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Randthema. Telegrafie

#1 von riera , 07.05.2019 13:37

Hallo!

Beitrag zu einem Randthema: Telegrafenmaste und Isolatoren


Seit Beginn des Eisenbahnverkehrs wurde der Betriebssicherheit ein hoher Stellenwert eingeräumt. Dies betraf vor allem die Kommunikation zwischen den Bahnhofstationen, den Stellwerken, den Schrankenwärterposten usw. Züge wurden geleitet, angekündigt und weitergegeben durch Signalstellungen, Läutewerke, telegrafisch und fernmündlich. Alle Meldungen wurden neben den optischen und akustischen Signalen auf elektrischen Leitungen weitergegeben.. Jedem bekannt sind die charakteristischen Telegrafenleitungen entlang einer Bahnstrecke, die heutzutage wegen der Verdrängung durch den Funkverkehr nur noch sporadisch anzutreffen sind.
Ein realer Porzellanisolator der Eisenbahn, mit dem charakteristischen grünen Streifen:





Ein vertiefender Beitrag zur Bahntelegrafie im Eisenbahnforum „Drehscheibe online“:

https://www.drehscheibe-online.de/foren/...17,edit,7975211


Diese Telegrafenleitungsmasten hielten natürlich auch Einzug ins Kinderzimmer fürs Eisenbahnspiel.
So kann z. B. bei Bing in den im Katalog „ Der kleine Eisenbahn-Ingenieur" von 1898 aufgeführten Gleisbauplänen die jeweils vollständige Bestückung einer solchen Anlage mit vielen Telegrafenmasten entlang der Strecke nachgewiesen werden.
Auf der großen Anlage (Seite 13 des Kataloges „Der kleine -Eisenbahningenieur“) sind, um der Realität nahe zu kommen, 30 Telegrafenstangen aufgeführt.






Alle Spielzeugfirmen lieferten Telegrafenstangen mit den Isolatoren, bzw. garnierten die Bahnhofsgebäude, Läutewerke usw. mit den kleinen porzellanweißen Blei-Isolatoren.
Diese Telegrafenmasten waren nicht immer mit den Firmenlogos gekennzeichnet.
Bei den folgenden 5 Ausführungen ist der Nachweis im Bing-Katalog von 1898 gegeben, trotz fehlenden Firmenzeichens, denn diese wurden zusammen mit einem Bing-Bahnhof von 1898 erworben.





Im Verkaufskatalog von 1898 ist die zugehörige Beschreibung aufgeführt:




















Die 20 cm-Stangen (nach Restauratio) stehen auf jeweils einem Bleigußsockel von 4,5 cm Durchmesser, bräunliche Farbgebung:





Die Modelle der 28 cm Ausführung stehen auf einem gußeisernen Sockel mit 7 cm Durchmesser, Mast gelblich, Sockel grau mit den fast Bing-typischen grünen Farbtupfern:



Märklin bietet bei zwei vorliegenden, fast Bing - identische Telegrafenstangen dieser großen Ausführung in 27 cm Höhe an, lediglich die Isolatorenhalterungen sind insofern anders strukturiert, als die Träger aus einem Blechring entspringen, der über die Stange geschoben und verlötet ist. Die Mastfarbe ist gelblich, der gußeiserne Sockel ist grau lackiert mit bräunlichen „Ringen“ in Höhe der Basis und der mittigen Stufe. Interessanterweise sind die beiden gußeisernen Sockel bis auf die Farbgebung gleich ausgeführt, ja auch die Verbindungsstabilisierung des Blechmastes mit dem Sockel ist identisch ausgeführt, nämlich durch Stabilisierung der Steckverbindung Blechrohr-Gußsockel mittels eingeschlagenem „Verriegelungsagel“ von unten. Die Zuordnung zu Märklin ist hier sicher, da das Märklin-Firmenzeichen aufgestempelt ist und beim zweiten gleichen Mast Germany.
Links drei Bing-Telegrafenmaste, rechts die zwei Märklinausführungen.
Die Sockel von unten, links drei von Bing, ohne Firmenzeichen, rechts die zwei Märklin - Sockel.
























