Ich habe vor, endlich einmal selber ein H0-Modellhaus nach alter Manier (Pappe, Plastik-Accessoires) zu bauen. Anregungen finden sich hier ja einige. Und da es so was wie Bauhaus-Stil (nein, nicht der Baumarkt ;-) ) in der "Fertigmodellbahnhäuschenwelt" nicht zu geben scheint, wir aber in der Stadt einige schöne Gebäude aus der Zeit um 1930 und in dem Stil haben, war ein Projekt schnell gefunden.
Da ich nicht gerade zwei linke Hände habe, dachte ich mir, das wird schon kein Problem werden. Ich möchte dabei gerne auf vorhandene Zubehörteile zurückgreifen, wie fertige Kunststofffenster/-türen, die z.B. von der Firma Auhagen angeboten werden. Beispiele im Netz mit selbst ausgeschnittenen Papp-Fensterkreuzen überzeugen mich leider nicht (das sieht oft sehr dilettantisch aus). Um das vernünftig im H0-Maßstab zu bewältigen würde ich ewig brauchen – das Haus hat aber leider verdammt viele Fenster…
Als ich dann aber eine maßstäbliche Zeichnung angefangen habe, wurde mir schnell klar, dass so ein Einfamilienhaus in 1:87 plötzlich übergroß erscheint – so im Vergleich zu Faller und Co. Häuschen gleicher Klasse… Und siehe da, viele Gebäude im angeblichen H0-Maßstab sind umgerechnet fast immer nur bessere Hundehütten (Türen und Deckenhöhen mal gerade in H0-Preiserleingröße, Grundrisse um die 30qm, was gerade mal einem größeren Wohnzimmer entspricht, etc…).
Meine Theorie hat sich dann auch nach Erwerb erster Kunststoff-Fenstersätze erhärtet. Angeblich H0-taugliche Teile haben Ausmaße für Zwerge… Da sind Türen mit 87 malgenommen gerade mal 1,70 in der Höhe, Fenster reinste Schießscharte. Weicht man auf größere „Fabrikfenster“ aus, passt es auch wieder nicht für Wohngebäude, selbst wenn man sie nur „partiell“ verwenden würde. Ich finde einfach nichts, was ein normales viergeteiltes Fenster von 1,30 Meter in 1:87 darstellt.
Es drängt sich mir der Verdacht auf, dass der H0-Maßstab der Eisenbahnspur bewusst bei Bauten von den Herstellern „geschrumpft“ wurde – vermutlich um den geringen Platz auf den Anlagen nicht zu leichtsinnig zu verschwenden. Anders kann ich mir das nicht erklären. Umgerechnet komme ich eher auf "H0-Maßstäbe" zwischen 1:100 und 1:110 bei den meisten Gebäuden und erhältlichen Einzelteilen – oft sogar noch kleiner, schon eher TT. Ich frage mich nun, ob es überhaupt Sinn macht, ein Hausmodell in exakt 1:87 zu bauen, wenn es nachher so gar nicht zu den gängigen H0-Modellen passt? Ich denke, ich werde mich da an den Zeitgeist der Väter des H0-Modelleisenbahnhobbies angleichen und entsprechend "schrumpfen".
Hat vielleicht noch jemand Tipps für die Eigenerstellung von halbwegs gleichmäßig aussehenden Fensterkreuzen mit Rahmen? Finde leider auch dazu trotz Suche keinen Beitrag. Hatte schon mal dran gedacht, einfach welche auf Klarsichtfolie zu drucken – hätte man auch gleich die Verglasung erledigt…
das 1:87 darf man wohl nicht so wörtlich nehmen. Faller war schon immer sehr klein, das fiel mir als Kind auf, als die ersten Kibri-Modelle fertig waren und sich ins Stadtbild einpaßten. Später kamen dann Pola-Häuser aus der Meisterserie dazu, die im direkten Vergleich eher wie Behausungen für Riesen wirkten und die ganze Anlage erdrückten. Der Gesamteindruck ergibt sich aus mehr Faktoren als nur der nüchternen Rechnerei mit Maßstäben, man darf das nicht einfach linear kleinziehen.
