Hallo ams-Freunde
Den Anstoß zu diesem Thread gab Wellnessi in seinem Beitrag 'Was aus Fehlern entsteht'. Erst durch seine Ersatzteil-Fotos - genial, danke! - wurde ich wieder auf die Vielfalt der ams-Motorvarianten aufmerksam. Da ohnehin mal wieder Spielen fällig war (im Zusammenhang damit, dass kürzlich ein Teil meiner Sammlung einer befreundeten Optikerin als Schaufenster-Deko diente), machte ich mich ans Sortieren der Ersatzteile und ans Restaurieren.
Das Wiederbeleben mehrerer Zinkmotoren in teilweise etwas traurigem Zustand beschäftigte mich während längerer Zeit immer wieder, und je tiefer ich ins Eingemachte tauchte, desto unübersichtlicher wurde es. Ein paar der Punkte, die mir dabei auffielen, sind vielleicht auch für andere ams-Fans nützlich.
1. Anker mit Windungsschluss (gilt sinngemäß auch für Blockmotor-Anker)
Es ist sinnvoll, Anker unbekannten Zustands vor dem Einbau in den Motor auf Windungsschluss zu prüfen. Dafür genügt ein preiswertes Multimeter mit Widerstands-Messbereich aus dem Baumarkt, es darf durchaus auch analog sein.
Dazu misst man reihum den Widerstand zwischen jeweils zweien der drei 3 Kollektor-Kontakte. Der Sollwert liegt in der Gegend von 20 Ohm.
Sollte 0 (Null) Ohm oder ein Wert von weit unter 20 Ohm angezeigt werden, ist der Anker hinüber und für gewöhnliche Sterbliche nicht zu retten (müsste man frisch wickeln...). Meist sieht man dies der betroffenen Wicklung auch an – in der Regel ist der Isolierlack des Kupferdrahts stellenweise verbrannt oder verdampft, und nicht die ganze Wicklung ist von gleicher Farbe (übrigens gab es bei den Flachankermotor-Ankern auch Varianten, wo die drei Wicklungen mit Cu-Lackdraht in drei verschiedenen Farben gewickelt wurden - bitte nicht irritieren lassen!).
Wichtig: Baut man einen solchen defekten Anker in ein Chassis ein und versucht, es in Betrieb zu nehmen, dann fließt viel Strom. Vor allem die Kohlefedern werden heiß; sie beginnen innert kürzester Zeit zu glühen und verlieren dadurch ihre Federeigenschaften. Sie können sich auch in den Kunststoff des Chassis einschmelzen oder durch Hitzeeinwirkung die Kohlenbohrung im Chassis so weit deformieren, dass die Kohlen nicht mehr passen.
2. Ankerwellen-Durchmesser
Wo wir gerade von Ankern sprechen: Die Ankerwellen der normalen Flachankermotoren und der Zinkmotoren haben nicht den gleichen Durchmesser (FM: 1,2 mm; ZM: 1,0 mm), also sind die Anker zwischen normalem Flachanker- und Zinkmotor leider nicht austauschbar!
3. Zahnrad-Achsdurchmesser
Auch die Achsdurchmesser des hintersten Zahnrads (dasjenige, das ins Kronrad eingreift) sind bei Flachanker- und Zinkmotor unterschiedlich (FM: 1,5 mm; ZM: 1,0 mm). Falls jemand bei Reparatur oder Restauration eines Chassis soweit geht (gehen muss) wie ich und sich darüber wundert, dass das Zahnrad um's ver... nicht passen will, dann könnte dies der Grund dafür sein.
Die Achse der hintersten Zahnräder der Motoren V4 bis V6 (PKW-Flachankermotor und alle Zinkmotoren) hat nicht über die ganze Länge den selben Durchmesser: Oben (für das rote Kunststoff-Zahnrad) 1,4 mm, unten 1,0 mm)
4. Zahnrad-Achsdurchmesser, zum Zweiten
Das kleine Zahnrad mit 9 Zähnen gibt es sogar mit drei verschiedenen Bohrungen, je nachdem, wo es zum Einsatz kommt:
a) Als Zwischenrad für Zinkmotor V5-V6 sowie als Ankerritzel und hinterstes Zahnrad unten für FIII (Zigarre): 1 mm
b) Als Ankerritzel für F1-F5: 1,2 mm
c) Als hinterstes Zahnrad unten für F1-F5: 1,5 mm
5. Zwischen-Zahnrad des LKW-Flachanker-Motors V3 (nur für LKW-Karosserien)
Dieses Zahnrad hat 23 Zähne und eine Bohrung von ca. 2,5 mm; laut Buch von Hick/Müller besteht es aus Stahl. So eines fehlt mir. Ein Foto, das ich von t2-jockel erhielt, brachte mich darauf, es mit dem Messing-Zwischenrad für die Aurora T-jets zu versuchen; dieses hat 24 Zähne und passt knapp auf die Lagerplatte, auch der Durchmesser der Bohrung passt - und am Untersetzungsverhältnis von 5,56:1 ändert sich dadurch nichts.
