Hallo,
wie in meiner kurzen Vorstellung erwähnt bin ich über die Beschäftigung mit britischer Spur N / 1:148 darauf gekommen, mich mit dem Haupt-Hersteller Graham Farish zu befassen. Die neueren Entwicklungen der Unternehmensgeschichte sind ja im Spur N-Bereich hier schon genannt. Graham Farish war seit 1947/48 unter anderem als Modellbahnhersteller in Spur 00 tätig. Nach der Einführung des N-Sortiments 1970 versandete die 00-Produktion und wurde schließlich 1979 eingestellt. Wie bekannt, wurde Farish Anfang der 1990er vom Kader-Imperium gekauft und gehört zu Bachmann, sodass die N-Modelle allesamt in China hergestellt werden.
Den folgenden Text habe ich ursprünglich für das Britische Bahn Forum geschrieben, wo er einen kleinen Leserkreis bekommen hat, zumal dort Vorbild und aktueller Modellbau bestimmend sind. Ein Mitglied dieses Forums hat mich dann gebeten, den Text hier einzustellen; hier scheint er auch besser hineinzupassen. Im weitesten Sinne also ein cross-post, ich hoffe, das geht in Ordnung.
Ausgangslage
Mich reizte es, neben den aktuellen N-Modellen auch 00-Modelle aus der Anfangszeit des Herstellers zu besitzen. Bevor ich mit dem Zusammenstellen einer Mini-Kollektion begonnen habe, musste ich mich erstmal über die Hintergründe, also die Unternehmens- und Modellgeschichte informieren. Eine eigene Internetseite eines Collectors‘ Clubs o.ä. wie für Hornby, Wrenn oder Triang gibt es dazu nicht, sodass die folgenden Infos aus verschiedenen Threads von RMWeb und Verkaufsbeschreibungen zusammengestellt sind. Im 50 Jahre N Gauge Society-Sonderheft war die 00-Geschichte von Farish zwar angesprochen, aber nur sehr kursorisch abgehandelt. Anbei die Haupt-Referenzen für die Unternehmensgeschichte:
https://en.wikipedia.org/wiki/Graham_Farish
http://www.rmweb.co.uk/community/index.p...-graham-farish/
http://www.rmweb.co.uk/community/index.p...farish-adverts/
http://www.railwayforum.net/showthread.php?t=5530
https://www.newrailwaymodellers.co.uk/Fo...hp?f=10&t=25390
http://thefarishshed.com/farish/history/
Soweit im Folgenden Bilder eingefügt sind, handelt es sich um mein eigenes Material und eigene Fotos. Im Übrigen verweise ich auf Links zu Bildmaterial.
Den obigen Quellen zufolge war Graham Farish, geführt vom gleichnamigen Inhaber, ursprünglich u.a. Düngemittelhersteller, der sich dann im Zweiten Weltkrieg auf die Produktion von Bauteilen für den Selbstbau von Funk- und Radiotechnik spezialisiert hat. Um den Nachfragerückgang für diese Bauteile nach Kriegsende zu kompensieren – Ähnliches trieb auch vergleichbar aufgestellte US-Hersteller um – wurde dann um 1948/1949 ein Modellbahnsortiment konzipiert.
Erste 00-Zweileitermodelle
Offensichtlich hatte Farish als Ausgangspunkt den Modellmarkt im Blick und konstruierte als Erstlingswerk eine LMS Black Five (GP 5), Anerkennenswerterweise sollte dies zunächst ausschließlich in Zusammenhang mit einem Zweischienen-Zweileitergleichstromsystem erfolgen, sodass Farish also zu den Pionieren einer solchen modelltechnischen Umsetzung zu zählen ist. Allerdings wies die Black Five eine ziemlich exzentrischen Modellausführung auf: Druckguss-Lokgehäuse auf geprägten Kunststoffrädern (einschließlich der Antriebsachsen), Stromabnahme über Pilzschleifer (Zeuke Spur 0 lässt grüßen), ein offenbar recht plump gewickelter zweipoliger (!) Motor sitzt im Bakelit-Tender und treibt die Lokachsen über einen Kardan an. „Not many of them have stood the test of time“, schreibt ein Sammler glaubhaft.
