JOUEF baute in den 1970ern und 1980ern ähnlich wie LIMA vergleichsweise "einfachere" Eisenbahnmodelle mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Während aber LIMA Modelle nach Vorbildern aus der ganzen Welt herstellte, beschränkte sich JOUEF mit weinigen Ausnahmen auf französische Vorbilder. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb JOUEF im Ausland nie annähernd den selben Stellenwert bzw. Erfolg verzeichnen konnte wie LIMA. Ich besitze zwar nur ein JOUEF-Modell, habe aber schon ein paar weitere mit eigenen Augen gesehen und mir zudem ein paar zeitgenössische Kataloge angeschaut. Insgesamt machten die JOUEF-Modelle dabei i.d.R. ein guten und relativ fein detaillierten Eindruck. Um der Frage auf den Grund zu gehen, wer denn nun die "besseren" Modelle baute bzw. wer mehr fürs Geld bot – LIMA oder JOUEF – habe ich mich entschlossen, den folgenden, nicht repräsentativen Vergleich zu machen. Wie gesagt, ich besitze nur ein JOUEF-Modell, die SBB Re 4/4'' in TEE-Farbgebung. Als Vergleich habe ich von LIMA die Re 4/4' ebenfalls in TEE-Farbgebung genommen. Von LIMA gab's zwar ab 1986 auch eine Re 4/4'', diese spielte jedoch in einer etwas höheren Liga (auch preislich und antriebstechnisch) als die von JOUEF und schien mir daher für den Vergleich weniger geeignet. Kurz zu den beiden Modellen: - Die SBB Re 4/4'' ist eines der wenigen nicht-französischen JOUEF-Modelle. Es kam 1976 auf den Markt und wurde – mit Unterbrüchen – etwa 20 Jahre lang produziert. Beim Erscheinen kostete das Modell gemäss http://www.bahnwahn.de/jouefsbbre44/ DM 55.50. - Die SBB Re 4/4' von LIMA gab's ab 1977. Mit einem Preis von ca. DM 40 (vielleicht sogar weniger) war sie um knapp einen Drittel günstiger als die Re 4/4'' von JOUEF. Im Programm war sie (in der roten Version) bis Mitte / Ende der 1990er. Parallel dazu wurde ab Mitte der 1990er eine komplette Neukonstruktion mit Kardanantrieb. Metallchassis etc. angeboten. So, und nun zu den Bildern:
Der Eindruck ist bei beiden Modellen soweit gut. Beim LIMA-Modell stören jedoch die deutlich sichtbaren Rastnocken etwas. Zudem habe ich das Gefühl, dass die Re 4/4' von LIMA ganz leicht zu hochbeinig ist. Schön tief liegt hingegen die Re 4/4'' von JOUEF. Kein Vergleich z.B. zur Ae 6/6 oder der Re 6/6 von LIMA aus den frühen 1970ern. Schön kommen zudem die Speichen in den Rädern bei der JOUEF-Lok rüber. Bei der Re 4/4' sind diese aber nicht zwingend nötig, da sie sowieso grösstenteils von den Drehgestellen verdeckt wären. Über Sinn und Zweck der angesetzten Griffstangen bei der JOUEF-Lok lässt sich streiten. M.E. kein echter Vorteil. Ist zwar aufwändiger, wirkt aber nicht wirklich vorbildgetreuer als die angegossenen und dafür silbern lackierten Griffstangen der LIMA-Lok. Zur Farbe: Während das Rot der LIMA eher ins Pinke / Himbeerfarbene geht, sieht jenes der JOUEF eher nach Ziegelstein aus. Also m.E. stimmen beide Farben nicht ganz. Bordeauxrot müsste es ja sein…. Wenn ich mir allerdings die Bilder der Originalloks anschaue, so könnte es tatsächlich sein, dass für die TEE-Lackierung bei der Re 4/4' ein "dunkleres" Rot verwendet wurde als bei der Re 4/4''. Von daher könnten die beiden Modelllackerungen sogar stimmen. Die Beschriftung schein bei der JOUEF-Lok insgesamt "schärfer" zu sein als bei der LIMA-Lok. Dafür ist die Beschriftung bei der LIMA-Lok vorbildgetreu in Silber, wohingegen bei der JOUEF-Lok weisse Farbe verwendet wurde (weshalb?). Ebenfalls sinnvoll ist das schwarze Kunststoffteil zur Hinterlegung der Maschinenraum-Fenster bei der LIMA-Re 4/4'. Ansonsten könnte man nämlich wie bei der JOUEF-Lok von einer Seite zur anderen durchgucken, was nicht sehr vorbildgetreu wirkt.
