der Märklin Güterwagen 1885 ist ja ohne Zweifel ein echter Märklin Klassiker. Auch auf meiner Anlage ist so ein Wagen im Einsatz.
50tons.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Über eine Sache habe ich mir nie Gedanken gemacht, bis mir die Frage kürzlich von einem Handwerker gestellt wurde, der in meinem Hobbyraum zu tun hatte: "Wieso steht da eigentlich 50 Tons drauf?" Ich finde, das ist in der Tat eine gute Frage bei einem Wagen, der zumindest augenscheinlich ein deutsches Vorbild hat.
Ist jemandem etwas zur Geschichte dieses Wagens und seiner Beschriftung bekannt?
ich habe gestern mit Klaus über Deine Anfrage gesprochen. Eine Lösung haben wir beide nicht... leider.
Meine Theorie (aber das ist wirklich nur eine Theorie!) ist die folgende:
Märklin hat scheinbar öfter Mal Lokomotiven (und wohl auch Wagen) nach einfacher Fotovorlage konstruiert. Ich denke, daß der Prototyp des echten Selbstentladewagen auf einer internationalen Ausstellung zu sehen war (evtl Weltausstellung) und dort werbewirksam und antürlich international mit "50 Tons" beschriftet war. Wenn ein Foto davon (vielleicht in einer Fachzeitung) bei Märklin gelandet ist, wäre das die Erklärung.
Klingt logisch und schlüssig, aber beweisen kann ich es selbstverständlich nicht.
Gruß,
Felix
"Das Land steckt in einer Krise, Johnny!" "Wir latschen von einer Krise in die nächste..."
Hallo, bim Bing Kran ist es auch so. Obwohl er im Deutschen Katalog mit "Tonnen" Angabe gezeigt wird wurde er nur mit "Tons" gebaut. Das kann aber eigentlich nicht mit der internationalen Vermarktung zu tun haben, dann hätten die wohl unterschiedliche gebaut. Bei Modellen wie Kühlwagen und Fischwagen gibt es sie auch in Deutsch oder Englisch beschriftet.
Kann die "Tons" Angabe vielleicht mit irgenwelchen neuen Standards zu tun haben ? Der UIC wurde doch 1922 zu diesem Zweck gegründet.
die älteren Wagen mit der Aufschrift "20 Tons" erinnern mich an die Wagen der Pressed Steel Car Company. Unabhängig davon, dass die ohnehin aus den USA kommen, habe ich der Literatur entnommen, dass die tatsächlich mal im Rahmen einer Weltausstellung in Europa gezeigt wurden. Die Quelle konnte ich leider nicht mehr finden.
Zitat von Blechnullo im Beitrag Märklin 1995/0 --- 20 TONSglaube ich habe den Wagen im Original gefunden.Die Firma Ferro Train hat ihn sogar nachgebaut, allerdings in Spur H0.Der Wagen hieß bei der Deutschen Reichsbahn OTZ 90 und war für den Erztransport vorgesehen.Mit etwas Phantasie gleicht der dem Märklin 1995. Aber Phantasie setzt man ja bei unserem Hobby eh voraus.
ich finde immer die Uhrzeit am Herd so lustig! Ansonsten: Danke für die Bilder. Habe "nur" einen "Weiacher Kies" von HAG, der mir aber prima gefällt.
Ansonsten klingt das schon "mächtig gewaltig", die "50 Tons". Meine Vermutung: Damit konnten die kleinen Jungens seinerzeit hausieren gehen: "Boah, ey Alter - 50 tons!" (übersetzt ins Heute) Und das wusste man in Göppingen sicher ziemlich gut. Wir erinnern uns noch an Auto-Quartetts oder die bis heute gängigen Leistungsangaben an LKWs. 6 x 4, ein 2232er Mercedes war in meiner Jugend ein Hammer. Hat heute jeder bessere Lieferwagen. Also: Wer hat den ... Leistungsstärksten? Schließlich kann man bis heute in gewissen Kreisen mit einer 38er / GR nicht so recht gegen eine 01 / HR antreten.
Zitat von Goetz im Beitrag #10Habe "nur" einen "Weiacher Kies" von HAG
Das ist aber auch ein schöner Wagen!
Die Uhrzeit am Backofen ist leider nicht die jetztige Echtzeit, denn die Fotos stammen aus der Konserve.
Genug geblödelt, vielleicht sollten wir uns lieber der Ergründung der Ursache für die englische Beschriftung auf den Schüttgutwagen der Firma Märklin zuwenden.
Nicht das der Bericht von Christian noch ins Uferlose ausläuft.
Mal eine andere Überlegung dazu. Hat man den Märklin Wagen nur mit Tons gebaut, weil er für Deutschland gar nicht geeignet war ? Würde ein 50 Tonnen Schüttgutwagen überhaupt durch ein Lichtraumprofil passen ? Der Märklin H0 Erz IIId Wagen ist mit nur 26 Tonnen beschriftet. Ich kenne die 50 Tonnen Wagen nur von Privatbahnen wie bei der RWE und die sind übergroß.
