was mich als Wessi, der nie in einem Modellbahnladen der DDR war, interessieren würde: Wie war es in der DDR um die Verfügbarkeit bei Modellbahnen bestellt? Konnte man im Laden durch das gesamte Programm stöbern, gab es nur einen Teil der Katalogware oder war es gar Bückware, die man nur mit Beziehungen bekam? Nachdem es relativ viele Eigenbauten und Umbauten gibt, könnte ich mir vorstellen, daß man Modelleisenbahnen nicht so ohne weiteres kaufen konnte.
Eigenbauten und Umbauten haben ihre Ursache darin, daß das Angebot nicht sehr umfangreich war. Durch Umbauten wurde die Vielfalt etwas größer und auch Modelle, die der DMV (Deutscher Modellbahn-Verband) für seine Mitglieder fertigen ließ, bereicherten die Anlage.
Meistens hat ein befreundetes DMV-Mitglied aus der DDR mir Wessi die gewünschten Modelle beschafft, denn die Wahrschinlichkeit, daß das Gesuchte im Laden bei meinem kurzen DDR-Besuch vorrätig war, war sehr gering. Anläßlich von Besuchen bekam ich dann die Modelle und er das, war er wünschte. Gelegentlich ging es auch per Post. Auf dem Paket mußte dann je nach Wert der Sendung eine oder mehrere <DMV-Tauschmarken> kleben, damit das Paket den DDR-Zoll passierte. Aber einmal bin ich direkt in einem Geschäft fündig geworden.
Ich war mit meinem Freund in der Messestadt Leipzig und steuerte einen scheinbar vollen Parkplatz in der Stadtmitte an. Voll... weil die Zufahrt abgesperrt war. Als ich nun mit meinem West-Auto auf die Barriere zusteuerte, öffnete ein hilfsbereiter Geist die Sperre und wies mir einen bisher versperrten Parkplatz direkt neben seinem Wachhäuschen an. Der Preis für das Parken wollte der hilsbereite Geist allerdings in West-Geld haben. So bewachte er und eine Karl-Marx-Skuptur mein Auto. Da Kleinvieh auch Mist macht, bekommt ein Parkwächter so das Geld für den großen Einkauf im Intershop zusammen.
Wir gingen anschließend zu Leipzig größten Modellbahnladen. Im Schaufenster und den Auslagen waren ein paar eingestaubte Gleise, Weichen, Wagen und etwas Zubehör für TT ausgestellt, für das man als West-Modellbahner wenig Verwendung hatte. In den Regalen waren einige H0--Güter- und Personenwagen in H0 zu sehen, die schon seit Jahrzehnten im Katalog waren. Da wir ein enttäuschtes Gesicht machten und fast schon gehen wollten, fragte die einzige Verkäuferin, was wir denn suchten. Tja.... wir dachten, wir könnten ein H0-Modell der (damals neu herausgekommenen) PIKO BR 86 kaufen. Na, ja, an der Aussprache und der Kleidung erkannte die geübte DDR-Verkäuferin natürlich, wer da im Laden stand. Sie bückte sich kurz und zauberte zwei Modelle der BR 86 hervor - zum Preis von je 45 Mark der DDR. (Das Märklin-Modell bewegte sich damals um die 100 DM). Nun begann das gleiche Geschachere wie auf dem Parkplatz. Die Verkäuferin behauptete zunächst, West-Besucher hätten in DM zu bezahlen. Wir einigten uns dahingehend, daß wir 10 Mark pro Lok in West-Geld bezalten. Wir zogen mit zwei BR 86 davon und die Verkäuferin konnte sich etas Schönes im Intershop kaufen.
vielen herzlichen Dank für die tolle Geschichte. Ich hab sie gleich mehrmals lesen müssen. Man fühlt sich wunderbar in die damalige Zeit versetzt.
Ungefähr so habe ich mir das mit der Verfügbarkeit vorgestellt. Allerdings habe ich nicht mit dem Einfallsreichtum und der Dreistigkeit gerechnet, an Westwährung zu kommen. Prinzipiell wäre es ja eine Idee gewesen, die DDR-Mark vom Zwangsumtausch im Modellbahnladen auszugeben. Aber so war das wieder nix
Na, ja, an der Aussprache und der Kleidung erkannte die geübte DDR-Verkäuferin natürlich, wer da im Laden stand. Sie bückte sich kurz und zauberte zwei Modelle der BR 86 hervor - zum Preis von je 45 Mark der DDR. (Das Märklin-Modell bewegte sich damals um die 100 DM). Nun begann das gleiche Geschachere wie auf dem Parkplatz. Die Verkäuferin behauptete zunächst, West-Besucher hätten in DM zu bezahlen. Wir einigten uns dahingehend, daß wir 10 Mark pro Lok in West-Geld bezalten. Wir zogen mit zwei BR 86 davon und die Verkäuferin konnte sich etas Schönes im Intershop kaufen.
