Hallo, werte Hamo-Freunde,
ich freue mich, daß seit einiger Zeit ein eigenes Unterforum für Hamo besteht, und so möchte ich nach
längerer Zeit mal wieder über einen Lok - Umbau berichten, und zwar über den Umbau der Hamo BR78 (8306).
Es soll aber keine genau ins Detail gehende Umbau-Anleitung werden, (dafür ist das Ganze doch viel zu kompliziert und
aufwendig) - es soll nur eine lockere Bilderfolge mit diversen notwendigen Erläuterungen werden.
Der ganze Irrsinns-Aufwand an Arbeit und Zeit hat sich für mich nur deshalb gelohnt, weil mir als Alternative die alte
Liliput-Lok allein schon wegen der geknickten Voreilhebel nicht gefiel, die Flm.- Lok mir schon damals zu teuer war und
außerdem ein Zinkpest-Risiko hatte, und ich für die sogenannten "zeitgemäßen" Modelle von Piko oder Mätrix keine Un -
summen ausgeben wollte! Wie in Bild 1.) zu sehen, ist die Hamo-Lok von 1981 oder '82, besonders mit rot nachgezogenen
Rad-Rändern, wirklich bildschön:
(Dummerweise sehe ich erst auf dem Foto, daß ich zwischen Luftkessel und Werkzeugkasten unter dem Führerhaus noch
etwas rote Farbe vergessen habe.). leider hatte diese schöne Lok aber "von Natur aus" 2 grobe Fehler, wie im Vergleichstest
vom EM 7/87 beschrieben: Sie taumelte und eierte während der Fahrt und machte ganz schreckliche Geräusche - Und das,
obwohl es bei Märklin ja durchaus auch anders geht! Vermutlich sind die 2 Zahnräder zwischen Motor und Treibachse die
Krachmacher. - Also, Abhilfe war dringend nötig! Nach längeren Überlegungen und Berechnungen ging es dann ans Werk.
Wichtigste Voraussetzung: So viel wie möglich aus der "Bastelkiste" verwenden, keine teuren Zusatz-Ausgaben!!
( Den Irrsinn mit sündhaft teuren Glockenankermotor- Umbausätzen hatte ich mir ja schon vor etlichen Jahren abgewöhnt!).
So kam ich zu dem Ergebnis, daß nur noch ein Zahnrad aus schwarzem POM neu beschafft werden mußte. ( Z=20, m0,4; B=
2,5mm). Das Schneckenrad (Z=24) und die Schnecke sind vermutlich aus einer alten Gützold 75.5, die Welle von Trix, der
Ersatzmotor von Bühler, ( vor vielen Jahren in größerer Menge bei Völkner beschafft, damals DM 0,60 / St.!). Bild 2.):
Am Motorschild ist so viel wegzufräsen,bis von der Lampenkammer -Wandung (links) bis zu der helleren Fläche rechts neben dem
dunklen Anker-Lager eine durchgehend glatte Fläche entsteht. Es wird im unteren Bereich nur so viel entfernt, daß in das erste
Loch links vom Treibrad immer noch ( nach aufbohren ) ein M2-Gewinde geschnitten werden kann. Außerdem wird in diesem
Bereich von links aus eine Tasche eingefräst, in die die untere Motor-Kontaktfahne später eingeschoben wird und den Minus-Pol
(Masse) bekommt. In den Halter mit dem Gewinde (über der "B"-Achse) wird noch ein 2. Gewindeloch gebohrt. Dieser Halter dient
zur vorderen Befestigung der neuen Getriebe-Einheit. Zu Bild 3.):
Das neue Zahnrad wird auch wieder auf das Treibzahnrad der "C"-Achse wirken. Die davor sichtbare quadratische Fläche wird auf
der Fräsmaschine nach links erweitert, etwa bis zur übernächsten sichtbaren Kante. Sodann wird für das recht große Schneckenrad
(Z=24) eine Tasche noch weiter nach links und nach unten per Handfräser eingearbeitet. - Bei diesem Zink-Werkstoff eine echte
Sch...-Arbeit!! Von dem noch sichtbaren, abgewinkelten Motorschild bleibt nicht sehr viel übrig - vom langen Schenkel nur eine dünne
Wand in Weiterführung der Lampenkammer, und vom kurzen Schenkel nur ein schmaler Steg in ca. halber Länge.
