eine friedliche Adventszeit wünscht das Forum alte Modellbahnen

TRIX Limited London

#1 von dieKatze , 15.05.2009 20:04

Hallo Trixxer,


hier eine Anzeige aus "New developments in Railway Modelling" von Edward Beal, Auflage 1950. Ein Bausatz auf TRIX Basis bei dem von der Original TRIX Lok eigentlich nichts mehr übrig bleibt. Und als Hersteller unterzeichnet eine "Trix Limited" in London:








Keine weiteren Informationen außer dieser Anzeige. Ist TRIX Limited eventuell der Rest von TTR?

Kann man da irgendetwas qualifiziertes zu sagen?




Schönen Gruß,

Ralf


 
dieKatze
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RE: TRIX Limited London

#2 von Georg , 15.05.2009 20:48

Ralf,

Die gezeigte Lok wurde von TTR entwickelt. Und sie wurde nur mit den bekannten großen Spurkränzen in England angeboten. Das in der Anzeige angebotene Model hat aber extra andere Radsätze mit kleinen Sprukränzen bekommen, wie sie in den USA üblich sind.

Und dann ist die Lok für "D.C."-Betrieb vorgesehen, hat also statt der Feldwicklung und der Umschaltung nur einen Permanetmagnet.

Die Stromabnahme ist auch geändert auf Zweileiterbetrieb.

Und als komplizierteste Änderung eine weitere Getriebestufe.

Bei der Umstellung auf Gleichstrombetrieb in England ist die Lok nicht mehr in einer Gleichstromversion auf den Markt gekommen. Die Lok (und auch die Schwesterlok mit einem etwas anders geformten Tender, aber mit Kuhfänger) war in England ein Flop.

In dem Zusammenhang sei daran erinnert, daß Trix Express seine E94 auch in einer Variante für den amerikanischen Markt gefertigt hat.

Viele Grüße Georg


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RE: TRIX Limited London

#3 von CCS , 15.05.2009 21:35

Zitat von Georg

Die gezeigte Lok wurde von TTR entwickelt. Und sie wurde nur mit den bekannten großen Spurkränzen in England angeboten. Das in der Anzeige angebotene Model hat aber extra andere Radsätze mit kleinen Sprukränzen bekommen, wie sie in den USA üblich sind.




Hallo Georg,

Tony Matthewman schreibt auf Seite 151 von "The History of Trix H0/00 Model Railways in Britain" das diese Bausätze in kleinen Stückzahlen unter der Nummer 81/51 auch in England verkauft worden seinen. Als einzige Unterscheidung erwähnt er, das in den in England verkauften Bausätzen die Glühbirne fehlt, worauf ein Aufkleber auf der Schachtel hinweisen würde.

Edit: Der Aufkleber ist nicht auf der Schachtel, sondern auf der Anleitung.

mfg

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RE: TRIX Limited London

#4 von Georg , 15.05.2009 22:04

Zitat von CCS

Hallo Georg,
Tony Matthewman schreibt auf Seite 151 von "The History of Trix H0/00 Model Railways in Britain" das diese Bausätze in kleinen Stückzahlen unter der Nummer 81/51 auch in England verkauft worden seinen. Als einzige Unterscheidung erwähnt er, das in den in England verkauften Bausätzen die Glühbirne fehlt, worauf ein Aufkleber auf der Schachtel hinweisen würde.



In das damals übliche TTR-Nummernschema will die Nummer 81/51 (und 81/50 für die ähnliche Schwesterlok) nicht recht passen. Ein Bild von dem Fahrwerk mit der zusätzlichen Getriebestufe ist auf Seite 170 im Buch von Matthewman abgebildet.

Viele Grüße Georg


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RE: TRIX Limited London

#5 von CCS , 15.05.2009 22:39

Hallo Georg,

es erscheint mir plausibel, das man für eine, in keiner Weise mit dem bisherigen System kompatible Lok auch einen neuen Nummernkreis eröffnet hat.
Sonst muß ich einfach Tony M. glauben. Mein Sachwissen über TTR reicht bei weitem nicht seine Darstellungen in Frage zu stellen.

mfg

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#6 von Georg , 15.05.2009 23:10

Zitat von CCS
Mein Sachwissen über TTR reicht bei weitem nicht, seine Darstellungen in Frage zu stellen.



Das kann ich voll bestätigen. Auch wenn ich es komplett gelesen habe, es enthält doch so viele Fakten, daß man immer wieder im Buch etwas entdeckt, was man beim ersten Lesen überlesen hat. Daher blättere ich da auch immer wieder darin.

Angesichts der gegenwärtigen Diskussion über von der Zinkpest befallenen Seetal-Krokodile von Märklin, sollte man die Märklin-Fans vielleicht mit der diesbezügliche Analyse von Matthewman vertraut machen.