Viele Grüße Georg
Mein lieber Georg,
10,- DM ? Mit Sicherheit hast Du dich wie ein Kaiser gefühlt ..................... Mit verlaub , wie armselig war das denn ?
Und was lernen wir daraus ? Schon weit vor der Wende , hat man die Bürger aus der DDR zum Nutzen seiner selbst b................
Mein Verständnis für solche Handlungen halten sich stark in Grenzen.
Konstanz
Hier ist es wie im wirklichen Leben : Man kennt von allem den Preis , aber von nichts den Wert! Behandle Menschen so, wie Du selbst behandelt werden möchtest!
Gut ist nicht gut genug, solange man es selber verbessern kann.
Moin. Natürlich war das Bückware, wie (fast) alles andere zum Leben auch - vlt. mit Ausnahme von Brot, Margarine und diversen Kohlsorten. Bin im Süden Brandenburgs aufgewachsen, also im Land hinter dem NICHTS. Da war selbst Mineralwasser im Sommer Bückware, weil die Plankommission zwar für rd 8000 Einheimische geplant hat, aber die 1500 Camper auf dem großen Zeltplatz nicht mit. Und schon bekam man selbst altägliche Dinge nur noch mit Bücken. Modellbahnen hat offiziell der Fahrradladen mit verkauft, hatte sogar ein extra Schaufenster dafür. Aber außer paar Gleisen habe ich bei dem nie etwas gescheites bekommen. Wenn überhaupt, dann im Nachbarkreis an der Elbe. Oder mal zufällig, wenn man iwi unterwegs war und was erhaschen konnte. Die ganze bucklige Verwandschaft wurde auch angehalten, die Augen offen zu halten. Besser lief es für Leute mit Westgeld oder die was zum Tauschen anbieten konnten. Ich denke, daß es daran liegt, daß ich mich von meinem alten TT-Zeug immer noch nicht trennen kann, obwohl ich vor über 15 Jahren die Spur gewechselt habe. Aber wenn man das Zeug mit viel Aufwand und Gerenne besorgen mußte, dann hängt man da iwi mehr dran und achtet manches bestimmt auch mehr.
Fahrt Frei Steffen
Spur S international, egal wer's gebaut hat Piko Einschienenbahn Herr Schmalspurbahn Eisenbahnbetriebslabor der TU Dresden
wobei ich unbedingt anmerken möchte , daß zumindest die letzten Jahre die hochpreisigeren Modelle wie 01/03 /41 vorallem aber 56er und 95 bzw. SAXONIA wie Blei in den Geschäften rumlagen - Es war wohl ein gewisser Sättigungsgrad erreicht und nicht jeder konnte und wollte die teureren Modelle oder begnügte sich oft mit "nur" einem Exemplar. 35..50 Mark das ging , da kaufte ich mir durchaus mal das eine Modell doppelt oder dreifach. Ein vollständiges Programm war aber NIE vorrätig . Drum besuchte ich unseren Modellbahnladen einigermaßen regelmäßig - Montags (?) - da kam LIEFERUNG. Was ich brauchte/suchte wusste mein VERKÄUFER und legte es für mich zurück ... also Bückware war es somit schon . Ich glaube bei TT und N-Material war es nicht ganz so schlimm - Das haben Viele schon seinerzeit VERSCHMÄHT ! Der Qualität wegen - es war ja - lief ja - in der Tat alles nur grauenhaft.
Außerdem darf man bei dem Thema auch nicht vergessen das alles bei dem man irgendwo Aussicht auf Devisen witterte in den Westen exportiert wurde wodurch die DDR - Bürger bei vielem schlicht auf der Strecke blieben weil sie es gar nie zu Gesicht bekamen.
Grüße von Markus
Man muß im Leben für seine Erfahrungen bezahlen, wenn man Glück hat bekommt man manchmal Rabatt (Oskar Kokoschka)
Alle antworten kann ich bestätigien, im Durchschnitt. Es stimmt schon, es war überall Mangelwirtschaft, aber trotzdem hatte jeder alles was er brauchte, wenn er ein freundlicher Mensch war u. durch seine "Einkaufsorganisation" in ein paar Läden bekannt war. Modellbahner leisteten als DMV-Mitglied auch "gesellschafftliche Arbeit" u. hatte "leider" deswegen keine Zeit für Kampfgruppe u. ZV und was es da noch so alles lästiges gab. Für die Modellbahngeschäfte war es doch nur "sozialiste Hilfe" wenn man die DMV Kunden wie Könige behandelte. Wenn Austellungen waren konnte man eine Freistellungen von der Arbeit beantragen, das funktionierte auch, wenn man in dieser Zeit, keine wichtigen Aufgaben hatte. Und wenn dann noch zur Ausstellung meine Lieblingsverkäuferin mit Ihrer Familie kam, gab es kostenlosen Eintritt u. wenn sie noch alleine war, machte unser DMV-Club auch mal einen Arbeitseinsatz beim Vorrichten ihrer Wohnung.
