Hallo zusammen,
heute gibt es mal etwas gewaltiges, es geht um Faller 191776 Eisenbahn Stahlbrücke ( OVP 79,99€, baugleich 120535 Bietschtalbrücke OVP 112,99€ ).
Vorab die Brücke ist baugleich mit Falle 120535 Bietschtalbrücke, der Kunststoff wurde nur in anderen Farben gespritzt. Preislich ist dieser Bausatz gut 30 Euro günstiger. Und hier auch schon gleich mein erster Tipp, wer die Bietschtalbrücke tatsächlich bauen möchte, der kann sich die 40 Euro sparen, denn das Modell muss sowieso, wenn man es professionell machen möchte lackiert werden. Das Faller nur wegen schöneren Farben beim Bausatz 120535, 40 Euro mehr haben möchte ist eigentlich schon eine Frechheit. Bis auf die Farben handelt sich um das selbe Modell! Inzwischen scheint das aber Mode zu sein, denn es gibt auch einige andere Modelle im Programm, die im selben Stil abgewandelt wurden, aber dann um einiges teurer wieder angeboten werden.
Der Bausatz enthält 144 Bauteile in diversen Farben. Das Modell ist 1,10m lang, 0,115m breit und 0,255 m hoch, das sind gewaltige Ausmaße und hier kommen auch schon gleich die Probleme mit. Man merkt deutlich, das auch Faller bei der Größenordnung an die Grenzen ihrer Werkzeuge kommt. Je Größer solche Bauteile sind, um so schneller Verziehen sie sich beim Ausformen, haben weniger Stabilität und auch in der vollgestopften Verpackung ist die Gefahr von Verzug sehr hoch. In diesem Bausatz betraf das auch ein paar Teile, die ich aber richten konnte.
Bei der Konstruktion der Bauteile hat sich Faller leider auch nicht wirklich mit Ruhm bekleckert, denn meiner Meinung nach muss es heut zu Tage nicht mehr sein, das man Angüsse auf sichtbaren Flächen anbringen muss. Selbiges ist auch ein großer Schwachpunkt des Modells. Bei allen Teilen mit Ausnahme der Geländer hätte man das auf der Unterseite anbringen können.
Trotzdem kann man mit einiger Mühe ein wunderbares Modell daraus zaubern, sofern man einiges an Bastelerfahrung mitbringt. Für Anfänger ist dieses Modell definitiv nicht geeignet. Ich würde das Modell mit Schwierigkeitsstufe 4 von 5 einordnen. 1 leicht - 5 schwierig ( ähnlich Revell Einstufung )
Hier das fertige Modell, rein aus der Verpackung gebaut.
Probleme beim Bau
Wie schon oben erwähnt hat das Modell seine einige Tücken, die es zu bewältigen gibt. Für die Geländer gibt es nur zwei Grundtypen gerade und schräge Geländer für Treppen. Aufgrund der Ausmaße konnte man wahrscheinlich die filigranen Teile nicht als ein Bauteil passend gießen. So ist der Modellbauer gezwungen die Teile nach Maßangaben selbst anzufertigen. Hier muss man schon sehr konzentriert vorgehen, um die Teile, beim Entfernen des Angusses nicht zu zerbrechen. Es wird gerade soviel Geländer mitgeliefert wie benötigt wird. Heißt, macht man hier ein Fehler, darf man sich teure Ersatzteile bei Faller bestellen.
Die Geländerteile sind dann stumpf an die jeweiligen Tritte anzukleben, es gibt keinerlei Bohrungen, oder Anhaltspunkte, wo oder wie man die Geländer ankleben soll. Dies ergibt sich nur dann, wenn man die Teile an Ort und Stelle probehalber anhält und sich die Sache genau anschaut.
An die Pfosten darf nur ein minimaler Tropfen Kleber, damit man das Umfeld nicht versaut. D.h. man braucht schon eine sehr ruhige Hand, um das Bauteil auf Anhieb exakt so zu setzen, wie es später sitzen muss. Ansonsten versaut man sich ebenfalls die Stege.
Tipp: Um die Geländer einfacher ankleben zu können, empfehle ich Sekundenkleber zu verwenden. Am besten kann man ihn an den Pfosten mit einem Zahnstocher, oder Stecknadel dosiert aufbringen. Zu viel Kleber sollte man direkt mit einem Q-Tip abtupfen.
Hier mal ein Gußast mit schrägen Geländer.
Tipp: Clipst man die Teile mi einem Faller Saitenschneider ( watenfrei ), ab, bleibt immer noch ein kleiner Anguss dran, da das Material rund ist, besser man nimmt ein scharfes Skalpell.
Achtung: Bauteil 1/1 und 1/2 welche am selben Ast hängen, sehen auf den ersten Blick gleich aus, unterscheiden sich aber im Winkel der Pfosten!
Nachdem man alle Bauteile vorgefertigt hat, sollen diese nun an die Stege und Leitern angebracht werden.
