Hllo zusammen,
nun wird die große Frage beantwortet, wie der Motor, den sich die Gebrüder Faller 1956 haben patentieren lassen, überhaupt funktioniert.
Man sieht eine große Drahtspule, durch die während des Betriebes ein Wechselstrom fließt. Dann fällt eine große Scheibe auf, die mit einem Stück Gummi auf einer Achse gelagert ist. Die Scheibe, die auf zwei bürstenförmigen Kissen ruht, ist aber für das Wirkprinzip des Motors ohne Bedeutung.
Die Spule ist auf ein (unmagnetisches) Messingrohr gewickelt. In dem Rohr befindet sich die Welle / Achse, ein runder Eisenkern. Es fällt auf, daß der Kern kleiner ist als die Öffnung des Messingrohres. Das Messingrohr bildet nur eine Art Kanal, in der sich der Kern frei hin und her, aber auch drehen kann. Dieser Kern bildet den Anker des Motors.
Schließt man die Spule an Wechselstrom (mit Gleichstrom funktioniert es nicht) an, bemerkt man ein kleines Vibrieren der Achse. Bringt man nun einen kleinen Hufeisenmagnet an, dessen Pole sich zu beiden Seiten der Messingrohrs befinden, so wirkt der Hufeisenmagnet durch das Messingrohr hindurch auf den Eisenkern ein. Es tritt eine Rotationsbewegung des Eisenkerns um seine Längsachse ein. Diese Rotation entsteht aber nicht durch ein magnetisches Drehfeld! Vielmehr erzeugt die Schwingbewegung des Kerns in der Messinghülse die Drehbewegung. Die Drehung wird rein mechanisch erzeugt.
Zunächst hat so ein Motor keine bestimmte Drehrichtung. Die Richtung wird beeinflußt von der Anfangslage des Eisenkerns im Kanal der Messingbuchse, bzw. durch die Form dieses Kanals, der die Begrenzung für die bewegliche Achse (Eisenkern) darstellt.
Das Feld des Dauermagneten bewirkt, daß der Eisenkern magnetisch wird und zufolge des von der Spule erzeugten Wechselfeldes je nach dessen Phase eine hin und her oder auf und ab schwingende Bewegung ausführt.
Da die Achse in dem Messingrohr Spiel hat, liegt die Achse bei ausgeschaltetem Strom am Boden in dem Messingrohr auf. Schaltet man den Strom ein, müßte der Eisenkern sich eigentlich in die magnetische Mitte der Spule (und des Messingrohr) begeben. Das tut der Kern aber nicht, sondern er bewegt sich am Mittelpunkt der Kreiskurve der Messinghülse vorbei. Je nachdem, ob die erste Bewegung links oder rechts am Mittelpunkt vorbei geht, ergibt sich die vom Motor einzuschlagenden Drehrichtung. Denn schon beim ersten seitwärtigem Anschlagen des Kerns auf die Kreiskurve der Messinghülse wird von der Messinghülse ein Dralleffekt auf den Eisenkern ausgeübt. Der Kern kommt mit seiner eigenen Umfangslinie auf der inneren Begrenzung des Messingrohrs zum Abrollen. Diese Abrollbewegung wird dadurch erreicht, daß der Eisenkern in einem kegelförmigen Raum umläuft, dessen Kegelspitze das feste Lager auf der Flügel- / Wasserradseite bildet
Mit anderen Worten: wegen der Hin- und Herbewegung des Eisenkerns mit dem Anschlagen an die Wände der Messinghülse und dem anschließenden Abrollen an den Hülsenwänden gerät der Eisenkern in eine Drehbewegung um seine Längsachse, die dann die Flügel der Windmühle oder das Wasserrad der Wassermühle in Bewergung setzen.
Der Eisenkern macht also zwei verschiedene Bewegungen: er dreht sich einmal um seine Längsachse, und dann bewegt sich die Längsachse in der Messinghülse auf einem Kegelmantel. Die Bewegungen bedingen sich gegenseitig.
Damit der Motor nur in einer Richtung läuft, kann man entweder dem Messingrohr oder dem Eisenkern eine von der idealen Kreisform abweichende Form geben. Der Querschnitt könnte etwa elliptisch oder eckig sein.
Zusammenfasssung:
Es ist ein Motor mit einseitig gelagertem Anker, dessen freies Ende durch ein Wechselfeld in Schwingungen versetzt wird, die durch die zusätzliche Dauermagneterregung des Ankers in eine Drehbewegung umgesetzt wird.
Soviel zum Prinzip. Nun zur Ausführung.
An Stelle des Eisenkerns aus Weicheisen, kann man auch eine Stahlachse nehmen, die man permanent magnetisieren kann. Dann erübrigt sich der oben erwähnte separate Hufeisenmagnet. Das von der Wechselspannung der Spule erzeugte Magnetfeld, wirkt im Rhythmus des Wechselstrom auf das freie Ende (da, wo die große Scheibe sitzt) der magnetischen Stahlachse. Wenn Magnetfeld von Spule und Stahlachse gleich sind, passiert nichts. Bei Ungleichheit der Magnetfelder wird die Stahlachse in ihrem Kanal gegen die Wand der Messingbuchse geworfen, wird dort wieder zurück geworfen und rollt an den Messingbuchswänden ab.
Nun zu der Scheibe auf den bürstenförmigen Kissen. Es ist eine Bremse, damit der Motor nicht zu schnell dreht. Mit einem separaten Einstellhebel kann man den Druck der Scheibe auf die Kissen vergrößern oder verringern und so die Geschwindigkeit regulieren. Da die Achse sich in einem kegelförmigen Kanal in der Messingbuchse hin und her bewegt, muß die Scheibe elastisch mit der Achse der Stahlachse verbunden sein. Dazu ist das Gummiteil in der Mitte der Scheibe da.
Wenn die Gumilagerung defekt ist, muß sie ersetzt werden. Ich habe an anderer Stelle schon vorgeschlagen, ein Stück von einem Felgengummi (welches man als Schutz vor den Speichen in die Fahrradfelge einlegt) zu nehmen. Das dünnste ist gerade recht. Eine andere leicht zugängliche, preiswerte Quelle für ein kleines Stückchen Gummi, als aus dem Fahrradgeschäft, ist mir nicht bekannt.
Es gibt zwar dünneres Gummi in speziellen Geschäften, aber die sind sehr teuer und verwehren Minderjährigen meistens den Eintritt.
Die einzige Reparaturmöglichkeit bildet das Auswechseln der Gummilagerung der Scheibe. Wenn nach dem Auswechseln der Gummiplatte der Motor immer noch nicht richtig läuft, liegt es wahrscheinlich daran, daß die magnetisierte Achse im Laufe der Jahre ihre magnetische Wirkung teilweise oder ganz verloren hat. Als normaler Bastler hat man leider keine Möglichkeit, die Magnetkraft wieder herzustellen. Dazu bräuchte man einen sehr starken Magneten, wie ihn Betriebe haben, die so etwas professionell machen.
Bei Faller hat man bei der Konstruktion sicherlich nicht daran gedacht, daß sich das Motörchen noch nach über 50 Jahren drehen soll.
Viele Grüße Georg