Spur I kostete das Krokodil CCS 66/12921 2-Motorig teure CHF 425.- es war wohl leichter, 10 x eine HS 800 zu verkaufen zu 45.- als 1 x ein CCS 66/12921 zu 425.- Möglicherweise war sogar auch bei der HS 800 der prozentuale Gewinn grösser?
Ganz sicher bekam man für die teure CCS Preis nichts Schlechtes, sondern DIE vollendete Manufaktur Märklin-Kunst. Jedoch die Manufakturen-Epoche war zu der Zeit längstens vorbei, mehr oder weniger auch bei Märklin. Die Herstellung war in den 1930-er Jahren ein Mix zwischen Handarbeit und industrieller Fertigung. Vom Prestige war das Märklin Spur I Krokodil aller beste Werbung, vom effektiven Umsatz her, wohl eher das rote Schlusslicht und Nonvaleur, bezogen auf das ganze Märklin Katalog-Angebot. Da war gegen die so populäre wie auch erfolgreiche aufkommende Spur H0, der Zug für die Spur I bereits abgefahren...
Das Märklin CCS 66/12921 Krokodil wurde 1934 - 1937 bez. 1933 - 1940 in Spur 0 prominent und farbig im Katalog unübersehbar abgebildet, - und wer für damalige Verhältnisse den sagenhaft teuren Preis bezahlen konnte, der bekam sicherlich auch gerne sein Krokodil geliefert. Dennoch, für Märklin dürfte die Hauptaufgabe vom CCS 66/12921 gewesen sein, als perfekte Katalog-Werbung beim Verkauf für die Basis-Modelle dienlich zu sein. Das geht schon allein daraus hervor, dass Märklin fast immer in den Katalogen die Spur I Version abbildete, selbst dann noch, als die Spur I Version gar nicht mehr offiziell lieferbar war. Anstatt ein neues Foto welches der Spur 0 Version entspricht, wurde nur die Bezeichnung (Spur 0) CCS 66/12920 geändert.
Es wäre noch interessant die damalige Märklin Preispolitik in Erfahrung zu bringen? Da kann wohl nach langen 85 Jahren nur noch geraten werden? Es ist anzunehmen, dass bereits zu der Zeit Spur I Anlagen ein Auslaufmodell waren und es fehlte für dieses Modell eine namhafte Krokodil-Konkurrenz als "Serien" Modell. Das rund 10 Jahre ältere, von CH Sammlern äusserst begehrte Löwenstein-Zürrer Krokodil konnte optisch mit Märklin nicht annähernd mithalten. Das etwas vorbildgetreuere Biaggi Spur I Modell kam erst einige Jahre später und ist technisch nicht über alle Zweifel erhaben. Märklin war bei Vorkrieg Spur I kommerzielle Krokodile 1934 - 1937 der Platzhirsch! Meine Mutmassung: da das Spur I Krokodil auf den gesamten Umsatz eh kaum keine Rolle spielte, dachte Märklin wohl: wer diese Exklusivität unbedingt haben will, der soll der geforderte Preis auch bezahlen, oder aber er muss darauf verzichten... Das Spiel von Angebot und Nachfrage war beim Krokodil ganz zu Märklin`s Gunsten, - bei diesem breiten Angebot an sonstigen Sachen und in allen Preislagen war Märklin am längeren Hebel.
Bei der stark aufkommenden Spur 00/H0, da gab es Mitbewerber und mehr potentielle Kundschaft. Von Märklin gab es laufend Innovationen und Neuheiten. Die Spur 0 befand sich in ihrer Hochform und die Spur I, inbesondere das Krokodil, war eine Art wundervoller magischer Schwanengesang der Spur I. Unter solchen Umständen kann man nicht erwarten, - zumal das Grundkonzept nahezu perfekt war, dass da die Märklin Konstrukteure angehalten waren, ihr Krokodil noch weiter zu verbessern. Ein Konkurrenz Krokodil Spur I war - zu der Zeit - weit u. breit nicht in Sicht, die Spur I für 30 - 40 Jahre im Winterschlaf und danach bekanntlich nicht mehr (so einfach) kompatibel mit dem Wiederaufleben ab 1968.
Habe bislang 5 x Märklin Spur I Krokodile gesehen wo ich davon ausgehe, dass sie echt sind und 2 weitere welche vermutlich keine Fälschungen darstellen, aber stark abgeändert / verbastelt. Selbst das gibt es... Bei allen bisher gesehen Modellen freute ich mich über die an sich geniale Märklin Konstruktion. Was wäre gewesen, wenn die Spur I ein wenig populärer gewesen wäre und es keinen Krieg gegeben hätte? Gerne wüsste ich das Verhältnis der damaligen Märklin Konstrukteure zur Märklin Finanzabteilung? Beliebig lange durfte ein Märklin Mitarbeiter wohl nicht haben, bis so ein Krokodil gefertigt war?! Bis zum heutigen Tag habe ich noch kein wirklich perfekt erstelltes Vorkrieg Spur I Krokodil Modell gesehen. Die Lackierung war sehr schön ausgeführt und die Laufeigenschaften auch heute noch - nach 85 Jahren, traumhaft schön, da kommt manch ein modernes Digital-Zeugs nicht daran heran. Jedoch die Passgenauigkeit, die Entgratung nicht sichtbarer Teile, die zahlreichen Bohrungen könnten etwas genauer sein. Da wo es wirklich darauf ankommt, sind sie auch äusserst genau, aber auch nur gerade dort. Die Wartungsfreundlichkeit könnte deutlich besser sein. Märklin war zu Recht bestimmt bewusst, dass das ihr bestes Pferd im Stall war. Aber dass es auch noch nach Jahrzehnte ein Sammler-Objekt sein soll, davon kann man nicht ausgehen. Es war "nur" als teures Spielzeug gedacht und entsprechend auch so ausgeführt.
Hält man Sorg dazu, läuft es auch noch nach 85 Jahren wunderbar, besonders der Auslauf ist phänomenal sanft und lange. Seine Starallüren hat die Diva natürlich auch: Die mittlere Brückenverbindung (Spur I) zwischen den Drehgestellen läuft mechanisch viel besser, wenn sie an den Auflage-Drehpunkten gut eingeölt ist. Aber der Masse Strom läuft gleichfalls hier herüber(!) D.h. die Berührungspunkte gut eingeölt, dann läuft das Krokodil gar nicht mehr... So wie ich das sehe, die Schaltung entspricht bis auf kleine Details betr der Handumschaltung ganz nahe an der üblichen Standard 66-er Schaltung. Die Lok als Ganzes ist mit dem 0 Pendant konstruktiv nicht vergleichbar. Optisch wirkt die Spur I Version edler, die Vorbauten sind besser abgestützt. Die Gesamtkonstruktion ist aber bei Spur 0 zuverlässiger und durchdachter ausgeführt. Man kann dies nicht qualitativ bewerten, es sind einfach 2 verschieden ausgeführte Konstruktionen.
Gruss
Hermann