Gruß Georg


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RE: TRIX Limited London

#7 von CCS , 16.05.2009 01:12

Zitat von Georg


Angesichts der gegenwärtigen Diskussion über von der Zinkpest befallenen Seetal-Krokodile von Märklin, sollte man die Märklin-Fans vielleicht mit der diesbezügliche Analyse von Matthewman vertraut machen.

Gruß Georg



Hallo Georg,

die Ausführungen von Matthewman sollten eigentlich bekannt sein. Man muß aber eingestehen, das sie bei den kruden Theorien, die über die als "Zinkpest" bekannte Korrosionserscheinung im Umlauf sind, bisher nicht gewürdigt werden.

Denn wer bei Google nach "Zinkpest" sucht kommt direkt nach WIKIPEDIA die Seite http://www.tischeisenbahn.de/Restauri/page4.htm die ganz unten auch die Untersuchungen von Tony M. enthält.

mfg

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#8 von dieKatze , 21.05.2009 21:32

Okay Jungs,

erstmal schönen Dank für die Infos!





Schönen Gruß,

Ralf


 
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RE: TRIX Limited London

#9 von Georg , 27.05.2009 00:36

Weil nicht jeder Ebay bis in alle Winkel absucht, soll auf die inzwischen abgelaufene Auktion 250420730009 aufmerksam gemacht werden.

In vergleichsweise guten Fotos sehen wir da die Trix Twin - Lokomotive 81/51, für die ganz oben in diesem Thread geworben wird. Allerdings fehlt leider der Tender.

Ich habe Kontakt mit dem Verkäufer aus den USA aufgenommen und er gab mir die Genehmigung, die in seiner Auktion geposteten Bilder hier im Forum zu verwenden. Natürlich wollte der Verkäufer dafür auch etwas von mir wissen. Er wunderte sich über den niedrigen Preis, den das Modell erzielte. Es waren gerade 15.50$ ~ 11 Euro. Er war der Ansicht, die Lok hätte ein viel höheren Preis erreichen müssen.

Warum so wenig? Da waren einmal schon die hohen Versandkosten von 33 $ nach Deutschland eine Bremse. Zudem fehlte der Tender der Lok. Da die Lok (in der Normalausführung!) eigentlich nur in England angeboten wurde, wird es schwierig in Deutschland den passenden Tender zu finden - und sollte man einen finden, welche International-Radsätze muß man verwenden? Da bleiben nur die ab den 60ern produzierten Trix Express - Radsätze. Aber müßten die Radscheiben nicht aus Bakelit sein, der in den 50ern verwendet wurde? Dann war da der schlechte Zustand der Lackierung (selbstlackiert? die Lok gab es als unlackieten Bausatz). Und schließlich die fehlende Kupplung. Auch die Beschreibung

Trix Diecast #4312 B&O Steam Loco 0-4-0,G-VG &RUNS !

war dem Auffinden nicht gerade förderlich. Auch war dem Verkäufer nicht klar, das die in den USA bei Ebay.com eingestellte Lok nicht automatisch bei Ebay in Europa auftaucht. - Und so blieb die Lok in den USA.

Schon auf dem ersten Bild fällt auf, daß größere Partien des Anstrichs angeblättert sind. Die dicke Farbschicht deutet darauf hin, daß hier "selbst" lackiert wurde und möglicherweise das Gehäuse vor dem Anstrich nicht richtig gereinigt (entfettet) wurde. Auch das B&O Firmensignet stammt so nicht von Trix.



Auf dem ersten Bild, das die Lokführerseite zeigt, sieht man oberhalb des Motoranker-Achslagers ein mit zwei Schrauben befestigtes silberfarbenes (vernickeltes?) Blechschild, welches weiter oben (nicht mehr sichtbar) ein senkrecht über der Motorwelle befindliches zweistufig Zahnrad trägt. Durch dieses Zahnrad hat die Lok eine Getriebestufe mehr, als die bekannten Trix Twin /Trix Express – Modelle.

Das Getriebe funktioniert folgendermaßen:

- Das auch von normalen Loks bekannte, kleine Zahnrad des Motorankers kämmt in dem größeren Zahnrad der beiden Zahnradscheiben, die oberhalb der Ankerwelle auf dem vernickelten Blechschild montiert sind.

- Das kleinere der beiden (oben auf dem Blechschild gelagerten) Zahnradscheiben überträgt anschließend die Kraft wieder nach unten, und zwar auf ein loses(!) zweischeibiges Zahnradpaar, das zusätzlich auf der Ankerwelle sitzt.

- Von diesem lose auf der Ankerwelle sitzendem Zahnrad geht dann die Kraft zu dem zwischen den beiden angetriebenen Radscheiben gelegenen Zahnrad.