6. Haltebügel für Zinkmotoren V5 und V6
Meine Versuche ergaben Folgendes:
a) Von den alten Haltebügeln aus meiner Bastelkiste passt von etwa 20 gerade mal einer auf den Zinkmotor, ohne das große Zwischenzahnrad zu blockieren.
b) Die Bügel von https://slotcar-online-shop.de/ (Klaus Halgato) passen hingegen ebenso gut auf normale Flachanker- wie auf Zinkmotoren.
7. Zinkmotor-Lagerplatte V6, Zahnräder
Gemäß dem Buch von Hick/Müller gab es V6 mit einem Ankerritzel von 6 oder 7 Zähnen (Untersetzung 25:1 bzw. 21,43:1). Ich nehme an, dass das letzte kleine Zahnrad, das ins Kronrad eingreift, immer 6 Zähne hat.
In meiner Bastelkiste gibt es aber auch eine Lagerplatte, deren letztes Zahnrad 7 Zähne aufweist - was mit einem Ankerritzel von ebenfalls 7 Zähnen zu einer Untersetzung von 18,37:1 führt. Weiß jemand, ob sowas serienmäßig existierte, oder kam das schon ge-/verbastelt zu mir?
Die vierte mögliche Variante (Ankerritzel 6 Zähne, letztes Zahnrad 7 Zähne) ist mir noch nicht untergekommen (die entsprechende Untersetzung wäre übrigens ebenfalls 21,43:1).
8. Zinkmotor-Lagerplatte V6, Lager für Anker- und Zahnradwellen
Für den Anker und das hinterste Zahnrad sind in der Zink-Lagerplatte Lager eingepresst, sie bestehen aus Messing/Bronze oder aus einem Metall, dass ähnlich wie Stahl aussieht. Anscheinend nahm man es bei Faller damals nicht so genau, sondern baute ein, was gerade verfügbar war - ich habe drei der vier möglichen Kombinationen (beide Bronze / Anker Bronze, hinten 'Stahl' / Anker 'Stahl', hinten Bronze) in meiner Bastelkiste. Das nimmt man aber erst dann wirklich wahr, wenn man so tief ins 'Eingemachte' eintaucht wie ich...
9. Messing-Getriebe der Plattenmotoren P2 und P3
Im Buch von Hick/Müller irritierte mich die Angabe der Untersetzung (6:1), denn das Zahnrad auf der Hinterachse hat 12 Zähne. Ich vermutete erst einen Fehler im Buch und eine Untersetzung von 12:1, stellte dann aber fest, dass die Messing-Schnecke pro Umdrehung des Ankers um 2 Gänge weiter-'macht' - also ist 6:1 korrekt.
10. Getriebe der Blockmotoren B4 und B5
Ab B4 gab es eine geänderte Schnecken-/Zahnradversion (Schnecke: Kunststoff weiß, Zahnrad Kunststoff schwarz), die nicht selbsthemmend ist. Ähnlich wie das Messing-Getriebe von P2 und P3 hat diese Schnecke die doppelte Steigung, macht also pro Umdrehung ebenfalls 2 Gänge weiter - zusammen mit dem Zahnrad, das 10 Zähne aufweist, kommt man damit auf Untersetzung von 5:1.
Dieses Getriebe wurde auch im N-Bus verwendet, angeblich auch im Container-Terminal.
11. Platinenmotor B3
Vor allem die frühe Ausführung der Platine aus Pertinax (phenolharz-getränktem Hartpapier) hat(te) eine beschränkte Lebensdauer; die spätere Version aus glasfaserverstärktem Epoxidharz hat sich bei mir viel besser bewährt. Ich erwähnte bereits in einem früheren Beitrag, dass Klaus Halgato (https://slotcar-online-shop.de/) eine Ersatzplatine anbietet, die zwar keine Aufnahme für den Selen-Gleichrichter hat, dafür eine aufgelötete SMD-Gleichrichterdiode. Das ist in dieser Form jedoch nur sinnvoll, wenn man mit Wechselstrom oder Vollwellen-Gleichstrom fährt; zum hintereinander Fahren bei Halbwellenbetrieb eignet sich diese Platine nicht, da für das zweite Fahrzeug eine Platine mit 'verkehrter' Diode notwendig wäre. Klaus Halgato stellte mir auf meine Anfrage hin freundlicherweise eine Platine mit andersrum eingelöteter Diode zur Verfügung – und mit zwei unterschiedlichen Platinen klappt das hintereinander Fahren einwandfrei (aber das ist nichts als logisch). Ich schlug ihm vor, dass er die Platinen paarweise und mit unterschiedlich gepolten Dioden anbieten könnte.
So, genug gelabert. Falls jemand noch mehr Details zu Zahnrädern, Untersetzungsverhältnissen und Achs-/Wellen-Durchmessern haben möchte, bitte PM an mich - ich stellte mir eine Tabelle zusammen, die beinahe alle diese Daten für beinahe alle ams-Motorvarianten umfasst. Auch ein paar andere Fabrikate (Aurora, Eldon, Lionel, Marx, Prefo, Rasant und der von Bauer modifizierte Tjet-Zinkmotor für LKWs) werden dadurch abgedeckt. Vermutlich würde diese Tabelle aber den Rahmen dieses Beitrags sprengen, deshalb stelle ich sie Interessenten gerne als PDF-Datei per PM zur Verfügung.
Liebe Grüße
robi