Märklin selber schrieb auch in einem seiner Vorkriegskataloge z.B. bei der SK 800 oder HR 800 von 1:90.
Ich danke Euch für die Antworten! Das schöne Eigenbauhaus von Hans-Dieter (Schwelleheinz) hatte ich gefunden – nur wurde da mein „Maßstabsproblem“ nicht betrachtet.
Den Thread von Götz (schwabenwikinger) habe ich erst jetzt entdeckt (danke für den Link) – da hätte man natürlich anknüpfen können. Dort wird ja so einiges bestätigt, was ich bereits vermutet habe. Somit bin ich mir zumindest schon mal sicher, dass ich keinen Fehler gemacht habe, sondern die Häuser oft tatsächlich um einige Prozent gegenüber dem Sollmaßstab „geschrumpft“ wurden.
Ich denke, ich werde so vorgehen, dass ich von bereits passenden Kunststofffenstern ausgehend einen Maßstab ermittle. Der liegt bei denen die größentechnisch passen würden dann bei ca. 1:106, was ja auch in etwa den Ermittlungen von Götz bezüglich des tatsächlichen Maßstabes bei vielen H0-Häusern entspricht.
dass bei den Faller-Gebäuden der Maßstab 1:87 nicht zutrifft, und diese verkleinert sind, war schon in den 60er-Jahren kein Geheimnis und wurde damals u.a. von der Miba bemängelt, was aber den räumlichen Gegebenheiten sehr entgegen kam und sozusagen ohne Murren von den Modellbahnern akzeptiert wurde.
Ich würde sagen, dass die meisten "Häuschen" bzw. Gebäude sehr gut mit der Spur TT harmonieren, was sich aus eigener Erfahrung immer wieder bestätigt.
Der heutzutage um sich greifende Purismus bei der Maßstabgenauigkeit schadet dem stimmigen Erscheinungsbild leider sehr. Da werden kleinste eigentlich nicht mehr darstellbare Details überdemensioniert.
bezüglich der Massstäbe der Faller Modelle aus den fünfziger und 60er Jahren hat die Firma sich in den Faller Magazinen und Modellbaubroschüren klar geäußert. Es ging nicht darum, den Massstab 1:87 oder 1:90 einzuhalten. Vielmehr geht es um den Gesamteindruck der Anlage. Schaut Euch mal die alten Werksanlagen an. In vielen Fällen befindet sich der Hauptpunkt an der vorderen Anlagenkante, der Bahnhof. Dementsprechend sind die Gebäude in Gemischtbauweise wie z.B. Faller 124 (Stellwerk in Zementmanier) Faller 120 (Reiterstellwerk), Güterschuppen 153 und 154 sehr dicht am H0 Massstab.Nimmt man die Einfamilienhäuschen, so sind diese schon verkleinert, da diese oft im Mittelteil der Anlage plaziert wurden. Die Berghäuser gehen teilweise in den Bereich TT und N. Damit wurde eine sehr gute Tiefenwirkung erzielt, die uns heute noch begeistert. Ein gutes Beispiel ist die Hafenanlage (Märklin-Werksanlage) Mimmt man alles sklavisch im Masstab 1:87 wird der Platzbedarf gesprengt. Nehmt mal von Pola die Stadthäuser. Die kann man fast nur im vorderen Anlagenbereich einsetzen oder man hat Platzverhältnisse wie im Miniaturwunderland. Mit 2m Bahnhofslänge kommt man da nicht mehr aus. Entscheidend ist aus meiner Sicht, wo man die Häuser einsetzt. Wer es exakt braucht, sollte sich den Dammtorbahnhof von Trix zulegen, ein richtiger Klopper, wunderschön aber für viele nur als Diorama einsetzbar aufgrund der Dimensionen.
