Da wir an anderer Stelle schon die Diskussion über die richtige Achsfolge der FS E428 (GFN 1339 bzw. 4399) hatten, möchte ich hier versuchen, eine schlüssige Lösung aufzuzeigen.
Zunächst hat Fleischmann in den ca. 10 Jahren, in denen die Lok im Katalog war, durchaus verschiedene Achsfolgen angegeben, wie schon bemerkt wurde.
Eigenhändig konnte ich folgende Angaben nachprüfen:
Katalog 1960/61: 2‘ D 2‘ (zum ersten Mal aufgeführt) Katalog 1961/62: 2‘ D 2‘ Katalog 1963/64, italienische Ausgabe: 2+Bo+Bo+2 Katalog 1964/65: (2‘Bo) (Bo 2‘) Katalog 1965/66: 2‘ Do 2‘ Katalog 1967/68: 2‘ Do 2‘ Katalog 1970/71: 2‘ Do 2‘ Katalog 1971: 2‘ Do 2‘, zum letzten Mal aufgeführt
Andere Sammler-Standardwerke geben an: Mikado 88/89: 2 Bo‘ Bo‘ 2 Schemenau 2010: 2 Bo Bo 2
„The first wheel arrangement devised was a 2-Do-2, with four trailing axles at the fronts and a single motor driving four central axles. However, the experiences with the E326 suggested to split the central bogie into two motorized ones.“
auf deutsch: „Die erste geplante Achsanordnung war 2 Do 2, mit vier Laufachsen (Red.: 2 vorne, 2 hinten) und einem Motor, der die vier mittleren Achsen antreibt. Dennoch führten Versuche mit der E326 dazu, das mittlere Fahrgestell in zwei motorisierte aufzuteilen.“
Diese Version erscheint mir plausibel, und vielleicht hat die „erste geplante Achsanordnung“ auch ihren Anteil an der Verwirrung bzw. den unterschiedlichen Angaben.
Folgende Videos liefern zusätzliche Aufklärung: Ziemlich gut zu sehen ist das Fahrgestell auf folgendem Video (und zwar genau bei min 1:02) http://www.youtube.com/watch?v=d0cGg9Ue4OM&feature=related oder hier: Film vom Aufsetzen des Lokkastens auf das Fahrgestell http://www.youtube.com/watch?v=ehDAJN9ghpQ&feature=related In diesem Film kann man zu Anfang sehen, dass die Rahmengestelle, in denen je zwei Treibachsen und vier Fahrmotoren gelagert sind, zu den Lok-Enden verlängert sind und dort auch die Abstützung der Vorlaufgestelle aufnehmen! So ähnlich ist es auch beim Fleischmann-Modell gelöst, nur dass die Rahmenverlängerung vom Treibgestell abgetrennt wurde (Stelle "2" ) und stattdessen die Laufachsenlagerung selbst darstellt. Dadurch geht die charakteristische Form der Laufgestelle verloren (die übrigens beim Original bei Version 1 anders war als bei 2 und 3).
Im obigen Bild zu finden unter Ziffer "1" (obere Kante Laufgestell) und "2" (vorbildwidrige Trennstelle).
Betrachtet man die E428 von der Seite, so kann man zwei größere verkleidete „Kisten“ unterhalb des Lokkastens, zwischen der 1. und 2. Treibachse, sowie zwischen der 3. und 4. Treibachse erkennen. Dahinter verbergen sich die federnden Auflager der beiden Drehgestelle, von denen jedes zwei Treibachsen aufnimmt. Zwischen den beiden Drehgestellen kann man im ersten Video den Spalt erkennen, der notwendig ist, damit die beiden Gestelle sich relativ zum Hauptrahmen bewegen können.
Nach allem oben gesagten müsste meiner Meinung nach die korrekte Achsfolge lauten: (2‘Bo)‘ (Bo 2‘)‘ ähnlich wie Fleischmann es im Katalog 1964/65 angegeben hat. Durch die Klammern wird allgemein ausgedrückt, dass die Vorlaufgestelle Teil der Drehgestelle sind, die wiederum selbst gegenüber dem Brückenrahmen beweglich sind. Kompliziert!
ich weiß nicht, ob es überhaupt noch jemanden interessiert, aber ich habe einen, wie Empedokles sagt, "Kenner des Vorbildes" gefunden, der meine Theorie über die Achsfolge bestätigt:
Wolfgang Messerschmidt schreibt in seinem Buch "Lokomotivtechnik im Bild", erschienen im Transpress Verlag Stuttgart, erste Auflage 2003, auf Seite 77 : "Ähnliche Antriebe verwendeten auch die FS für ihre Schnellzuglokomotiven der Gattung E326 ... und die in über 200 Exemplaren gebauten (2'Bo')(Bo'2')-Schnellzuglokomotiven E428 für 150 km/h Höchstgeschwindigkeit. Statt der Federtöpfe sind dabei Blattfederbündel .. Bauart Negri/Bianchi, später Gummi-Elemente, zum Zuge gekommen." [Zitat Ende] Eine Zeichnung (Seitenansicht) einer Antriebsachse in der Blattfederbündel-Version befindet sich ebenfalls auf dieser Seite.
Somit haben wir nun Klarheit; am ehesten stimmen die Angaben im Fleischmann-Katalog 1964/65; hier fehlen nur die Apostrophe beim "Bo".