Aha, endlich einer, der bereits anhand eines einzigen Photos die Echtheit eines Objektes 100% feststellen kann!
Vorsicht, Peter! Bevor Du urteilst, solltest Du erst mal den Besitzer fragen, was es mit dem in Deiner Vorstellung „zu schönen und daher nicht möglichen“ 18890 auf sich hat.
Den Waggon habe ich im Jahre 1972 zusammen mit einer ganzen Menge weiterer Spur 0-Artikel (Loks, Waggons, Zubehör) für gaaaaanz kleines Geld (ja, das gab es damals noch, es waren halt damals „Goldgräberzeiten“) von einem fürchterlich pingeligen alten Herrn gekauft. Zu der Zeit dachte noch niemand daran, irgendwelchen „alten Plunder“ zu restaurieren, und dafür auch noch Geld auszugeben. Zumal es auch noch keinen gab, der sich damit beschäftigte.
Der Verkäufer hatte eine bestimmte Preisvorstellung, und dem habe ich nicht widersprochen. Er verlangte pro Waggon (alles 4-Achser, darunter ein 18550 50-Tons in absolut unbespieltem Zustand) sage und schreibe zwischen 20 und 30 DM (in Worten: dreißig Deutsche Mark). Übrigens waren bei den meisten der Waggons auch die Original-Kartons dabei. Und die sind im gleichen Zustand wie die Fahrzeuge. Oder behauptest Du jetzt, damals gab es schon Nachbau-Kartons aus Italien?
Was das mit den roten Rädern auf sich hat? Fast alle damals angebotenen Waggons besaßen diese Achsen. Der Besitzer hatte diese montiert, aus für ihn verständlichem Grund: Es handelt sich dabei um gußeiserne (nicht Zinkdruckguß), überdrehte, rot lackierte Speichen-Räder, die paßgenau lose auf den Achsen laufen. Sie haben hervorragende Laufeigenschaften. Wer der (Vorkriegs)-Hersteller dieser Achsen war, konnte ich bis heute nicht ermitteln, ich tippe auf die Leipziger Firma Rehse, bin mir aber nicht sicher. Die originalen Blech-Radsätze habe ich übrigens damals mit „dazu“ bekommen. Und ich habe es dann so belassen, und nicht die Original-Radsätze wieder montiert.
So, und jetzt zu den Nietreihen. Wie Du vielleicht weißt, besteht das Verfahren der Chrom-Lithographie darin, daß vor (!) dem Stanzen und Pressen das Blech bedruckt wird, mit allem, was hinterher sichtbar ist, also auch mit Linien und Schriften. Dabei kommt es vor, daß beim anschließenden Pressen, z.B. der Sicken, sich das Blech etwas „unkontrolliert“ verzieht. Daher kann man nicht einfach ein Lineal an die Linie legen, und daraus entscheiden, ob etwas „echt“ ist oder nicht. Und wie Du auf die Idee mit der falschen Schrift kommst, ist mir völlig schleierhaft.
Übrigens war bei dem Kontingent auch ein 17580 Rheingold mit Inneneinrichtung dabei, mit Karton! In absolut neuwertigem Zustand! Willst Du behaupten, der sei damals schon nachlackiert worden????
Falls Du jetzt meinst, der hätte ja Nachbau-Radsätze, das stimmt. Der alte Herr hatte bei den Waggons, die ursprünglich Blechradsätze hatten, diese gegen die Rehse(?)-Radsätze ausgetauscht, bei den Märklin-Waggon mit Guß-Rädern aber nicht. Und die haben leider (aber erst in den letzten Jahren bei mir) die Pest bekommen……
Ach ja, ich kann übrigens als langjähriger Restaurator eine Nachlackierung vor einer originalen Lackierung bzw. von einer Chrom-Lithographie unterscheiden, (und ich würde das nie anhand von nur einem Photo tun, sondern das Teil immer in die Hand nehmen), und ich würde nie ein Teil als original deklarieren, welches es nicht 100% ist.
Und am Rande: der alte Herr hat damals sehr lange überlegen müssen, ob er seine Eisenbahn mir jungem Schnösel (ich war damals gerade 18 Jahre alt) überhaupt überlassen sollte. Es hat mich einiges an Überzeugungskraft gekostet…… Und ich Blöd habe damals nur die Märklin-Sachen mitgenommen, und ca. 8 bis 10 wunderschöne 4-achsige, ebenfalls neuwertige Güterwagen stehen lassen, nur weil sie von Bing waren…….
Noch was am Rande: damals gab es noch kein Ebay, oder einschlägige Zeitschriften, noch irgendwelche Preiskataloge. Es gab, abgesehen von 2 Auktionen bei van-der-Warth im Jahr, nur die Mund-zu-Mund-Propaganda. So bin ich auch an dieses Kontingent bekommen: der örtliche Spielzeughändler rief mich eines Abends an und berichtete von dem alten Herrn, der bei ihm im Laden war und seine Bahn verkaufen wollte….
Also Peter, behaupte nie, daß etwas nicht sein kann, bloß weil Du es noch nicht gesehen hast, oder Dir nicht vorstellen kannst. Ich habe sehr, sehr früh angefangen, zu sammeln, und damals war es einfach so, daß viel neuwertiges Material zu erschwinglichen Preisen auftauchte. Und es gab erheblich weniger Sammler! Klar doch, daß damals die Superstücke in den Sammlungen abgetaucht sind, so wie auch bei mir, und nie mehr am Markt erschienen. Ich würde meine neuwertigen Stücke für kein Geld der Welt hergeben! Wenn ich sehe, was heute für viel Geld bei Ebay versteigert wird…. Das hätte man damals stehengelassen, oder ausgeschlachtet, oder sogar weggeworfen (wenn nicht gerade Märklin drauf stand).