Besser in der DDR war die Anzahl der Geschäfte u. eine bessere Verteilung Infrastruktur. Die Mangelwirtschaft wurde gestreut. Ich bekam alle Ersatzteile. Heute bekomme ich kaum noch etwas Neues in meiner Thematik u. wenn, in einem schlechteren Verhältnis bezogen auf Preis, Einkommen u. Qualität. Ersatzteile ein Unding. Kaufen u. Entsorgen. Geredet wird von Nachhaltigkeit, geliefert wird Schrott. Besser ist nur die Optik, schlechter ist die Mechanik, neu ist digitales Zubehör, im Durchschnitt.
seit 1973 bis in die 80er Jahre war ich, Wessi, häufig zu Gast bei einer befreundeten Familie in der DDR im Harz, Nähe Nordhausen.
Natürlich wollte ich das Geld vom Zwangsumtausch in Modellbahnartikeln anlegen, was problemlos möglich war. Mein Interesse war auf H0, TT und N gerichtet- Modellautos (Espewe u.a.) gehörten ebenfalls zu meinen Favoriten. Einmal habe ich im Centrum-Kaufhaus Magdeburg eine grössere Menge Autos gekauft, die Verkäuferin war mit Freude dabei mich zu bedienen. Bevorzugt habe ich in einem Moba-Laden (Konsum) in Wernigerode eingekauft. Die Verkäuferin war sehr freundlich. Ich habe in Mark der DDR bezahlt.
Bei meinen Aufenthalten, teilweise 14 Tage, hat niemals jemand die Bezahlung in DM "Westgeld" von mir gefordert.
Die Versorgungslage mit Lebensmitteln war durchaus als befriedigend zu bezeichnen.
Re #10 Ja natürlich, es mußte niemand hungern, aber die Versorgungslage war höchst unterschiedlich. Gab es große Kombinate im Ort, war die Versorgung besser. Waren es touristische Ausflugsziele - vlt sogar international bekannte - dann war die Versorgung sogar viel besser - da wollte man glänzen. Ich habe in der Nähe von Potsdam gedient. In Babelsberg sah man oft die Alliierten, auch privat zum günstig Essen e.t.c. Da standen dann auch Sachen im Schaufenster, davon hat der Konsum im Heimatdorf nicht mal geträumt. Oder Leipzig zur Messe, da waren die Regale und Auslagen gut bestückt. Aber sonst war die Versorgung höchst unterschiedlich. Von Falkenberg/E nach Torgau gab es ne Personenzugverbindung (KBS 210: Fak ab 14:20 - Tg an 14:50; und 15:00 machten die Läden auf), die genau zu den Öffnungszeiten der Geschäfte paßte. Da wurde munter zum Einkaufen hin und her gefahren, weil Falkenberg und Torgau halt in unterschiedlichen Bezirken lagen und damit nach unterschidlichem Verteiler beliefert wurden. Gegeben hat es alles, nur nicht immer da wo es gerade gebraucht wurde oder wo man gerade war. Daraus entstand dann ein reger Tauschhandel und die Angewohnheit, erstmal zuschlagen und haben - egal ob man's braucht. Tauschen konnte man immer noch. Außerdem wurden Dinge sorgsamer behandelt, wenn man sich des Nachschubes nicht sicher war. Auch repariert wurde mehr - wäre heute angesichts der Debatten um Resourcen sicher nicht falsch. Wahrscheinlich muß man damit aufgewachsen sein, um es richtig zu verstehen. Heute schüttelt man über manche Dinge selbst den Kopf und für Außenstehende ist es sicher schwer vorzustellen. Richtig lustig wird es, wenn mein 15jähriges Pubertier ne Doku o.Ä. im Fernsehen gesehen hat und ich ihr da manches erklären soll. Wie erklärt man Dinge, über die man im Nachhinein selber den Kopf schüttelt? Und dabei kommen wir so weit von der MoBa weg, daß ich besser aufhöre.
