Weil nicht jeder Ebay bis in alle Winkel absucht, soll auf die inzwischen abgelaufene Auktion 250420730009 aufmerksam gemacht werden.
In vergleichsweise guten Fotos sehen wir da die Trix Twin - Lokomotive 81/51, für die ganz oben in diesem Thread geworben wird. Allerdings fehlt leider der Tender.
Ich habe Kontakt mit dem Verkäufer aus den USA aufgenommen und er gab mir die Genehmigung, die in seiner Auktion geposteten Bilder hier im Forum zu verwenden. Natürlich wollte der Verkäufer dafür auch etwas von mir wissen. Er wunderte sich über den niedrigen Preis, den das Modell erzielte. Es waren gerade 15.50$ ~ 11 Euro. Er war der Ansicht, die Lok hätte ein viel höheren Preis erreichen müssen.
Warum so wenig? Da waren einmal schon die hohen Versandkosten von 33 $ nach Deutschland eine Bremse. Zudem fehlte der Tender der Lok. Da die Lok (in der Normalausführung!) eigentlich nur in England angeboten wurde, wird es schwierig in Deutschland den passenden Tender zu finden - und sollte man einen finden, welche International-Radsätze muß man verwenden? Da bleiben nur die ab den 60ern produzierten Trix Express - Radsätze. Aber müßten die Radscheiben nicht aus Bakelit sein, der in den 50ern verwendet wurde? Dann war da der schlechte Zustand der Lackierung (selbstlackiert? die Lok gab es als unlackieten Bausatz). Und schließlich die fehlende Kupplung. Auch die Beschreibung
Trix Diecast #4312 B&O Steam Loco 0-4-0,G-VG &RUNS !
war dem Auffinden nicht gerade förderlich. Auch war dem Verkäufer nicht klar, das die in den USA bei Ebay.com eingestellte Lok nicht automatisch bei Ebay in Europa auftaucht. - Und so blieb die Lok in den USA.
Schon auf dem ersten Bild fällt auf, daß größere Partien des Anstrichs angeblättert sind. Die dicke Farbschicht deutet darauf hin, daß hier "selbst" lackiert wurde und möglicherweise das Gehäuse vor dem Anstrich nicht richtig gereinigt (entfettet) wurde. Auch das B&O Firmensignet stammt so nicht von Trix.
Auf dem ersten Bild, das die Lokführerseite zeigt, sieht man oberhalb des Motoranker-Achslagers ein mit zwei Schrauben befestigtes silberfarbenes (vernickeltes?) Blechschild, welches weiter oben (nicht mehr sichtbar) ein senkrecht über der Motorwelle befindliches zweistufig Zahnrad trägt. Durch dieses Zahnrad hat die Lok eine Getriebestufe mehr, als die bekannten Trix Twin /Trix Express – Modelle.
Das Getriebe funktioniert folgendermaßen:
- Das auch von normalen Loks bekannte, kleine Zahnrad des Motorankers kämmt in dem größeren Zahnrad der beiden Zahnradscheiben, die oberhalb der Ankerwelle auf dem vernickelten Blechschild montiert sind.
- Das kleinere der beiden (oben auf dem Blechschild gelagerten) Zahnradscheiben überträgt anschließend die Kraft wieder nach unten, und zwar auf ein loses(!) zweischeibiges Zahnradpaar, das zusätzlich auf der Ankerwelle sitzt.
- Von diesem lose auf der Ankerwelle sitzendem Zahnrad geht dann die Kraft zu dem zwischen den beiden angetriebenen Radscheiben gelegenen Zahnrad.
Ein im Prinzip ähnliches Getriebe mit einem auf einer sich drehenden Welle lose mit anderer Drehzahl drehendem Zahnradpaar findet man in der Ursprungsausführung des Trix-Dampftriebwagens und in dem Egger-Ersatzfahrgestell (www.egger-bahn.ch).
In der Beschreibung von TTR wird die Übersetzung mit 1 : 32 angegeben. Damit erreicht die Lok die damals in den USA bei Modellbahnen gewohnte Geschwindigkeit.
Auf dem Bild, das die Heizerseite zeigt, sieht man im Bereich des "Aschkastens" feine Kratzer, die aber für Kratzer eine zu unregelmäßige Form zeigen. Es ist möglicherweise Zinkpest.
Der untere Einstiegstufe zum Führerhaus (hier vorhanden) bricht leicht ab. Deshalb hat man an dem Modell später den hier sichtbaren Durchbruch geschlossen.
Auf dem Bild, das die Unterseite der Lok zeigt, erkennt man, daß e sich keineswegs um abgedrehte Trix Twin Radsätze handelt. Normalerweise sitzt bei Lokomotiven mit diesem zweiachsigem Fahrwerk zwischen den beiden angetriebenen Radscheiben ein Zahnrad mit zwei Zahnkränzen, davon ist das kleinere Zahnrad, welches in dem Zahnkranz der Radscheiben kämmt, isoliert. Während das andere (nicht isolierte) Zahnrad in dem Zahnrad des Anker kämmt.
Hier sehen wir nur ein Zahnrad. Ein spezieller, winkelförmigen Halter sorgt dafür, daß dieses Zahnrad im Eingriff mit den an den Radscheiben angegossenen Zähnen bleibt. Und dieses Zahnrad ist offensichtlich nicht isoliert. D. h. an Stelle der bekannten Schleifer nimmt die Lok den Strom von den Radscheiben auf der Zahnrad-/Lokführerseite auf. Leider verdecken im ersten Bild die (verkehrt herum montierten) Treibstangen den Blick auf die Buchsen der Achsen. Normalerweise sind hier isolierende Buchsen montiert. Eine Farbabschürfung an der Buchse (gerade oberhalb der Treibstange sichtbar) läßt aber vermuten, daß die Buchsen auf dieser Seite nicht isolierend sind und so die Stromaufnahme über die Räder möglich ist.
Das Bild, das eine Blick ins Führerhaus gewährt, zeigt die extra für die Lok angefertigte Nachbildung des Stehkessel und der Armaturen. Zu erkennen ist aber auch ein kurzes Drahtende, das vermutlich der Stromversorgung vom Tender dient. Der Vorbesitzer wollte vermutlich auf die im Originalzustand auf der Heizerseite vorhandenen zwei (von anderen Trix-Loks aus dieser Zeit bekannten) Schienenschleifer verzichten. Da dieser Lok der Tender fehlt, bleibt es ein Geheimnis, welche Veränderungen der Vorbesitzer dort vorgenommen hat. So, ohne Tender dürfte die abgebildete Lok auf der Anlage nicht fahrfähig sein.
Der versteigerten Lok fehlt die Kupplung. Auf dem Werbeblatt erkennen man die damals bei TTR übliche Kupplung aus Metall. Die Rangiertritte an der Vorderseite der Lok sind zwar etwas krumm, aber sie sind komplett vorhanden.
Normalerweise hat der Tender keine elektrische Verbindung zur Lok. Die Drehgestelle (mit Bakelit-Radsätzen) wurden auch beim Weltrol-Tiefladewagen verwendet. Sie sind durch große Hohlniete (wie bei der Drehgestellwippe der E10 003) mit dem Tenderchassis verbunden. Da bei dieser Auktion der Tender fehlt, kann man nur spekulieren, wie der Vorbesitzer die Stromaufnahme vom Tender vorgenommen hat.
Zm Abschluß noch einen Blick auf die Oberseite der Lok.
Viele Grüße Georg