so etwas habe ich auch. Sogar genau datiert Weihnachten 1938. Da hat ein Vater für seinen Sohn aus Obstkistenholz, Rattangeflecht, Draht, Butterbrotpapier und einen Märklin-Uhrwerkmotor so einen Triebwagen gebaut. Die elektrische Verkabelung ist erneuert worden, weil die alten Kabel Stoffumhüllungen hatten, die zwischenzeitlich weggefressen worden waren. Auch das Butterbrotpapier war defekt und wurde durch Folie erneuert.
Kannst du dir vorstellen, wie der Junge sich zu Weihnachten gefreut hat, als dieser Triebwagen unter dem Weihnachtsbaum stand ? Der hat mit so etwas doch nie gerechnet, weil das Geld in der Familie knapp war. Normalerweise konnte man sich nur eine Kaufhauspackung kaufen, und selbst die war für viele noch zu teuer.
Ich gehe davon aus, dass es zu diesem Triebwagen und auch zu deinem Triebwagenzug Bauanleitungen gab. Beispielsweise hat der Werkzeugversand Westfalia aus Hagen vor dem Krieg und auch noch im Krieg (möglicherweise auch noch nach dem Krieg, da müsste man mal bei dieser Firma nachfragen) Bauanleitungen für Eisenbahnen in Spur 0 und 1, die aus Holz gebaut wurden, geliefert. Angeboten wurden aber auch sonstige Zubehörteile wie Räder, Achsen, Kupplungen, Motore usw.
Hier Bilder von meinem Triebwagen:
Der Triebwagen läuft fantastisch und macht ein typisch straßenbahnähnliches Geräusch. Ich werde ihn mal am 23.11.2015 (Achtung: Berichtigung, der Stammtisch ist am 16.11.2015 in Witten) zum Stammtisch in Witten mitnehmen und auf dem Oval laufen lassen.
Udo Paß um Gottes Willen bei dem schönen Stück mit Batterien und Akkus auf!!!!! Da gibt es keine reparablen Beulen,der brennt restlos ab!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
suche ich noch ein oder zwei Stück. Überall gesucht. Und was denkst du, wo die eine war? Genau in diesem Triebwagen. Mensch, habe ich mich erschrocken. Morgen wird die entsorgt.
Das hätte ja ein Feuer gegeben: Der Triebwagen aus Holz und darüber die Bierdeckel.
sowas finde ich immer wider schön anzusehen, leider wird man die Geschichten zu den einzelnen Fahrzeugen nicht mehr erfahren können, aber Zeitzeugen sind das allemal! Für H0 hatten wir hier auch schonmal so eiinen Beitrag:
um mich da einzureihen: bei mir kreist auch ein zweiteiliger Schnelltriebwagen, ähnlich Märklin. Scheint ein kompletter Eigenbau zu sein. Irgendwo in den Tiefen des Forums hatte ich mal Bilder eingestellt. Bei Interesse mache ich neue.
Viele Grüße
Holger
If brute force does not work....you are just not using enough of it!
von Westfalia gab es auch Bauanleitungen? Hat jemand zufällig davon Unterlagen und mag Sie hier mal im Forum zeigen? Die Firma ist ja mehr oder minder die Urmutter oder der Urvater des Werkzeugversandes. Im Freilichtmuseum Hagen gab es mal eine schöne Ausstellung zu dem Thema, ich weiss nicht ob sie Teil der Dauerausstellung ist oder nur temporär war.
ja, ich habe einige dieser Baupläne, die muss ich einmal raussuchen. Entsprechend dieser Pläne habe ich bei eBay schon mehrfach nach diesen Plänen gebaute D-Zug-Waggons aus Holz gesehen. Die sahen richtig gut aus.
Zu dem zusätzlichen Angebot von Westfalia mit Rädern, Achsen usw. muss ich mal nachschauen, ob ich selber diesen Katalog habe oder dass ich den bei einem anderen Sammler gesehen habe. Hab ich leider vergessen.
Noch schnell nachgereicht: Ich verfüge in meiner Restekiste auch noch über diverse Ausführungen von Puffern mit Holzgewinde, die man für solche Wagen ideal verwenden konnte.