Fahrt Frei Steffen
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Hallo alle miteinander, ich machte 1988 mit meinen Eltern Urlaub in Ungarn am Balaton. Auf dem Campingplatz lernten wir ein Ehepaar kennen, dass ebenfalls aus Westdeutschland war. Der Mann lieh mir, für mich als Marke völlig unbekannt, seinen Pikokatalog aus. Ich war als Märklinfahrer von Piko und seinen doch völlig anderen Modellen sowie deren günstigen Preis schwer beeindruckt. Davon wollte ich mehr als nur ein paar haben. Da wir einige Tage später in eine größere Stadt in Ungarn fuhren, suchten wir dort anschließend einen Spielwarenladen auf. Die Enttäuschung war für mich groß. Es gab lediglich einen Wagentyp, einen ungarischen Kühlwagen mit Spitzdach und ein Signal im Angebot. Ein Wagen und einige Signale, von denen wir nicht wussten, ob sie mit Wechselstrom kompatibel sind, wurden trotzdem gekauft. Der Wagen ist heute noch in meinem Besitz und auch die Signale funktionieren bis heute einwandfrei. Trotzdem blieb die Erinnerung, dass damals nicht einmal ein Bruchteil des damaligen Sortiments, zumindest in Ungarn, erhältlich war. Gruß Christof
Hallo zusammen, Steffen hat ja im Beitrag #10 schön geschildert wie es so lief. Ich habe mich über diesen Beitrag gefreut weil ich mal wieder die Bestätigung bekommen habe das es doch diese DDR gab und nicht nur die in den Medien seit 1990 angeblich so ganz schlimm dargestellte. Ich hatte weder verwandte hinter dem großem Zaun noch irgendwelche Beziehungen zu Artikeln die man eintauschen konnte. Ich hatte allerdings den Vorteil das ich schon seit dem letztem Lehrhalbjahr eigentlich laufend auf Montage war und damit in den damaligen Bezirken Dresden und Karl-Marx-Stadt unterwegs war. Da ja diese Fahrten ja nicht per PKW sondern mit Zug und Bus angetreten wurden und auch oft eine ganze Woche außerhalb geschlafen wurde konnte man nach Feierabend mal zum nächstem Bahnhof tippeln und in der nächstgelegenen Ort mit Modellbahnladen reinschauen. Ob nun Görlitz, Zittau, Neukirch, Dresden, Aue, Karl-Marx.Stadt oder Oederan- es gab meist irgend etwas für die Moba. Auf diese Weise ist mein Fahrzeugbestand 1980 zusammengekommen. Hier auf ein paar leider miserablen sw/ws Bildern zu sehen:
Auch an Zubehör wie Gebäudebausätze, Signale, Lampen oder Modellautos kamen so einiges zusammen
Der Generation " Ein Wisch, ein Tippen und schon hat der Paketsklave morgen anzutanzen sonst gibts in den a...Netzwerken Zoff" ist natürlich nur sehr schwer zu vermitteln wie dies vor über 30 Jahren war. Wir hatten auch unsere Probleme die Zeit nach 45 zu verstehen wo das Leben für viele auch komplett auf den Kopf gestellt wurde. Ich höre lieber auf hier noch weiter zu schreiben sonst kommen wieder die "Allesbesserwisser" und erklären mir das ich nicht in diese Zeit passe...
Gruß Gerd + Ede aus Dresden
Sollte jemand Fragen zu den Fahrzeugen haben bin ich gern bereit diese zu beantworten, aber die ganze Flotte an doch mehr oder weniger interessanten Modellen aufzutippen...
Zitat von Es(s)bahner im Beitrag #11Ja natürlich, es mußte niemand hungern, aber die Versorgungslage war höchst unterschiedlich.
Außerdem wurden Dinge sorgsamer behandelt, wenn man sich des Nachschubes nicht sicher war. Auch repariert wurde mehr - wäre heute angesichts der Debatten um Resourcen sicher nicht falsch. Wahrscheinlich muß man damit aufgewachsen sein, um es richtig zu verstehen.
Hallo Steffen ! Dadurch das ein früherer MZ - fahrender Kollege der außerdem überzeugter Kommunist war zumindest einmal jährlich in der DDR seinen Urlaub verbrachte (auch zwecks MZ - Ersatzteilbeschaffung in Zopschau) und außerdem meine Eltern in Hohenstein - Ernstthal ein Mietshaus erbten hatte ich auch als Österreicher nen ganz guten Einblick in die dortigen Lebensumstände. Die Versorgungslage war vor allem auch in der Industrie prekär weil häufig geeignete Materialien bzw. solche in erforderlichen Güte nicht zu bekommen waren und man deshalb Produkte nicht oder nur mit eigentlich unnötigen Konstruktionsänderungen in der angestrebten Qualität fertigen konnte, ein MZ - Konstrukteur sagte mal sie hätten eigentlich bei Gott wichtigeres zu tun als sich um ständige Probleme beim Wareneingang zu kümmern... Trotzdem wurden, weil nachhaltiges ressourcensparendes Wirtschaften Pflicht war, angesichts der Umstände sehr gute Produkte erzeugt und ich persönlich liebe es geradezu wegen ihrer einfachen, wartungsfreundlichen Konstruktion DDR - Produkte instandzusetzen und ihnen ein zweites Leben zu bescheren weil sie einen gut gewartet und unverbastelt auch nicht im Stich lassen. Wir hatten damals das Glück als weit und breit einzigen in Bregenz einen Modellbahnhändler zu haben der seit seinem Bestehen auch immer eine Auswahl Gützold - und Pikoprodukte listete und ich bin einige Male von Innsbruck nach Bregenz gefahren um mich über Neuheiten zu informieren und natürlich auch einzukaufen; meine bis zu 40 Jahre alten "Ossis" bereichern auch alle noch meinen Fuhrpark...