Die Black Five als neues Standardangebot war zunächst nur in einer Personen- und einer Güterzugpackung erhältlich, wobei die Güterwagen Druckgussaufbauten besaßen und als Personenzuggarnitur merkwürdige Freelance-Zweiachs-Abteilwagen herhalten mussten. Diese gab es nur 1950 und 1951, dann wurden sie durch LMS-Vierachs-Abteilwagen ersetzt, die ab dann das Personenwagen-Standardangebot von Farish waren – auch als Bausätze erhältlich. Den Black Five-Zugpackungen lag noch ein Fahrtransformator bei, der passend zur Motortechnik neben einem Umschalter für Vor- und Rückwärtsfahrt noch über stolze drei Fahrstufen verfügte.
Abbildungen:
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http://www.rmweb.co.uk/community/uploads...-1383053798.jpg
Güterwagen erste Serie:
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Dreileiter-Einstieg
Neben dem unter dem Graham Farish-Label angebotenen 00-Zweileiter-Einstiegssortiment brachte Farish um 1953 ein komplettes 00-Startset mit einer Southern Q (0-6-0 Schlepptenderlok), drei Güterwagen und Brake Van bzw. alternativ mit drei Tinplate-Vierachsern in Carmine/Cream. Dieses Sortiment wurde unter dem Markennamen Formo vertrieben. Technisch war alles als Kopie von Hornby Dublo aufgemacht, d.h. das System war als 12V DC 3-Rail ausgelegt, sodass zumindest die Garnituren als solche auch auf dem bekannten geprägten Blech-Böschungsgleis von Hornby Dublo verkehren konnten. Die volle Kompatibilität mit Hornby Dublo scheiterte daran, dass die Farish-eigene Variante der Tension Lock Coupling eine andere Montagehöhe (höher) hatte und (natürlich) nicht austauschbar war, sodass Formo-Wagen heute meist mit nach unten verbogenem Bügel angetroffen werden. Überdies waren die Laufeigenschaften der Wagen offenbar sehr schlecht, weil die Radsätze aus Zink-Druckguss (MAZAK) bestanden und in einem gelochten Blech gelagert waren. Das Modell der Southern Q soll dagegen über vorzügliche Laufeigenschaften verfügen, weil es mit einem US-importierten, fünfpoligen Motor ausgestattet wurde. Das original Formo-Böschungsgleis bzw. die Böschung hatte einen größeren Querschnitt als Hornby-Dublo sowie einen größeren Standardradius und war daher mit dem Hornby-Gleis nur bedingt kompatibel.
Abbildungen:
Verpackung:
http://www.brightontoymuseum.co.uk/w/ima...aham_Farish.jpg
Güterzug-Set: http://www.vectis.co.uk/AuctionImages/399/206_l.jpg
Der besagte US-importierte Motor war dann auch der Dreh- und Angelpunkt des Farish-Sortiments, da in der restriktiven Warenbewirtschaftung der Nachkriegszeit für solche Produkte ein Importverbot bestand, sofern das Endprodukt nicht seinerseits wertschöpfend exportiert werden konnte. Farish war als eher kleiner Hersteller „unter dem Radar“ der zuständigen Genehmigungsbehörde geblieben und hatte (schwarz) den US-Motor zu Tausenden gekauft. Zur Legalisierung der Situation konstruierte Farish daraufhin ein bemerkenswertes (praktisch maßstäbliches) Modell eine NYC Hudson mit Pullman-Coaches, das in den USA verkauft werden sollte.