Ein im Prinzip ähnliches Getriebe mit einem auf einer sich drehenden Welle lose mit anderer Drehzahl drehendem Zahnradpaar findet man in der Ursprungsausführung des Trix-Dampftriebwagens und in dem Egger-Ersatzfahrgestell (www.egger-bahn.ch).

In der Beschreibung von TTR wird die Übersetzung mit 1 : 32 angegeben. Damit erreicht die Lok die damals in den USA bei Modellbahnen gewohnte Geschwindigkeit.



Auf dem Bild, das die Heizerseite zeigt, sieht man im Bereich des "Aschkastens" feine Kratzer, die aber für Kratzer eine zu unregelmäßige Form zeigen. Es ist möglicherweise Zinkpest.

Der untere Einstiegstufe zum Führerhaus (hier vorhanden) bricht leicht ab. Deshalb hat man an dem Modell später den hier sichtbaren Durchbruch geschlossen.



Auf dem Bild, das die Unterseite der Lok zeigt, erkennt man, daß e sich keineswegs um abgedrehte Trix Twin Radsätze handelt. Normalerweise sitzt bei Lokomotiven mit diesem zweiachsigem Fahrwerk zwischen den beiden angetriebenen Radscheiben ein Zahnrad mit zwei Zahnkränzen, davon ist das kleinere Zahnrad, welches in dem Zahnkranz der Radscheiben kämmt, isoliert. Während das andere (nicht isolierte) Zahnrad in dem Zahnrad des Anker kämmt.

Hier sehen wir nur ein Zahnrad. Ein spezieller, winkelförmigen Halter sorgt dafür, daß dieses Zahnrad im Eingriff mit den an den Radscheiben angegossenen Zähnen bleibt. Und dieses Zahnrad ist offensichtlich nicht isoliert. D. h. an Stelle der bekannten Schleifer nimmt die Lok den Strom von den Radscheiben auf der Zahnrad-/Lokführerseite auf. Leider verdecken im ersten Bild die (verkehrt herum montierten) Treibstangen den Blick auf die Buchsen der Achsen. Normalerweise sind hier isolierende Buchsen montiert. Eine Farbabschürfung an der Buchse (gerade oberhalb der Treibstange sichtbar) läßt aber vermuten, daß die Buchsen auf dieser Seite nicht isolierend sind und so die Stromaufnahme über die Räder möglich ist.



Das Bild, das eine Blick ins Führerhaus gewährt, zeigt die extra für die Lok angefertigte Nachbildung des Stehkessel und der Armaturen. Zu erkennen ist aber auch ein kurzes Drahtende, das vermutlich der Stromversorgung vom Tender dient. Der Vorbesitzer wollte vermutlich auf die im Originalzustand auf der Heizerseite vorhandenen zwei (von anderen Trix-Loks aus dieser Zeit bekannten) Schienenschleifer verzichten. Da dieser Lok der Tender fehlt, bleibt es ein Geheimnis, welche Veränderungen der Vorbesitzer dort vorgenommen hat. So, ohne Tender dürfte die abgebildete Lok auf der Anlage nicht fahrfähig sein.



Der versteigerten Lok fehlt die Kupplung. Auf dem Werbeblatt erkennen man die damals bei TTR übliche Kupplung aus Metall. Die Rangiertritte an der Vorderseite der Lok sind zwar etwas krumm, aber sie sind komplett vorhanden.

Normalerweise hat der Tender keine elektrische Verbindung zur Lok. Die Drehgestelle (mit Bakelit-Radsätzen) wurden auch beim Weltrol-Tiefladewagen verwendet. Sie sind durch große Hohlniete (wie bei der Drehgestellwippe der E10 003) mit dem Tenderchassis verbunden. Da bei dieser Auktion der Tender fehlt, kann man nur spekulieren, wie der Vorbesitzer die Stromaufnahme vom Tender vorgenommen hat.



Zm Abschluß noch einen Blick auf die Oberseite der Lok.

Viele Grüße Georg


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RE: TRIX Limited London

#10 von Pete , 27.05.2009 08:56

Hall Georg,

das ist ja mal eine gründliche Analyse einer inetressanten Lok!

Danke,
Peter


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Trix Express, Guß und Blech - Fleischmann Spur 0 - alte Wikingautos


 
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RE: TRIX Limited London

#11 von Ralf , 27.05.2009 09:33

Hallo Georg,

da kann ich mich dem Peter nur anschliessen. Vielen Dank, daß Du Dir die Mühe gemacht hast, die Bilder zu beschaffen und das Teil so ausführlich zu beschreiben. ... und ich finde, das hat sich auch wirklich gelohnt, denn das ist wirklich mal eine interessante und alles andere als alltägliche Ecke der TRIX-Geschichte.

Viele Grüße
Ralf


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