Da liegst Du aber leider falsch. Der 50 Tons von Märklin basiert auf dem OOT23 und der liegt absolut im zulässigen Lichtraumbereich. . 27 Tonnen ist sein Leergewicht! Ladegewicht ist 57,0 t Tragfähigkeit 59,0t ,d.h. sein Gesamtgewicht darf maximal 86 t haben....
geteilt durch 4 (Achsen) ergibt 21,5 t Achslast maximal......je nach Streckenraster (maximal zulässiger Achsdruck/ Meterlast).
Die Wagen von Rheinbraun sind wesentlich größer und schwerer (30 t Achslast sind möglich).
Also die 50 Tonnen (Tons) sind gesetzt. Lediglich die Schreibweise und wo genau sie herstammt ist der Diskussionspunkt.
Der Selbstentladewagen, auch einer meiner Favoriten unter den Waggons, sieht gut aus und kann etwas, das gefällt mir (nicht nur in Spur 0).
Aus Interesse habe ich mich damit sogar mal etwas beschäftigt, um einen groben Überblick zu haben. Der Märklinwagen wird wahrscheinlich auf dem "Großraum Sattelwagen" beruhen, den die Firma Orenstein & Koppel schon in den 20´er Jahren entwickelte. Auf Wikipedia gibt es ein Bild vom Original:
Es gibt auf einer -vermutlich- privaten Seite über den >Tagebau Espenhain< ein paar Bilder aus einem Katalog von O&K. Ich habe die betreffenden Bilder >Hier< und >Hier< auch einmal einzeln verlinkt.
Eine Übersicht über verschiedene Selbstentladewagen dieser Zeit ist, dankenswerterweise, auf der Seite <Epoche2.de> zu finden.
Aber das erklärt ja alles nicht die Beschriftung 50 TONS. Dazu habe ich auch nur eine Vermutung, bzw. mehrere Indizien sprechen dafür, das es früher halt so üblich war, die Tragfähigkeit in tons anzugeben. In alten Schriften wird auch zB. in der Baustatik immer wieder von xxx tons Belastbarkeit geschrieben, dass habe ich auch schon im Eisenbahnbereich gelesen. Exemplarisch habe ich ein PDF gefunden, auf der Seite: "museumseisenbahn.de" es geht dort um Güterwagen, es wird u.a. aus einem Schreiben an einen Königlichen Landrat zitiert, also ein ziemlich offizielles Schreiben. Ich verlinke das PDF >>HIER<< (2 Seiten, das Zitat ist auf Seite 2 mitte links).
Vielleicht gibt es da auch einen Zusammenhang mit der Seefahrt, die alte Einheit Bruttoregistertonne wurde auch in tons angegeben, allerdings so richtig Sinn ergibt das nicht, weil die BRT kein Gewichtsmaß in dem Sinne sind. Es wird sich wohl, wie beim Gesamten SI System, um eine um- weiter- oder zurück-entwicklung handeln.
Jetzt ärgere ich mich doppelt, dass ich vor einiger Zeit bei Ebay einen 18550 verdaddelt habe, es war kein "echter", ich meine gemarkt mit DM oder HM, aber er sah sehr gut aus und war günstig, Mist. Der kleine will einfach nicht wachsen...:
Interessant ist, daß diese ersten bis 1932 beschafften Wagen noch keine Drehgestelle, sondern 4 Lenkachsen in einem Rahmen besaßen. Märklin hat daraus dann Drehgestelle gemacht, eine Konstruktion, die die DRG dann später gerne übernahm
Man nehme ein Stück Blech, und schneide alles weg, was nicht nach Lokomotive aussieht.
Beim stöbern über Selbstentladewagen bin ich auf eine Sache gestossen, die ich nicht wusste. Der Waggon sieht im Katalog von Märklin von 1934 bis 1937 ein wenig anders aus, die Klappenmechanik ist anders und der eigentliche Sattelboden ist an den Stirnseiten offen dargestellt. OK, dass ist jetzt nicht die letzte Neuigkeit, dass es manchmal Abweichungen gibt:
Aber Märklin scheint ihn so produziert zu haben, ich habe ein Bild einer Auktion der "Ladenburger Spielzeugauktionen" gefunden, bei der ein solcher Waggon versteigert wurde. Ein Waggon solcher Bauart ist aber -gefühlt- eher (sehr) selten zu finden. Was ich noch kurioser finde, im ersten Katalog, in dem ich den 18550 finden konnte -1933- war er so abgebildet "wie man ihn kennt", also mit der Ein-Hebel-Mechanik und geschlossenen Stirnseiten? Hat da jemand eine Lösung, oder habe ich einen Denkfehler? Da können doch nicht so viele Plagiate der Version von 1933 im Umlauf sein?
das ist eine ausgesprochen spannende Beobachtung! Diese Unterschiede sind mir noch nie aufgefallen. Auf Ebay wurde vor einiger Zeit ein Wagen als "früher 50 Tons" angeboten, der mir insbesondere durch einen feineren, von Hand gezogenen Schriftzug aufgefallen ist. Er hat damals einen hohen Preis erzielt, wenn ich mich richtig erinnere. Ich bin aber ziemlich sicher, dass sich dieser Wagen sonst nicht von den anderen mir bekannten unterschied. Den von Dir gezeigten Wagen habe ich so bisher kein zweites Mal gesehen.