Abbildungen der Hudson:
https://cdn.globalauctionplatform.com/30...8e/original.jpg
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Der Versand und Verkauf des Lokmodells in einer Holzkiste war, so ein früherer Mitarbeiter einer Lieferfirma auf RMWeb, dem Umstand geschuldet, dass diese Kisten noch aus der Düngemittelproduktion übrig waren und sodann abgeschliffen und neu beschriftet wurden. Letztlich wurde aber behördenbekannt, dass Farish den importierten Motor praktisch ausschließlich in die 3-Rail Southern Q eingebaut hat, und dessen Import wurde verboten. Dies bedeutete anscheinend das Ende für die Produktion der Southern Q und damit für die Produktionslinie 3-Rail.
Die Hudson war allerdings sowohl mit dem US- wie auch mit dem selbst konstruierten Motor auf dem US-Markt, der in anderen Stückzahlen zu anderen Preisen produzierte, viel zu teuer, gerade im Vergleich zur archaischen Technik, und lag entsprechend in den Läden. Es wird berichtet, dass die grundsätzlich solide verarbeiteten Stücke immer noch in den Regalen lagen, als in den 1960er Jahren die ersten Tenshodo-Messingmodelle aufkamen, und diese auch dann noch etwa gleich viel kosteten wie die Die-Cast-Antiquitäten von Farish. Der Ausflug von Graham Farish in den US-Markt war mit der einen Zuggarnitur jedenfalls beendet.
Formoway-Gleise
Populär wurde Graham Farish mit dem von Anfang an parallel angebotenen „Formoway“-00-Gleissystem, das tatsächlich schon 1950 mit Kunstoffschwellen, 00-maßstäblichem Schwellenabstand und Vollprofilgleisen Code 110 (Flat Bottom) wahlweise in Stahl oder Messing aufwarten konnte. Formoway-Gleise blieben dann bis zum Beginn der Spur-N-Vollproduktion Anfang der 1970er das Hauptstandbein von Graham Farish und sind in drei Generationen bekannt. Nach dem Startsortiment der frühen Fünfziger stellte Farish ca. 1960 auf schlankere Weichen, filigranere Schwellen und Code 100 um und wechselte dann ca. 1965 – ohne die Geometrie nochmal zu verändern – von Insulfrog auf Electrofrog und von Stahl auf Neusilber. Keine der Weichen hatte einen Feststellmechanismus wie Peco, was optisch eher positiv zu bewerten ist. Die letzte Generation hat noch heute einen gewissen Sammlerwert, da es sich um eine der wenigen RTR-Weichen/Gleisofferten mit echtem 00-Schwellenabstand handelt. Natürlich machen sich die Teile, da nur für stationäre Anlagen geeignet und dort natürlich über die Jahre mehrheitlich „verbraten“, mittlerweile rar. Wer echte 00-Schwellenteilung bei Vollprofilgleis sucht und mit Code 100 leben kann, sollte im Netz ggf. nach Welkut, GEM oder Pecoway (der 00-Vorläufer des H0-Streamline-Sortiments) suchen, also der Farish-kompatiblen Konkurrenz der 1970er Jahre.
Ich konnte eine kleine Auswahl sowohl der Insulfrog- wie auch der Electrofrog-Variante („Super Liveway“) erstehen.