Du hast es noch mal auf den Punkt gebracht. Ich glaube, ich hab das jetzt verstanden.
Geahnte hatte ich es ja bereits, dass der Grund etwas mit der Größe der damals üblichen Anlagen zu tun hat (Platzprobleme). Das mit der Perspektive und "Tiefenwirkung" leuchtet auch ein (die sogenannten „Hintergrundmodelle“) und zeugt von überlegtem Handeln der Hersteller der damaligen Zeit, in der ein einheitlicher Maßstab sowieso Seltenheitswert hatte (siehe z.B. Faller AMS für H0 vs. Wiking-Autos). Mir ist auch klar, dass man sich als "Maßstabs- und Detailfetischist" besser erst gar nicht für "alte Modellbahnen" und zeitgemäßes Zubehör interessieren sollte. Das geht einfach nicht zusammen.
Trotzdem war es für mich wichtig, hier nochmal Klarheit und Bestätigung zu bekommen, dass ich mir das alles nicht nur einbilde. Daher allen Beteiligten noch einmal vielen Dank dafür!
Dass das heute immer mehr an Bedeutung verliert (das mit dem Platzmangel), zeigt sich eben an solchen Herstellern wie Pola, die auf maßstäbliche Modelle setzen. Heute muss es eben alles ganz genau und extrem detailliert sein. Mit gefällt aber der Charme der alten, unmaßstäblichen Modelle. Insofern, alles gut.
Hallo, wer exact masstäblich bauen möchte, ist doch bei 1:87 falsch, oder baut nur einen kleinen Ausschnitt der realen Welt nach, oder hat seeeehr viel Platz.
Der Mindestradíus beim Vorbild ist 200m, das entspricht einem Kreisdurchmesser von 4,59 Metern. Aber nicht für ICE & Co.
Hier ein Hardcopy aus Google Maps des Stuttgarter Fussballstadions mit Entfernungslegende.
Angenommen, dieser Mindestradius würde von uns Modellbahnern allen Unkenrufen zum Trotz nochmal halbiert, dann bekämen wir dieses Stadion mit einer darum kreisenden S-Bahn auf einer Anlage mit 2,20 x 2,50 m gerade so unter. Der daneben liegende S-Bahnhof ist fast nur zur Hälfte zu erkennen, misst aber umgerechnet im Modell dann locker 4 Meter. Auf dieser Fläche bauen wir i.d.R. ganze Städte, Bahnhöfe mit Betriebswerk und/oder Industriebetriebe auf. Ich erinnere mich daran, dass es früher einmal ein Fussballfeld (kein Stadion, eher Kreisliga-Bolzplatz) eines Modellhäuschenherstellers gab, mit Tribühnen und Fähnchen. Dieses "Stadion" mass m.W. so an die 50 cm in der Länge, was auch schon sehr unhandlich war, auf einer Modellbahn unterzubringen. Am Rande bemerkt: Man will auch nicht wirklich ein maßstäbliches Fussballfeld nachbilden, denn wer kann sich schon 40.000 Preiserlein leisten, um die Zuschauerränge zu bestücken? ;-) Wenn also ein Modellbahn-Zubehör-Hersteller seine Häuser verkaufen will, muss er nicht nur für eine stimmige Perspektive sorgen, sondern auch mit dem Platzbedarf geizen, denn je kleiner die benötigte Grundfläche, desto mehr Häuschen lassen sich an diejenigen (und das sind wir fast alle ;-)) mit den beengten Platzverhältnissen verkaufen. Das Argument mit den Bahnhofsbauten ist stichhaltig, denn diese stehen beim Vorbild auch in unmittelbarer Nähe zu den Zügen, und da schaut man dann auf die passenden Größenverhältnisse anders als bei bahnfremden und -fernen Gebäuden. Trotzdem ist es eine Herrausforderung für einen Großbahnhof in H0 (ICE-Halt), den optisch nach Hauptbahnhof aussehen zu lassen, wenn platzmäßig nur ein besseres Kiosk oder ein beschaulicher Dorf-Haltepunkt (Laufenmühle, Neuffen, ...) drin wären.
