Kleiner Reisebericht

#1 von noppes , 06.10.2017 21:03

Hallo zusammen,

ich vertreibe mir mal ein bisschen die Zeit damit, euch von meiner Rückreise aus Binz auf Rügen zu berichten. Eigentlich ist eine solche Zugfahrt doch nichts erwähnenswertes, doch hat das gestrige Sturmtief "Xaiver" den Norddeutschen Bahnverkehr mal so richtig durcheinander gewirbelt.
Und ich mittendrin....
Geplant war von Binz nach Hamburg; da dann 4,5 Stunden Aufenthalt mit einem kleinen Stadtbummel; und Weiterfahrt bis ca. 22:30 Uhr nach Düsseldorf.

Hier mal der "Ist-Zustand":

Von Binz/Rügen nach Liestow,
umsteigen nach Rostock,
umsteigen nach Bad Kleinen,
umsteigen nach Lübeck,
umsteigen nach Hamburg,
umsteigen nach Uelzen,
umsteigen nach Celle,
umsteigen nach Hannover,
nun sitzen wir im ICE nach Düsseldorf!
Ende der kleinen Erkundungsfahrt durch Norddeutschland ist gegen 23:20 Uhr....wenn alles gut geht

Unterwegs haben wir viele menschliche Abgründe angetroffen, aber auch echt nette Leute.
Der Informationsfluss bei den Mitarbeitern der Bahn ist sehr schlecht, auch wenn ich dafür großes Verständnis habe das ein jeder seinen Frust an die Mitarbeiter in blau abladen möchte und die den denkbar undankbarsten Job von allen haben, Informationen sind das A und O in der Krise.

Meine positiven Urlaubseindrücke und die dazugehörigen Bilder mit viel Eisenbahn werde ich dann in den kommenden Tagen zeigen.

Gruß aus dem ICE 542

Norbert


Wer seine Gedanken nicht auf Eis zu legen versteht, der soll sich nicht in die Hitze des Streits begeben..


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RE: Kleiner Reisebericht

#2 von Pikologe , 06.10.2017 22:10

Hallo Norbert,

das sieht ja glatt aus, als wärst Du mit dem Wochenendticket auf Fernreise gegangen...

Zum Einen erinnert mich das an eine ähnlichen Sturm Mitte der 1990er Jahre. Ich war abends zwischen Görlitz und Zittau unterwegs. Hinter Hagerwerder lagen die ersten Bäume quer. Da sind Tf, Zf und die paar Reisende raus und haben angefasst. Auch auf dem PKP Abschnitt haben "wir uns frei geräumt". Der in Krzewina Zgorzelecka kreuzende PKP Zug hat wohl eine halbe Ewigkeit gewartet, denn am Abzweig Abzw Ręczyn waren wir vorbei. Am schlimmsten war der Einschnitt bei Draußendorf, dort lag alle 100 Meter was. Die Fahrt dauerte rund 1 1/2 Stunde länger als der Fahrplan erlaubte, aber wir kamen an. Die 202 und die Klassen sahen danach ganz schön gestreift aus...

Viele Probleme sind auch der Zentralisierung und des "virtuellen Betriebes" der Betriebszentralen geschuldet. Wenn man liest, daß da mal so einfach in gewissen Regionen der Betrieb eingestellt wird, ist das ein Zeugnis, daß man nicht den gesamten Überblick hat. Früher hatten die örtlichen Fahrdienstleiter genaue Übersicht, was in den anliegenden Streckenabschnitten los war. Wenn ein Zug eine Meldekarte wegen irgendeiner Unregelmäßigkeit hereinbrachte, dann bekam der Gegenzug den Befehl C (Vorsichtsbefehl) mit genauer Angabe von wo bis wo, welche Geschwindigkeit bzw. auf Sicht zu fahren ist. Heute sitzen die Fdl hunderte Kilometer weit weg und sehen nur Striche auf dem Bildschirm. Aber was wettermäßig zwischen Löbau und Görlitz abgeht, sieht der Fdl in BZ Leipzig ca.200 km weiter nicht. Dann hatten die Bahnmeistereien viel kleinere Bereiche auch mit Bereitschaft um eingreifen zu können. Heute wird erstmal der Betrieb eingestellt...

Ich erinnere mich noch an den Vorfall, den ich als Jugendlicher Ende der 1980er Jahre in den Ferien mitbekam, denn meine Oma wohnte auf dem kleinen Bahnhof Seitschen an der Strecke Dresden - Görlitz. Ein schwerstes Sommerunwetter wütete den ganzen Abend mit allem Drum und Dran. Ein Personenzug von Bautzen abgelassen fuhr zwischen Abzweig Stiebitz und Seitschen in umgestürzte Bäume. Der Lokführer meldete sein Liegenbleiben am nächsten Streckenfernsprecher. Der folgende Schnellzug wurde über das linke Gleis geleitet und brachte von der Hilfszugbereitschaft des Bw Bautzen einige Leute und ein wenig Zeug mit, denn bei der 118 waren die Schläuche der Hauptluftleitung kaputt gegangen. So hielt der Schnellzug in Seitschen, um die Kollegen vom Bw Bautzen mit ihrem Zeug rauszulassen. In der Zwischenzeit hatte die Bahnmeisterei Bischofswerda schon den SKL besetzt und war nach Seitschen gefahren und nahm die Hilfszugsleute mit. Die Bahnmeisterei räumte die Bäume weg, die Hilfszugleute wechselten bei der 118 die Schläuche. Nach einer Stunde war der Fall vergessen. In der Zwischenzeit passierten einige Züge die Stelle, eben eingleisig. Das ging alles so schnell, weil der Hilfszug des Bw Bautzen (keine 5 km weg) besetzt war und die Bahnmeisterei Bischofswerda (keine 20 km weg) ebenfalls jemanden hatte, der reagieren konnte. Heute? Die nächsten Eisenbahner, die betrieblich zuständig sind sitzen in der BZ Leipzig. Einen Triebwagen reparieren? Der wäre in so einem Fall richtig an der Front kaputt gewesen... Da was auf freier Strecke ganz machen, würde Stunden dauern... Zeug mit einem anderen Zug mitbringen und dann auch noch zum Aussteigen halten lassen? Nein nicht auf meine Kostenstelle... Besagter SKL war den ganzen Abend mehrfach auf der Strecke draußen und räumte Holz weg. Irgendwann schmissen sie auch am Bahnsteigende Holz vom SKL. Am nächsten Vormittag sägten wir Holz und ab in den Schuppen damit...

Das ist eben die Digitalisierung der Gesellschaft! Sie hat gewisse Vorteile, ist aber kein Allheilmittel.

Euer Pikologe


 
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zuletzt bearbeitet 06.10.2017 | Top

   

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