Schachteln:
Anleitungen:
„Super Liveway“:
Vergleich “Super Liveway” – H0-Gleis:
„Formoway“ 2ft. und 3ft. Radius:
Zweileiter-Fahrzeuge ab Mitte der 1950er
Zurück zur 00-Fahrzeugpalette der 1950er Jahre; diese war (sozusagen in bester Piko-Manier späterer Jahre) zunächst dadurch gekennzeichnet, dass das LMS-Tenderchassis für weitere Schlepptenderloks verwendet wurde, nämlich eine Merchant Navy, eine West County (beide verschieden langen Pacifics aber auf demselben Fahrgestell) sowie eine GWR King. Die Loks wurden seinerzeit sonst nicht RTR angeboten, so richtig auf einen grünen Zweig kam Farish mit seinem Modellkonzept aber nicht: Das Einheits-Tenderchassis ohne Berücksichtigung der SR- und GWR-Vorbilder kam bei den Modellbahnern, für die Farish die recht teuren Modelle konzipiert hatte, schon damals nicht an. Bezüglich des Finishs mangelte es etwas an der Akkuratesse im Detail, beispielhaft hierfür etwa, dass alle GWR Kings die Nummer „6000“ trugen, gleich mit welcher Nameplate sie unterwegs waren, oder dass die Merchant Navy in frühem BR-Blau als „Belgium Marine“ statt richtig als „Belgian Marine“ benannt war. Zu zweifelhaften Features wie den Plastikrädern und den vorgenannten Kleinigkeiten kam die unzuverlässige Antriebstechnik, die dazu führt, dass Farish 00-Threads in Foren auch heute noch meistens Umbau-Threads den Motor, die Räder oder das gesamte Chassis betreffend sind, mit der Hornby Dublo LMS Princess als erste Wahl für die Remotorisierung der Pacifics.
Abbildungen:
GWR King:
http://www.rmweb.co.uk/community/uploads...-1383872633.jpg
Merchant Navy:
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Farish rundete die Modellpalette an Loks schließlich bis ca. 1955 noch mit der GWR 81xx Large Prairie und der 94xx 0-6-0 Tank ab. Diese waren zuerst bzw. dann auch als Bausätze erhältlich. Die erste Modellgeneration der Loktypen wies ebenfalls noch Kunststoff-Antriebsräder, Pilzschleifer sowie den zweipoligen Motor auf. Etwas verwirrend ist, dass das Zweileiter-Sortiment zu diesem Zeitpunkt kurzzeitig ebenfalls unter dem Markennahmen „Formo“ vertrieben wurde, bevor dieser Name dann endgültig verschwand. Das Wagensortiment setzte sich seinerzeit zusammen aus einigen unscheinbaren offenbar meist unbeschrifteten zweiachsigen Güterwagen (Van, 3 Plank, 5 Plank, kurzer LMS-Style Brake Van) in grau, bauxit und dunkelbraun, Pullmann-Wagen, LMS-Abteilwagen und LMS-Seitengangwagen. Die beiden letzteren waren als Bausätze unlackiert und unbeschriftet (diese dann als „Formoway“ bezeichnet) sowie RTR sowohl in LMS- als auch in SR-grün und GWR-chocolate/cream erhältlich. Typisch für den Wagenpark war der Materialmix aus Druckguss-Drehgestellen/Untergestellen, Kunststoffaufbau und Tin-Plate-Dach, und ebenso typisch anscheinend, dass die Laufeigenschaften der Wagen und die Farish-Version des Tension Lock nicht recht überzeugen konnten und häufig ausgetauscht wurden.
Pullman-Wagen:
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Die Preispolitik und die wohl recht unstete Vermarktungsstrategie über nur einige wenige Vertriebspartner machte Graham Farish spätestens ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre Probleme, die die Tragfähigkeit des Sortiments in Frage stellten. Ohne im seinerzeitigen britischen Währungssystem über vertiefte Kenntnisse zu verfügen, wird die Problematik daraus erkennbar, dass eine einzelne Lok von Graham Farish in den 1950ern etwa so viel kostete wie eine ganze Zugpackung mit einer Lok vergleichbarer Größe von Hornby Dublo. 1957 wurde das Fahrzeugsortiment zunächst eingestellt und über eine Tochterfirma am damaligen Werksstandort in Bromley, Kent abverkauft. Dem Sinn eines Abverkaufs entsprechend wurden dabei deutlich gesenkte Preise aufgerufen.
