Dominic,
ich beschäftige mich mal mit dem Motor auf den drei größeren Bildern. Auf den drei kleinen erkennt man leider nichts.
Auf dem ersten Bild erkennt man Schrauben an den Kollektorlamellen. Man kann das nicht richtig erkennen: Aber so wie es aussieht, sind daran die Lackdrähte der Ankerwicklungen befestigt. Bei neueren Motoren sind die Lackdrähte an Lötfahnen der Kolletorlamellen angelötet. Wenn es geschraubt ist, erleichtert das eine Reparatur.
Zunächst kannst du einige Dinge machen, um mehr Klarheit zu bekommen:
-> Wen nicht schon geschehen, würde ich den Anker ausbauen.
-> Danach kannst du schon mal die Feldwicklung auf Durchgang überprüfen. Sie sieht in der Tat etwas wild gewickelt aus. Vielleicht hat ein Vorbesitzer mit einer neu gewickelten Feldspule die Betriebsspannung verändern wollen.
-> Im nächsten Schritte würde ich überprüfen, ob zu jeder dieser Schrauben an den Kolletorlamellen jeweils zwei Drähte führen. (Ich gehe davon aus, das da die Drähte der Wicklungen befestigt sind. Wie schon geschrieben, kann man das auf den Bildern nicht richtig erkennen.) Die drei Wicklungen müßten als Schaltung gezeichnet ein Dreieck bilden, wobei die Dreieckspitzen die Anschlüsse am Kollektor bilden.
-> Wenn die Lackdrähte an den oben erwähten Schrauben am Kollektor befestigtig sind, solltest du die Schrauben lösen und die einzelnen Drähte vorsichtig separieren. Mache dir Notizen, wo welcher Draht angeschlossen ist, damit du das nachher wieder zusammen bekommst.
-> Nur wenn du die insgesamt sechs Drähte der Ankerwicklungen separat hast, kannst du mit einem Ohmmeter den Durchgang der einzelnen Wicklungen messen. Bei einem nicht im Betrieb befindlichen Anker kann man nur den Widerstand des Lackdrahtes messen, der von der Drahtlänge und der Drahtdicke abhängt. Er sollte bei den drei Wicklungen ungefähr gleich sein. Wenn in einer Wicklung der Widerstand gegen 0 Ohm geht, ist die wahrscheinlich durchgebrannt. Wenn der Widerstand gegen Unendlich geht, ist irgendwo ein Draht abgerissen/abgebrochen. Ansonsten sagt der Widerstand dir nicht viel.
-> Wenn die vorstehenden Untersuchungen ergeben, das der in einer der Ankerwicklungen gemessene Widerstand erheblich abweicht, bzw. gar kein Widderstand messbar ist, weißt du, ob da eine und welche Ankerwicklung defekt ist.
Dann wir es etwas schwierig.
-> Wenn du keinen Ersatzanker findest, bleibt dir nur das Neuwickeln des Motors. (Bei Ebay wird gerade ein Anker angeoten, der sieht aber so aus, als wenn er durchgebrannt ist. Von dem würde ich die Finger lassen. Und als reines Versuchsobjekt ist er zu teuer. Bei der Größe des Ankers (er ist ja nicht so fummelig wie ein H0-Anker) bekommt man das Wickeln mit sehr viel Muße am Küchentisch mit der Hand hin.
-> Bei Abwickeln des alten Lackdrahtes einer Ankerwicklung mußt du die Windungszahl zählen. Es kommt zwar nicht auf jede einzele Windung an, aber man sollte trotzdem so genau wie möglich arbeiten. Und auch die Wickelrichtung (ob im Uhrzeigersinn oder entgegengesetzt) um den Anker herum notieren. Beim späteren Aufwickeln natürlich anders herum ;-)
-> Wenn eine Ankerwicklung erneuert werden muß, sollte man auch die anderen beiden Wicklungen neu wickeln.
-> Überprüfe, ob der Kollektor fest auf der Achse sitzt.
-> hat man den nackten Anker (ohne Wicklung) in der Hand, muß man überprüfen, ob das Schutzpapier, welches um die Ankerhörner gewickelt ist, noch intakt ist. Bei einer durchgebrannte Wicklung könnte das mitverbrannt sein. Dafür hat man früher ein Spezialpapier verwendet, das zwar höhere Themperaturen als normales Papier aushält, aber irgendwann doch verbrennt. Wenn das Papier erneuert werden muß, wird es insofern schwierig, als das man dieses Spezialpapier heute nicht mehr bekommt und heute Isolierpapier aus Polyesterfolie nimmt. Vielleicht bekommt man so etwas noch bei Firmen, die Großmotoren neu wickeln. Die werden aber komisch schauen, wenn du ein postkartengroßes Stück haben möchtest. Hilfsweise kann man Backpapier für den Kückenbackofen verwenden.
Das Isolierpapier wird um die Ankerhörner gewickelt, um zu verhindern, daß gerade die unterste Windungreihe der Wicklung an den scharfen Kanten des Ankerhornes in Kontakt mit dem Eisenkern kommt, falls beim Neuwickeln an der Biegestelle der Lack beschädigt wird. Denn dann ist alle spätere Mühe umsonst.
-> Von dem abgewickelten, alten Lackdraht wird an einem intakten Stück die Stärke incl. Lack gemessen. Der Lack macht etwa 0,02 mm aus. Da sollte man auf den Hunderstel Millimeter genau messen. Lackdraht gibt es beim großen "C" in ungefähr 0,02 mm Abstufungen. Ggf. die nächstpassende Stärke nehmen.
-> Und dann machst du dich bei ausgeschaltenem Telefon (damit dich keiner stören kann) daran, den neuen Lackdraht genauso aufzuwickeln, wie der alte Draht lag. Das kann man bei der Art dieses Ankers gut mit der Hand machen. Man sollte es so sogfältig wie möglich machen. Wenn es trotzdem ein wenig wild aussieht, ist das nur ein Schönheitsfehler. Auch wenn die Anzahl der einzelnen Wicklungen untereinander um 2 bis 3 % abweicht, stört das nicht.
Wie man am besten wickelt? Da hat jeder so seine eigene Methode: z.B. den Akkuschrauber, der mir für den Zweck etwas zu groß erscheint. Auch muß man den Anker irgendwie daran fest bekommen. Einfacher ist, wenn man den Anker in einen kleinen Maschinenschraubstock spannt, den man mittig auf einen Plattenspielerteller legt. Da braucht man gar nicht zu zählen, weil man weiß, daß der in einer Minute 33 1/3 Umdrehungen macht. In 15 Minuten hat man dann 500 Windungen gewickelt. Etwas schneller und mit weniger Aufwand geht es in diesem Video zu:
https://www.youtube.com/watch?v=wWU-c-bideE
Noch etwas zur Anzahl der Windungen. Benutzt man beim Neuwickeln einen dickeren Draht und bekommt folglich nicht mehr so viele Windungen auf ein Ankerhorn, steigt damit bei sonst gleicher Betriebsspannung die Stromaufnahme und der Motor läuft schneller.
Ich hoffe, daß ich nichts vergessen habe und wünsche dir gutes Gelingen.
VG Georg