mir kam vor einiger Zeit Bing's 160/1565 mit Neubaukessel ins Haus.
Bild ist größer hinterlegt.
Nun bin ich am Überlegen, sie farblich zu restaurieren, um der jungen Generation auf unserer Dresdner Dampfausstellung zu zeigen, womit ihre Großeltern einst spielten und wie schön sie mit Zierlinien mal aussah.
Es wurde doch bestimmt hitzebeständiger Lack verwendet. Was für Lacke und Fabrikate nehmt ihr, damit es möglichst ans Original herankommt? Und ja, hatte die Forensuche bemüht. Scheine zu sehr Blindschleiche zu sein...
Hatte als Vorlage ein Foto einer restaurierten? Lok im Netz ausgegraben:
"Leider" stellte ich beim vorhin gemachten oberen Foto fest, dass sie ein bewegtes Leben gehabt haben muss. Es wurde versucht, sie mit (Wasser?)Farbe auszubessern, rauhe Oberflächen und nicht gleich deckend schmückt die Ausbesserung das Führerhaus und die vordere Pufferbohle. Dieses Stück Geschichte werde ich so erhalten. Gleichzeitig hatte sie mal Zierlinien um das Laufblech!
Vielleicht gelingt es mir wenigstens, den eh neuen Kessel in den alten Zustand zu versetzen. Vielleicht ist auch die Wiederherstellung der seitlichen Zierlinie möglich, ohne die Zeitzeugnisse zu beschädigen?
Bin zu dem Thema auf eure Meinungen gespannt! Es soll wegen Zeitmangel erst einmal nur eine Diskussion sein.
Hallo Tommy Du sprichst davon Zeitzeugnisse nicht zu beschädigen, aber genau die Macken und Kratzer sind diese Zeugen der Zeit. Jeder einzelne von ihnen hat seine eigene Geschichte und das macht unser historisches Spielzeug so symphatisch u. liebenswert. Ich würde die Lok so belassen solange die Funktion gegeben ist. Gruß Frank
Warum sprichst du von Neubaukessel? Das ist eine Lok mit Aussenfeuerung. Der Kessel ist bestimmt original. Das Beispielfoto zeigt eine m. E. falsch lackierte Lok. Zeige doch bitte mehr Fotos.
Hallo Tommy, diese einfachen Echtdampfloks hatten eigentlich immer blanke Kessel. Die Spiritusflamme ist direkt unter dem Kessel und es gibt eigentlich keine Farbe, die dieses aushält. Vor einigen Jahrzehnten wurden viele Loks kaputtrestauriert, dein Vorlagenbild zeigt eine solche. Wenn du den Kessel etwas polierst, ist die wieder sehr schön. Was etwas unschön wirkt ist das angeschraubte Blech am Führerhaus, welches nach meiner Meinung nicht dahin gehört.
Tommy, im deutschen Katalog der 20er Jahre finde ich die Angabe "blau patinierter Kessel". Und genau so sieht es aus, nur dass die Patinierung mit der Zeit braun geworden ist. Polieren würde ich auch nicht, denn gerade die Patinierung ist doch das typische an diesen Kesseln. Blankes Messing kennt jeder! Ich halte den Kessel noch für original und würde es genau anders herum machen: Umlauf und Führerhaus (dabei das seltsame Blech entfernen) wieder neu lackieren, Kessel lassen. Dessen Farbe würde ohnehin wieder verbrennen. Letztlich muss auch ein Tender zur Lok passen. Welchen hast Du denn? Aber es ist Deine Lok, mach wie Du denkst. Nur: wer fragt, der kriegt Antwort!
Hallo, also der Kessel scheint mir absolut orignal zu sein. Es sind noch deutlich Flächen der Patinierung zu erkennen. Wir hatten hier schon mal das Thema, es ist ein scheußlicher, fast schon alchimistischer Prozeß der so einfach nicht zu machen ist. Es gibt Restauratoren die es anbieten. Ich habe aber mal bei www.selva.de Patinierflüssigkeiten gesehen. Was die taugen kann ich nicht sagen. Eigentlich ist die Patinierung sehr robust, wenn man nur mit dem Lappen sanft den Ruß abwischt. Aber da ist wohl mal mechanisch grob einer ran... Und ja, viele Sammler haben ihre Kessel "totpoliert"!