Ob Farish sich dann bis Anfang der 1960er Jahre nur mit Dünger und Transistoren oder – überwiegend wahrscheinlich – mit weiterer Elektrotechnik über Wasser gehalten hat, hat sich mir noch nicht vollständig erschlossen. Jedenfalls verfügte das Unternehmen Anfang der 1960er Jahre über genügend Investitionsmittel, um für die GWR 81xx Large Prairie und die 94xx 0-6-0 Tank bei unverändertem Gehäuse ein neues Chassis mit durchbrochenen Metallrädern, radseitiger Stromabnahme und einem „richtigen“ Motor zu konstruieren. Zumindest die 94xx wurde so noch bis in die frühen 1970er Jahre hinein angeboten, daran erkennbar, dass es (wohl nur) für diese Lok eine ziemlich poppige Verpackung in gelb-blau-orange-rot gab. Die Lok ist daher, meist ohne die Flower-Power-Schachtel, von allen Farish 00-Loks die am meisten verbreitete. Die Schlepptenderloks wurden in die Überarbeitung des Sortiments nicht mehr einbezogen und nicht wieder aufgelegt.
Von beiden Tenderloks konnte ich jeweils eine der relativ verbreiteten GWR-Variante in OVP erstehen, sowie eine 94xx in einer frühen BR-Lackierung, die selten ist.
Fotos:
Demgegenüber brachte Farish neben dem schon erwähnten neuen Formoway-Gleissystem eine zweite Generation der Wagen heraus, die dem Stand der Technik der 1960er entsprach. Dementsprechend entstanden Voll-Kunststoff-Versionen der Suburbans, der Corridor Coaches, ein 3 Plank, ein 5 Plank, ein Mineral, ein Van und – wohl im Bemühen, mit einem einzigen Güterwagen-Chassis auszukommen – wieder ein kurzer LMS-ähnlicher Brake Van. Standardmäßig gab es alle Güterwagen in den Beschriftungsvarianten der Big Four, den Brake Van neben „LMS“ noch als „NE“, die Minerals beschränkt auf eine „GW“- und mehrere „BR“-Varianten. Wieder war Farish so frei, den Coaching Stock neben der genuin passenden LMS-Variante auch in GWR- und SR-Farben anzubieten.
Diese sehen so aus – die eigentliche Rarität sind das beiliegende unmontierte Flushglazing von Wills Finecast (nicht im Bild) und nicht zuletzt die OVP.
Fotos:
Mit dem nicht besonders umfangreichen Güterwagensortiment in Kunststoffausführung hielt Farish das 00-Programm bis 1979 aufrecht. Wohl um 1970 wurde als einzig signifikante Modellpflege (bei Personen- und Güterwagen) von Metall- auf Kunststoff-Tension-Locks gewechselt und die mittige Klemmhalterung der Achsen durch Nadellagerung ersetzt. Alle Wagen mit Kunststoffchassis verfügen über Haltenocken, auf die alternativ zur Farish-Kupplung Triang-Kupplungen aufgesetzt und angeklebt bzw. mit den Nocken verschmolzen werden können. Solange Farish seine Mini-Tension aus Metall verbaute, konnte sie für diesen Umbau abgeschraubt werden; die Farish-Plastik-Tension musste für das Prozedere abgeschnitten werden. Bei Betriebsmodellen ist die originale, filigrane Farish-Kupplung daher sehr selten und der Umbau auch nicht reversibel.
Fotos:
Verpackungen
Allein die Zweileitermodelle weisen eine sehr große Bandbreite von Verpackungsausführung und -gestaltung auf. Ich konnte folgende Varianten identifizieren:
- Ca. 1948-1950: Stülpkarton/stehender Transport mit schwarzer Oberfläche. Graue Kartons bei Bausätzen.
- Frühe 1950er: Für Personen- und Güterwagen Faltschachteln mit dynamisch gestalteten Bildkartons auf dunklem Hintergrund.
- Mitte 1950er: grauer Stülpkarton/stehender Transport mit einfarbigen (rot, schwarz, blau, grün), reihenweise gegliederten Farish-Schriftzügen und Lok- und Wagensilhouetten (Loks und Personenwagen).