Häuslebau ist für H0-Heimanlagen - bei denen es ja meistens recht eng zugeht - ein recht schwieriges Unternehmen. Am besten plant man die Umsetzung eines Gebäudes im Modell passend zum Standort auf der Anlage.
Am schwierigsten sind Lokschuppen zu "schrumpfen", also gegenüber dem Nennmassstab in modellbahngerechte Grösse zu verwandeln. Wie oft sieht man die Kibri Realschule (die sehr deutlich kleiner als 1:87 ist) als "Lokleitung" (Bahnverwaltungsgebäude) neben dem Ringlokschuppen des gleichen Herstellers, da fällt sofort die Massstabsdiskrepanz auf.
Mein "erschreckend" gross ausgefallener französischer Bahnhof (eigentlich ein Dorfbahnhof) von Jouef würde fast alle Faller Häuschen in seiner Umgebung optisch regelrecht erdrücken. Demzufolge habe ich mein im Bau befindliches Bahnhofshotel (links am Bildrand) im Bereich um 1:90...95 dimensioniert.
Das im Hintergrund stehende kleine Fabrik-Gebäude, hier an einer anderen Anlagestelle placiert, ist dagegen schon eher 1:100 mit Tendenzen zu 1:105...110.
Hier mal ein Ausschnitt aus eíner alten Postkarte: Der (belgische) Bahnhof liegt in einem 90° Bogen mit ca. 530m Radius. Der grosse Gutshof (etwa in Bildmitte hinter den Gleisanlagen) müsste in H0 wenigstens 50 x 50 cm² Grundfläche bekommen!
Ich finde, hier sieht man sehr schön, wieviel Platz man in einer durchaus modellbahnartigen Landschaft für die massstäbliche Umsetzung selbst eines kleineren Bahnhofs benötigen würde. Die Kunst des Anlagenbaus ist deshalb der unauffällige Kompromiss!
Gruss von Axel
Neue Interimsanlage Märklin, digital mit 6021; Vorbilder u.a. SNCB, CFL, SNCF - außerdem interessiert an Trix Express u. Schiebetrix 1:180
jetzt bin auch ich schlauer ! Ich hatte vor ca 2 Jahren den Bausatz eines Karton-Modells eines nicht mehr existenten Nebenbahn-Bahnhofs bestellt...dieser wurde eigentlich nur in TT angeboten und auf meinen Wunsch hin in HO produziert...auch ich war sehr erstaunt über die Größe des Teils ! Ein Faller (HO) - Bf ähnlicher Bauart wirkt daneben wie ein Zwerg, tatsächlich ! Ich hatte mich lange über die >Dummheit< des Herstellers geärgert, nun muss Asche auf mein Haupt: ich bin der Dämliche...
Die Erfahrung, das da was nicht stimmt habe ich auch schon gemacht :-) Hatte mich vorher nicht informiert.... Ich hatte mir im letzten Winter in den Kopf gesetzt mein Elternhaus (leider nicht mehr in unserem Besitz) für meine zukünftige Eisenbahn nachzubauen. Die originalen Baupläne hatte ich ja noch.
Also schwups die Masse umgerechnet (natürlich blöderweise auf 1:87). Material besorgt. Und losgelegt.
bis mir dann, nach der Fertigstellung des Rohbaues auffiel, das das Haus viel zu groß geworden ist. Mhhhhh alles nachgerechnet und nachgemessen, stimmte alles. Ein Wicking auto geholt und in die Garage gefahren. Auch das passte, ich weiß noch das Papas Mercedes W123 so gerade eben in die Garage passte. Muß also doch stimmen. Bis ich auf diesen Fred hier gestossen bin... :-)
Also werde ich das dann nochmal bauen in 1:110.......... Da kann ich die gesammelten Erfahrungen einfließen lassen....
Zuerst 2 Bilder vom Original, habe gerade nur die zwei zur Hand: