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Jouef und die Kooperationen - Playcraft, HDI und Andere

#1 von noppes , 30.07.2022 11:25

Hallo zusammen,

Jouef hatte schon frühzeitig den gleichen Weg eingeschlagen, wie man es in der Modellbahngeschichte auch bei anderen Firmen erleben durfte (z.B Rivarossi/Trix oder Märklin/Arnold in der Digitalentwicklung). Kooperationen um sich zu entwickeln, Fähigkeiten anderer zu Nutzen und Kosten zu sparen. Heute spricht man von Synergieeffekten.

Playcraft (bis 1971)

Das Playcraft-Abenteuer spielte sich 1960er Jahren ab, als sich Jouef in voller Expansion und auf dem Weg zu ihrem Höhepunkt in den 1970er Jahren befand. Die Wirtschaft boomte in nahezu allen belangen und daran wollte man im Management von Jouef auch teilhaben. So knüpfte man auf der Spielwarenmesse in Nürnberg, in Paris und Birmingham Verbindungen zu ausländischen Kollegen und in diesem Zuge trifft Jouef Anfang der 1960er Jahre auf Playcraft. Die beiden Firmen haben einige Gemeinsamkeiten, da beide Spielzeugeisenbahnen aus Plastik zu moderaten Preisen herstellen.

Playcraft ist eine englische Firma mit Sitz in Forest Fach in der Nähe von Swansea in Wales. Sie war Teil einer Gruppe unter der Leitung von Mettoy, der bereits 1956 die berühmten Corgi-Toys geschaffen hatte, diese kleinen Autos aus Metall. Die Katalogprodukte bilden eine aus Sicht von Jouef heterogene Reihe von Spielzeugen, darunter Corgi-Autos oder "Aurora Playcraft"-Plastikbausätze und auch Zubehör für Outdoor-Spiele wie Luftballons.
Ab 1961 hat Playcraft seine ersten Züge in "OO" auf den Markt gebracht. Dieses waren Low-End-Modelle, die in den Woolworth-Supermärkten verkauft wurden. Diese sehr einfach gebauten Züge hatten trotz ihres mehr als niedrigen Preises nur sehr wenig Erfolg, und Playcraft glaubte zu Recht nicht an die Zukunft dieser Produktion. Die Firma versuchte sich zu also breiter aufzustellen und bot Jouef seine Dienste an.

Ab 1962 lautet die Adresse der von Mettoy mit Partnern gegründete Gruppe "Playcraft" dann Harlestone Road 14 in der Industriestadt Northhampton in England. Die Produktionsstätte ist die von "Wintringham", die bereits für die Modellbaufirma "Bassett - Lowke" oder "Twin Trix" gearbeitet hat.
Playcraft hat für Jouef die Typenzüge aus England entwickelt, die dann in Frankreich hergestellt wurden und die man eine Zeit lang im französischen Jouef-Katalog finden wird. Diese englische Produktreihe, die in Frankreich verkauft wird, besteht aus einer Rangierlok Art.-Nr. 838, einer BB-Diesellok Art.-Nr. 837, und einigen Wagenz mit den Art.-Nr. 456, 457 und 458 .
Das Erscheinungsbild ist perfekt britisch, insbesondere was den BB North British D6100 mit seiner „abgeflachten Nase“ und seinen vielen seitlichen Lüftungsgittern betrifft belüftete Fenster Ein Bremswagen (englischer Begriff "Brake Wagon") erscheint in diversen Prospekten und wird paarweise verkauft.