Grüße von Markus
Man muß im Leben für seine Erfahrungen bezahlen, wenn man Glück hat bekommt man manchmal Rabatt (Oskar Kokoschka)
die vielen Umbaumodelle sind ja aus irgendwas entstanden. Es war also im Laufe der Zeit Einiges beschaffbar. Vieles wurde gekauft, weil man es gerne hatte und vorher gerne hätte. Mal zu den Preisen ein paar Beispiele_ BR86 : 46 M, BR 01.5 (nur Schwarze erhältlich): 89 M, die wurden gekauft, ohne viel nachzudenken. Zwischen den Erscheinungsterminen lagen ein paar Jahre, die Preise (nur für Neuerscheinungen!) sind inzwischen etwas mitgewachsen. Trotzdem hat mancher davon geträumt, alle 4 Varianten zu haben und konnte das auch umsetzen. Das war bei mir nicht so, trotzdem habe ich inzwischen nicht viel weniger 01.5, als die DR mal hatte, meistens auch ausbesserungswürdig. Die 41 wenige Jahre später war 116 M und die nachgeschobene 03 ebenfalls. Die nächsten Loks 56, 38.2, 95.0 (es gab nur die 028 als Öllok, alle anderen Varianzen viel später, als Piko Kunden suchen musste) über 200 Mark, das war nicht so eine Lapalie wie heutzutage 230 Euro, sondern richtig Geld. Ein Gbs-Güterwagen kostete übrigens 19,50 Mark und war damit fast doppelt so teuer wie ein Schicht-Preuße mit Licht für 9,95 M. Das lag daran, daß Einzelhandelspreise nach Erscheinen nicht mehr geändert werden durften, Das war Staatsdoktrin und man konnte ja einer 86 keine zusätzliche Achse spendieren , nur um den Preis zu verdoppeln. Das ging nur beim Trabant . Schienen und Zubehör war nach heutigen Maßstäben vergleichsweise billig, die Sachen gab es seit den Sechzigern und damit stand der Preis fest.
In Ungarn war das Modellbahnhobby wesentlich weniger verbreitet, die Leute hatten vermutlich andere Probleme. oft kleinere Wohnungen, für deutlich mehr Geld, Alles mögliche war sehr viel teurer als bei uns. Das sah in Budapest und den Balatonkurorten zwar nicht immer so aus, war aber für viele Bürger dergraue Alltag im bunten Ferienland. Der gebrauchte Kleinwagen war vielleicht härter verdient als der Trabant nach 10 Jahren. Für Polen galt das sinngemäß auch.
Im Urlaub haben wir meist einige Wagen und 1 oder 2 Loks nach Budapest mitgenomen und bei Onkel Lajos auf der Vaci verkloppt. Eigentlich meist ein gutes Geschöft, aber man wollte sich ja auch gerne etwas Exotisches mitbringen (GFN oder so), meist gab es nichts Passendes. Der Laden wurde im Laufe der Jahre immer mehr eine Ramsch- und Andenkenbude, Modellbahn gab es (wenig) hinter dem Vorhang. Der gute Mann hatte sicher auch seine Probleme, über die Runden zu kommen.
Liebe Grüße
Wolfgang
Unter solchen Umständen wie heute sind nicht notwendige Dinge zwingend notwendig.
Hallo Georg, war das der Laden in der Burgstraße und bist du sicher, daß Karl Marx auf dein Auto aufgepaßt hat? Ich kenne dort eigentlich nur das Bach-Denkmal in der Nähe. Die Forderung nach Hartem Bakschisch konnte dir nur in Leipzig so passieren, die waren durch die Messezeiten verdorben und haben vorher die Lage gepeilt. Das hätte den Damen auch ins Auge gehen können. In Thum oder Schönebeck wäre das so sicher nicht passiert. Deine Zehner haben es nicht bis in die Kasse geschafft, die wurden vorher aus humanitären Gründen ausgetauscht. Sogar Eins zu Eins! Vor dem gleichen Problem standen wir aber auch oft, wenn wir mal was außer der Reihe haben wollten. Konnten wir aber meist nicht lösen.
