heute habe ich etwas umgeräumt, und dabei einem kleinen Schatz eine neue Bleibe gegeben. Bei dieser Gelegenheit möchte ich ihn Euch kurz vorstellen. Es handelt sich um einen Metall-Prototypen des VW Käfer Cabrios von Wiking.
Zum Hintergrund: Mitte der 1980er Jahre versuchte man bei Wiking, mit einer neuen Modellserie neue Kundschaft zu gewinnen. Ein großes Problem sah man in der Tatsache, dass zwar viele, die früher mit Matchbox, Schuco und Co. - allesamt Metallmodelle - spielten, irgendwann die Modelleisenbahn für sich entdeckten, aber mit den Wiking-Modellen aus Kunststoff nicht zurecht kamen, weil sie diese als zu leicht empfanden und sie deshalb mieden. Auch als Ladegut, wie die Wiking-Modelle bei Märklin und Fleischmann Verwendung fanden, wirkten die Kunststoffmodelle - nicht zuletzt auch aufgrund ihres geringen Gewichts - deplatziert.
Die Lösung des Problems wäre die Herstellung von Metallmodellen gewesen - besser gesagt: Modelle mit Metallkarosserie und Anbauteilen aus Kunststoff. Da man bereits in anderen Bereichen mit metallverarbeitenden Betrieben - hier seien beispielsweise die Stahlachsen der Modelle genannt - zusammenarbeitete, ließ man als Auftragsarbeit bei einer befreundeten Firma eine Serie von Metallmodellen herstellen. Die Modelle sollten lackiert werden.
Aufgrund der zu erwartenden Kosten, die in keiner Relation zum zu erwartenden Erfolg standen, nahm man jedoch von diesem Projekt schnell wieder Abstand. Dass es diesen Versuch dereinst gab, ist bis heute weitest gehend unbekannt.
Übrig geblieben sind die wenigen - man spricht von einer Zahl unter zehn - Metall-Prototypen verschiedener Vorbilder. Wo sie abgeblieben sind, weiß niemand. Außer dem Modell des VW Käfer Cabriolet, welches vor ein paar Jahren in meine Hände gelangte (und dort auch bleiben wird).
Mein Prototyp wurde mit Anbauteilen versehen, blieb aber "blanko", also ohne die vorgesehene Lackierung. Auf dem letzten Bild sind unterhalb des Verdecks die für Metall typischen Regenbogen-Schlieren erkennbar. Ein faszinierendes Stück Modellgeschichte, wie ich finde.
Grüßle, Thomas
Grüßle aus em Schwobaländle!
> 's isch, wie's isch - ond wenn's net so wär, wär's ganz gwiis anderscht <
ein solches Modellprogramm wäre schlicht Blödsinn gewesen weil Siku/Sieper, zu denen Wiking zu dieser Zeit bereits gehörte, sich damit innerhalb des eigenen Hauses einen Mitbewerber geschaffen hätte, bestenfalls am 01. April ...
Eine Metallanmutung kann man dem Protodingens nicht absprechen.
heute nun die Aufklärung zu meinem gestrigen Beitrag. Das Modell gibt es tatsächlich - nur die Geschichte dazu war erfunden.
Auf dem Flohmarkt habe ich dieses Teil aus einer Grabbelkiste gefischt. Es fiel mir aufgrund seiner Form gleich auf. Irritiert war ich nur, als das Modell sich als relativ schwer erwies. Es scheint sich um eine Handarbeit zu handeln. Wie es hergestellt wurde, weiß ich nicht (gegossen oder erodiert, oder vielleicht doch anders?) - aber vielleicht kennt sich ja hier jemand mit Metallverarbeitung aus und kann den möglichen Herstellungsprozess erklären.
Auf der Innenseite ist "Ostern 86" eingeritzt, sodass eine zeitliche Zuordnung möglich ist. Auf dem hinteren Kennzeichenhalter findet sich, wenn ich es richtig lese, ebenfalls eingeritzt der Name "Franz".
Grüßle, Thomas
Grüßle aus em Schwobaländle!
> 's isch, wie's isch - ond wenn's net so wär, wär's ganz gwiis anderscht <
hallo Hatten nicht mal Zahnärzte und / oder Goldschmied´e solchen Kleinserien geschaffen? Meine das mal in den 1990er Anfang 2000er Jahren gelesen zu haben. Gruß Uwe
das Modell könnte ähnlich wie beim Wachsausschmelzverfahren https://de.wikipedia.org/wiki/Wachsausschmelzverfahren hergestellt worden sein. Nur das hier anstelle eines Wachsmodells eben ein Käferkarosserie von Wiking hergenommen wurde. Ich habe ein ähnliches Modell eines Ford 12M. Hier wurde ein Metall mit etwas mehr Kupfer verwendet.
Hallo Wikinger, ich habe in den 1980er Jahren, auf Börsen soetwas, schon mal gehört. Dieses Gerücht hielt sich bis in den 1990er. Aber keiner, dieser ernsthaften Sammlern hat so ein Teil mal angeboten, geschweige denn, gesehen. Ich bin mir nicht sicher ob Wiking sich auf soetwas eingelasen hätte. Es war ja eine funkionelle Kunststoff Spritzanlage in Betrieb. Warum etwas ändern, was noch viel mehr Kosten verursacht hätte. Vielleicht gab es mal Experimente, aber ob die überlebt haben??? Ich halte das für einen gelungenen Umbau. Mehr möchte ich nicht dazu schreiben.
Vor zwei Dutzend Jahren machte ich bei Buderus ein Praktikum in der Heizkessel-Gießerei. Und fuhr einen Golf II. Zu dem hatte ich einen Schlüsselanhänger aus Weichkunststoff, der offensichtlich dem Herpa-Golf abgeformt war.
Im Sonderguss, wo von Hand in Sand gegossen wurde, durfte ich den Schlüsselanhänger abformen und es wurde neben dem eigentlichen Bauteil ein Golf-II aus feinem Gusseisen hrgestellt, der vom Finish stark an Deinen netten Käfer erinnert (der aber bestimmt aus anderem Material ist).
Danke fürs Zeigen und Danke für die termingebundene Einstellung - ich finde es immer etwas schade, wenn die, die den Bezug erkennen, das sofort hinschreiben. Bei Dir hat's ja wenigstens dieses mal etwas gedauert.
Zitat von Billettle im Beitrag #5Wie es hergestellt wurde, weiß ich nicht (gegossen oder erodiert, oder vielleicht doch anders?) - aber vielleicht kennt sich ja hier jemand mit Metallverarbeitung aus und kann den möglichen Herstellungsprozess erklären
Wegen der möglichen Herstellungsmethode: Im Märklin Museum ist der Herstellungsprozess des Platin-Krokodils beschrieben: Die Originalform (für den Kunststoffspritzguss z.B. Kroko Art.Nr. 3056) in Wachs abgiessen, Aus der Wachsform eine Keramikform abgiessen, backen. Dann hat man die Originalform kopiert. Bei der Herstellung der Platin-Gehäuseteile wird dann nach dem Guss die Keramikform zerstört.