Problem ist hier natürlich die Geländerteile offen, ohne Pfosten möglichst stimmig an den nächsten Pfosten anzukleben und gleichzeitig die Pfosten an der Unterseite des Steges / Leiter anzupassen. Hier ist etwas Geduld angesagt. Ich habe den Steg / Leiter in einer Klemme hochkant fixiert, damit wenigstens das Bauteil beruhigt da liegt und ich mich auf die Geländer konzentrieren konnte.
Hier mal eine Detailaufnahme, Stege und Leiter mit Geländer im Brückenkorpus montiert. Grundsätzlich habe ich alle Geländer, entgegen der Bauanleitung vorher montiert, alle Bauteile angefertigt und dann in der Brücke angepasst und verklebt. So wie Faller es beschrieben hat, läuft man Gefahr das die Teile nicht in einer Flucht liegen. Es gibt keinerlei Anhaltspunkt, Fixiernasen oder ähnliches.
Um die Brücke überhaupt stimmig zusammenbauen zu können, ist es unbedingt erforderlich eine Glasplatte zu haben, an der man die Teile ausrichten kann. Diese Teile hier haben ähnlich wie Puzzleteile echt kleine Nasen, über die Teile verklebt werden sollen. Aufgrund der Größe ist das recht fragil.
Tipp: Auf der Klebefläche, benetzte ich zuerst Plastikkleber ( Revell Contacta ) und damit es schneller ausrichtbar ist, zusätzlich noch 1-2 Tropfen Sekundenkleber. Bis zum Durchtrocknen des Klebers habe ich die Teile beschwert und mit Klemmen an der Tischplatte fixiert. Somit bleiben die Teile absolut plan. Beim Kombinieren des Klebers, immer zuerst den Plastikkleber und dann erst den Sekundenkleber nehmen, sonst habt ihr die Kanüle des Plastikklebers ruckzuck zu geklebt. Beim Sekundenkleber lässt sich zur Not die Plastikkanüle wieder aufbohren.
Der nächste Kracher, in der Bauanleitung gibt es Maßangaben, wo genau die Längsträger zu montieren sind, es gibt keinerlei Anhaltspunkt in Längsrichtung auf den Bauteilen selbst. Warum ? Muss das in der heutigen Zeit sein, obwohl die Teile mit CAD konstruiert werden ?
Zwei dieser Längsträger haben sich in der vollgestopften Verpackung in Längsrichtung verzogen.
Hier habe ich gerade die Teile exakt ausgerichtet. In Querrichtung gibt es mehrere Anschläge ( 3 sind hier vor dem Meter zu sehen ), an denen man die Längsträger dann ausrichten kann.
Mit den Querträger, ordentlich geklebt und fixiert konnte ich den verzogenen Längsträger wieder richten.
Anhand der nächsten Bauteile kann man recht gut erkennen, was mich doch jedes mal arg verärgert. ich habe es oben schon erwähnt. Es muss doch nicht sein, das man heutzutage Angüsse auf Sichtflächen unterbringt!! Egal wie sauber man diese Angüsse entfernt, soll das Bauteil unlackiert bleiben, es ist immer zu sehen und kann nur mit hohen Aufwand bis auf ein Minimum reduziert werden.
In der Regel nutze ich Skalpell, oder Klinge 9mm Teppichmesser, Faller Saitenschneider ( Watenfrei ), sowie Nadelfeile, bzw. auch Fingernagelfeile zum Entgraten.
Nachdem das Bauteil mit dem Saitenschneider möglichst sauber abgeknipst worden ist, entferne ich den Rest des Angusses mit der Feile.
Hier mal die gleichen Bauteil, oben behandelt, fast nichts mehr zu sehen, unten unbehandelt. Den mittleren Anguss, habe ich zum Vergleich mal etwas stehen lassen, nachdem Bild aber auch entfernt.
Nochmal zum Vergleich ein anderes Bauteil. Würde man die Teile nun lackieren, würde man nichts mehr erkennen.
Bis zu einer gewissen Stärke von Material klappt das in vorher gezeigten Arbeitsweise sehr gut. Ab 1,5mm aufwärts aber funktioniert das mit dem watenfreien Saitenschneider nicht mehr, da das Material, kurz vorm Schnitt zusammengequetscht wird und natürlich irgendwo hin muss. Es ist zu viel Material, welches die Schneiden nicht aufnehmen können und sich dann in Richtung Bauteil und abzuschneidenes Bauteil verteilen. An dem Baueil bleibt dann letztlich auch eine unschöne Vertiefung, die man natürlich nicht wegfeilen kann. In dem Fall schneide ich eigentlich das Material nicht bündig, sondern eher 1mm weiter weg ab und feile das dann bei.
Die Bauteile der ich nenne sie mal Deckplatten sind jedoch mehr als 2mm dick und man bekommt sich nicht rückstandslos weg. Die Quetschung des Materials bleibt sichtbar. Sehr ärgerlich!