Aus britischer Sicht läuft es darauf hinaus, möglichst viel Jouef und ein wenig Playcraft zu verkaufen. Daher läuft alles unter der Marke Playcraft. Jouef-Züge wurden dann im Playcraft-Katalog unter der Überschrift „Kontinental“ präsentiert, insbesondere dann wenn diese zu SNCF- oder CIWL-typisch aussehen. Einzig die unerschöpfliche kleine Jouef-Lokomotive vom Typ 020T, inspiriert von der 040TX, schafft es, sich mit einer in der Masse dunkelgrün eingefärbten Kunststoffkarosserie und einem Aufkleber der British Railways als kleine Engländerin zu tarnen (siehe hier).
Alle im Playcraft-Katalog angebotenen SNCF-Geräte behielten ihre französischen Beschriftungen und Farben bei, jedoch bekamen sie eine Hornby- oder Triang-Klauenkupplung. Das war ein einteiliges gestanztes Blechteil, dass die damalige sogenannte "universelle" Anhängerkupplung ersetzt welche französischen Markt weit verbreitet war.



Die Playcraft-Kataloge umfassen auch das Decauville HOe-Sortiment (siehe hier), das seine originalen Schlaufenkupplungen behält und unter dem Namen "Decauville" verkauft wurde.
Nicht zuletzt wurden auch dekorative Accessoires, wie Gebäude von Pola aus Deutschland,mit dem Hinweis „Made in W. Germany exclusive for Playcraft Toys Ltd. London“ importiert. (siehe hier für die Pola Modelle unter Playcraft)

Die Referenznummern im Playcraft-Katalog sind die des französischen Jouef, aber den Nummern geht der Buchstabe "P" voraus.

Hier mal ein Beispiel für den Kohlewagen nebst Entladevorrichtung (Neuheit 1963)














Pola Accessoires erhalten den Buchstaben „B“ vor ihrer Nummer.

Das gesamte Sortiment war fast französisch doch man versuchte es irgendwie zu verbergen. Unter der Marke Playcraft wird es im Vereinigten Königreich bis 1969 verkauft. Das große Problem ist, dass es zu wenige rein englische Modelle gab und dass die französischen Modelle, ihrerseits den englischen Modellen in der Fülle einfach überlegen waren. Da half auch selbst es nicht, wenn sie als englische Modelle mit Abziehbildern im Stil der British Railways getarnt wurden. Die britische Öffentlichkeit war nicht begeistert und meidet diese Züge, die zu "Frenchie" aussahen und den weiteren Nachteil hatten, dass sie in "HO" anstelle des nationalen Maßstabs "OO" hergestellt waren. Zu Beginn der 1970er Jahre verschwand Playcraft und scheint heute nur noch ein Thema für britische Sammler zu sein, die sich für diese Ära begeistern.

In Frankreich hielten sich noch einzelnen Modelle ein Jahr länger, so dass man das Ende der Kooperation auf 1971 datieren kann.

Hier noch ein Beispiel für eines der klassischen von Playcraft vertriebenen Jouef Produkten (Jouef Referenznummer 537 mit der entsprechenden Markierung "Jouef for Playcraft").





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RE: Jouef und die Kooperationen - Playcraft, HDI und Andere

#2 von noppes , 31.07.2022 11:44

Hallo zusammen,

heute Teil zwei der Jouef Kooperationen und dafür geht es nach Irland,

HDI (1979 bis 1981)

Die zweite große internationale Welle war bei Jouef 1979 und 1980 mit Modellen, die für den europäischen Markt bestimmt und in Irland produziert wurden. Irland hatte seinerzeit ein großes Interesse sich am europäischen Markt zu beteiligen und warb darum, dass sich Firmen des Kontinents auf der grünen Insel ansiedelten.
Dank der Förderung und finanziellen Zuwendungen Irlands wurde 1979 die Firma „Hobby Developments Ireland“ (oder HDI) in Limerick, County Clare, im Westen des Landes gegründet. Das deutsche Unternehmen Framos, seinerzeit Importeur von Jouef in Deutschland, leistet seinen Beitrag in dem es hier vermittelte. Das Abenteuer in Irland ging allerdings sehr schnell zu Ende und endete bereits wieder1981. Es finden sich aufgrund der kürze der Existenz in den Archiven der "Irish Regional Development Agency" wohl daher auch daher keine Spur von der der Firma HDI.
Und doch wurden Produkte gemacht und vermarktet! Ein Katalog (eher ein großes 6-seitiges Faltblatt) wurde gedruckt (siehe hier).