Und: Am 7. Dezember kommt ein Sammler bei mir vorbei, der noch aus der Vorkriegszeit selbstgebaute Waggons hat. Spur wohl 00, aber nicht sicher. Stammen wohl von seinem Vater. Etwas ramponiert und die Räder mit Gußpest, trotzdem interessant. Mal sehen, ob er die abgibt.
Sandor, die Drehgestellblenden waren vor dem Krieg frei käufliche Bastelware. Dazu gab es in den interessierten Kreisen auch Zeichnungen, Bauanleitungen und Kataloge/Händler für diese Bauteile. Das dürfte kein uninteressanter Markt gewesen sein, denn selbst Märklin gab in den 30er Jahren Kataloge/Listen mit einzelnen Bauteilen und Motoren/Triebwerke für die Selbstbauer heraus. Das Problem ist nur, dass die Dinge wenig dokumentiert sind und dass frühe Sammler und Spielzeugjäger von den Eigenbauten zunächst recht wenig hielten und damit sicher vieles entsorgt oder zerlegt worden ist; das passiert auch heute noch. (Manches ist ja auch grausam gemacht...)
Im Otto Maier Verlag in Ravensburg erschienen in den 1930er-Jahren ebenfalls verschiedene Bücher von Rudolf Wollmann über den Selbstbau von Modelleisenbahnen in den Spuren 0 und 00. In diesen äusserst interessanten Publikationen sind ausführliche Anleitungen für den Gleis- und Fahrzeugbau, Pläne über Getriebekonstruktionen, den Selbstbau von Elektromotoren, den Blech-, Karton- und Holz-Fahrzeugbau sowie Hinweise auf die Verwendung geeigneter Werkzeuge enthalten. Die Bücher wurden teils bis in die 1950er-Jahre gedruckt. Noch heute ist bei älteren Modellbahnern „Der Wollmann“ ein Begriff.
ja, ich kenne auch das Buch und paar Baupläne und konnte mir mal sogar eine Sp1 "Wollmann Lok" erwerben. Also eine (Metall) Selbstbaulok, die jemand deutlich nach Wollmann's Pläne gebaut hatte. Leider funktioniert sie nicht so gut wie ich es erwartet hatte, aber mit ihrem Kardanantrieb ist sie ein interessantes Stück jedenfalls!
Der Otto Maier Verlag gab auch neben dem "Wollmann" eine Serie "Spiel und Arbeit" heraus. Für die Modellbahner war das dabei. Es wird ausdrücklich auf fertige Bauteile, wie Achsen, Drehgestelle, Fixkupplungen und Puffer verwiesen. Gruss aus dem Südschwarzwald Karl
Der TWE daneben hat statt Handschaltung eine 66er Umschaltung unterm Dach sitzen. Sieht nicht nach einem Eigenumbau aus. Habe aber noch nie einen weiteren damit gesehen.
Viele Grüße
Holger
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Freunde der metallgleisgebundenen Holzeisenbahnen In dem Buch: Das Bastelbuch für Vater und Sohn von 1958/9 gibt es eine sehr schöne Bauanleitung für eine hölzerne BR 80 in Spur 0. Ich zeige Euch mal einige Ausschnitte aus dem Buch. Sowie ich seinerzeit noch den Sohn von Herrn Wollmann ausfindig gemacht habe ,habe ich auch versucht Nachkommen vom Autor dieses Bucher herauszubekommen. Der Name "Werner Weber" ist einfach zu oft in Deutschland vorhanden.Es war leider sinnlos.
Vielleicht kann irgendjemand hierzu noch was beitragen!! Wolfgang
Zitat von Swiss-Tinplater im Beitrag #16Im Otto Maier Verlag in Ravensburg erschienen in den 1930er-Jahren ebenfalls verschiedene Bücher von Rudolf Wollmann über den Selbstbau von Modelleisenbahnen in den Spuren 0 und 00. Schöne Grüsse Swiss-Tinplater
Der Wollmann ist in allen drei Ausgaben eine große Bereicherung für das Verständnis alter Blechspielzeug- bzw. Modellbahnen. Die 00-Bahner kaufen lieber gleich die stark überarbeitete dritte Auflage aus den 50er Jahren. Ich muss leider für die historische Genauigkeit eine Anmerkung machen: Das Buch wurde in den 30er Jahren geschrieben, aber erst 1945 erstmalig veröffentlicht. Dazu gibt es hier im Forum schon seitenweise lange Abhandlungen.
ich habe einmal einige Sachen herausgesucht, die sich mit dem Selbstbau von Antriebsfahrzeugen und Waggons befassen, aus Holz, aus Blech oder in der Kombination von beiden.