- Anfang 1960er: Loks in blau/gelbem Stülpkarton/stehender Transport, einzeiliger Zugsilhouette und Art-Deco-Schriftzug „Graham Farish“ (siehe die Prairie). Einzelne Güter- und Personenwagen verpackt auf einer Art Kartonpodest mit einer Blisterhaube (siehe Fotos – sehr unpraktisch, sehr zerbrechlich, kaum stapelbar, kaum Schutzwirkung als Verpackung). Das Podest habe ich in einer Reihe von Bedruckungen gesehen, die Hintergrundfarbe war aber wohl immer mehrheitlich gelb. Güterwagen waren auch in Zweier- und Dreiersets / liegender Transport mit blau-gelbem Sichtfenster-Stülpkarton und Kunststoffeinsatz erhältlich. Markenname „Grafar“ auf Personen- und Güterwagenverpackungen.
- Um 1970: Loks bzw. Lok (vermutlich nur noch 94xx – liegender Transport) in pop-farbigen Schachteln mit wiederum sehr zerbrechlichem Kunststoffeinsatz und Sichtfenster. Personenwagen (stehender Transport) in gelb-blau-roter, trapezförmiger Schachtel (unten verlängert für Kupplungen) mit Sichtfenster. Güterwagen einzeln auf Podest wie vor, der für Sets verwandte Stülpkarton mit Sichtfenster nun in Popfarben. Markenname „Grafar“ auf allen Verpackungen.
- Erste Hälfte 1970er: Vorstufe des klassischen Farish-Designs in schwarz/gold. Verpackung aus Klarsicht-Kunststoff (wie eine große Wiking-Autoschachtel – stehender Transport), stabilisiert mit je einer schwarzen Kunststoff-Endkappe rechts und links. Nur noch Personen- und Güterwagen im Angebot. Markenname wieder „Graham Farish“.
- Mitte 1970er Jahre: Klassische Farish-Verpackung wie von Spur N bekannt. Schwarzer Karton mit Sichtfenster und gold/gelber Beschriftung (zusätzlich „Masterpieces in Miniature“), Kunststoff-Einsatz (teilweise Karton-Einsatz) zum liegenden Einschub. Nur noch Personen- und Güterwagen im Angebot.
Produktionsende
Farish stellte schon in Vorbereitung der Einführung des N-Sortiments Ende der 1960er Jahre jegliche Entwicklungsarbeiten für 00 ein. Interessanterweise bestand das N-Programm der ersten Stunde zwar erst aus in 00 nicht modellmäßig vertretenen Form-Neuentwicklungen (Holden Tank, freelance 4x coach), wurde aber dann äquivalent zu 00 mit 94xx, Güterwagen auf Einheitschassis und denselben vierachsigen Personenwagen weiterentwickelt. Im Gegensatz zur prosperierenden N-Entwicklung lief 00 in der Folge am Rande nebenher, sodass es in den 1970er Jahren als Neuigkeiten nur noch Farbvarianten bei den Güterwagen gab, also ein paar private owner opens und analog der kontinentalen Bierwagenwelle einige Fantasielackierungen bei den vans. Als letzte dieser Varianten stellte Farish 1979 einen entsprechend bedruckten van für den Modellbahnhandel von Beatties her. Die Wagen aus dem Standardsortiment blieben indes noch eine ganze Weile in den Regalen liegen, weil sich die Popularität offenbar wegen der bis zum Schluss nicht adaptierten klassischen Tension-Lock-Kupplung in Grenzen hielt. Es liegt auf der Hand, dass Wagen mit der jüngsten Verpackung am Markt am meisten verbreitet sind.
Als Epilog zum Farish-00-Thema ist noch der mit „Graham Farish“ beschriftete van des Bachmann Collectors Club von 2013 zu nennen, wobei es sich aber logischerweise nicht um eine Farish-00-Neuauflage, sondern um die Lackierungsvariante eines GWR-Güterwagens aus dem Bachmann-Sortiment handelt.
Soweit erst einmal zum Thema. Ich würde mich über bildliche oder textliche Ergänzungen aller Art freuen.
Matthias