ja, eine Pilotin ist da gar nicht mal so schlecht, denn nach einigen Quellen wurde das Muster dieser bemannten V 1 angeblich sogar von Hanna Reisch probegeflogen.
Es war im Endeffekt eine Kamikazewaffe. Die Entwicklung dieses "Projekt Reichenberg" ging m.W. nicht von der Luftwaffe, sondern von der SS aus, aber am Ende wurde dieser Irrsinnsplan noch von Hitler selbst verboten, weil nicht einmal der an diesen Mist geglaubt hat. Es war wohl tatsächlich geplant, HJ-Bubis mit einer Art Rudergängerausbildung ans Steuer zu setzen und ähnlich den jap. Ohkas von Mutterflugzeugen aus gegen irgendwelche strategisch wichtigen Ziele einzusetzen. Andere Quellen gehen von geplanten Rammeinsätzen gegen Bomber aus.
Im Unterschied zu den Japanern gaukelte man den sog. "Piloten" wohl vor, dass sie das Ding aufs Ziel ausrichten und kurz vor dem Einschlag aussteigen könnten. Beim Ausstieg wären sie sicherlich am Triebwerkseinlass hängengeblieben wie bei einem Staubsauger.
Es haben sich - unter welchen Umständen auch immer - einige Dutzend Freiwillige gefunden, die, weil man nicht so recht wusste, wo man sie eingliedern soll, zum KG 200 abkommandiert wurden, wo sie wahrscheinlich auch die letzten Wochen bis zum Kriegsende geblieben sind. Zum Glück hat dieser schauderhafte und menschenverachtende Unfug nicht mehr stattgefunden.
Ich kannte einen Piloten, der noch im März oder April 1945 mit herkömmlichen Jagdflugzeugen "freiwillig" an einem Rammeinsatz teilnehmen sollte. Seine Staffel wurde also in eine Baracke geführt, sie haben die Tür abgeschlossen und dann wurde ihnen nach einer Ansprache und dem Verlesen eines pathetischen Telegramm Görings bedeutet, dass sie nun "freiwillig" zu unterschreiben hätten, was daraufhin alle gemacht haben. Die Jungs hatten aber Glück, weil die Firma in der Situation nicht in der Lage war, diese Flugzeuge überhaupt zusammenzuziehen und auch gar kein Benzin verfügbar war, um die vorhandenen Maschinen überhaupt noch in die Luft zu bringen.
Leider hat es andernorts noch ein paar solche Einsätze gegeben, mit den zu erwartenden schrecklichen Folgen auf beiden Seiten.
Ähnlich, aber schon viel früher, so ab Sommer 1944, agierte ein Major Dahl beim JG 300.Eswardie IV. Gruppe, die dann als "Sturm- Gruppe" bezeichnet wurde. (Bei denen hieß alles, was das Leben noch mehr verkürzte als ein Krieg dies ohnehin tut, immer "Sturm...", nicht wahr) Dieser Dahl ließ also ein paar FW 190 vorne stark panzern und dann mussten die Piloten unterschreiben, dass sie ohne Luftsieg nicht heimkommen. Zunächst griffen sie normal an, konnten aber an die Festungen näher anfliegen als ihre Kollegen, weil sie eben die Panzerung hatten. Half auch das nicht oder waren sie leergeschossen, flogen sie ins Leitwerk des Gegners, dann hatten sie ihren Luftsieg. Dies bedeutete natürlich den Totalschaden der eigenen Maschine und mit Glück konnten sie noch einigermaßen unbeschadet aussteigen, Schleudersitz gab es noch nicht. Das geht vielleicht einmal gut oder auch zweimal, das konnten die sich selbst ausrechnen: Bei den üblichen Geschwindigkeiten war es ein Flug gegen die Betonmauer!
Mir wurde übrigens von mehreren ehemaligen Luftwaffenpiloten glaubhaft erzählt, dass der schneidige Herr Ramm- Dahl nach dem Krieg bei den Veteranenverbänden der alten Luftwaffe nicht sehr viel Sympathie genossen hat...
Willy