Es gab die Loks für den englischen Markt in der lackierten Version der verschiedenen Bahngesellschaften. Schwarzer Lack ist recht einfach, da es hitzebeständigen Spraylack gibt. Aber Achtung! Nicht den für 800°C nehmen, der muss eingebrannt werden. Einem Sammlerfreund ist die Lok im Backofen auseinandergefallen. Das Weichlot verliert drastisch schon um die 100°C seine mechanische Festigkeit. Die Kunst ist eine möglichst dünne Lackschicht aufzutragen, ohne Grundierung. Hier hilft ein Beizen des Messings für die Haftfestigkeit des Lacks. Geht einfach mit Essigessenz oder Zitronensäure. Eigentlich werden die Kessel der Niederdrucklökle ja nicht wärmer als ca. 110-120°C (siehe Dampftafel bei ca. 1,5 bar). Ich hatte mal ein B-L Enterprise in dem schönen Apfelgrün der Southern mit einem Glasurit Emaillack (Kunstharz) lackiert. Der ist sehr gut, leider nicht mehr erhältlich. Gute noch erhältliche Kunstharzlacke sind die von Revell oder Humbrol. Und auch ich würde die Lok einfach so lassen und sich als Zeitzeugin ihre bewegte Vergangenheit sehen lassen. Mit der spitzen Rauchkammer ist sie eine "deutsche Version" und dürfte das "Standardtender"-Tenderchen gehabt haben. Das ist zwar nicht die Lok aber der Tender http://www.historytoy.com/Bing-Uhrwerklokomotive-in-gruen
Übrigens: Wenn Dir der Weg von Dresden nicht zu weit ist, an diesem Wochenende ist auch das Bing-Museumsfest in Freinsheim an der Weinstraße.
Hallo! So in etwa war der ursprüngliche Zustand. also nix machen: Bing spricht immer von "blau patinierten Kesseln" Mal nachlesen, um in der Zeit zu bleiben. Lacke als organische Substanz verkohlen eben bei bis zu 1000 Grad Flammentemperaturen, die an den Lacken vorbeistreichen, werden schwarz und blättern dann bröselnd ab.
Vielleicht gelingt es mir wenigstens, den eh neuen Kessel in den alten Zustand zu versetzen. Vielleicht ist auch die Wiederherstellung der seitlichen Zierlinie möglich, ohne die Zeitzeugnisse zu beschädigen? Die "Schäden" sind eben definitonsgemäß Zeitzeugen.
Jeder Lack nimmt bei spiritusbefeuerten Kesseln Brandschäden. Das zeigen die Loks, die von Bing tatsächlich lackierte Kessel hatten. oder wie hier bei dem retuschierten Seitenblechen der Kraftlok.
Nun, wenn die Lackschicht möglichst dünn auf dem Kessel aufgetragen wird, dann ist der Wärmeübergangswiderstand auch entsprechend geringer. Neben besserer Kesselleistung wird der Lack gekühlt. Die 1000 Grad sind die Flammtemperatur aber nicht die Lackoberflächentemperatur. Wie schon erwähnt ist die Kesselwassertemperatur bei den Niedrigdruckloks zw. 110-120°C. Ich hatte als Anfängerfehler mal ein Kessel grundiert. Der Lack ist recht schnell verkokelt. Ohne Grundierung, nur mit Essigessenzbeizung, hält der Lack.
Schwarz ist am widerstandsfähigsten, das Apfelgrün mit dem Glasurit Emaillack hält sich ebenfalls sehr gut. Die roten Lacktöne halten nicht so besonders. Ist bei den Autolacken bis dato so.