Ein nettes Detail bei der JOUEF-Lok sind die als Einzelteile ausgeführten Brems- und Heizschläuche. Dafür fehlt im Vergleich zum Original die silberfarbene Umrandung der (Front-)Fenster (die Original-Re 4/4' hat diese nicht – von daher ist die LIMA-Lok diesbezüglich "vorbildgetreu"). Bei der LIMA-Lok gefällt der eingeritzte Scheibenwischer (bei späteren Modellen sogar silberfarben ausgeführt). Hier noch die Ansicht von schräg vorne:
Das Dach:
Auch hier zeigt sich, dass JOUEF mehr Wert auf die Detaillierung gelegt hat, als LIMA. Während bei der LIMA-Lok die Standard-Isolatoren mit dem roten Draht verwendet wurden, erhielt die JOUEF-Re 4/4'' ein separates Teil aus einem Guss, welches entsprechend feiner wirkt. Die Pantos auf der JOUEF-Lok sind übrigens nicht mehr die Originale – ursprünglich waren da Standardteile drauf, die etwa ähnlich "gut" rüberkommen wie die LIMA-Pantos. Noch ein Wort zur Technik: Die LIMA-Lok hat den Lima-Standard aus der damaligen Zeit mit dem Rundmotor. Funktioniert, ist robust und einfach. Die JOUEF-Lok läuft evtl. etwas "feiner". Allerdings scheint mir der Antrieb und die Chassiskonstruktion etwas unnötig kompliziert und macht nicht den gleichen unzerstörbaren Eindruck wie jener der LIMA-Loks. Zudem funktioniert bei der JOUEF-Re 4/4'' der Richtungswechsel der Beleuchtung nicht mehr richtig – so was ist mir bei LIMA-Loks noch nie passiert. Fazit: Insgesamt macht die JOUEF-Lok einen etwas feiner detaillierten Eindruck als die LIMA-Lok. Dies betrifft jedoch nur die Anbauteile, nicht die Detaillierung des Gehäuses an sich. Allerdings wirkt die JOUEF-Lok diesbezüglich etwas uneinheitlichen: Während bei einigen Teilen (z.B. Brems- und Heizschläuche) ein sehr hoher Detaillierungsgrad zu Anwendung kam, wurde an anderer Stelle (z.B. Fensterumrandung, Beschriftungsfarbe) völlig unnötig eine deutliche (weitere) Verbesserung des Gesamteindrucks zunichte gemacht bzw. verschenkt. Bei LIMA merkt man, dass stärker standardisiert wurde (Rundmotor, kaum Anbauteile und wenn dann aus dem "LIMA-Baukasten"). Dadurch konnte LIMA seine Lok aber auch um einiges günstiger anbieten. Das effektive Preis-Leistungs-Verhältnis dürfte daher bei beiden Modellen etwa gleich sein.
das ist recht gut auf den Punkt gebracht. Hier noch einige Anmerkungen zu Deinen Ausführungen.
Der Jouef Motor war auch eine Standardkonstruktion, die in allen damaligen Modellen verwendet wurde. Allerdings war dieser Motor bereits 5-polig und läuft deshalb etwas kultivierter, als der Lima-Motor. Nachteil bei Jouef war aber die offene Motorkonstruktion und das offene und meist öltriefende Getriebe. Bei Lima wirkt das wesentlich solider.
Der originale Jouef Stromabnehmer ist ebenfalls einer, der fast überall verwendet wurde. Er ist ein ungefähres Abbild eines Pantografen der französischen Bauart "Faiveley" (Führungsstange für die Oberschere auf der Innenseite des unteren Holms). Dies kommt dem schweizer Original recht nahe, das Modell wirkt stimmig. Allerdings hat er einen etwas eigenartigen Federmechanismus, der die Spannung beim Herunterdücken ab einem bestimmten Punkt umkehrt und den Stromabnehmer herunterschnappen lässt.
