Moin,
logisch, zunächst muss man mal trennen: Was ich 1980 für den ersten Walkman (kennt den noch einer?) ausgegeben habe, würde ich heute auch nicht mehr dafür hergeben, klare Sache, damals erschien es ein guter Kauf zu sein und ich hatte auch Spaß dran. Hatte aber nichts mit Sammelei zu tun, war reiner Konsum.
Wenn man nun 1990 auf einer der relativ seltenen Börsen eine alte Lok gekauft hat, dann war die mitunter recht teuer, aber man bekam die auch nicht an jeder Ecke und war vllt. auch 70 Km zu der Börse hingefahren. Teile waren kaum zu bekommen, Infos rar. deshalb guter Zustand = teuer, wenn man es mit heute vergleicht.
Dann kam das Internet, alles war verfügbar, auch Ersatzteile. Das löste erstmal einen Hype aus, denn plötzlich konnte man hochqualitativ auf Vollständigkeit sammeln (z.B. das gesamte Trix- Wechselstromprogramm
bis 1953) Der Hype verursachte dann auf der Verkäuferseite rege Aktivität, viele Leute suchten Gold in den Sedimenten ihrer Keller. Noch heute gibt es diese Angebote: Märklin "3000" für 89,- Euro Sofortkauf.
Nach einigen Jahren hatten dann alle Freaks alle Loks und Wagen ihrer Marke(n) etc zusammen. Die Preise im Segment der ubiquitär verfügbaren Modelle im Stil der Märklin 3039 gingen von 80 Euro auf 40 -50 Euro zurück, weil der Markt hier übersättigt ist. Gleichzeitig sterben Modellbahner der ganz alten Generation, was Erbschaften hinterlässt und auf den Markt spült, gleichzeitig aber auch die Nachfrage schmälert, denn gerade diese Leute waren sehr aktiv.
Das gilt für alle Marken. Jetzt kann man lange darüber diskutieren, warum z.B. Trix gegenüber Märklin immer billiger ist, obwohl gute Exemplare bestimmt seltener sind und warum Fleischmann meistens für pfennige über den Tisch geht. Das ist halt so! Wahrscheinlich hat sich Märklin über die Jahrzehnte einfach in den Köpfen besser etabliert
Tatsache ist aber, dass gewisse Modelle, so wie es Botho schreibt, derzeit wertstabil sind. Modelle, deren Sammler diese in ihrer Kindheit gar nicht kannten! Es ist also nicht das Segment der Erinnerung an die eigene Jugend! Ich nenne da mal die 800er Klasse von Märklin, die die meisten Teilnehmer hier nicht mehr unter dem Weihnachtsbaum gefunden haben dürften.
Richtig teure Sachen sind lt. Botho teils über Kredfite finanziert worden, wohl in der Hoffnung, bei der aktuellen Zinslage Kellergold produzieren zu können, eine neumodische Form der Alchemie. Dass dies mit großer Wahrscheinlichkeit in den meisten Fällren nicht klappen wird, liegt auf der Hand: Eines Tages steigen die Zinsen der Kredite und plötzlich ist der Markt mit Märklin Spur 1 - Krokodilen überschwemmt (neben Ferraris, Porsches, Horex und all dem anderen Truggold).
Ist das dann der Weltuntergang? Werden dann alle arm?
Nö. Das ist der Markt. Jeder trägt Verantwortung für sich selbst.
...und aus dem Geschichtsbuch wissen wir, dass die Alchemie nie funktioniert hat. Seit spätestens 1929 sollten wir wissen, dass Geld allein sich nicht vermehrt, sondern dass es Wertschöpfung braucht.
Eine Moba- Sammlung verliert ja nun nicht gleich schlagartig an Wert. Ich vermute, dass es in der nächsten Zeit keinen besonderen Wertzuwachs geben wird und das Alleweltszeug eher billiger wird.
Eine E 800 mag dagegen noch steigen, aber wer hat denn eine?
Martin
PS: Früher sammelten viele Leute Briefmarken. Das macht heute keiner mehr, diese Alben sind generell wertloses Altpapier. Nur die berühmten Mauritius- Marken, die sind davon nicht betroffen.
Letztendlich waren auch jemals nur diese Mauritius wertvoll. Alle anderen Leute haben nur Altpapier gesammelt - sie wollten das damals nur nicht wissen, es hätte ihre Illusion vom Wohlstand beschädigt!
Der eine erbt dann vom Opa eine Eigentumswohnung, der andere eine Briefmarkensammlung. Beide Opas haben das gleiche Geld investiert, aber ein Enkel freut sich mehr, denke ich...