ab April 1961 bot ROKAL seinen Händlern eine vollautomatische Schaufensteranlage an. Durch Zufall konnte ich so eine Anlage aus den Tiefen des Teutoburger Waldes bergen. Natürlich ist der Zustand desolat. Aber diese Werksanlage gab es nie für Endverbraucher im Handel zu kaufen. Somit ist sie wirklich extrem selten und eine Restaurierung lohnenswert.
Die verbauten Bäume, Brücken und die Streumaterialien weisen auf die Firma "Busch" als Hersteller hin. Letzte Klarheit bringt der "Busch Plastic" Aufkleber auf der Unterseite des Geländes. Die verwendeten Busch-Materialien weisen auf einen Herstellungszeitraum von 1961 bis 1963 hin.
wirklich ein toller Fund! Vielen Dank fürs Zeigen.
Ich denke, dass man den Zeitraum vielleicht noch auf 1961-1962 eingrenzen kann. Du schreibst ja, dass Rokal den Händlern diese vollautomatischen Anlagen ab 1961 anbot. Busch hingegen hatte ab 1963 ein neues Logo. Der Aufkleber auf dem Anlagenboden zeigt noch das 1962 verwendete alte Busch-Logo.
Ich habe zwar leider nur Kataloge von Busch ab der Zeit in der sie auch N-Produkte im Programm hatten, also ab 1963, aber in den Jahren danach findet sich kein einziges H0- oder gar TT-Fertiggelände im Programm. Ab 1963 findet sich das erste N-Fertiggelände (605, später 805 bzw. 8250) und ab 1966 ein weiteres, etwas größeres (806, später 8260), die aber bereits 1972 wieder aus dem Programm verschwunden waren. Gab es vielleicht in den späten 50ern mal Fertiggelände von Busch? Dass das Gelände von Busch ist, darauf deutet nicht nur der Aufkleber hin, sondern auch die für Busch typische Gestaltung der Seen mit der charakteristischen glänzend-metallischen Färbung des Blaus der Seen. So sehen diese auch bei den N-Fertiggeländen von Busch aus, wie auch bei den H0-Landschaftsteilen aus den frühen Sechziger Jahren.
Sollte Busch das Gelände tatsächlich nur für Rokal-Schaufensteranlagen produziert haben? Würde mich bei der anzunehmenden Stückzahl überraschen. Ich würde stattdessen eher vermuten, dass sie, ähnlich den Tunneln aus der frühen Arnold-Zeit (Arnold 0678 und 0679), die Busch dann mit 600 bzw. 601 im eigenen Programm führte, auch das Fertiggelände ins eigene Programm aufnehmen.
Danke schön für die Aufnahmen. Schönes Restaurierungsprojekt bei Dir vorliegend. Von der Tunnel Einfahrtshöhe betrachtet, sieht die Anlage mehr als eine, für N gedachte Konstruktion. Die Schienen brauchst du nur oberflächlich mit Sandpapier zu bearbeiten, eine schöne, echte Rostfarbe haben die bereits schon! Bahnübergang ist vermutlich nachträglich zur Anlage zusätzlich angebracht worden. Viel Spaß bei der Restaurierung, Bilder davon freue ich mich schon im Voraus zu sehen. Pascal.