Liebe Grüße
Wolfgang
Unter solchen Umständen wie heute sind nicht notwendige Dinge zwingend notwendig.
Wolfgang, der von mir weiter oben beschriebene Einkauf in Leipzig liegt mittlerweile rund 40 Jahre zurück. Da weiß ich nicht mehr so genau, wo es war. Ich meine, damals auf einen großen Parkplatzt gegenüber der Leipziger Uni geparkt zu haben. Heute sieht es da sicherlich anders aus. Mir war schon klar, daß die Verkäuferin den 10-DM-Schein durch einen 10 M-Schein der DDR aus ihrem Vorrat ersetzen würde. Ich hatte mich für solche Dienstleistungen mit entsprechendem Kleingeld ausgestattet. So bekam der Parkwächter einen Teil der Parkgebühr in DM. Ich hatte nicht nach einem Parkplatz zu suchen und wußte das Auto in seiner Obhut. Was meinst du, wie oft mir das ovale <D-Schild> in der DDR gemopst wurde? So waren alle zufrieden.
Bei Mitnahmen auf Dampflokomotive wurden dem Lokführer und dem Heizer D-Mark in die Tasche gesteckt und auch da waren alle zufrieden. Nur der Trapo gefiel das nicht.
Aber es kann auch ganz anders gehen. Mit der Schule ging es 1973 zu einer Reise durch Polen. Damit ich mir auch mal ein Andenken kaufen konnte, besorgte ich mir für 100 DM polnische Zloty zum damaliger Kurs 1:23, ohne zu ahnen, was das in Polen wert war. Es stellte sich heraus, daß ich kaum Gelegenheit hatte, das Geld auszugeben. So kaufte ich wegen des lächerlich geringen Preises alle auffindbaren Eisenbahnbücher (in deutsch und eine Art "Dampflok-Archiv" in tschechisch) , Endlich fand ich in Warschau einen Laden in dem unter Anderem Modellbahnen angeboten wurden. Daß ich der Sprache nicht mächtig war, war kein Problem. Man brauchte sich eh nicht danach bücken. Die Lokomoiven lagen auf einem Tisch in kleinen Stapeln. Ich nahm mir von jedem Stapel eine Lok und ging mit je einer BR 55, BR 75, BR 89.2 und einer E44 zur Kasse und bezahlte für alle vier Modelle 1000 Zloty. .... Jetzt könnt ihr wieder meckern, ich hätte die Loks zu billig gekauft.
Moin. Die Frage war nach MoBa und Bückware, nicht nach den Versorgungsproblemen von Industrie- & Handwerksbetrieben. Die dortigen Probleme kenne ich sogar sehr gut, besser als viel andere. In meinem Beruf als Nachrichtentechniker kam ich eigentlich in fast alle Betriebe im Umkreis. Natürlich sieht man da auch die Säge klemmen und tauscht sich mit Leuten darüber aus. Manchmal konnte man auch mit nem Tip helfen, weil man anderswo schon ne Lösung für ein Problem gesehen hat. Und natürlich versuchte man auch meist, etwas zu ergattern (gg. Bezahlung, nicht gemaust), was man selbst brauchen konnte oder iwo weiter tauschen konnte. Diesbezüglich war das Armaturenwerk mein Lieblingsbetrieb, da ging man mit halbvoller Werkzeugtasche rein und mit voller Tasche wieder raus. Unterm Werkzeug lag dann ein schöner blanker frisch verchromter (oder von mir aus auch vernickelter) Wasserhahn/Badarmatur. Damit gingen dann anderswo wieder Türen auf ... Mit den Problemen kämpften wir auch, Ersatzteile kaum zu bekommen, Spritkontingent für'n Diensttrabbi immer zu wenig, ... Das war aber nicht die Frage gewesen und daher habe ich das nicht geschrieben. Soviel zur Klarstellung.
Fahrt Frei Steffen
Spur S international, egal wer's gebaut hat Piko Einschienenbahn Herr Schmalspurbahn Eisenbahnbetriebslabor der TU Dresden
Zitat von Es(s)bahner im Beitrag #18Moin. Die Frage war nach MoBa und Bückware, nicht nach den Versorgungsproblemen von Industrie- & Handwerksbetrieben.
Hallo Steffen ! Zumindest nach meiner Einordnung waren die DDR - Modellbahnhersteller ebenfalls Industrie - und Handwerksbetriebe, wenn Du eine andere Definition dafür bietest wär ich gespannt sie zu lesen. Und das auch die Mobaproduzenten genauso von den Versorgungsproblemen und deren Folgen betroffen waren dürfte kaum einem Modellbahner verborgen geblieben sein. Dies und die Exportpriorisierung führte auch dazu das sich Modellbahnverkäufer (wie von den Kollegen beschrieben auch in anderen Ostblockländern) oft vergeblich "bückten" weil unter der Budel nicht so selten auch gar nichts war was sie hätten hervorzaubern können...
