Hallo MS800,
im Lügenkurier und bei DSO steht immer viel, aber nicht alles...
Wenn ich mal die letzten dreißig Jahre Revue passieren lasse, dann erlebten wir eine Transformation des Bestandes an betriebsfähigem Material aus dem DR und DB Bestand zu den "Privaten". Die Nummern der Loks brauche ich jetzt nicht aufzählen, wir kennen sie alle.
Auch in dieser Zeit sind Vereine usw. verschwunden und neue sind entstanden. Das hängt vielfach damit zusammen, dass manche so gearbeitet haben, "das haben wir schon immer so gemacht" und das sind die, die den Bach runter gegangen sind. Ebenfalls haben sich in den 1990er Jahren einige mit zu viel Material zugestellt, was sie dann nicht mehr beherrschen konnten.
Warum gibt es aber Unternehmen, wie die PRESS, WFL usw. die sich eine 01 509, zwei 86er usw. bzw. die 03 155, 50 3610 usw. am Leben erhalten und die Tendenz steigend arbeiten? Wieso haben die EFZ jetzt die wieder die Kurve bekommen und konnten jetzt die 78er sich vornehmen? Und warum musste die 01 118 der Frankfurter "in den Untergrund"? Und genau die drei Beispiele zeigen, wo man die Zeichen der Zeit verstanden hat und wo nicht.
Und jetzt kommen wir zum Werk Meiningen: Dieses Werk hat ein Qualitätsproblem, was ich schon 1998 erleben musste.
Wie kann es sein, dass die 70er des BLV 2008 mit neuem Kessel (aus Meiningen) 2018 abgestellt werden musste, weil der Kessel Schäden hatte, so dass schon wieder ein neuer Kessel her muss? Komisch, dass man dort dann bei der Befundung herausfand, dass die Feuerbüchse schief eingebaut worden war. Dann der Langkesselboden so fertig war, dass nichts mehr zu machen war. Natürlich ist das so eine Stelle, wo man bei wenigen Betriebstagen (also wenn die Lok nicht dauerhaft an ist und dann Auswaschtage hat) immer besonders achten muss. Dort Flicken einzuschweißen, das ist keine besondere Sache, aber wenn der Kesselsachverständige dann sagt, dass die Materialen nicht zusammen passen (also das, was der Bestandskessel hat, Mist ist), dann frage ich mich, was Mei dort gebastelt hat...
Man muss sich von der Idee verabschieden zu sagen, eine Lok nach Mei bringen und die machen es wieder. Nein, der Weg ist falsch. Das geht heute nicht mehr, da es keine Standartprozesse mehr gibt. Man muss sich selber einen Plan machen, was man wo machen lässt. Die Möglichkeiten sind vielfältiger geworden. Auch da sind neue Unternehmen entstanden und das erst in den letzten Jahren!
Wenn man heute für den normalen Museumsbetrieb regelmäßig zwei Loks braucht, dann hat man die im Idealfall um vier Jahre so versetzt, dass man in Ruhe an einer dritten arbeiten kann und die fertiggestellt ist, wenn Lok 1 aus dem Rennen geht.
Ersatzteilspender sind eine gruselige Angelegenheit, denn wenn man Maschinen rupft um Teile zu bekommen, dann hat das mit Nachhaltigkeit nichts zu tun, denn man verschiebt die Probleme nur einige Jahre nach hinten, bis man a) einen gerupften Schrotthaufen hat und b) eine Maschine, die aus Ersatzteilspenderteilen besteht, die völlig fertig ist. Nein, so wird das nichts. Man muss die abgängigen Teile durch Neuteile ersetzen, dann staut sich auch nichts auf. Ja das ist ein Wettlauf gegen die Fristen (Zeit) und gegen die Vereinskasse (Vermarktung), aber es ist der einzig gangbare Weg. Und deswegen braucht auch die 03 204 so lange Zeit, bis alle Punkte abgearbeitet und durchfinanziert sind. Das die 23 1019 der Cottbuser verunglückte, war echt Pech und erschwerte die Sache.
(Natürlich hat das BEM Nördlingen von der PRESS und aus den Niederlanden einige Teile usw. gekauft, aber hier sind Ideen dahinter, den 41er Rahmen unter die 41 150 zu machen und auf den frei werdenden Rahmen eine Altbau 41er aufzubauen. Ebenso entsteht gerade wieder eine 50.40 als betriebsfähige Maschine. Und wenn man dort eine 22er macht, dann wette ich, es wird der Dampfspender der 22 029 sein und nicht, die 22 064, die etwas angemalt ist und gerade schöner aussieht.)
Ich empfehle mal immer einen Blick in den PRESS Kurier zu werfen, dort war voriges Jahr eine interessante Abhandlung drin, wie man eine der Vulcan Loks ohne das Werk Mei aufgearbeitet hat. Sehr lesenswert! Warum machten sich die sächsischen Schmalspurbahnen mit der Werkstatt in Marienberg von Mei unabhängig? Warum übernahm die PRESS die Werkstatt in Ostritz? Warum baut die HSB gerade eine eigene Werkstatt? Es ist nicht nur der Preis und die Qualität, sondern das Know how zu erhalten.
"Die wirklich Alten", also sagen wir mal, die die 1985 so 45 oder 50 waren, die sind lange im Ruhestand oder im Himmel. Doch da beginnt das abgedroschene Wort der Nachhaltigkeit. Haben die ihr Wissen weitergegeben oder nicht? Dort trennt sich der Weizen vom Spreu. Und nochmal, was tragfähig ist, hängt immer davon ab, was und wie es gemacht wird.
Die 01 1100 wird aufgrund eines völlig verbauten Neubaukessels (Mei) nie wieder zum Laufen kommen und mit dem Eigentümer sowieso nicht. Die 18 201 ist fahrwerksseitig in Neustrelitz aufgearbeitet und befindet sich in Komplettierung. Hier machte es auch Sinn die Coronazeit abzuwarten, so dass die Lok keine Fristen absteht. Aber sie wird sicherlich im kommenden Jahr wieder fahren.
Und wenn es um Lokkohle geht: Wer keinen Rahmenvertrag mit Abruf hat, sondern immer nur Einzelbestellungen macht, der hat wieder sich nicht nachhaltig gekümmert. Das schlägt sich im Preis und in der Lieferfähigkeit nieder.
Also nicht so schwarz malen, sondern ranmachen. Wie sagen die Engländer immer? "Wo Schrott ist, da ist Hoffnung!" Dann fahren wir auch in dreißig Jahren noch sehr wohl und sicher laut Dienstplan mit Dampf und das nicht zu wenig! Es darf nur keine Impfung gegen das Dampfvirus geben.