Zuerst stelle ich das Büchlein "Selbstbau eines elektrischen Triebwagens" von Dipl.-Ing. William Seibt vor, das im August 1938 im Verlag Hachmeister & Thal, Leipzig, im Rahmen der "Lehrmeister-Bücherei" erschien und 35 Pfennig kostete.
Vor dem hier oben schon erwähnten "Wollmann" gab es Bauanleitungen für "Elektrische Lokomotiven" (Spur 0) von E. Hager im Otto Maier Verlag Ravensburg. Auch wenn die hier vorliegende 3. Auflage erst nach dem Krieg erschienen ist, gab es die erste Auflage schon vor dem Krieg. Beigefügt waren dem Band 6 Modellbogen, je 2 auf einem Blatt. Die von Sandor in Beitrag # 17 vorgestellte Lok ist ursprünglich nach Plänen von Hager gebaut worden.
Im gleichen Verlag mit gleichem Autor und mit Mitarbeit von R. Bucheli erschien "Wagen für unsere Modelleisenbahn" für Spur 0 und 1 mit Bauplänen auf zwei doppelseitig bedruckten Blättern.
Das Material zum Bau solcher Lokomotiven und Waggons konnte man unter anderem bei der Firma Heinrich Rehse aus Leipzig beziehen. Rehse führte in großem Umfang Teile von Märklin, aber auch von anderen Herstellern. Die nachfolgenden Bilder sind aus dem Katalog Nr. 16, der 1939 erschienen sein dürfte.
Die Westfalia Werkzeugcompanie GmbH aus Hagen bot in der Zeit von vor dem Krieg bis mutmaßlich auch nach dem Krieg Bastelbögen an, mit deren Hilfe sich der Modellbahner aus 4-mm-Sperrholz Loks, Waggons, eine Bahnhofshalle, Flugzeuge und auch einen Lastwagen bauen konnte. Die Bögen, von Pawe gezeichnet, erwähnen, dass man sich die Achsen, Räder usw. im Handel besorgen solle, aber ich glaube mich erinnern zu können, in einem Nachkriegs-Katalog von Westfalia auch solche Teile gesehen zu haben. Eine gute Idee gibt es bei den MITROPA-Waggons. Dort werden die einzelnen Buchstaben des großen Schriftzuges mit der Laubsäge ausgeschnitten und dann etwa 2 mm herausstehend wieder eingeklebt. Der Zeichner (und Bastler) Pawe gab dann auch an, wie bestimmte Teile lackiert werden sollten.
Solche D-Zug-Waggons habe ich bereits mehrfach bei eBay gesehen. Ich habe zwar die Baupläne, aber ich muss beim Sammeln Grenzen ziehen, sonst wird alles zuviel. Ist schon jetzt ziemlich viel.
Und im Zusammenhang mit Holzbauten will ich nochmals die Bilder dieser Bahnhofshalle, die um 1938 vom Vater des Gideon Bachmann erbaut wurde (und bis nach Indien und Australien gereist ist und zurück) zeigen, weil sie einfach zu diesen Holz-, Papier-, Pappe- und Blechbahn-Eigenbauten gehört.
vielen Dank für Deinen tollen und ausführlichen Beitrag!
Du hast mich auch an einen Fehler erinnert: ich verwechsle oft Wollmann's Buch mit Hager's Buch, aber jetzt kann ich es korrigieren. Also die Sp1 Lokomotive, die ich hier früher gezeigt hatte, wurde nach dem Bauplan aus Hager's Buch gebaut und nicht nach Wollmann's, wie ich es dort falsch bestätigte. Entschuldigung!