Zwei Modellserien verlassen die HDI-Werke: zum einen die schönen britischen Modelle und zum anderen die kleinen HDI-Modelle.

Die schönen britischen Modelle
Die britischen Modelle waren im "OO"-Maßstab und haben eine feine die Gravur. Beispielhaft ist die imposante 1CC1 der „Klasse 40“, welche in den Versionen D 285 blau oder D 210 dunkelgrün erhältlich war. Zwei wunderschöne „Mark III“-Wagen kamen hinzu, eine 2- und eine 1-Klasse die sich nur in den Beschriftungen unterscheiden und deren kuriose altmodische BT10-Drehgestelle gut nachgebildet sind.
Später wurde ein "Buffet"-Wagen hinzugefügt, um diesen sogenannten "Intercity"-Zug zu vervollständigen. Diese Modelle haben nur in den Zeitraum der Kooperation überlebt.

Kleine HDI-Modelle
Diese kleinen Modelle waren Lokomotiven des vereinfachten Spielzeugtyps, bei denen entweder das Fahrgestell oder die Drehgestelle der französischen BB 17000 verwendet wurde. So wurde z.B.aus dem Fahrgestell, dass eigentlich auf den Drehgestellen des deutschen Baureihe 110 montiert war, plötzlich eines mit einem Getriebe mit mit nur einer einzigen angetriebenen Achse! Funktioniert hat es dennoch, denn bekanntlich bringt der verwendete Mabuchi-Motor alles nach vorne was anzutreiben ist. Es werden insgesamt viele Versionen an europäische Diesel- oder Elektrolokomotiven produziert.

Die hergestellten Wagenmodelle sind UIC-Wagen, mit Y24-Drehgestellen, deren Farben und Dekorationen jedoch von höchster Fantasie bleiben, sowie einige rein französische Güterwagen (Kessel, gedeckt, flach mit zweiachsigen Containern oder flach mit TP-Rungen, Getreide Herforder Pils oder DD-Wagen Träger). Alle, Lokomotiven und Waggons werden unter der Marke Jouef vertrieben. Der bereits genannte HDI-Katalog (wahrscheinlich in Deutschland von Framos gedruckt) erwähnt auch nur Jouef Marke und gibt die französische Adresse der Firma, rue des Archive in Paris, an.
Viele Low-End-Sets (hier auf Seite 5 des HDI Kataloges zu sehen), blieben inhaltlich sehr "europäisch" sind und mit wenig Bezug zu einer realen Zugzusammenstellung. Auch diese werden unter der Marke Jouef hergestellt und vertrieben.

Zu den Firmen die diese vertrieben haben gehört auch die spanische Firma "Rico", welche bis 1984 bestand und in den Jahren 1980/81 Zugpackungen für Jouef in Spanien vertrieb.
(Rico Prospekt aus dem Jahr 1980)

HDI war für die Produktion einer vorgegebenen Anzahl von Stücken oder Sets für Jouef verantwortlich ist. Hierzu zählten:
- Gehäuse für den 020TX
- Gehäuse der BB 67000, Re 4/4 und der DB Baureihe 182
- Gehäuse des TGV und anderer französischen Modellen

Das irische Werk wurde dann1981 geschlossen. Die Restbestände der "Class 40" und "Mark III" wurden zu einem Verkaufsrenner. Das Geschäft "Dublin Hobbies" in der D'Olier Street in Dublin kaufte alles auf und bot es einige Jahre lang an. Hierfür wurden auch Anfang der 1980er Jahre Anzeigen in der britischen Modellbahnpresse geschaltet. Man konnte so auch einzelne Gehäuse und sonstige Einzelteile bei ihm erwerben.

Gruss Norbert


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