Hallo grüßt Euch, ich möchte nun auch mal meinen Senf, bzw. Farbe dazugeben. Wir hatten in unserer Werkstatt öfters Fahrzeuge, die auch nach einem Tuning, eine Lackbehandlung wollten. Gute Ergebnisse haben wir mit Faust Hochhitze-Lack (bis 600° ) gemacht. Kleinteile wurden dabei im Backofen, mit langsammen erwärmen, bis über 160° Hitzefest gemacht. Also lackieren, in den Backofen und dann 180° einstellen,ca.10 Min.heizen lassen, (nach ereichen der Temp.) Nach Eieruhr abschalten und ohne zu öffnen, über Nacht langsam abkühlen lassen Wird, zumindest bei Autoteilen, wie Krümmer, gerne gemacht ud ist haltbar.( natürlich ohne Gewähr) Grüße Hort-Dieter
Zitat von horst-dieter im Beitrag #13Hallo grüßt Euch, ich möchte nun auch mal meinen Senf, bzw. Farbe dazugeben. Wir hatten in unserer Werkstatt öfters Fahrzeuge, die auch nach einem Tuning, eine Lackbehandlung wollten. Gute Ergebnisse haben wir mit Faust Hochhitze-Lack (bis 600° ) gemacht. Kleinteile wurden dabei im Backofen, mit langsammen erwärmen, bis über 160° Hitzefest gemacht. Also lackieren, in den Backofen und dann 180° einstellen,ca.10 Min.heizen lassen, (nach ereichen der Temp.) Nach Eieruhr abschalten und ohne zu öffnen, über Nacht langsam abkühlen lassen Wird, zumindest bei Autoteilen, wie Krümmer, gerne gemacht ud ist haltbar.( natürlich ohne Gewähr) Grüße Hort-Dieter
Hallo Horst-Dieter,
genau vor diesem Hochtemperaturlack hatte ich im vorangegangenen Beitrag gewarnt ;-)
Es gibt Spraylacke für Temperaturen um die 400°C (z.B. für luftgekühlte Zylinder) die nicht so hohe Einbrenntemperaturen benötigen bzw. überhaupt nicht eingebrannt werden müssen, sondern nach guter Durchtrocknung (ca. eine Woche) in-situ härten.
Zitat von caepsele im Beitrag #12Hallo Dr. Bing ;-)
Nun, wenn die Lackschicht möglichst dünn auf dem Kessel aufgetragen wird, dann ist der Wärmeübergangswiderstand auch entsprechend geringer. Neben besserer Kesselleistung wird der Lack gekühlt. Die 1000 Grad sind die Flammtemperatur aber nicht die Lackoberflächentemperatur. Wie schon erwähnt ist die Kesselwassertemperatur bei den Niedrigdruckloks zw. 110-120°C. Ich hatte als Anfängerfehler mal ein Kessel grundiert. Der Lack ist recht schnell verkokelt. Ohne Grundierung, nur mit Essigessenzbeizung, hält der Lack.
Schwarz ist am widerstandsfähigsten, das Apfelgrün mit dem Glasurit Emaillack hält sich ebenfalls sehr gut. Die roten Lacktöne halten nicht so besonders. Ist bei den Autolacken bis dato so.
Grüße aus Mannheim
Harry
Hallo Harry, das klingt logisch und ist nachvollziehbar. doch zum Gedankengang: "Nun bin ich am Überlegen, sie farblich zu restaurieren", bleibe ich bei meiner Empfehlung, den Kessel ursprünglich zu belassen. Aber, Toleranzdenken soll bitte vorrangig sein, jeder möge seine Sammlerstücke so bearbeiten, dass diese ihm Freude bereiten und gefallen. Grüße
Und ebenfalls danke ich euch, dass ihr mir den Irrglauben "ausgetrieben" habt, es handele sich um einen neuen Kessel. Somit hat sich das Projekt "neue Teile alt machen" damit erledigt.
Sie wird so belassen und bekommt lediglich bei nächster Gelegenheit einen neuen Brenner, der ihr noch fehlt.