Hallo zusammen,
ich meinte, hier auch schon einmal etwas über die V45 gelesen zu haben, finde es aber nicht wieder. Diese kleine Lok hat NPE ja auch für EXPRESS im Programm. Nachdem ich sie bei ein paar Hobbyfreunden gesehen hatte, hatte ich erst lieber darauf verzichtet. Sie hat deutliche Schwächen und war mir dafür dann doch zu teuer.
Nun hat mich auch eine V45 erwischt. Mein Händler wollte sie wohl ganz gern los werden und bei Thorsten Schlange hatte ich inzwischen gesehen, wie man der Lok „Beine machen“ kann. Darüber und über die sonstigen Eigenschaften will ich einmal berichten:
(wenn man genau hin schaut, sieht man vorn die weiter unten beschriebene neue Führungshülse mit Feder für den Pilzschleifer
- Haftreifen: zu dick und zu schmal – das geht gar nicht. Die Lok wackelt auf den Gleisen, wie ein Lämmerschwanz. A. Naumburg hatte einmal welche für die BR54 und 38 gemacht. Obwohl der Raddurchmesser kleiner ist, kann man die verwenden. Nun läuft die Lok rund und zieht relativ ordentlich. Da die Räder eh nicht zur Stromabnahme herangezogen werden, habe ich es bei 4 Haftreifen belassen.
Auf dem Bild sieht man links die neuen, rechts die originalen Haftreifen
- Schleifer: Die Pilze haben einen seitlichen Bewegungsspielraum von gut einem halben cm. Im Abzweig von Rechtsweichen kippen sie soweit nach innen, daß es einen Kurzschluß gibt. In manchen Weichenkombinationen verhaken sie sich sogar.
Eine einfache Abhilfe ist es, Messinghülsen mit 2mm Innendurchmesser als neue Führung einzukleben und neue Federn zu wickeln, die über die dann dickere Führung passen. Nun werden die Schleifer sauber geführt und die Lok läuft in kleinster Fahrstufe über die Weichen.
Die Schleifer sind an den Enden zu scharfkantig gebogen und haken an jedem Schienenstoß. Der vordere stößt oben an die Bremsattrappe, kann also nicht genügend einfedern. Also habe ich die Schleifer mit einer Rundzange auf weiche Rundungen gebogen.
auf dem Bild sieht man links die eingeklebte Hülse
Wenn das nicht funktioniert hätte, hätte ich es mit den neuen Schleifereinheiten, die Ton Jongen für die V60 gebaut hat, versucht. Aber so geht es erst einmal.
Man muß aber ehrlicherweise dazu sagen, daß dies keine Arbeit für ungeübte Bastler ist. Eigentlich sind mir die etwa 5 Stunden auch zu viel für eine neue Lok.
Diese beiden Dinge wären gut in der Herstellung vermeidbar gewesen, wenn man den Job ein klein wenig ernster nimmt. Das würde an dieser Stelle auch keine Kosten verursachen. Das muß man einmal deutlich so sagen und diesen Schuh muß Hartmut sich anziehen.
Was gibt es sonst noch?
- Die Beleuchtung ist eine feine Sache. Da hat Hartmut deutlich aus dem Fehler bei der Zigarre gelernt. Hier gibt es nichts zu maulen.
- Detailierung und Lackierung: Die Lackierung ist für mich fehlerfrei. Auch die Beschriftung ist prima. Die Detailierung wirkt etwas grober, als bei vielen Konkurrenzprodukten dieser Preisklasse. Aber das sehe ich nicht so eng. Die Zurüstteile (Geländer, Handläufe) dürften sauberer und fester sitzen. Fehlende Scheibenwischer fallen heutzutage schon unangenehm auf. Im Führerhaus findet man sogar die Darstellung der Armaturentafel und die Fenster sind tadellos. In den Pufferbohlen sind Bohrungen für Bremsschläuche vorhanden, aber bei meiner Lok fehlen sie. Ok, man findet sie in der Bastelkiste.
- Fahreigenschaften: Mit den neuen Haftreifen läuft die Lok sauber. Ok, eine zweiachsige rumpelt zwangsläufig etwas in den Weichen, aber damit kann ich leben. Zumindest stimmt das eingestellte Spurmaß- beide Achsen 11,85mm. Mit den nachgearbeiteten Schleifern geht die Lok auch in kleinster Fahrstufe über die Weichen. Die Übersetzung ist für eine Rangierlok viel zu hoch. Hier neigt Hartmut zu Extremen- die Zigarre viel zu langsam, die V45 viel zu schnell. Aber so ist es mir lieber. Mit Decoder klappt auch Schleichfahrt.
Die Fahrgeräusche bezeichnete mein Händler scherzhaft als „mechanisches Loksoundmodul“. Aber nach ein paar hundert Metern Fahrt ist das auf ein erträgliches Maß geschrumpft. Rocos V60 ist leiser, aber es paßt schon.
- Die Kupplungsaufhängung hält, wenn man die Bodenplatte richtig einrastet. Kulissen gibt es leider nicht.
Fazit: Verglichen mit der V60 von Roco ist die Lok eigentlich zu teuer. Für 30 € weiniger bekommt man dort eine weitere Achse, Gestänge und Speichenräder hin. Auch solche Filigranteile, wie die bewegliche Kompressorkurbel sind dort vorhanden. Dafür hat die V45 ein Metallgehäuse und es eben eine kleine Serie mit viel Handarbeit. Das darf man nicht vergessen. Dazu ist die Lok, einmal von der össeligen Aufnahme der Pilzschleifer abgesehen, sehr solide und auf Langlebigkeit gebaut. Die Zahnräder und Ritzel sind kräftig dimensioniert, die Achsen vorbildlich gelagert. Der Motor macht einen sehr guten Eindruck. Die Lok verträgt mit Sicherheit viel mehr Betriebsstunden, als eine Roco- V60!
Andererseits sind Fehler, die kostenneutral zu vermeiden wären und deren Beseitigung Normal- Modellbahner überfordert, nicht nur ärgerlich, sondern für den einen, oder anderen ein ko- Kriterium…… Schade.
Ein Hobbykollege hat seine erste V45 entnervt zurück gegeben und die Bestellung der zweiten Variante storniert.
VG
Heiko