Spielzeugklaviere, heute meist als Toy Pianos bezeichnet, bilden für mich einen sehr spannenden Bereich des alten Spielzeugs. Meist handelt es sich um Miniaturklaviere, bei denen natürlich die komplizierte Tastenmechanik durch einen einfachen Mechanismus ersetzt ist, bei dem ein kleiner "Hammer" auf Tastendruck an einen Klangstab schlägt und so den Ton auslöst. In den letzten Jahren sind Toy Pianos populär geworden, weil sie mitunter häufiger von Musikern auf der Bühne oder im Studio genutzt wurden. Dabei liegt der Reiz darin, ein sehr simples Instrument möglichst musikalisch zu nutzen und dosiert zu spielen - keine leichte Aufgabe.
Es gibt diese Toy Pianos in zahlreichen verschiedenen Größen und Bauformen. In Deutschland sind Instrumente von Goldon weit verbreitet und vielleicht hatte der eine oder andere Sammler aus diesem Forum auch so ein Instrument in seinem Kinderzimmer stehen. Andere bekannte Hersteller sind mitunter Schoenhut, Jaymar und Bontempi.
Besonders beliebt und bei Sammlern begehrt sind die Pianos von Michelsonne Paris. Ab 1939 begann die Produktion dieser fantastischen Instrumente, die neben einer sehr schönen Optik auch durch einen besonders schönen Klang auffallen. Als die Fabrik 1970 zerstört wurde, endete die eigentliche Produktion. Einige Jahre lang wurden weitgehend baugleiche Pianos anschließend noch von Bontempi hergestellt.
Während bei den meisten Toy Pianos die Töne ein wenig gegeneinander verstimmt sind, ist der Klang der Michelsonne Pianos sehr rein und musikalisch. Sie klingen einfach gut! Man hat sich damals wohl viel Mühe bei der Fertigung der Klangstäbe gegeben. Die Pianos verfügen über einen Klappmechanismus. Mit hochgeklappter Tastatur kann man sie platzsparend im Regal verstauen und die Tasten sind vor Staub geschützt.
Wegen ihres guten Klangs und der guten Spielbarkeit greifen Musiker, die ein Toy Piano verwenden möchten, sehr gerne auf Michelsonne zurück. Deshalb sind diese Pianos sehr gesucht und es werden durchaus hohe Kaufpreise fällig. Dabei gilt: Je größer der Tastenumfang, desto hochpreisiger das Instrument. Pianos mit einer Oktave sind für musikalische Zwecke kaum zu gebrauchen. Wer ein wenig Freude an seinem Piano haben möchte oder seinen Kindern so ein Instrument ins Spielzimmer stellen möchte, sollte schon eins mit 25 Tasten suchen. Modelle mit 37 Tasten sind gesuchte Liebhaberstücke und Modelle mit 49 Tasten sind kaum zu finden. Wer doch die seltene Gelegenheit hat, eins zu kaufen, bekommt für den Kaufpreis auch locker ein gebrauchtes „richtiges“ Klavier.
Ein Michelsonne Piano findet man heute noch am häufigsten in Frankreich. Auch ich habe mein Instrument mit 25 Tasten vor einigen Jahren aus Frankreich erhalten. Ohne den Aufkleber der französischen Post auf dem Paket hätte das Auspacken auch nur halb so viel Freude gemacht. Bei meinem Piano handelt es sich um ein frühes Modell (vermutlich 1950er Jahre) mit Holzhämmern. Später gab es auch Hämmer aus Glas und Kunststoff, wodurch verschiedene Klangfarben entstanden.
Überhaupt klingt kein Instrument wie das andere und das macht den Reiz dieser Toy Pianos aus. Mit einem Kontaktmikrofon kann man sie prima aufnehmen und auch als Dekorationsstück in der Wohnung geben sie ein gutes Bild ab. Der ideale Ort für diese Pianos ist aber das Kinderzimmer, denn ich bin überzeugt davon, dass Kinder sich auch heute eher für so ein Instrument begeistern können als für ein billiges Spielzeugkeyboard aus Plastik.
Dass man mit so einem Spielzeugklavier durchaus musizieren kann, zeigt dieses Video, das ich auf YouTube gefunden habe:
Einer der Musiker und Komponisten, die ein Michelsonne Piano nutzen, ist Yann Tiersen. Einige Stücke passen perfekt zum Klang dieses Spielzeugklaviers: