Hallo Hobby-Freunde,
Anno 1981:
Mit dem zunehmendem Absatz der handwerklichen Produktion kamen auch die ersten Probleme.
Dadurch, dass die Modelle von Fachgeschäften vertrieben wurden, steigerte sich nochmals die Anzahl der Modelle, die ausgeliefert werden mussten. Das betraf natürlich nicht nur mich, sondern auch Eberhard, der das Gießen der Rohgüsse übernommen hatte (teilweise auch für Reinhard Oestmann). Eberhard hatte ja außerdem auch noch sein eigenes sehr umfangreiches Programm.
Wir wollten versuchen, uns mehr auf Bausätze zu konzentrieren. Die Preise für Fertigmodelle wurden schrittweise angehoben, so dass die Bausätze attraktiver wurden.
Die Rohgüsse wurden als Bausatz verkauft. Beigepackt waren bei Bedarf Räder und Achsen, Nummernschilder, Spiegelteller und Borsten zur Anbringung dieser.
Mit Eberhard hatte ich vereinbart, dass er mir die Rohgüsse zu einem Stückpreis-X auf meine Bestellung liefert. Ich übernahm alles weitere. Mit der Masse der zu gießenden Rohgüsse verschlechterte sich leider die Qualität. Immer mehr Modelle hatten Gußfehler, manchmal fehlten Ecken, manchmal Teile der angegossenen Räder, manchmal waren die Güsse zu früh aus der Form genommen (verwaschene Konturen), manchmal waren die Güsse voller Bläschen, die man durch die Fenster sehen konnte.
Nun waren manchmal ganze Lieferung zur Hälfte Ausschuß.
Da Rohgüsse völlig glasklar sind, konnte man nicht jeden Fehler sofort sehen. Es häuften sich die Reklamationen - Ärger mit der teilweise gewerblichen Kundschaft, Krisenstimmung.
Nach einigen Gesprächen vereinbarten wir, dass wir in Zukunft die Bausätze grundiert liefern würden. Ein grundiertes Modell konnten wir selbst im Vorfeld besser auf Fehler prüfen. Dadurch mussten aber die Preise für die grundierten Bausätze angehoben werden. Anfangs verkauften wir noch wahlweise glasklare oder grundierte Bausätze für eine Übergangszeit. Bei den Glasklaren blieb der Preis beim Alten. So bekamen wir die Qualitätsprobleme langsam in den Griff.
Nun wurden allerdings auch erstmals 2.-Wahl-Bausätze geliefert. Auch Fertigmodelle, bei denen etwas schief gelaufen war, wurden als 2. Wahl verkauft. 2. Wahl gab es jedoch nur auf Ausstellungen und Börsen, damit der Käufer selbst begutachten konnte, ob er mit dem Fehler klar kommt. Für uns bedeutete das, dass wir den Ausschuss verringern konnten.
Jedoch - ich hatte leider ein großes Fachgeschäft als Kunden verloren, das einige Modelle aus einer schlechten Lieferung erhalten hatte...
Meine Arbeitsbelastung stieg immer weiter an - die Lieferzeiten wurden immer größer.
Man muss dazu noch sehen, dass das für mich ein "Nebengeschäft" war. Beruflich wurde ich auch immer stärker beansprucht und musste immer öfters und immer weiter auf Reisen gehen.
Dadurch kam es, dass ich immer öfters Modelle, die ich für mich selbst aufgehoben hatte, wieder verkaufte (ich konnte mir ja "später" wieder andere Modelle zurück legen).
Aber - das Feuer brannte noch - ich hatte noch viele Modelle in Vorbereitung.
Ein Modell, dass ich immer vermisste, war der "schmale" 1953er Tempo Wiking "Karpfenmaul". Das war ein uriger Lieferwagen, ein Wettbewerber des VW Bullis.
Der Wiking hatte einen Zweitaktor unter der Sitzbank. Dieser hatte 470 ccm und 17 PS. Der Wagen war - so wie der VW-Bulli - ein 3/4-Tonner. Ich bastelte ihn als Kombi-Wagen, wieder nach einem Foto von Erhard Zhorzel.
Links das Handmuster/Urmodell aus Keramiplast - rechts ein Fertigmodell der 2. Variante. Mit diesem Modell war ich nie ganz glücklich... Die 3. Variante hatte rollende Räder.
Das Modell wurde mehrmals überarbeitet. Anfangs wurden auch Direktabgüsse vom Handmuster verkauft. Das Modell hatte fest angegossene Räder, wie alle anderen meiner Modelle bis dahin auch. Zuletzt bekam es rollende Räder (von Brekina). Eberhard bot später noch Varianten, eine Kabine (für Pritschenwagen etc.) und einen Kastenwagen als Ganther an. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich jedoch bereits "endgültig" zur Ruhe gesetzt - aber das ist ja erst viel später.
Eberhard lag mir in den Ohren, die Modelle mit rollenden Rädern zu liefern. Die Kundschaft würde das verlangen. Ich sah das anders! Meine Modelle waren reine Standmodelle. Die sollten ja nicht "bespielt" werden. Was nützen also rollende Räder? Außerdem gefielen mir die "Walzen" von Herpa, die Eberhard und Reinhard unter die Modelle baute (z. B. Lloyd 500/600) überhaupt nicht. Die Originale hatten für heutige Begriffe sehr schmale Bereifung und keine "Puschen".
Ausgerechnet bei einem Dreirad-Wagen musste ich dann nachgeben und erstmals "Puschen" einbauen. Die Vorderachsaufhängung goß ich anfangs mit ein, was sich als Fehler erwieß. Die Aufhängung brach leider bei der kleinsten Belastung ab. Später musste ich deshalb bei jedem Modell eine Aufhängung einkleben.
Die breiten Herpa-Puschen passten einfach nicht zu dem Goliath-Dreirad.
Das Foto von vorn ist leider nichts geworden - muss ich wiederholen. Dieser Goli ist aus der Ära mit "Herpa-Bereifung". Erkennbar an den dicken Walzen. Später verwendeten wir die besser geeigneten Brekina-Universalräder. Leider sind die Rücklichter teilweise abgegriffen...
Brekina war zu dieser Zeit ein neuer Hersteller. Im Brekina-Programm wurden wir fündig. Dort stellte man Räder her, die für unsere Zwecke besser geeignet waren. Diese waren allerdings nicht einzeln lieferbar. Eberhard kümmerte sich darum und sorgte dafür, dass wir Räder von Brekina bekamen.
Goliath baute den Goli bis zum Zusammenbruch des Borgward-Konzerns 1961. Es sollen auch noch einige Fahrzeuge aus vorhandenen Teilen später montiert worden sein. Der Goli war das letzte und am weitesten entwickelte Dreirad-Fahrzeug des Borgward-Konzerns, das seine Wurzeln noch beim "Blitzkarren" in den 1920er Jahren hatte. Der Goli war das Nachfolgemodell des GD750, der fälschlicherweise auch oft als "Goli" bezeichnet wird. Goli war jedoch die Typenbezeichnung für dieses sehr modern gestylte Dreirad.
Das Original hatte anfangs einen Zweizylinder-Zweitaktmotor, luftgekühlt 500 ccm, 17 PS unter der vorderen Haube und den Antrieb über Kardan auf die Hinterachse. Es war ein 3/4-Tonner und damit auch Wettbewerber des VW-Transporters. Der Fahrkomfort des Goli war durchaus gut.
Nach mehreren Lieferwagen wollte ich nun auch wieder neue Kleinwagen-Modelle anbieten.
Für 1981 hatte ich noch einen echten "Exoten" im Auge.
Meyra Typ 55 der 2. Version als Fertigmodell, erkennbar an dem eingeschlagenen Vorderrad. Rechts ist das Handmuster/Urmodell zu sehen.
Diesen Wagen kannte ich noch aus meiner Kindheit. In unserem Viertel wohnte ein kriegsversehrter Herr, der ein solches Dreirad fuhr. Das war eine ganz frühe Kindheitserinnerung - aber dieses urige Auto blieb haften ("Papa - was ist das für ein Auto?").
Als ich im Kleinwagenbuch (Rosellen) ein Foto dieses Wagens entdeckte, war die Erinnerung wieder wach und der Entschluß stand fest.
Die Firma Meyra, Vlotho existiert noch heute als einer der bekanntesten Hersteller von Krankenfahrstühlen. Während des Rollermobil-Booms der 1950er Jahre wollte Meyra auch mitmischen und baute dreirädrige Kleinwagen, die so konzipiert waren, dass sie auch von Kriegsversehrten bedient werden konnten. Aber es gab diese auch als "normale" Fahrzeuge.
Der Typ 55 war ein richtiger kleiner Dreirad-PKW, ein Zweisitzer mit einem aufsteckbaren Segeltuch-Verdeck. Ein Einzylinder-Zweitakter mit CCM XXXXXX trieb ihn an.
Da ich, wie gesagt, beruflich sehr viel auf Reisen war, entstand dieses Modell auch auf diesen Reisen (abends im Hotel).
Bis zur Folge 10 (2020?)
Von Links nach rechts und oben nach unten: Heck einer Resin-Borgward-Isabella von Reinhard Oestmann (Oestmodell/Oest-Modell), Lloyd LP400 Halbstahl (1954) von Ganther-Modell (Resin), Tempo Wiking Karpfenmaul (1953) von mir (Ganther-Modell). Die anderen Straßenfahrzeuge sind Großserienmodelle, auch der Messerschmitt KaRo ist nicht von Oestmann - vermutlich von Busch.
Gruß
Uwe Ganther
PS: Weitere Fotos folgen
PS: Hier klicken - So sehen Ganther-Modelle in Dioramen aus:
Auf dieser Seite gleich das 1. Foto von oben anklicken Durch Doppelklick auf die Bilder könnt Ihr sie vergrößern. Hier sind der genannte Lloyd LP400 und der Tempowagen E200 von mir.
Das erste Bild nach dem Schwarzweiß-Foto zeigt die gleiche Szene aus anderer Perspektive. Vor dem Maggi-Schild mein Lloyd LP400 Halbstahl.
Gleich das nächste Foto zeigt dann noch zusätzlich meinen Tempo Wiking Kleinbus - der ist ebenfalls ein Ganther-Modell
Die weinrote Isabella ist übrigens von Reinhard Oestmann (Oestmodell).