Hier würde auch nur lackieren abhelfen. Das ist sehr unschön, vor allem dann wenn das Modell eben nicht lackiert werden soll. So wie in diesem Fall, ich baue das Modell im Auftrag für einen Freund, wäre es für mich selbst würde ich es natürlich lackieren und patinieren.
Nachdem der Brückenbogen und das Oberteil mit Vorfluter vorgefertigt sind sollen die beiden Hauptbauteile zusammengefügt werden. Hir ist es wichtig auf eine möglichst flächige Verklebung der Bauteile zu achten, trotzdem aber nicht zu viel, damit der Kleber nicht hervorquillt. Nachdem exakten Ausrichten habe ich die Teile gut beschwert und 12 Stunden durchtrocknen lassen.
Nachdem nun die eigentlich Brücke zusammen ist, müssen nun noch die restlichen Stege eingebaut werden.
Hier mal ein Ausschnitt aus dem Bauplan. Entgegen dem Bauplan habe ich die Geländer bereits vor der Montage der Treppe montiert. Das ist definitiv einfacher, als zwischen den ganzen Streben mit der Pinzette, das Geländer versuchen anzufuddeln.
Tipp: Die beiden Stege in den Vorfluter sollte man vor dem Ankleben der Brückenköpfe einführen und bis zum Einsetzen der Treppen locker drin liegen lassen. Erst nachdem die Brückenköpfe fest sind und man die Brücke wieder auf "die Beine" stellen kann, empfiehlt es sich Stege und Leiter zu fxieren.
Tipp: Die Brücke ist sehr fragil, besonders die Geländer am Aussengang sind bruchgefährdet. Zum Umdrehen, oder tragen nimmt man die Brücke am besten zwischen den Vorfluter und der Hauptbrücke in die Hand. Stabil ist sie tatsächlich nur wenn sie auf allen Stützpunkten steht.
Zum Transport, eignet sich eine Styrodurplatte oder Holzbrett auf der man die Brücke mit Kabelbinder durch die offenen Teile des Brückenkopfs fixiert. Vielleicht ist das auch empfehlenswert, während der Bauphase, wenn man sie des öfteren noch hin und weg schieben muss
Hier mal der komplexe Bereich im Modell
weitere Detailbilder
Die Brücke hab ich zum Transportieren auf ein 20mm Styrodurplatte gestellt und mit Kabelbinder fixiert. Das reicht locker aus und die Brücke ist sehr gut geschützt. Der Besitzer hat sie soeben abgeholt und war sehr happy! Auftrag erledigt. Ohne Grundplatte würde die Brücke definitiv kaputt gehen.
Zusammengefasst nochmal ein paar Fakten:
Zum Zusammenbau erforderlich:
- Kunststoffkleber ( z.B. Revell Contacta )
- Sekundenkleber ( mittlere Viskosität )
- watenfreier Saitenschneider ( z.B. Faller )
- Teppichmesser ( 9mm ) , oder Skalpell
- Nadelfeile, Nagelfeile
- dringend erforderlich große Glasplatte ( notwendig zum exakten ausrichten )
Arbeitsaufwand 16 Arbeitsstunden, nach Anleitung, ohne Lackierarbeiten. Das Modell ist eine gewaltige Erscheinung aufgrund seiner Größe. Kleinere Details gehen dabei auch unter, es sei denn man schaut es sich etwas genauer an. Mit dem Mehraufwand Lackieren / Patinieren wäre daraus aber auch ein Top Modelle machbar.
Insgesamt ist der Bausatz von der Qualität her nur mäßig, da man in vielen Punkten, z.B. Angüsse besser hätte machen können, bei den ein oder anderen Bauteil wären Passstifte o.ä. angebracht. Sowas muss heut zu Tage mit Sicherheit nicht mehr sein!
Bei den filigranen Geländer hätte man pro Form je einen Ersatzsteg dazu geben können, sollte mal beim Heraustrennen ein Geländer brechen. Das beiliegende Decal ( gedacht war es, als Abdeckung oberhalb der Brückenköpfe ) ist so hässlich und undefinierbar, das es unbrauchbar ist. 119,99 Euro OVP für die Bietschtalbrücke und 79,99 Euro für den selben Bausatz, nur in anderen Farben, ist ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die sich die Bietschtalbrücke für 119,99 Euro kaufen. 40 Euro die man sich sparen kann, zumal das Modell aufgrund der sichtbaren Angüsse ( die selbst nach peniblen säubern immer noch sichtbar bleiben ) lackiert werden muss.
* mangelhaft bis **** Sterne Top
Preis / Leistung ** für Bausatz 191776 / ( * für Bausatz 120535 )
Qualität Bausatz *** / ***
Schwierigkeitsgrad **** ( * leicht bis ***** sehr schwierig )