Grüße von Markus
Man muß im Leben für seine Erfahrungen bezahlen, wenn man Glück hat bekommt man manchmal Rabatt (Oskar Kokoschka)
Hallo Georg, ich habe deine Aussage mit den Zehnern schon weiter oben richtig verstanden (10+35, ist ja klar.). Du musst dich vor mir/uns in keiner Weise rechtfertigen, heute erst recht nicht. Den Laden habe ich in der Burgstraße vermutet, möglicherweise falsch. Das war ein ziemlich großer HO-Laden mitmindestens 6 Schaufenstern. In der Nähe ist die Thomaskirche mit dem Kantor Bach davor. Soweit ich weiß, war das der größte Modellbahnladen in Leipzig. Es gab noch einen anderen, der war aber eher ein Spielzeugladen und daher größer. Ist ja auch egal inzwischen.
Die Bücher waren mit Sicherheit unsere Transpress-Ausgaben. Offiziell für die Versorgung der deutschen Minderheiten angeboten, haben die immer ein Loch in die Kasse mit dem Reisegeld gerissen. Wenn Berliner und Schsen zum Bücherkauf nach Prag fahren, läuft irgendwas schief.
Etwa in dieser Zeit war ich auch in Polen, aber nur im Riesengebirge mit Schulklasse und Lehrerin als Bremsklotz am Bein. Mit Modellbahn war da nichts, nur Zeitschriften und Kartonbastelbögen auf polnisch. Die Reise hatte ja auch einen anderen Zweck.
Wenn ich deine 4 Loks umrechne, hättest du sie in der DDR möglicherweise billiger bekommen (allerdings nicht vom Mindestumtausch). Aber wir waren vor dir im Laden! . Wie gesagt, die älteren Modelle waren preiswerter und in Polen war Modellbahn nicht so wichtig wie in Sachsen oder Schwaben zum Beispiel. Hauptsache, du hattest Freude an den Loks.War ja eine schöne gesamtdeutsche Vorbildauswahl.
Der Pole hat sie dir sicher gerne verkauft oder brauchte dringend Geld. Die waren damals auch auf unser Geld scharf, verglichen mit der polnischen Provinz waren wir ein Einkaufsparadies.
Liebe Grüße
Wolfgang
Unter solchen Umständen wie heute sind nicht notwendige Dinge zwingend notwendig.
vielen herzlichen Dank für all die Geschichten und Erinnerungen. Ich finde sie höchst spannend zu lesen, denn sie zeigen den damaligen Mangel-Zustand und den Einfallsreichtum ohne irgendwelche rosaroten Verklärungen.
Mein erster und auch einziger Besuch in der DDR war 1990, ein paar Wochen nach der Währungsunion. Wir sind zu zweit auf Eisenbahn-Entdeckungsreise bis nach Berlin gefahren. Die Idee, auch einen Modellbahnladen aufzusuchen, hatten wir damals als 20jährige nicht. Aber unglaublich eindrucksvoll und auch lustig wars mit einem super Spezl. 2 Ur-Bayern voller Unsinn im Kopf da drüben...
Hätte ich damals von der Existenz Piko i-Kupplung und vom hohen Stellenwert der Modelleisenbahn ganz allgemein gewusst, dann wäre die Reiseroute mit Sicherheit etwas anders verlaufen.
Hallo, darf ich als Wesi mal meine Erfahrung mit der Modellbahn in der DDR und anderen sozialistischen Ländern kurz preisgeben. Ich war mal in den frühen 80er-Jahren in Ostberlin. Habe den sogenannten Zwangsumtausch, also 25 DM gegen 25 Ostmark, mitgemacht und wusste dann nicht wohin mit den 25,- Ostmark. Nach dem erfolglosen Besuch eines größeren Kaufhaus, bzw, in der dortigen Spielwarenabteilung, war es mir klar, dass ich so auf der Suche nach HO-Modellen nicht weiterkomme, denn es gab nur TT-Modelle. Es stellte sich mir zunächst die Frage, wen konnte ich nach einem Modellbahn Fachgeschäft vertrauensvoll fragen und wie konnte ich es ohne nähere Ortskenntnis finden . Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und fragte einen von der VOPO (was geschieht mit mir, wenn ich an den Falschen gerate? Knast? Stasi etc.?). Der erklärte mir aber höflich und sehr präzise. wie ich zu einem Modellbahnfachgeschäft kommen würde. Dabei stellte sich heraus, dass er selbst dort Kunde und ebenfalls Modellbahner war. Leider machte er mir keine große Hoffnung dort Loks oder Wagen zu finden. Irgendwie gelang es mir dann mit der Straßenbahn an den beschriebenen Ort zu kommen und staunte nicht schlecht über die dortige Warenauslage im Schaufenster. Ersatzteile, Motoren und andere Kleinigkeiten! Die müssen doch was haben! Also wenn die so viele Ersatzteile ausstellen, haben die auch bestimmt Loks und Wagen (meinte ich). Eines besseren belehrte mich die dortige Verkäuferin mit" Hamer nich, kommt um Weihnachten eventuell was rein, komme se später". Das wars mit dem dortigen Warenangebot.