Im Bing-Katalog von 1909 tauchen dann Telegrafenmaste mit mehr Isolatoren auf, unter der Nummer 13897&/1 eine Ausführung mit 8 Isolatoren und 26 cm hohem, gelben Mast auf rötlichem Bleigussockel, 4,5 cm Durchmesser.












Zwei weitere 19,5 cm hohe Telegrafenmaste, gelb und grau mit 7,5 cm Blechsockel, Bodenblech einmal grün und einmal braun mit 5 Isolatoren, ohne Firmenseichen kann ich nur spekulativ Carette zuordnen, fallen diese doch durch die Carette-typischen Bohrungen in den Isolatorenspitzen auf.






Grüner Blechteller unten, links schwarz lackiert, rechter brauner Blechteller blank mit Prägung „Made in Germany“ und Tinten und Bleistiftnotiz: 60Pfennig (P in Sütterlin) und 3405



Last not least ein kleiner 15 cm hoherTelegrafenmast einfachster brauner Blechausführung und runder Bodenblechprägung „Made in Germany“ ,der nicht zuzuordnen ist:







Abschließend eine Eigenkonstruktion, Fernsprechwellblechbude, aus Dosenblech zusammengelötet.




Gruß,
Rie


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zuletzt bearbeitet 20.05.2019 | Top

RE: Randthema. Telegrafie

#2 von riera , 08.05.2019 21:11

Als Nachtrag ist zu ergänzen, dass Bing seiner selbst gestellten Aufgabe, Lehrspielzeug für die Jugend zu fertigen, auch der damit verbundenen Verpflichtung nachkam, entsprechende Morse-Farbschreiber für das lehrreiche Spiel anzubieten. Diese funktionieren tatsächlich nach Aufziehen des Uhrwerkes, Einfädeln des Papierstreifens in das Walzen-Rollentransportsystem,Tränken des Schwämmchens mit Tinte und Herstellung der elektrischen Drahtleitungsverbindungen. Nach Freigabe des Uhrwerkes mittels Hebelverschiebung wird der Papierstreifen von der Rolle gezogen, an dem tintenbenetzten Rädchen vorbeigeführt und, entsprechend dem übertragenen Morsecodetakt, bedruckt.









Auch das nötige Braunstein-Trockenelement für den, dem entsprechenden realitätsanahen elektrischen Betrieb, gab es.



Folgende Mitglieder finden das Top: caepsele, Es(s)bahner, Knolle, achterkreis, Udo, BW Neustadt, Ralf-Michael, Blechnullo und Rudi80014
caepsele und Blechnullo haben sich bedankt!
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RE: Randthema. Telegrafie

#3 von caepsele , 08.05.2019 21:28

Hallo Riera,

vielen Dank für den mal wieder tollen Bericht über die Telegraphie!
Immerhin gab es ja auch die Fernbedienung von Weichen, Läutebuden usw. mittels der Freileitung in Form von Telegraphenmasten.

Telegraphie als Spielzeug:

Lt. Katalog gab es sogar zu der damaligen Zeit noch sehr jungen Funktelegraphie auch gleich das lehrreiche Spielzeug. Hast Du hierzu zufällig etwas im Fundus?

Grüße
Harry


 
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RE: Randthema. Telegrafie

#4 von riera , 09.05.2019 12:58

Zitat von caepsele im Beitrag #3
Hallo Riera,

vielen Dank für den mal wieder tollen Bericht über die Telegraphie!
Immerhin gab es ja auch die Fernbedienung von Weichen, Läutebuden usw. mittels der Freileitung in Form von Telegraphenmasten.

Ja, das war hier mal ein Thema vor 6 Jahren.
Das „Neue elektrische Eisenbahnspiel“ von Bing

Lt. Katalog gab es sogar zu der damaligen Zeit noch sehr jungen Funktelegraphie auch gleich das lehrreiche Spielzeug. Hast Du hierzu zufällig etwas im Fundus? Leider nein, das ist zu selten,.

Grüße
Harry


Udo und Knolle haben sich bedankt!
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