Bis zum Erscheinen der Lima-Re4/4II von Lima war die Jouef-Lok die einzige, massstäbliche Lok auf dem H0-Markt.
Zusammengefasst lässt sich sagen, Jouef und Lima-Modelle versorgten den gleichen Markt und standen in den 70er und 80er Jahren in harter Konkurrenz zueinander. Jouef war meist etwas besser detailliert, Lima war in der technischen Ausführung zuverlässiger.
Zitat Der Jouef Motor war auch eine Standardkonstruktion, die in allen damaligen Modellen verwendet wurde.
Aber nur gerade zur damaligen Zeit, oder? Gemäss den Steckbriefen auf Modellbahnwahn http://www.bahnwahn.de/steckbrief/ wechselten Bei JOUEF damals sowohl Motor wie auch Antriebskonzept ziemlich oft - es gab sogar Antriebe über Gummiringe(!). Das ist natürlich wirtschaftlich gesehen nicht sehr effizient. LIMA hingegen hatte mit seinem G-Motor ein über Jahre hinweg ausgereiftes und zuverlässiges Produkt. Das Problem war aber: Es konnten nur Modelle gebaut werden, in die der G-Motor mit seiner Baugrösse (einigermassen) reinpasste....
Zitat Der originale Jouef Stromabnehmer ist ebenfalls einer, der fast überall verwendet wurde.
Der Unterbau sah nicht sehr detailliert aus, der Rest war okay. Ich habe die Pantos auch nicht deshalb gewechselt, weil sie mir nicht gefallen hätten (so was würde ich nie tun), sondern weil beide völlig hinüber waren…. Ich kriegte die Lok zu Weihnachten 1986 – damals war ich neun Jahre alt. Und obwohl ich sorgsam damit umging, hielten die Pantos meinen Kinderhänden (und vermutlich vor allem denen meines zwei Jahre jüngeren Bruders ) nicht lange Stand. Die Dinger waren wirklich nicht sehr stabil (im Gegensatz zu den LIMA-Einholmabnehmern, die doch einen wesentlich solideren Eindruck machen). Irgendwann waren auch die Einzelteile weg / verloren gegangen, so dass sich die Pantos nicht mehr rekonstruieren liessen…. Als ich dann Mitte 1990er meine Modellbahn wieder ausgegraben habe (damals hatte ich nebst der JOUEF Re 4/4'' nur die Ae 6/6 vom LIMA) blieb mir nichts anderes übrig, als neue Pantos draufzutun. Dies gestaltete sich als schwieriger als erwartet (bei einer LIMA-Lok wär's hingegen überhaupt kein Problem gewesen): Anstelle einer zentralen Schraube waren die Original-Pantos mit drei in Dreiecksform angeordneten Kunststoffstiften befestigt (schon nur alleine das Entfernen dieser war harte Arbeit). Daher musste ich Löcher ins Gehäuse bohren (Schwitz!), um die neuen Pantos (von Sommerfeldt – kosteten im Vergleich zur Lok ein Vermögen) befestigen zu können. Hier noch die Geschichte, weshalb ich damals ausgerechnet die Re 4/4'' von JOUEF in TEE-Farben gekriegt habe: Am Bahnhof Basel SBB (in dessen Nähe ich wohn(t)e) war (und ist) immer reichlich DB-Material unterwegs. Damals natürlich auch die E103.1. Die gefiel mir unglaublich gut – so eine wollte ich im Modell. Als ich dann gefragt wurde, welche Modell-Lok ich mir wünsche, sagte ich (kannte ja die Bezeichnungen nicht) "Diese Rot-Beige" (wusste damals natürlich nicht, dass es -zig Loks in dieser Farbgebung gab) und so kriegte ich die Re 4/4'' von JOUEF. Egal, war auch 'ne tolle Lok und zudem sogar noch eine SBB-Lok und ich hatte damals riesig Freude daran. Die LIMA E103.1 (ebenfalls ein tolles Modell!) gab's dann für mich erst zwölf Jahre später . Noch ein Tipp: Die Re 4/4'' von JOUEF wird zwar eher selten, aber wenn dann oft zu vergleichsweise günstigen Preisen anzutreffen -> kaufen, es lohnt sich!