@ Lutz: Bei der Datierung kann ich deiner Argumentation gut folgen. Ich habe mich etwas in die Frühzeit der Tiefzieh-Fertiggelände eingelesen. Offensichtlich war die Firma Busch rund ein Jahr vor der Firma Noch am Start. Im Katalog 60/61 von Busch ist ein HO-Fertiggelände abgebildet. In der Firmenchronik von Noch wird erst 1961 als Start für die Tiefzieh-Fertiggeländeherstellung angegeben. Im Buschkatalog 62/63 ist das Fertiggelände nicht mehr aufgeführt. Allerdings taucht hier mehrfach der Name ROKAL in Verbindung mit Zubehör für TT auf. Nach 1963 kam das neue Busch-Logo, die Erwähnung von ROKAL war Geschichte und die Entwicklung von Zubehör für Spur-N nahm Fahrt auf. Demnach scheint es im Jahr 1961 eine kurze Verbindung zwischen Busch und ROKAL gegeben zu haben. Zur Datierung können auch die verwendeten Materialien betrachtet werden. Auf dem von Lutz verlinkten Busch/Arnold Gelände sieht man sehr schön die Begrünung mit Grasfasern. Das ROKAL-Gelände ist mit Sägemehl begrünt. Im 60/61'er Busch-Katalog sind die Fasern noch nicht gelistet. Erst im 62/63'er Busch-Katalog werden die Fasern als Neuheit erwähnt. Das würde also auf eine Herstellung vor 62 hinweisen. Allerdings passen die verwendeten Schaumstoffflocken nicht so recht zu dieser Datierung. Die gab es im 60/61'er Katalog noch nicht. Der verwendete Aufkleber mit dem alten Busch-Plastic Logo kann auch nach 1963 noch verwendet worden sein. Häufig wurden ja alte Bestände aufgebraucht und erst später ersetzt. Das genaue Herstellungsjahr erfährt man wohl nur durch Nachfrage bei der Firma Busch. Evtl. haben die ja noch alte Unterlagen. Mir persönlich reicht als Datierung der ungefähre Zeitraum 1961-1963.
@ Jürgen: Ja, ich möchte es gerne Restaurieren! Aber die Zeit... Vermutlich wird es demnächst auf meiner Prioritätenliste weiter aufsteigen...
@ Pascal: Der Bahnübergang wurde vom Vorbesitzer Mitte der 60'er Jahre ergänzt. Er erzählte mir, dass seine Eltern Inhaber eines Elektrogeschäfts waren. Neben Haushaltsgeräten verkauften sie auch ROKAL und Carrera Rennbahnen. Diese Anlage gab es wirklich nur für Händler. Sie war nicht bei Busch und auch nicht bei ROKAL für Privatpersonen zu kaufen. Die Gleisgeometrie passt nur für ROKAL. Spur-N kam ja auch erst später auf. Der Gleisgeometrie nach zu urteilen, ist es keine Spielanlage. Es handelt sich um eine eingleisige Strecke. Hier konnten automatisch zwei Züge im Blockabstand fahren. Die verbaute Weiche ist eine Handweiche. Also gab es so gut wie keine Spielmöglichkeit sondern nur Automatikbetrieb.
@ Alle: Um das Gelände zu restaurieren, wären Bilder von Vergleichsobjekten hilfreich. Über die Zusendung von Fotos, oder das Zeigen hier im Forum würde ich mich sehr freuen.
Kann jemand das unter dem Gelände angebrachte elektrische Bauteil erkennen und zuordnen? Auch für eine Funktionserklärung bin ich dankbar.
Kann jemand das unter dem Gelände angebrachte elektrische Bauteil erkennen und zuordnen? Auch für eine Funktionserklärung bin ich dankbar.
VG, Frank
Die beiden Spulen werden von den rechts im Bild sichtbare, gelben Leitungen angesteuert und schalten dabei jedes mal die Kontakte um die auf der linken Seite auf den Lötstellen enden. Vermutlich (Aber wirklich nur VERMUTLICH!) wird das Relais von Schaltgleisen/Kontaktgleisen gesteuert und schalten mit seinem Kontakten die Fahrspannung an verschieden Gleisabschnitte an um damit einen automatischen Zwei-Zug-Betrieb zu fahren. Für genauere Analysen ist mein Minibildschirm nicht geeignet, aber vielleicht hilfts weiter
es könnte das Schaltrelais Nr. 124 von Brawa sein, bei dem der Deckel fehlt. Die Drähte wurden angelötet und nicht mit Steckern in die Buchsen gesteckt, da passte der Deckel wohl dann nicht mehr.
Du bist ja flott! Das scheint zu stimmen! Kommt also mit auf den Einkaufszettel. Nicht jedes Bauteil muss restauriert werden, wenn es originale Ersatzteile gibt. Streumaterial, Bäume, Flocken, Bahnübergang, Tunnelportale... der Einkaufszettel wird länger...
da irrst Du Dich aber gewaltig. Noch schreibt nur das sie 1961 mit den Tiefziehgeländen angefangen haben. Fertiggelände haben sie schon einige Jahre länger im Programm zu mindestens seit ihrem Wechsel in den Westen der Republik.