Ein paar Jahre später in Ungarn genauer in Budapest. Ernüchtert nach den Erfahrungen in Ostberlin und eigentlich nicht auf der Suche nach einem Modellbahnfachgeschäft fand ich zu meiner Überraschung ein solches. Keine Ersatzteil Sammlung im Schaufenster, also mal reinschauen. Im dortigen Warenangebot keine DDR Modellbahn, aber ein ungarisches Produkt. Ein vierachsiger blauer Personenwagen der ungarischen Staatsbahn. Den nahm ich und außerdem günstige, handbemalte Zinnfiguren in HO. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Märklin-Figuren besteht, daher bevölkern die jetzt meinen beleuchteten Kibri-Bahnsteig aus der Vorkriegszeit.
Anderer Ort, wieder einige Jahre später: Prag. Es gab dort ein Spielwarengeschäft, welches Piko führte. Dank des Schwarztausches verfügte ich über ausreichend tschechische Kronen, so dass ich mir die neue BR 85 leisten konnte. Das Piko-Warenangebot war wirklich gut! Grüße Joachim
Hallo Uwe und liebe Forenmitglieder, ja natürlich es war eine 95er Lok. Schade, dass diese nur ein Plastikgestänge hatte, Metall wäre sicher besser gewesen. Jedenfalls hat sie gute Laufeigenschaften, insoweit auch von der Detaillierung sehr gut. Noch so eine Ost-West-Story: 1990 machte ich mit meiner Frau eine Radtour in die noch existierende DDR. Als Radfahrer wurden wir von der DDR-Bevölkerung als Exoten betrachtet. Es war die Zeit kurz vor der Währungsunion. Für uns beide eine gute und sehr interessante Zeit, welche leider nicht wiederholt werden kann. In Rostock: Hier fand ich einen Modellbauladen, welcher geschlossen werden sollte. Im Schaufenster eine Menge Bausatzmodelle. Meine Frau wollte vor dem Laden warten bis ich im Laden fertig war. Loks und Wagen - leider keine Spur. Falls jemals mal was da war, alles weg. Null !!! Der ganze Laden aber überrandvoll mit Gebäudebausätzen. ...und zu welchen Preisen.!!! Ein schmucker Bahnhofsbausatz für 50 Pfennig, eine Burg zu 1.- Ostmark usw.. Also türmte ich alle Bausätze, die mir gefielen. auf der Ladentheke auf. Inzwischen war es meiner Frau vor dem Laden mit der Warterei zu dumm geworden und kam herein, Sie fragte mich, ob ich schon endlich was gefunden hätte. Ich zeigte auf die inzwischen übervolle Ladentheke. "Ja was?!!!" so ihre Antwort. Meine Antwort: "Alles, schau mal auf den Preis." Als sie kapieret hatte, dass hier schöne und vor allem sehr günstige Bausätze zum Verkauf standen, beteiligte sie sich eifrig an der Suche und türmte die Fundstücke auf dem Berg auf der Ladetheke weiter auf. Irgendwann mal waren wir fertig. Der Transport: Alle Bausätze ließ ich in mehrere große Kartons verpacken und die fuhren wir Stück um Stück mit dem Fahrrad im Pendelverkehr zum Postamt und schickten diese heim. Das ist schon lange her. (Sommer 1990), dennoch warten heute immer noch unzählige Bausatzmodelle auf ihren Zusammenbau. Es wird Zeit, dass ich in den verdienten Ruhestand gehe. Grüße Joachim
die Geschichte von deinen Bausatz Einkäufen gefällt mir sehr, für dich sehr vorteilhaft, aber trotzdem traurig was damals in der in Auflösung befindlichen DDR passiert ist.
Ähnliches " Glück " hatte meine damalige Schwiegermutter als sie in einer Fleischerei Wurstkonserven für je 15 Ost-Pfennige ergatterte.
Gerne oute ich mich als Käufer der Lebensmittel jener DDR-Firmen die den Sprung in unsere Gegenwart überlebt haben ...