Ich frage mich, ob bei diesem Wagen auch die Ladeklappen in offener Position arretiert werden können. Er verfügt ja anscheinend über eine deutlich vereinfachte Mechanik gegenüber der "üblichen" Konstruktion. Dafür lassen sich die Klappen wohl optional nur auf einer Wagenseite öffnen.
Na, Du weisst ja, ich bin da ein bisschen im Fieber derzeit, Status "votre colis a été déposé dans un point postal" quasie. Ich meine, bei Lankes lief vor längerem auch mal so ein anders konstruierter durch, da bin ich mir allerdings auch nicht vollkommen sicher. Leider haben sie die ganzen alten Auktionen von Ihrer Homepage entfernt, so dass man nicht mehr nachsehen kann. Im Verhältnis allerdings ist der bekannte 18550 übermächtig häufig, vermutlich auch zu Recht, durch die simplen hochgebogenen Hebel sollten die Klappen eher lose am Waggon hängen. Theoretisch drückt eventuelles Ladegut die Klappen von selber auf und verteilt sich dann auf der Strecke, nicht die beste Idee. Ich würde es ja verstehen, wenn das der erste Versuch wäre und man dann später festgestellt hat, dass eine bessere Lösung gefunden werden muss. Aber das erste Katalogbild zeigt schon den bekannten 18550:
Erst danach erschien die Abbildung mit der vereinfachten Mechanik. Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, dass man den Waggon kostengünstiger in Herstellung machen wollte und dann an einem gewissen Zeitpunkt merkte, dass man ihn damit ruiniert hat und wieder zur alten (ursprünglichen) Lösung zurückkehrte. Aber das ist Spekulation, ich hatte ein bisschen gehofft, dass es eine "offizielle Erklärung" gibt.
Letztens hatte ich die Muse mich mit diesem Thema etwas zu befassen und möchte dazu auch noch gerne ein paar Zeilen schreiben. Warum nun also "TONS" und nicht "t" oder "Tonnen"? Wenn ich ehrlich bin, die beste Antwort ist vermutlich, weil sie es konnten... Dazu muss man bedenken, dass die Sache mit den Maßsystemen und Einheiten sehr dynamisch und vielschichtig war und ist. Das SI System wird ja heute auch immer wieder angepasst. Das spielte damals allerdings noch nicht mit, aber das technische Maßsystem ist bestimmt vielen hier noch geläufig, man muss ja nur mal fragen, wieviel Leistung denn das neue Auto hat, meistens kommen 150 oder 190 oder 204 PS als Antwort und nicht 110KW oder 150 Kilowatt, was eigentlich die richtige Antwort wäre.
Damit wären wir bei der Überleitung zur Tonne, im Prinzip war es da nicht so viel anders. Die Klassische 1000kg Tonne bildete sich erst langsam heraus, das hängt eng mit dem Deutschen Zollverein zusammen, der in den damaligen Provinzen langsam, über viele Jahre hinweg, einheitliche Maße auch durchsetzte. Das der Zentner 50kg hatte, war damals nicht selbstverständlich, in Preußen hatte er über 51... Mit dem Zollpfund und dem Zollzentner entstanden langsam einheitliche Bestimmungsgrössen, wenn sich denn alle daran gehalten haben.
Bei den Bezeichnungen war es nicht besser. Da die Tonne z.B. als Preußische Tonne durchaus ein "Vorleben" hatte und die Sache zwar geregelt, aber der Umgang damit wieder etwas anderes war, wurde es es mit den Abkürzungen durchaus lässig gehandhabt. Dimensionen a´la 1/2 ton oder 10tons finden sich sehr häufig und diese Verfahrensweise hält auch sehr lange an, obwohl die Abkürzungen dann auch durch kaiserliche Gesetze festgelegt worden sind. Es fällt allerdings auf, dass später die Bezeichnung "ton/tons" nur noch in Fällen verwendet wurde, die man eher als Grenzwerte oder Lastwerte verstehen kann (Maximallasst, Zulässiges Gesamtgewicht...).
Als Beispiel möchte ich hier eine Werbeanzeige der Firma Zettelmeyer zeigen, die ich gefunden habe, aus der Bauzeit der 18550:
wow, vielen Dank für Deine Nachforschungen! Deine Erklärung klingt für mich sehr plausibel. Da zeigt sich, wie wichtig es ist, sich neben der Lektüre der Märklin Kataloge auch ein wenig Wissen zur damaligen Zeitgeschichte anzueignen.