Falls sich jemand fragt , warum während des Festspannens und des Fräsens auf der Maschine am Lok-Chassis keine "Kolateral-Schäden"
entstanden sind: Das Chassis wurde nicht direkt im Maschinenschraubstock festgespannt, sondern, siehe Bild 4.):
zunächst mit Hilfe von diversen Unterlags- und Anlegeklötzchen auf eine recht primitive, aber stabile Befestigungsplatte geschraubt. Und
diese wiederum wird in den Maschinenschraubstock gespannt. Zu Bild 5.):
Auf und zwischen den Klötzchen ruhte das Chassis sicher wie "in Abrahams Schoß", das Klötzchen "3" hat Vertiefungen zur Aufnahme der
Treibachs-Lagerhülsen und (besonders wichtig!!) zur Aufnahme der Lagerbolzen für die Zwischenzahnräder. Die Befestigungsplatte hatte
zusätzlich noch flache Einsenkungen für die Dampfzylinder, die seitliche Spitze der hinteren Pufferbohle und den Ansatz für den entfern-
ten Pilzschleifer. Direkt selbst befestigt ist das Lok-Chassis auf der besagten Platte nur[b] mit der zentralen Alu-Spannpratze und einer
Senkschraube im Motorschild-Bereich, das reicht. Die Hölzchen und die Einsenkungen in der Platte fixieren es eh schon in Längs- und Quer-
Richtung. Da fällt mir gerade ein, daß ich vom fertig gefrästen Chassis aus Vergesslichkeit keine Fotos gemacht habe. Ach, egal! Weiter mit
Bild 6.):
Man sieht den Bühler-Motor mit Spannband, Motor-Unterlagsplatte mit aufgelötetem Fixierklotz für den Motor, die Getriebe-Einheit sammt
Befestigungsschrauben und die Senkschrauben für das Spannband. - Senkschrauben an dieser Stelle deshalb, weil sie durch die Kegelform des
Kopfes die Bohrungen im Spannband zentrieren und somit selbiges spannen. Um die gesammten Motorschubkräfte von der Kontaktfeder und
von der Schnecke nicht den kleinen Senkschräubchen "aufzuhalsen", wurde hinten der Fixierklotz auf die Motorhalteplatte aufgelötet, der
fixiert den Motor schon mal axial.
Das "Getriebegehäuse" besteht im Grunde aus 3 verzinkten Stahlblech-Teilen (2mm dick), am hinteren Ende mit dünnen, aufgelöteten Befesti-
gungs-Laschen. Vorne ist zuerst der kurze Winkel an dem angegossenen Halter mit Distanzplättchen und den 2 rechten Schrauben befestigt,
dann die gerade, linke Lagerplatte (mit Achse, aufgepresstem Schneckenrad und von außen aufgepresstem Zahnrad Z=20) dagegengesetzt und
mit den 2 linken Schrauben befestigt, als letztes die abgewinkelte rechte Lagerplatte auf die Achse gefädelt, hinten mit Distanzplättchen am
seitlichen Bereich des Motorschilds verschraubt und vorne nur leicht mit Kleber an dem kurzen Winkel angeheftet. - Hält! Genauer zu erkennen
auf Bild 7.):
Da sieht man auch, daß in die abgewinkelte Lagerplatte eine ca. 1 mm tiefe Tasche eingefräst wurde, um der Schnecke mehr Platz zu verschaffen.
Weiterhin erkennt man auch das neue Zahnrad. Zu Bild 8.):
Hier ist die gerade Lagerplatte mit Befestigungslasche zu sehen, die obere Befestigungsschraube ist dünner, weil der restliche Steg des alten Motor-
schilds nicht mehr dick genug für eine M2-Schraube ist. Für das Motor-Spannband reicht auf dieser Seite eine M2-Schraube.
Zu Bild 9.):
Hier noch mal die ganze Herrlichkeit von hinten. - Man erkennt gut die in das rechte Lagerblech gefräste Tasche für die Schnecke und die hintere
Fixierung des Motors. Der rechte Luftkessel mußte für die 2 Senkschrauben des Spannbandes von der Innenseite her etwas bearbeitet werden. Was
nach dem Foto-Termin noch folgte, war der Einbau von 2 Dioden für den Lichtwechsel.
Eine Bemerkung noch zu der Materialwahl der Lagerbleche: Für Lagerungen im Allgemeinen nehme ich [b]kein Messing! - Die diversen bekannt
gewordenen oval ausgeschlagenen Lagerstellen der Profi-Umbauer mit ihrem Messing - Gedöns, sowie meine eigenen Erfahrungen aus Modellbahn -
fremden Bereichen lassen aus meiner Sicht keinen anderen Schluß zu! Geschmiert wird übrigens mit Öl + Molycote-Zusatz.
So, jetzt noch etwas zu den neuen Fahr-Eigenschaften der BR78 nach diesem Wahnsinns-Umbau:
Das Fahrgeräusch ist jetzt nicht mehr lauter als bei der alten Roco-BR58, das genügt mir völlig! Die Höchstgeschwindigkeit bei voll aufgedrehtem
Trafo = etwa vorbildgerechte 100 Km/h, gemessen mit dem Flm-Tachowagen. Die kleinste mögliche Geschwindigkeit: Pro Sekunde etwas weniger
als 3/4 einer Rad-Umdrehung. Desweiteren ist keinerlei Geschaukel oder Geeier ( Wie im Vergleichstest aus EM 7/87) mehr feststellbar.
Eigentlich wollte ich zumindest an einem Drehgestell noch die Stromabnahme-Basis auf der isolierten Seite vergrößern, doch dafür fehlt mir im
Moment leider noch die richtige Idee. ( Stichwort Kabelführung und Schleifertyp).
Mein Fazit: Die irre Arbeit hat sich aus meiner Sicht durchaus gelohnt, der "zeitgemäße" Teuerkram heutiger Prägung kann mir gestohlen bleiben.
In diesem Sinne, schöne Grüße und eine gute Nacht,
Wolfgang aus dem Sauerland