Hallo zusammen, ich kenne nur die Version das die Fa. NOCH nach ihrer "Geschäftsverlagerung" 1956 in Maisach bei München u.a. Fertiggelände und Sonderanfertigungen angeboten hat. 1961 , nach dem Umzug nach Wangen kamen dann die Tiefzuggelände hinzu.
Gruß Gerd aus Dresden
Nachtrag: Axel war schneller als ich mit meinem 1-Finger-Tippsystem
netter Fund und wenn ich mir Deine vorherigen Projekte so anschaue, wird hier bestimmt eine sehr schöne Anlage entstehen.
Auf der ROKAL-Ausstellung 2008 in der Dorenburg in Grefrath wurde eine solche Anlage gezeigt. Ich habe mal meine Bilder hier eingefügt, einmal als kleine Vorschau und in Originalgröße. Los geht's
Auf dem Datenblatt sind nur wenige Gebäude zu erkennen, die kleine Kirche S 812, der Bahnhof S 824 und einige der kleinen Siedlerhäuschen Die Modellhäuser der Anlage stammen z.T. aus einem späteren Zeitraum und dürften nachträglich ausgetauscht bzw. hinzugefügt worden sein.
Jürgen, ich weiß nicht mehr, wer die Anlage damals für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat, aber da wurde offensichtlich an mehreren Stellen "optimiert". Vor allem die Gärten und Hecken sind nachträglich ergänzt worden. Ich denke aber, dass man trotzdem noch den ursprünglichen Charakter der Anlage erkennen kann und die Bilder für Frank ein gewisser Anhaltspunkt sein können.
das ist mal einen nette kleine Anlage. Der See oben erinnert mich irgendwie an ein Maar. Der Gleisplan ist überschaubar aber dafür eine schöne lange Fahrstrecke. Leider hab ich kein Rokal...
@ Stefan: Cooler Service! Vielen Dank! Die Bilder helfen bei der Restaurierung bestimmt weiter.
Keine Ahnung, wo ich die Zeit zum Restaurieren hernehmen soll... aber es juckt schon in den Fingern...
Der Gleisplan ist interessant. Im Gegensatz zur vollautomatischen Schaufensteranlage sind hier einige manuelle Spielmöglichkeiten vorhanden. Aber das passende Tiefziehgelände war für private Kunden nicht erhältlich. Selbstbau war angesagt.
Ich werde wohl erstmal historisches Busch-Baumaterial beschaffen. Auch eine grobe Reinigung muss flott erfolgen, denn das Ding müffelt nach Jahrzehnten auf einem Dachboden. Wenigstens ist es nicht belebt...
Im Buch "Die Geschichte der ROKAL-TT-Modelleisenbahn" von Manfred Albersmann (Selbstverlag) wird auf Seite 60 ebenfalls die Zusammenarbeit von Busch und ROKAL erwähnt. Vertiefende Informationen liefert das Buch leider auch nicht.
vielen Dank für alle Unterstützung, Ratschläge, Tipps und Hilfsangebote hier im FAM, via PN und über andere Kommunikationskanäle!
Die Restaurierung werde ich wohl in den nächsten Wochen starten. Bevor es los gehen kann, muss ich noch einige andere Projekte zum Abschluss bringen und vor allem, meine Hobbyräume wieder aufräumen...
Der Herstellungszeitraum dieses Geländes ist auf Ende 1960 / Anfang 1961 eingegrenzt. Es wird wohl nur eine einmalige Auflage gewesen sein. Eine Produktion über mehrere Jahre ist eher unwahrscheinlich. Eine Begrünung mit Grasfasern scheidet also aus. Ich habe begonnen, altes Streumaterial auf Sägemehlbasis zu besorgen. Um die passenden Farbtöne zu treffen, werde ich nur sehr altes Material verwenden. Auf eine Schaumstoffbettung der Gleise werde ich vermutlich verzichten.
Eine FAM-Organspende ist schon eingetroffen. Vielen Dank, Peter!
Tja, die Bilder sagen eigentlich schon alles. Ich habe mit Teppichschaum angegriffen. Der Dreck kommt runter und es riecht auch deutlich angenehmer! Ich werde mich dann mal am Rest der Anlage abarbeiten und von meinen Erfahrungen berichten. Mit dem Fön lassen sich die angeklebten Baumstümpfe und Bodenplatten der Figuren gut ablösen.